RPWL - Trying To Kiss The Sun

 

 

Mit "Trying To Kiss The Sun" legen RPWL im Jahr 2002 ihre zweite CD vor. Sie enthält insgesamt 10 Titel und weist mit einer Spielzeit von 59:38 Minuten fast eine Stunde Musik auf. Die einzelnen Titel liegen zwischen 3:45 und 8:52 Minuten.

Seit ihrem Debütalbum "God Has Failed" hat es zwei Veränderungen in der Band gegeben. Der Bassist Chris Lang hat die Band verlassen (einige Sachen der neuen CD stammen aber noch von ihm). Als Ersatz ist Stephan Ebner zur Band gestoßen. Allerdings ist er kein Neuling, denn er wirkte bereits in der RPWL-Vorgängerband Violet District mit. Daneben ist der Keyboarder Andreas Wernthaler in die Band aufgenommen worden. Er unterstützte die RPWL bereits Ende 2000 bei Liveauftritten und ist jetzt festes Mitglied.

 

Doch was bringt uns die neue CD?

Sie beginnt mit dem Titelstück. Der Hörer wird mit - für die Band - ungewöhnlichen Gitarrenriffs und einem asiatischen Touch begrüßt. Der Titel ist sehr kraftvoll und bringt gleich frischen Wind in die Gehörgänge. Mag der Song anfangs etwas ungewöhnlich klingen, so geht er doch nach kurzer Zeit direkt ins Blut und setzt sich schnell im Ohr fest. Laut dem Sänger Yogi steht der Song für eine gewisse Aufbruchstimmung der Band.

Ab Titel zwei "Waiting For A Smile" sind wieder gewohntere Klänge zu hören. Es handelt sich dabei um einen sehr ruhigen und melodischen Song mit einem tollen Chorgesang. Der Instrumentalteil in der zweiten Hälfte des Liedes lässt Vergleiche zu den Veröffentlichungen von Genesis in den 70‘ern zu.

"I Don’t Know" beginnt zunächst mit Sitarklängen. Der Titel entwickelt sich schnell zu einem eingängigen, schönen Rocksong, der sofort ins Ohr geht. Zwischendrin weist er psychedelische Elemente auf. Leider endet mir der Titel ein wenig zu abrupt.

Mit Kaffehausgeräuschen, die in härtere Gitarrenklänge übergehen, kommt mit "Sugar For The Ape" ein Song, der aus dem Gesamtbild der CD etwas herausfällt. Dazu trägt auch Yogi’s Gesang bei, der mittels Megaphon aufgenommen wurde. Nach ca. zwei Minuten mischen sich aber wieder die für RPWL typischen warmen Melodielinien hinzu. Man muss sich erst an den Song gewöhnen. Wirkt er bei den ersten Durchläufen etwas störend, entwickelt er nach mehrfachem Hören seinen Reiz und weiß zu gefallen. Das RPWL bei diesem Song die Wut rausgelassen hat, kann man bei diesem härtesten Stück des Albums akustisch gut nachvollziehen.

Mit "Side By Side" wird es wieder ruhiger. Das Stück lädt zum Träumen ein. Beim Instrumentalteil, der mit Naturgeräuschen unterlegt ist, fühlt man sich auf eine Sommerwiese versetzt, auf der man im Gras liegend dem Treiben der Wolken am Himmel zusieht.

Auch der sechste Song "You" ist wieder ein verträumter Titel, der einen tollen Gitarrenpart aufweist. Es folgt mit "Tell Me Why" wieder ein Rocksong, bei dem man gut mitgehen kann. Danach bietet "Believe Me" die melancholische Seite der Band.

"Sunday Morning" ist ein langsamer Titel der meines Erachtens im Stil zwischen Pink Floyd und Alan Parsons anzusiedeln ist.

Mit dem längsten Titel der CD "Home Again" werden wir dann aus dem Album verabschiedet. Er beginnt mit Geräuschen und Babygebrabbel, welchem ein wirklich opulenter Sound folgt. Die Melodie beim Refrain nimmt für mich ungewohnte Wendungen (ich will die Melodie immer anders weiterführen) und einen unvorhergesehen Verlauf (kann ich schwer beschreiben), ist aber sehr ausgeklügelt. Ein toller Song.

RPWL nur mit anderen Bands zu vergleichen wäre unfair und wird ihnen auch nicht gerecht, obwohl es manchmal zur Orientierung beiträgt. Mit dem neuen Album setzen sie noch mal einen drauf. Meiner Meinung nach haben sie sich im Vergleich zum Vorgänger gesteigert und mittlerweile ihren eigenen Stil gefunden. Auch das absolut professionelle Booklet und die Covergestaltung gefällt. Wenn die nächsten Produktionen diesen Standard halten, bin ich überzeugt, dass RPWL noch groß rauskommen werden. Verdient haben sie es allemal.

Lange Zeit hat mich nicht mehr eine deutsche Band so überzeugt, wie sie es tun. Mit diesem neuen Album und dem Auftritt in der Essener Zeche Carl haben sie mit mir einen neuen Fan gewonnen. Wer sie auch live erlebt hat, wird mir zustimmen, dass sie die Musik perfekt - nicht steril - auf der Bühne umsetzen. Sollten sie wieder im Ruhrgebiet auftreten, werde ich wieder hinfahren. Auch euch kann ich mit gutem Gewissen empfehlen, sie euch live anzuschauen, wenn sie in euerer Nähe sind.

Zum Schluss noch der Hinweis, das sie es nach Erscheinen der CD schlagartig bis auf Platz zwei der Lesercharts in der Zeitschrift ECLIPSED geschafft haben. Das sagt doch wohl auch einiges aus.

Mein Fazit: Absolute Kaufempfehlung !!!!!!!!!!!!!!

Stephan Schelle, Juli 2002

R P W L