Interview aus dem Sommerkatalog von Nautilus-Records

 

Das nachstehende Interview hat Martin Ludwig (Inhaber von Nautilus-Records und Mitglied der Band Nautilus) geführt. Wer mehr über die Band Nautilus wissen möchte (Eroc hat bei einigen Stücken mitgewirkt und remastert), der kann sich das Interview mit Nautilus unter www.stephan-schelle.de/emu/musiker.htm ansehen.

Teil 1

MARTIN: "Fangen wir doch gleich mal mit einer Frage an, die die Grobschnitt-Fans aktuell wohl am meisten interessiert: Wann kommt die "Story 3" heraus und was kann man darauf erwarten?"

EROC: "Im Prinzip kann ich dir schon Sachen vorspielen, die fertig sind – die hab ich schon hier. Eigentlich hab ich sogar mehr fertig, als ich für `ne Doppel-CD brauche und dank gewisser neuer Techniken konnte ich also Aufnahmen bis zurück zu 1970 derartig gut restaurieren, daß wirklich die Schnürsenkel senkrecht stehen, wenn du das hörst. Es klingt also so gut, als wär´s heute aufgenommen. Klingt besser als alles, was jemals von Grobschnitt rausgekommen ist. Ich hab´s auch alten Grobschnitt-Mitgliedern vorgespielt, z.B. dem Felix, der früher der zweite Schlagzeuger war und der ist dermaßen vom Stuhl gefallen und sagt "wie kann man aus so alten Aufnahmen noch soviel rausholen – ist ja wunderbar, was wir damals mit zwei Trommlern gemacht haben". Es gibt aber einen anderen Punkt und zwar ist einer in der Band der dieser ganzen "Grobschnitt-Story" - Reihe gegenüber ein bißchen skeptisch ist - um nicht zu sagen – der es eigentlich lieber hätte, wenn das nicht erscheinen würde. Und dieser eine, wenn ich ihn beim Namen nennen darf, heißt Lupo (Grobschnitt-Mitbegründer, Manager und Gitarrist). Er fühlt sich ein bißchen übergangen, dadurch, daß ich die Sachen veröffentliche, obwohl ich ihn eigentlich nicht übergangen habe. Ich habe ihm sogar bei der "Story 2" alle möglichen Cover-Entwürfe und auch das komplette Audio-Material vorgelegt, bevor es fertig war, aber er hatte immer keine Zeit dafür und wußte auch nicht, was er damit anfangen sollte. Irgendwie hat er dann doch nicht mitgearbeitet. Aber er hat jetzt wieder mal irgendwie verlauten lassen "so etwas wird es nie wieder geben" . Und für mich ist jetzt der Punkt gekommen: entweder ich einige mich mit ihm oder ich setze mich rigoros darüber hinweg und mache es trotzdem weiter, denn ich halte es für wichtig – für die Fans und für die Leute und auch für die künftigen Generationen und habe da überhaupt kein Interesse mehr, irgendwelche "Grobschnitt-Rechte" und "ehemalige Bandrechte" und "ehemalige Hierarchien" in Frage zu stellen, das ist mir völlig scheißegal. Die Sachen sind so gut, daß jedes Stück von Grobschnitt, das heute rauskommt und noch nicht veröffentlicht wurde, purer Goldstaub ist – auch angesichts der zeitgenössischen Musikszene im Moment."

MARTIN: "Kannst du dir erklären, warum sich Lupo so sehr dagegen sträubt ?"

EROC: "Das müßte man ihn fragen. Also ich kann mir vorstellen, ohne ihm zu nahe treten zu wollen, daß er es vielleicht anders präsentieren möchte, aber ich weiß nicht wie man z.B. Story 1 oder 2 anders oder besser machen sollte - klanglich geht´s wohl kaum besser. Gut – es steht ein bißchen viel EROC drauf, hat er mir mal gesagt, aber, verdammt nochmal, ich habe die Aufnahmen damals gemacht und ich habe diesen ganzen Scheiß restauriert und zusammengestellt und jeden Kratzer und Knackser und Rauscher rausgerechnet und rausgefiltert und ich habe ja auch früher schließlich die Aufnahmen für die Bühnenshow und für die Alben zusammensgestellt und mitgemischt und zusammengebaut und die gesamte Aufnahmetechnik von "Illegal", "Razzia" und "Volle Molle" hab ich ja alles im Alleingang gemacht – warum soll ich denn dann heute diese Zusammenstellung nicht machen.

Natürlich könnten alle mitreden. Aber.....dazu sei an dieser Stelle einmal gesagt, daß ich z.B. für die "Grobschnitt-Story 2" den Toni Moff Mollo (langjähriger Roadie und "Gagman" sowie Lichtmixer und ab 1979 auch Sänger) mehrere Male kontaktiert und mehrere Male angerufen und angeschrieben habe und gesagt habe "Mensch Toni, komm vorbei. Laß uns den besten "Salzmann" (Showeinlage bei "Illegal-Tour 1981) raussuchen, laß uns die beste "Ernie-Show" raussuchen. Das macht einen tierischen Spaß in diesen alten Erinnerungen zu wühlen." Ja – er hat sich gar nicht gemeldet. Und ich habe auch die Band, als die "Grobschnitt-Story 2" herausgekommen ist geshlossen angeschrieben, jedem eine geschickt, mit der kleinen Aufforderung "Mensch, laßt uns doch mal treffen." Es gibt soviel gutes Archivmaterial auf der einen Seite und es gibt auf der anderen Seite ein weltbekanntes Studio inzwischen in Hagen, wo ich Teilhaber bin - jetzt muß man sagen war - wo man einfach mal reingehn könnte, einfach nur mal aus Spaß eine Jam-Session machen oder zwei, drei Titel aufnehmen,nur so zum Spaß für die "Grobschnitt-Story", um den Fans zu zeigen "hey, wir leben noch. Wir könnten noch, wenn wir wollten". Das würde vielen die Tränen in die Augen treiben vor Freude. Tja, es hat sich kaum einer gemeldet auf diesen Brief, außer dem Keyboarder Mist, der sagte "mach ich sofort" und dem ehemaligen Bassisten Milla Kapolke, der sagte "tolle Idee, ich wär sofort mit dabei" und der alte Bassist Hunter der auch sagte "klasse, wenn da irgendwas gemacht wird, dann komme ich". Die drei haben sich gemeldet Lupo hat sich nicht gemeldet, Wildschwein hat sich nicht gemeldet,Toni hat sich nicht gemeldet und da kann ich nur sagen, warum soll ich diese Leute dann auch involvieren, wenn ich so eine Story zusammenstelle. Das gäbe dann nur ein Hin und Her, der eine will so, der andere will so und der dritte so und schließlich wird doch nur das gemacht, was ich mache, weil nur ich überblicken kann, was technisch möglich ist und was nicht."

MARTIN: "Na ja, EROC, Mist und Hunter - wäre ja auch ganz nett gewesen...."

EROC: "Im Prinzip richtig und im Prinzip auch immer noch durchführbar, denn Volker ist ja Keyboarder, ich am Schlagzeug und einen Bassisten – da könnte man schon einige Stücke zustande bringen. Ich denke da z.B. an meinen alten Titel "Tontillon", wo ja auch genau diese drei Leute - Hunter, Mist und ich - zusammen gejammt haben. Also, Musikalität wäre da schon vorhanden, aber es wäre nicht Grobschnitt und es wäre auch keine Revival-Session und es wäre auch für die "Grobschnitt-Story" irgendwie nur – ja, eine Puppe mit einem Bein und einem Arm und das ist nicht das, was mir vorschwebt. Dann gehe ich lieber in den Konservenkeller und bringe Sachen heraus, wo alle mitspielen, die aber auch so interessant sind,die noch keiner gehört hat, das man sie auch noch rausbringen kann."

MARTIN: "Du hast bereits den zweiten Schlagzeuger erwähnt,der bei der ersten Grobschnitt-LP 1972 dabei war.Wieso wurde die Idee mit zwei Schlagzeugern dann wieder verworfen ?"

EROC: "Grobschnitt ist ja entstanden aus der ehemaligen "Crew", die sich getrennt hat und dann später zu Teilen wieder zusammengefunden hat. Zwei Bands haben sich zusammengeschlossen: die "Charing Cross", das waren Lupo, Bär und der Schlagzeuger Felix – das war ein Drei-Mann-Trio - und meine Band, genannt "Wutpickel", das waren Wildschwein, ich und ein Geiger, glaube ich. Die haben sich zu "Grobschnitt" zusammengeschlossen und da waren dann halt zwei Schlagzeuger da und wir fanden das putzig und das ging auch richtig gut los – ich denke auf "Grobschnitt-Story 3" wird man das mehr denn je hören. Aber, wir sind dann ins Studio gegangen für die erste LP. Die Metronome hatte uns damals unter Vertrag genommen, 1971. Die LP wurde aufgenommen, produziert wurde sie von Frank Mille, dem späten Gitarrist der Rattles, der sich in Sachen Studio also auskannte und aufgenommen von Conny Plank. Als da Album fertig war und auch schon so ein bißchen rezensiert wurde, da sagte uns der Produzent Frank Mille "Leute, ihr mit euren zwei Schlagzeugern, das ist zwar ganz putzig, aber alles so schwerfällig. Also in Hamburg gibt´s Bands, die sind mit einem Schlagzeuger fünf Klassen besser als ihr". Da wurde ein Kriegsrat abgehalten und dann wurde der zweite Schlagzeuger quasi gegangen. Was ich persönlich unheimlich traurig fand, weil ich hab mich gut mit ihm vestanden, aber im Sinne des weiteren, des schnelleren Fortkommens der Band, war man damals der Ansicht, daß eben zwei Schlagzeuger bremsen würden. Man hätte dann immer nur diesen Trommel-Klopfstil a la Santana drauf, den wir ja damals favorisierten, man hat viel mehr Bühnen- und auch Studioaufwand mit zwei Schlagzeugern. Man war der Meinung, es würde einengen. Das war nicht unbedingt meine Meinung, aber andere in der Band sprachen sich also sehr dafür aus, daß ein Schlagzeuger gehen mußte und dann wurde rigoros gefragt "wer bringt der Band mehr?" Nun ja, der Felix war am Schagzeug nicht schlechter als ich, aber ich hatte nun mal auch die Technik auf meiner Seite, mit Tonbandgeräten und diese ganzen Showsachen – das habe ich ja damals schon gemacht – und dann haben die Jungs eben beschlossen, daß der Felix gehen sollte. Was für mich im Nachhinein eine falsche Entscheidung war, denn Grobschnitt hätte auch mit zwei Drummern nicht nur genausogut, sondern vielleicht sogar origineller sein können."

MARTIN: "Das hört man ja auch auf dem Bonus-Track der CD-Ausgabe des Debutalbums...."

(knapp 30 minütiger Live-Mitschnitt von 1971)

EROC: "Richtig. Und genau diesen Bonus-Track würde ich auf der "Story 3" in einer Studioaufnahme noch einmal bringen, die wesentlich kürzer ist – auch mit Drumsolo, aber nicht so lang, aber noch viel mehr abgeht. Wo du wirklich hörst, daß diese beiden Drummer zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon richtige Jazz-Drummer waren."

MARTIN: "Wird denn auch eine Version von "Solar Music" auf "Story 3" enthalten sein ?"

EROC: "Es gibt viele Versionen von "Solar Music", die ich gerne herausbringen würde. Viele davon sind eigentlich nur für ganz eingefleischte Fans unterschiedlich, aber es gibt natürlich aus verschiedenen Decaden welche, die immer noch interessant sind. Ich habe mir einen ausgekuckt aus Warburg in Westfalen, der von der Aufnahmequalität wesentlich besser ist als "Solar music live"."

MARTIN: "Aus welchem Jahr ?"

EROC: "1978, als Hunter noch am Bass spielte. Also quasi die Version, die man auch von der "Solar music live"-LP kennt, nur eben lebendiger. Man hört mehr, daß Leute dabei sind, daß die Band Spielfreude hat. Das ist eine 55-Minuten-Version und die Band fetzt ab wie Hölle. Das ist eine Version, die hat mir schon immer, über die vielen langen Jahre hinweg gut gefallen und die habe ich jetzt mal technisch bearbeitet und ich denke, das ist ein absolutes Bonbon für die Leute, weil mich auch schon viele darauf angesprochen haben und gesagt haben "Bring doch mal, wenn du wieder so etwas herausbringst, etwas aus der Zeit um `78, als noch Hunter am Bass war. Da hatte "Solar Music" wohl für die meisten Leute die größte Faszination."

MARTIN: "Wird diese Version an einem Stück oder häppchenweise präsentiert ?"

EROC: "Die kommt an einem Stück. Es fängt an mit dem "Banana boat"-Song, so wie wir damals vor Solar-Music unsere Gags gemacht haben, das ist lückenlos incl. Zugabe. Da wird nichts geschnitten, nichts herausgenommen, so daß sich die Leute ihre CD auflegenm können, eine ganze Stunde lang die Augen schließen können und meinen, sie wären noch mal mit dabei."

MARTIN: "Was ich schon immer mal wissen wollte, was bedeutet eigentlich der Text von "Remscheid" (LP "Razzia",1982) ?"

EROC: "Ja, da mußt du demnächst mal Radio Remscheid hören. Die kommen nächsten Samstag zum Interview und werden wahrscheinlich genau die gleiche Frage stellen.

Also, das stammt aus der Zeit, wo die Alkoholvernichtungsabteilung bei Grobschnitt in ihren besten Jahren war. Da gibt es einen Ortsteil in Hagen, der heißt Boelerheide. Man erinnere sich – "EROC 2" "Toni geht nach Boelerheide", der hat da nämlich gewohnt – und es gibt einen Stadtteil, der heißt Altenhagen und dort war die Stammkneipe von Toni, Wildschwein und vielleicht noch Hunter. Und dann sind die oft nach Altenhagen runter und haben sich dort einen gemütlichen Abend gemacht. Und nach Boelerheide kann man laufen, das sind zwei, drei Kilometer Da geht eine Straße immer gerade an der Bahn entlang. Immer geradeaus. Da gehst du immer nur und irgendwann kommt ´ne Kreuzung, da geht´s bergauf nach Boelerheide. Und diese lange Straße sind die da nachts um 3 marschiert – etwas angeheitert – und haben die Straße die "Rollbahn" getauft, weil da muß man immer nur geradeaus rollen, da kommt man schon nach Hause. Das war halt die Rollbahn, die in dem Lied vorkommt. Und der zweite Pol der Geschichte ist ein Auftritt - ich weiß nicht ob es Solingen war oder Hückeswagen oder irgendein Kaff da im Bergischen. Da haben wir einen Gig gemacht und wollten nachts ins Hotel – und haben das Hotel nicht gefunden. Da sind wir also durch die Stadt gelaufen und das einzige was wir gefunden haben, waren überall Schilder nach Remscheid und dann hieß es irgendwie "Hömma, wo ist denn dieses Hotel ?" "Ja, Remscheid. Remscheid ist nicht weit. Fünf Kilometer". Da war der Satz geboren: "Remscheid ist nicht weit". Und dann sagte Wildschwein irgendwann "Mensch, es ist schon drei Uhr. Jetzt müßte ich eigentlich auf der Rollbahn sein und nach Hause gehen. Und jetzt bin ich hier und seh´ immer nur ´Remscheid`." Da hatte ich schon in meinem Kopf drin: "Und du stehst auf der Rollbahn und du weißt, Remscheid ist nicht weit." Das war die Stimmung und das Stück gibt genau die Stimmung wieder, wenn man nachts besoffen auf ´ner einsamen Straße steht und nicht mehr weiß, wo man hin soll.

Und das lustige an dieser Geschichte ist: ich bin irgendwann mal in Norwegen gewesen, schon sehr weit oben Richtung Polarkreis und da fuhr vor mir ein Auto. Da saß eine Oma drin und das Auto war aus Remscheid. Und ich hatte ja damals meinen wilden Bus und die Norweger fahren ja ziemlich langsam – alle so 80 – und ich wollte endlich auf den Campingplatz kommen, hatte da die Hütte schon gebucht und dann hab ich die Oma in der Kurve mit einem fürchterlichen Karacho überholt und dachte mir noch "was die wohl hier macht".

Und dann kamen wir beim Campingplatz an und wurden von unseren Bekannten begrüßt und nach so zehn Minuten kam auf einmal der Remscheider Wagen auf den Hof und dann stieg diese ältere Dame aus. Eine würdige alte Dame mit weißen Haaren. Sie ging auch auf unseren Bekannten zu, kannte ihn auch und sagt dann zu mir: "Sie haben mich doch vorhin so schneidig überholt" und ich sag "Ja, ich wollte schnell auf den Campingplatz, weil ich mußte dringend aufs Clo". Und dann haben wir uns noch schön unterhalten und die Remscheider Dame immer wieder getroffen auf diesem Campingplatz, auch mal ´nen Kaffee zusammengetrunken. Und bevor sie abreiste sagte sie noch "das war ja so schön gewesen und hätte so einen Spaß gemacht. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder". Als wir wieder zuhause waren, kam dann plötzlich ein kleiner, dicker Umschlag mit Absender "Remscheid". Ich dachte: "Was ist das denn?" Da schickte uns die Frau ein paar Fotos, ein Maßband mit Aufdruck "Remscheid", dann noch ein Schlüsselanhängerchen und mit "schönen Gruß für die schönen Tage der Mittsommernacht in Norwegen. Herzlichst, ihre Frau Ursula Gascheh, Bürgermeisterin der Stadt Remscheid". Da fiel mir der Unterkiefer runter. Ich hab mich dann artig per Brief bedankt und ihr die CD mit "Remscheid" geschickt. So spielt das Leben."

MARTIN: "Hat sie da nochmal darauf reagiert ?"

EROC: "Ja, irgendwie hat sie sich auch bedankt, für "die schöne Musik" und so. Aber ich habe sie dann doch in Norwegen nie wieder gesehen, weil irgendwie waren wir auch lange Zeit nicht da oben. Ich weiß auch nicht ob die noch Bürgermeisterin ist, das ist ja schon zehn, zwölf Jahre her. Aber das war wirklich ein Zufall, da kann man schon nicht mehr von Zufall sprechen."

MARTIN: "Nun eine Frage zum Album "Jumbo". Wer hatte denn die Idee mit der deutschen Version und warum habt ihr überhaupt eine gemacht ?"

EROC: "Die Idee kam, soviel ich weiß, von der Plattenfirma. Irgendjemand dort sagte: "Macht doch mal deutsche Sachen". Wir hatten ja eigentlich auch immer schon deutsche Sachen gemacht. Wir hatten bei Grobschnitt ja z.B. den "Ölberg" (LP "Grobschnitt", 1972). Das ist ja ein "Schauspiel" gewesen in deutsch und die Ansagen waren in deutsch und die Gags waren alle in deutsch und irgendwie sagte dann jemand: "Mensch, ihr macht doch soviel Klamauk in deutsch, damm müßt ihr doch mal ein deutsches Lied machen. Ich weiß nicht, welche Band es damals schon gab, die so rockig deutsch war – ich will jetzt nicht auf Ougenweide hinaus oder so. In dieser Zeit gab es welche, die haben deutsch gesungen – ich meine jetzt keine DDR-Band."

MARTIN: "Novalis ?"

EROC: "Genau. Daher kommt´s auch. Der Hartwig Biereichel, der Schlagzeuger von Novalis, war damals bei Metronome und war unser Labelmanager. Und der hat´s dann wahrscheinlich mal rübergebracht in so einem Gespräch. Und dann fiel mir natürlich die undankbare Aufgabe zu, da ich ja auch damals Texter war, diese Sachen in deutsch umzuschreiben und dann haben wir einfach mal gesagt: "Okay, wir machen die "Jumbo"-Texte jetzt mal in deutsch und kucken mal, wie das kommt". Ja, Vater Schmidt und der künstliche Wald und so – dem Wildschwein hat das zuerst gar nicht gefallen, der fand das irgendwie peinlich, deutsch zu singen. Aber wir haben´s dann doch irgendwie durchgezogen, mit viel Lachen – Mist hat auch ein paar deutsche Texte geschrieben, worüber man sich im Studio sehr lustig machte - weil, deutsch – es ist schwer, wenn man anspruchsvolle Texte schreiben will. Es ist keine schöne Sprache für Rock-Texte. Dann haben wir´s einfach gemacht, die Playbacks von Jumbo genommen, nochmal deutsch draufgesungen und haben das Ding parallel rausgebracht. Irgendwie lief das so nebenher. Es war nicht das erklärte Ziel, bei Deutsch zu bleiben. Erst später wieder, bei "Illegal" und "Razzia", als die Neue Deutsche Welle uns zeigte wo´s lang geht mit deutschen Texten. Da haben wir dann gesagt: "Können wir auch. Haben wir doch auch schon mal gemacht. Machen wir nochmal". Es war immer so ein Zwiespalt. Wildschwein konnte besser Englisch singen, obwohl er gar kein Englisch konnte. Aber da konnte er sich irgendwie auch ein bißchen dahinter verstecken, denn einen deutschen Text zu singen auf der Bühne... das versteht jeder. Da muß man schon was singen, was Hand und Fuß hat, weil dich dann hinterher auch die Presse auseinandernimmt dementsprechend. Die wollen ja in Deutschland immer wissen: "Warum singst du das so und worüber singst du und was hast du dir dabei gedacht als du das geschrieben hast?" Und das wird dann peinlich, wenn der Sänger sagt: "Ich hab´ den Text aber nicht geschrieben, den schreibt unser Drummer oder unser Keyboarder. Ich sing den nur" . Deswegen hat man das Deutsche bei Grobschnitt wieder etwas unter den Tisch gekehrt."

MARTIN: "Welche Version von "Jumbo" war denn dann im Endeffekt erfolgreicher. Die deutsche oder die englische ?"

EROC: "Die englische. Kam natürlich auch daher, weil sie etwa ein halbes Jahr eher herausgekommen ist. Die englische hat etwa bis 50000, die deutsche bis zu 20000 verkauft."

MARTIN: "Einen deutschen Text habt ihr ja bereits vor "Jumbo" gemacht und zwar für eine Grand-Prix-Bewerbung."

EROC: "Ja, richtig. "Sonnenflug" (siehe "Story 2") gab´s ja erst in Englisch – "Snowflakes" hieß das ( aber erst 1980 als Live-Version auf "Volle Molle" veröffentlicht). Das war auch wieder einer von der Plattenfirma, der sagte: "Mensch, ihr könnt doch auch mal beim "Grand-Prix" mitmachen. Ihr könnt gute Musik machen. Ihr könnt auch Texte machen. Haut doch mal rein." Und dann haben wir den "Sonnenflug" draus gemacht, wo ich mir so ein bißchen die "Ikarus"-Geschichte zur Brust genommen habe, die ein paar Jahre später Reinhard Mey dann besser aufgetischt hat, möcht´ ich mal sagen."

MARTIN: "Was ist aus der Bewerbung geworden ?"

EROC: "Gar nichts. Die wollten uns nicht. Wahrscheinlich hatten wir denen zu lange Haare."

MARTIN: "Heute hätte das ja vielleicht ja bessere Chancen..."

EROC: "Klar. Unter den Blinden ist der Einäugige immer noch König. Und in Zeiten, wo die Sonne der Kultur so tief steht, da werfen auch Zwerge lange Schatten..... Nein ! Ich hab´ja Stefan Raab gesehen Und ich hab mir letzten Sonntag auf dem Flohmarkt tatsächlich eine Platte gekauft. Die lag da in so ´nem Waschkorb – das glaubst du überhaupt nicht: die Olson Brothers !

(EROC kramt eine Single hervor.Auf dem Cover sind zwei blonde Heintje-Mutanten im legendären Hosenscheisser-Outfit zu sehen. Ich versteh nur Bahnhof)

MARTIN: "Die Olson Brothers ???"

EROC: "Die haben doch den Grand-Prix gewonnen!" Und ich geh zu der Tante da auf dem Flohmarkt und sag: "Was ist das denn für ´ne Single. Die haben doch den Grand Prix gewonnen." "Wieso ?" "Ja, Olson Brothers aus Dänemark..Was soll die Single denn kosten ?" "Eine Mark." Und die ist von 1981, das ist Kult.

Ja, ich hab´mir den "Grand Prix" natürlich angekuckt, klar. Ich hab für Island gestimmt – die fand ich fetzig. Haben aber keinen Punkt geholt. 60 mal hab´ ich gewählt, fünf mal bin ich durchgekommen. Trotzdem haben sie aus Deutschland keinen Punkt bekommen. Alles Betrug, die ganze Scheiße da."

MARTIN: "Es gab ja in der Grobschnitt-Historie einige Knackpunkte. Ich denke da an das Ausscheiden von Hunter, mehr noch an das von Mist und dann natürlich von dir. Wie würdest du das aus heutiger Sicht beurteilen ?"

EROC: "Also, ich würde erst einmal rundheraus sagen: Die Knackpunkte bei Grobschnitt waren eigentlich erfreulich wenig, gemessen an anderen Bands.Weil der "Urbestand" von Grobschnitt, also Lupo, Wildschwein, ich und ich möchte auch Toni dazurechnen, hatte sehr, sehr lange Bestand, eigentlich bis zum Schluß – außer mir natürlich.

Die Knackpunkte waren eigentlich immer die Bassisten. Zuerst ist der Bar ausgestiegen. 1972, nach der ersten LP. Dann haben wir ohne Bassisten weiter gespielt. Auf "Story 2" ist ja das Stück "Tom Apple" drauf, wo der Baß mit Orgel gespielt wird. Dann ist der Bär wieder eingestiegen und dann wieder ausgestiegen. Mit dem Baer habe ich heute übrigens eine prima Freundschaft. Dann kam Hunter als nächster Bassist und der blieb dann auch vier bis fünf Jahre. Der ist dann leider ausgestiegen worden. Dann ist Milla gekommen, der dann auch wieder irgendwann gegangen ist. Und dann kam der Harald Eller. Also es waren eigentlich immer die Bassisten, die "geknackt" sind. Die "Dicksaiter".

Die wirklichen Knackpunkte waren ja nur selten. Das war ja nur Mist, als der gegangen wurde – leider auch – und ich, als ich gegangen bin. Das waren wirklich Zäsuren in der Band-Geschichte. Die Bassisten konnte man ja irgendwie noch verwinden, obwohl ich auch sagen muß, der Bär hatte auf der Bühne ein Gewicht – ein Hüne von einem Menschen und der hat die wildeste Show aller Zeiten gemacht. Wenn der dabeigeblieben wäre, dann wäre Grobschnitt in eine ganz andere Richtung gegangen. Hunter wiederum war eine Persönlichkeit, also vom menschlichen her, einer der liebsten Menschen, die du überhaupt kennenlernen kannst Der paßte auch sehr gut in die Band rein. Und Milla brachte natürlich dann durch seinen Bhagwan und so weiter Tendenzen, die heute von Fans wirklich richtig abgelehnt und verdammt werden. Dieses ganze "Love and peace" und "Bhagwan-Gelumpe" wollten also viele gar nicht hören von uns. Insofern war Milla eigentlich auch eine Zäsur. Aber, wie gesagt, die Hauptzäsur war eigentlich, als Mist aus der Gruppe draußen war. Der hatte also wirklich die Sachen wie "Rockpommel´s Land" und "Jumbo" so entscheidend geprägt und auch komponiert, daß da einfach eine kompositorische Kraft weggebrochen ist, die auch keiner ausfüllen konnte. Okay, ich hab´dann auf "Razzia" die Keyboards selbst gespielt und ich hab sie auch so gespiekt, wie er sie gespielt hat. Das funktionierte einigermaßen, aber die Kompositorik bekam damals eine ganz andere Tendenz Und als ich dann gegangen bin – ja nun...Jedenfalls haben diese beiden Sachen die Band in andere Richtungen getrieben. Damit ist Grobschnitt ja nicht allein. Es gibt viele Beispiele in der Musikgeschichte, wo Bands durch Weggang von gewissen Leuten – nimm Genesis und Peter Gabriel, als der gegangen ist, die sind auch in eine andere Richtung gegangen. Nicht unbedingt schlechter, aber doch völlig anders. Und Gabriel hat ja dann auch sein eigenes Ding hervorragend durchgezogen. Nimm z.B. John Fogerty von Creedence Clearwater. Die spielen wieder zusammen, genau wie früher, doch er ist nicht mehr dabei – aber sie haben einen Sänger, der genauso singt. Also es gibt etliche Beispiele, wo sowas passiert ist."

MARTIN: "Was hälst du denn von den Grobschnitt-Studio-LP´s nach deiner Zeit, also "Kinder und Narren" und "Fantasten" ?"

EROC: "Als das rauskam, da waren noch interne Sachen im Spiel. Als das gemacht wurde, hab´ ich den Scheiß abgelehnt. "Kinder und Narren" hab´ ich nur "Schinder und Knarren" genannt, "Fantasten" hieß bei mir nur "Pfandflaschen" und ich weiß auch wie es enstanden ist im Studio. Ich hatte damals schon das Studio mit dem Siggi (Bemm; die Rede ist vom "Woodhouse") zusammen. Ich hätte z.B. "Kinder und Narren" gerne produziert und gemischt für die Band, mit meinem Wissen und auch meiner Erfahrung mit den Leuten. Aber die wollten das nicht, die haben da mit Siggi alleine produziert und dementsprechend sind doch Mängel auf der Sache drauf. Damals war ich natürlich emotional befangen und hab gesagt "was die da machen, ist ja der völlige Blödsinn". Heute sehe ich das ein bißchen gelöster, es ist so weit zurück. Also ich kann es mir objektiv anhören und sagen, da ist eben das und das musikalisch passiert. Gut, es ging weiter, aber es ging nicht nach oben, z.B. die "Sonnentanz" (Live-LP,1985) und "Last Party" (Live,1989), das sind ja auch Beispiele für sehr schlechte handwerkliche Arbeit vom Sound her. Ich hör immer noch Meinungen von Leuten, die sagen: "Also ´Sonnentanz´ ist klanglich so schlecht, das kann man sich überhaupt nicht anhören." Mir ist das klar, die haben das mit ´nem kleinen DAT-Recorder am Mischpult aufgenommen. Das kann natürlich mit 100000 DM-Produktionen wie "Illegal", "Razzia" oder "Rockpommel´s Land" nicht mithalten, das ist völlig klar. Da hat sich die Band auch keinen Gefallen getan. Aber die Band hat auch in keiner Weise in der Zeit auch nur annäherungsweise meinen Rat gesucht. Ich hätte gerne für sie gearbeitet. Auch unbefangen, ohne irgendwelche alte Feindschaften – ich bin ja nicht in Feindschaft da raus. Das ist ein freiwilliger Abschied gewesen, der auch über längere Zeit ganz kontinuierlich lief, aber irgendwie liefen da alte Eitelkeiten auf und dann hieß es eben: "Mit dem machen wir nichts mehr – und fertig". Das war sicherlich nicht ganz richtig. Man hätte die Band "in der Konserve" besser fortführen können – auch stilistisch und produktionsmäßig."

MARTIN: "Es hat sich in dieser Zeit auch bei den Grobschnitt-Texten und Inhalten einiges geändert. Vor allem doch durch Milla Kapolke."

EROC: "Ja klar. Milla hat mit seiner Weltanschauung die Texte geprägt. Das kam letztendlich auch daher, weil die beiden Textschreiber der Band, ich – und jetzt nenn ich mich wirklich als erster – und Mist nicht mehr da waren. Es war immer so, daß ich in etwa ¾ der Texte geschrieben habe und Mist etwa ¼ .Die ganzen Sachen von "Jumbo" und "Ballermann", z.B. "Drummer´s dream" – ist ja klar, von wem das ist. Die beiden Textschreiber waren also weg. Lupo hat in seinem Leben nicht ein Wort Text geschrieben und Wildschwein auch nicht. Also mußte jemand her, der schreiben kann. Und Milla hat Abitur und hat sich dann eben seine Probleme von der Leber geschrieben, die da eben hießen "Bhagwan", "Friede, Freude, Eierkuchen" und "Ich liebe dich". Diese kleine Sache ist ja bekannt. Das Lied "Ich liebe dich" (LP "Kinder und Narren,1984) habe ich ja dann etwas anders präsentiert ("Ich hasse dich", EROC "Changing skies",1985).

MARTIN: "Und ´Mary Green´?"

EROC: "Ist eindeutig aus Milla´s Feder.Wir hatten mit Haschisch gar nichts am Hut. Aus dem Alter waren wir raus. Aber Milla kam mit der Scheiße wieder an: "legalize it" – ja gut, es gibt noch viele Leute, die Joints rauchen, also kann man auch drüber singen, aber das war nicht Grobschnitt. Grobschnitt war Spaß, war Lebensfreude und nicht irgendwelche politischen Ansichten. Das tragen uns viele Fans heute noch nach."

MARTIN: "Ging `Wir wollen leben´ auch auf Milla zurück ?"

EROC: "Im Prinzip ja. Nur das ist wieder ziemlich kompliziert gelagert. Also, solche Sachen wie `Razzia" sind vom Thema her von Milla eingebracht, denn der hat wirklich mal so ´ne Rauschgiftrazzia in seiner Kommune erlebt. Der saß auf dem Scheißhaus, hat die Hände gehoben und sie haben die Marihuana-Päckchen unter seinem Hintern gesucht. Aber sie haben sie nicht gefunden – waren draußen im Vogelhäuschen. Das geht also auf ihn zurück. Wobei der Text zu ´Razzia´, den find ich übrigens nicht dumm, das der richtig gut wird, geht nicht auf Milla zurück. Den Text hat ein gewisser Horst-Werner Wiegand aus Hagen geschrieben, jemand der also sehr gute Texte schreibt. Er ist mehr ein Dichter, denn ein Sänger Und der hat damals den Text geschrieben, das weiß gar keiner. Milla konnte es nicht und ich hatte keine Zeit. Ich mußte das Album aufnehmen, nur der Text war noch nicht fertig. Und da haben wir den Horst-Werner engagiert. Und der hat gesagt: "Komm, muß keiner wissen, daß ich den geschrieben habe. Ich mache das als Ghostwriter. Andere Texte, wie z.B. "Der alte Freund", der stammt von mir. Oder "Wir wollen Leben", einer der Texte, die ich am scheußlichsten finde, der stammt auch von mir. Die Botschaft "Wir wollen leben", das hatten sich Milla und Lupo, glaube ich, ausgedacht und das Handwerk, das Schreiben, sollte ich machen. Milla hat dann "Wir wollen sterben" geschrieben, doch das ging wiederun auf mich zurück., denn ich hab dann gesagt: ´Wir müssen da mal einen Kontrastpunkt setzen und was ganz hartes machen. "Wir wollen leben" mochte ich nie, aber ich mußte es schreiben. Das war ein bißchen kompliziert gewesen bei dieser Produktion."

MARTIN: "Was gefällt dir an "Wir wollen leben" nicht?

EROC: "Ist mir zu kitschig. Gut, das waren ja diese Zeiten mit Startbahn West und so. Das war ein aktueller politischer Text, aber ich weiß nicht. Das war nie Grobschnitts´ Ding gewesen, sich da politische Meinungen ans Revers zu heften., hab ich ja vorhin schon gesagt. So Texte wie "Vater Schmidt" oder Fantasietexte wie "Rockpommel´s land, das war einfach schöner. Ich meine, ich mochte nie die "Bots". Wenn die schon aufgetreten sind: "Jetzt kommt ein Lied für alle, die wolln´aufstehen" oder wie das hieß. Da hab ich gekotzt und ausgemacht. Diese Pseudo-Solidarisierung mit den Problemen der Menschheit, das ist doch alles scheiße. Dafür ist die Musik doch nicht da. Musik soll doch Spaß machen und nicht Nachrichten vermitteln. Die kann ich mir auch in der Tagesschau ankucken. Protestlieder und so weiter – na gut, meine Güte, wir hatten den Biermann, wir hatten den Degenhardt. 1969 habe ich schon für den Live-Mixe gemacht. Ich kenn den schon urlange, den Typen. Das war die Zeit der Protestsongs. Da wurden auch noch gute Protestsongs gemacht – Bob Dylan hat die besten Protestsongs aller Zeiten gemacht – aber da muß man doch nicht in den 80ern ankommen und wieder gegen irgendwelche Polizisten singen oder so. Ich mochte es nicht. Obwohl, was daraus geworden ist, die "Razzia-Show" z.B. mit den Polizisten und diesen Müllmännern am Anfang, das fand ich wiederum beeindruckend und faszinierend. Das war für mich ein Höhepunkt bei Grobschnitt. Aber ich war nicht mit dem vollen Herzen dahinter. Und ich bin sicher: Mist, der ja nicht mehr dabei war, wäre dagegen gewesen. Der hätte das nicht mitgemacht."

MARTIN: "War das einer der Beweggründe für deinen späteren Ausstieg ?"

EROC: "Genau. Das war ein Grund, warum ich da schon Steine in die Waagschale legte und mich fragte "wie lange machst du das eigentlich noch mit?"

MARTIN: "Du hast ja während deiner Zeit bei Grobschnitt schon vier Solo-Alben herausgebracht, die sehr unterschiedlich sind. Die sehr ´elektronische´"EROC I", die zweite als eine Art Hörspiel, die dritte als eine Grobschnitt-Retrospektive und die eingängige "EROC 4". Wie siehst du diese Alben im Rückblick und welches liegt dir am meisten am Herzen ?"

EROC: "Na ja, die Entwicklung damals und auch die Entwicklung bei Grobschnitt und damit unzertrennbar verbunden, auch meine eigene, die verlief ja unheimlich schnell. Die Zeit wandelte sich damals. Man fand dies gut, ein Jahr später fand man das gut und genauso sind auch diese EROC-LP´s entstanden. Die erste (1974) entstand einfach aus meiner Entdeckungsfreude mit den elektronischen Geräten. Damals kamen die ersten Sythesizer auf, ich hatte vor dieser Zeit schon mit Tongeneratoren gebaut. Es gab früher mal ein ganz gewisses Grobschnitt-Pult, das war legendär, mit tausend Knöpfen. Da konnte man Geräusche mit machen, da würde sich jeder Synthie-Freak heute nur wundern, was da schon zustande kam. Ich hab einfach versucht, Wege zu finden, Klänge zu erzeugen – wie das ja heute auch viele tun in der Szene - und daraus entstand dann die "EROC 1". Das ist Elektronik, das ist Schönklang und das sind Klänge, die teilweise auf der Bühne schon eingesetzt wurden. "Die Musik vom Ölberg" z.B., die haben wir dann ja auch live schon gebraucht. Die "2" war eine Collage. Es gibt meines Wissens nur zwei solcher LP´s: die "EROC 2" und eine LP namens "Muckefuck". Die kannte ich aber damals noch nicht. Das ist auch eine Collage mit viel Irrsinn. Nun, das war wiederum die Spaßseite von Grobschnitt. Da hatte ich nämlich Toni sehr viel dazu genommen zu solchen Sachen und da wurden einfach verrückte Lieder gemacht, die ich bei Grobschnitt gar nicht unterbringen konnte. Ich hätte solche Sachen manchmal auch gerne mit Grobschnitt gemacht und da haben Toni und ich eben die humoristische Art reingebracht. "EROC 3" (1978) war dann so ein bißchen Grobschnitt-Story aktuell und rückblickend. Aktuell damals, weil etwa die "Wolkenreise" als Intro zu Grobschnitts "Söldnershow" lief und dann die alten Live-Aufnahmen, die wollte ich sowieso schon immer irgendwie rausgebracht haben."

Anmerkung: Was man auch für "Story 3" hoffen kann, denn ich konnte schon mal vorab in einige Aufnahmen reinhören. Es wäre ein Jammer, wenn diese Perlen in der Schublade – sprich EROC´s Rechner – bleiben würden.

 

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