Grobschnitt live
Volkshalle Menden-Lendringsen, 15.05.2010


    

    

    

Menden-Lendringsen bedeutet für Grobschnitt von je her ein Heimspiel und das nicht nur weil die Hagener es nicht weit nach Hause haben. In den 70’er und 80’er Jahren hat sich die Band in der Schützenhalle des Lendringser Stadtteils Hüingsen auf die Tourneen vorbereitet. Dort fanden dann nach mehrwöchiger Probe auch immer die Auftaktkonzerte statt. Willi, der in den Eingangsworten zu Beginn des Konzertes an das 40jährige Bandbestehen erinnerte, das die Gruppe 2010 mit zehn Konzerten feiert, meinte dann auch, das er sich an die Kinder, die um die Halle stromerten lebhaft erinnern kann. Die hätten sich damals immer gefragt, was diese alten Männer da denn so trieben. Einer von den damaligen Jugendlichen war Ralf Dreger, der heute eine Vielzahl von Aufgaben für die Band übernimmt.

    

    

    

In Willis Eröffnungsrede begrüßte er auch zwei Besucher, die extra aus Singapur zum Konzert gekommen waren, sowie einen treuen Fan von der Isle Of Man. Aber auch die zahlreichen Gäste aus dem nahen Ausland und dem ganzen Bundesgebiet hieß er herzlich willkommen um mit ihnen das dritte Konzert der 40-Jahre-Jubiläustour zu zelebrieren. Nach 2008 machte die Band somit zum zweiten Mal während ihrer Next Party-Reihe Halt in der Volkshalle von Menden-Lendringsen.

     

    

    

Milla übernahm das Mikro und erklärte in einigen Sätzen die Geschichte des einzigartigen Rockmärchens „Rockpommel’s Land“, das den ersten Teil der Show darstellte. Eine Stunde konzentrierte Arbeit stand den Musikern nun bevor, denn das Konzeptwerk aus dem Jahr 1977, das sehr komplex angelegt ist, wurde in einem Stück, ohne Unterbrechungen gespielt.

    

    

     

Ich werde mich gar nicht mit vielen Worten aufhalten, denn es war wieder ein Hochgenuss die neue Version mit den Intro’s „Behind“ und „Before“ sowie den neuen Passagen zu erleben. Die Stoney’s waren wieder sensationell. Da ist Gänsehaut garantiert, wenn sie auf die Bühne stolzieren und dann ihren Tanz absolvieren. Und die acht ließen sich auch nicht von diversen technischen Problemen irritieren, als während des Stückes mal eben ein Kabel gewechselt werden mussten. Das ist besonders bemerkenswert, da alle – aufgrund des komplexen Arrangements - bei diesem Stück über sich hinauswachsen müssen und jede Ablenkung stört (wie Milla nach dem Konzert erklärte). Diese Panne machte sich durch ein lautes, knallartiges Störgeräusch bemerkbar, bei dem alle im Saal erstmal zusammenzuckten. Die Band ließ sich davon aber nicht aus dem Takt bringen, sondern arbeitet höchst konzentriert weiter.

    

    

                   

    

Kleinere Verzögerungen beim Timing ließen sie sich auch kaum anmerken, so konnten die Autoräder beim Crash nicht fliegen und Demian hatte sein Hemd bei der Szene, in der er als Ernie trommelnd auf die Bühne kommt falsch herum an und die rote Mütze fehlte. Das macht diese Truppe aber so liebenswert, dass sie trotz alledem einen tollen Gig hinlegen und dabei auch den Spaß nicht verlieren.

    

     

    

                   

    

Dieser erste Konzertteil löste mehrfach Zwischenapplaus aus, in dem sich die Begeisterung des Publikums widerspiegelte. Grobschnitt ist eben ein Lebensgefühl, das man nicht beschreiben kann. Und dieses Gefühl wurde nicht nur beim Konzert, sondern auch schon beim traditionellen Vorglühen und bei der After-Show-Party, bei dem übrigens die Hälfte der Band anwesend war, gefeiert.

    

    

                   

    

Der zweite Teil begann dann – nach einer Pause - so, wie das „alte“ (seit 2007 laufende) Programm eingeläutet wurde, nämlich mit dem Stück „Razzia“. Allerdings wurde es nicht ausgespielt, sondern in einem Medley zusammen mit „Illegal“ und „Mary Green“ aufgeführt. Wem das jetzt komisch vorkommt, dem kann ich nur sagen, dass diese Kombination hervorragend funktioniert. Bei „Mary Green“ war die Showeinlage mit dem grünen Haschgewächs ausgebaut worden, denn dieses kam mit „Mary Green“ einer Spielzeuggitarre auf die Bühne und lieferte sich einen Showkampf mit Nuki und Milla an der Gitarre.

    

    

     

    

     

    

Dann eine kurze Verschnaufpause, in der mit „Silent Movie“ sanftere Klänge angestoßen wurden. Willi meinte zum Publikum nur, er würde kaum Luft zum atmen bekommen, das Publikum sollte doch einen kurzen Moment – so ca. anderthalb Stunden – mal eben die Luft anhalten. Dann durfte das mittlerweile zum Livekracher empor gestiegene „Könige der Welt“ nicht fehlen und auch die Pflichtnummer „Solar Music“, das die Band in der „Sonnentanz“-Version aufführt stand wie gewohnt auf dem Programm. Die neue Version hatte aber einige Besonderheiten zu bieten. Neben veränderten Soli (Nuki legte ein mitreißendes Solo hin) war es vor allem das Zeitfenster, das die Band in der Mitte des Stückes öffnete, das wohl keinen im Saal unberührt ließ.

    

     

                   

    

    

Als die Textzeile „… und halten die Zeit einfach an“ gesungen war, kam sonst immer das intensive Drum- und Perkussion-Feuerwerk, das Rolf und Demian entfachten. Doch in der Jubiläumsversion änderte sich an dieser Stelle schlagartig die Stimmung und die Band fügte einen mehrminütigen Teil ein, der aus der so heiß geliebten „Solar Music“-Version aus den 70’ern stammte. Die Gänsehäute schossen hundertfach in die Höhe und Grobschnitt schafften es tatsächlich den Spirit der 70’er wieder aufleben zu lassen. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle Tatti, der an seinen Keyboards eine Stimmung zauberte, die mir Volker „Myst“ Kahrs schlagartig vor meinem geistigen Auge auf die Bühne zauberte. Nach dem dieser Part beendet war, ging es durch ein Wurmloch wieder zurück ins Jahr 2010 und es schloss sich ein druckvolles Perkussionsolo von Rolf und Demian an. Bewegende Momente in einem Energie geladenen Stück, Hut ab!!!!

    

    

     

    

                   

    

Danach war der offizielle Teil der Show beendet und es folgten noch die Vorstellung der Band (zu einem Auszug von „Powerplay“) und das Finale von der 70’er-Jahre „Solar Music“-Version, bei dem der Wikinger mit einem brennenden Leuchter (früher war es ein Kreuz) auf die Bühne kommt. Dann waren drei Stunden vergangen und Band und Zuschauer geplättet. Zurück blieb aber – wie immer – ein zufriedenes Gefühl und die Gewissheit, „Die Next Party geht weiter!!!“. Diese Feier gehört 2010 definitiv zum Pflichtprogramm eines jeden Rokfans.

     

         

     

    

    

    

    

    

Setlist

Teil 1

Rockpommel’s Land
a) Behind
b) Before
c) Ernie’s Reise
d) Severity Town
e) Anywhere
f) Stoney Dance
g) Rockpommel’s Land

Teil 2

Medley: Razzia / Illegal / Mary Green
Silent Movie
Könige der Welt
Sonnentanz

Zugaben

Auszug aus Powerplay
Solar Music Finale (mit dem Wikinger)

Stephan Schelle, 16.05.2010

 

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