Live Dortmund 09.10.2010

Fotos: Madeline Schwarz und Stephan Schelle

    

Vier satte Monate hatte ich warten müssen (Berlin war mir leider nicht möglich), bis das nächste Konzert von Grobschnitt für mich wieder an der Reihe war. Nach den tollen Konzerten im Mai / Juni 2010 eine unglaublich lange Pause. So war die Vorfreude bei mir – wie bei vielen anderen – sehr groß.

Erster Pflichttermin des Tages war das Vorglühen im Strobels, einer Gaststätte direkt am Westfalenstadion und nur einen kurzen Fußmarsch von der Halle entfernt. Schon diesen Treffpunkt suchten unglaublich viele Fans auf und so hatte dieses Konzert wieder die außergewöhnliche Magie eines schönen Familientreffens. Auch wenn die Bedienung etwas überfordert war – was sich leider nach dem Konzert ebenfalls fortsetzte – so war die Location doch gut gewählt.

    

    

In der Halle angekommen wurde das Ausmaß des Besucherandrangs deutlich. Mehr als 2.000 Besucher zogen Grobschnitt in die Westfalenhalle an und keiner wurde enttäuscht, zumindest was die Musik und den Auftritt anbelangt. (Hier sei nur am Rande die schlechte Organisation an den Getränkeständen erwähnt.)

    

    

    

    

    

Das lokale Fernsehen zeigte ebenfalls großes Interesse und so war ein Kamerateam schon beim Soundcheck sowie in den ersten Momenten des Konzertes am Filmen. Aus dem Zuschauerraum war gut 15 Minuten vor dem Konzert auch zu erkennen, dass Willi, Milla und Manu zeitweise am Rand der Bühne im Scheinwerferlicht standen. Das Ergebnis ist ein sehr schöner Beitrag in der Dortmunder Lokalzeit des WDR, der live übertragen wurde. Zu sehen ist er auch im Internet über folgenden Link:

www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/2010/10/09/lokalzeit_dortmund.xml

    

    

     

    

    

Willi und Milla waren sichtlich von der gefüllten Halle angetan, was man an ihren Reaktionen bei der Einleitung zum Konzert ableiten konnte. Einen historischen Schlenker machte Willi, in dem er noch einmal das legendäre Rockpalast-Konzert aus Dezember 1978 beschrieb. Dort hatte sich die Band vor dem Auftritt mit den Veranstaltern und dem Fernsehteam heftig gefetzt. Aber das ist Geschichte und wird vielleicht an anderer Stelle noch mal erzählt.

                   

    

    

    

    

Wie bei den bisherigen Jubiläumskonzerten war das Set unverändert, was die Stücke, die im Repertoire waren, anging. Ansonsten hatten die Acht mal wieder an dem Arrangement bzw. an einigen Passagen gearbeitet. Alle – ohne Ausnahme – waren an diesem Abend hoch motiviert und gut aufgelegt. Willi hatte an einigen Stellen die Zügel fest im Griff, in dem er stellenweise wie ein Dirigent auf der Bühne agierte.

    

    

    

                   
Harro macht Nebel

    

    

Wie gut Willi drauf war zeigt seine Ansage, die er machte, als er und Manu sich gerade mit ihren „Laminatgitarren“ bestückten. Laut rief er in den Saal: „Wollt ihr Rock’n’Roll?“, dem das Publikum eine lautes „Jaaahhh“ entgegenschmetterte. Darauf Willi nur ganz cool: „Dann wird das für einige für euch jetzt ziemliche scheiße“. Denn es folgte das Instrumentalstück „Silent Movie“, das ja bekanntlich zu den ruhigen, fest meditativen Stücken zählt.

    

     

    

    

    

Man kann eigentlich keinen aus der Gruppe herausnehmen, denn sie waren alle einfach nur gut. Und trotzdem möchte ich erwähnen, dass mich gerade wieder das Zeitfenster, das die Band in der „Sonnentanz“-Version von „Solar Music“ öffnete, besonders mitgenommen hat. Deva Tattva hatte an diesem Abend unglaublich tolle Sounds in den Song eingewoben. Für mich klang das nicht nur nach Grobschnitt, es hatte gar einen Ansatz von Ken Hensley’s (ex-Uriah Heep) Spielart, die sich perfekt in den Track einfügte.

    

    

    

    

    

Für kleine negative Punkte bei den Konzerten sorgen immer wieder Besucher (meines Erachtens immer welche die erstmals wieder bei einem Grobschnitt-Konzert sind und sich hervortun wollen), die dann in einer Passage irgendwelches dummes Zeug in den Saal rufen. So auch dieses mal bei der ruhigen Eröffnung des Zeitfensters im „Sonnentanz“. Willi spielt hierbei einen Part auf der Akustikgitarre, der als Einstieg in den 70'er Part von „Solar Music“ einleitet und der in Dortmund um einen neuen Anfang erweitert wurde. Noch bevor er in dieser recht ruhigen, schwebenden Eröffnung loslegen kann, ruft jemand „langweilig“ in den Raum. Es zeugt von seinem Können, das er sich in keinster Weise von derartigen Störungen beeindrucken lässt, denn er spielte seinen Part in gewohnter Perfektion.

    

    

    

    

    

Nach dem Konzert – die Ordner waren recht uncool und schmissen uns und die Musiker, die sich wie gewohnt unters Volk mischten - ziemlich schnell aus der Halle. Also war das Nachglühen im schon bewährten Strobels angesagt. Die Zahl der Nachtschwärmer war für diese Uhrzeit recht groß (Milla, Manu und Tati waren in Begleitung ihrer Partner auch noch auf einen Sprung ins Strobels gekommen) und auch die Verweildauer konnte sich sehen lassen, denn auch dort blieb ein harter Kern bis die Angestellten Feierabend machen wollten.

    

    

    

    

    

Fazit: Grobschnitt-Konzerte sind wesentlich mehr als einfache Rockveranstaltungen. Für mich – wie für viele andere - bedeutet es ein Lebensgefühl und eine Leidenschaft zur Musik, die Band und Fanumfeld gemeinsam miteinander teilen. Ich bin bei vielen Konzerten und auch in einigen Fankreisen unterwegs gewesen, aber was sich im Umfeld von Grobschnitt abspielt, ist unerreicht. Harald Stimpel hat es in der Grobschrift Nummer 6 bei seinem Bericht zum Lendringser Konzert sehr schön ausgedrückt. Dem kann man nichts mehr hinzufügen.

    

    

    

    

    

    

    

    

    

    

    

Stephan Schelle, 12.10.2010