Green Live am 06.12.2002
 

 

Es ist Samstagmorgen und ich sitze vorm Rechner um meine Eindrücke des gestrigen Abends festzuhalten. Ein Rauschen belegt noch meine Gehörgänge. Keine Angst, ich war am Vortag, dem 06.12.2002, nicht beim Adventssingen, sondern in einem „Wohnzimmer“. Nein, ich habe auch nicht auf der Lauer gelegen um den Nikolaus zu belauschen und dabei eins auf die Ohren bekommen. Ich war im „Wohnzimmer“ der Hagener Cult-Coverband Green, die sich in der Besetzung Milla Kapolke (Bass und Gesang), Bubi Hönig (Gitarren, Gesang), Rolf Möller (Schlagzeug) und Deva Tattva (Tasteninstrumente und Gitarre) wieder formiert hat. Unterstützung bekamen die vier dann noch durch zwei Backroundsängerinnen, das waren Mudita Kapolke und Heidrun Hache, also die Ehefrauen von Milla und Deva.

     

In dieser Besetzung spielten sie in der Katakombe des Werkhofes in Hagen-Hohenlimburg, quasi in ihrem Wohnzimmer, das betonte Milla auch ein paar Mal während des Konzertes. Auch optisch hatten die vier eine häusliche Atmosphäre geschaffen, denn der Bühnenboden war mit Teppichen ausgelegt, es gab Stehlampen und Salzsteinlichter, also eine heimische Umgebung. Dazu boten sie auf einer Leinwand, die hinter Rolfs Schlagzeug angebracht war einige Lichteffekte.

     

Das Konzert fing - wie Milla mir bestätigte - planmäßig um 20.30 Uhr an. Ralf und ich waren erst etwas irritiert, wurde doch vom Werkhof 20.00 Uhr angekündigt. Allerdings ist es im Werkhof üblich, gegen 20.30 Uhr zu beginnen. Von 20 Uhr an lief dann eine Art Vorprogramm von Band bzw. CD.

Die vier Green-Musiker (plus Sängerinnen) waren gut gelaunt. Es war zwar der erste Auftritt seit langer, langer Zeit, den sie in dieser Besetzung spielten, aber was aus den Boxen ertönte war absolut perfekt. Es wurden Songs der 60’er und 70’er zum Besten gegeben. Die Setliste des Abends findet ihr hier

         

Die vielen Besucher (ich nehme an es war ausverkauft) waren größtenteils schon „Uhus“, wie man uns über 40jährigen liebevoll nennt. Aber auch einige jüngere Semester hatten den Weg in die Katakombe gefunden. Festzuhalten ist jedenfalls, dass es keiner bereut hat gekommen zu sein, denn die perfekte Interpretation - allen voran Bubi Hönigs Gitarrenspiel - und die Spielfreude riss die Menge sofort mit. Ob Stücke von den Stones, Deep Purple, Golden Earring, Police oder Led Zeppelin, alles wurde mit einer Hingabe gespielt, die ihresgleichen sucht, mir fehlen jetzt noch die Worte (stimmt natürlich nicht ganz, denn sonst käme dieser Text ja nicht zustande). Auch etwas psychedelische bzw. Progressivrockklänge ertönten, als sie beispielsweise Pink Floyds „Money“ und „Brain Damage / Eclipse“ spielten. Auch das Led Zeppelin-Stück „Kashmir“ das ja Ende der 90’er noch einmal durch den Film Godzilla in einer Rapversion gecovert und so einem jüngeren Publikum näher gebracht wurde, ertönte hier in seiner Urspungsversion. Stark fand ich auch J.J. Cale’s „Cocaine“.

     

Das Konzert bestand aus zwei Sets. Nach gut einer Stunde machten die Musiker eine recht kurze Pause (etwa 15 Minuten). Man hatte das Gefühl, dass sie es auch nötig hatten, denn keiner von ihnen hatte sich auch nur einen Moment lang geschont. Schon im ersten Set floss der Schweiß in Strömen und das sollte sich im zweiten Teil noch steigern.

Set zwei, der gut zwei Stunden dauerte, begann mit „Radar Love“ von Golden Earring. Für einige Songs im zweiten Teil kam als Gastmusiker Axel Kölpin, der bekanntlich bei Milla’s Band Marrakesh Express spielt, auf die Bühne und begleitete sie am Saxophon (auch eine echte Bereicherung des Konzertes).

     

Alle (ohne Ausnahme) zeigten ihr Können an den Instrumenten. Rolf bearbeitete die Drums so kraftvoll wie eh und jäh, Deva, der laut Milla hauptsächlich Gitarre spielt aber hier auch die Keyboards bediente, machte an allen Instrumenten eine gute Figur. Zeitweise bearbeitete er die Hammondorgel wie in den guten alten Zeiten mit seinen Unterarmen, das war schon toll mit anzusehen. Milla spielte wie immer einen hervorragenden Bass, aber der Höhepunkt war schlicht und einfach Bubi Hönig, der so traumwandlerisch seine Gitarre spielte und dabei auch noch die wildesten Bewegungen vollführte, dass man förmlich mitgerissen wurde. So war es auch nicht verwunderlich, dass Bubi während des Konzertes mehrfach Szenenapplaus erhielt und auch „Bubi, Bubi“-Rufe laut wurden. Lediglich einmal verpasste er den Einsatz bzw. traf einen falschen Ton (war das bei Pink Floyds „Money“?), was diesen Gitarrenzauberer aber umso sympathischer macht, denn nobody ist perfect, auch wenn man das nach diesem Konzert von Green meinen kann.

     

Als die Band dann den Doors-Klassiker „Riders On The Storm“ brachte, rief Milla zu Franz (Geheimrat Günstig) rüber, er möge doch eben einen Sturm akustisch zaubern. Das klappte dann auch hervorragend. Es fehlte nur noch, dass Franz - wie zu den guten alten Grobschnitt-Zeiten - auf seinem Schlauch einen zum Besten gegeben hätte.

Geheimrat Günstig, der schon so viele Grobschnitt-Konzerte gemischt hat, regelte mal wieder den Ton. Allerdings war direkt an der Bühne der Sound zu laut. So waren die Gesangseinlagen von Milla nur undeutlich zu hören und auch die Begleitung der Sängerinnen und die Keyboardsounds von Deva gingen oft unter.

     

„Brain Damage/Eclipse“ von Pink Floyd läutete dann das Ende des Konzertes ein. Man verabschiedete sich recht knapp, kam aber kaum fünf Minuten durch das Publikum getrieben wieder auf die Bühne um dann noch „Allright Now“ von Free als erste Zugabe zu spielen. Dabei ging förmlich die Post ab. Das Publikum wurde von Milla animiert mitzusingen. Der Refrain wurde dann unter Anleitung von Milla entweder nur von den Männer oder den Frauen gesungen um danach gemeinsam aus voller Brust die Wände der Katakombe zum vibrieren zu bringen.

Es folgte, wie könnte es bei Milla auch anders sein (Gruß an Marrakesh Express), mit „Like A Hurricane“ eine Nummer von Crosby, Stills, Nash & Young. Dann folgte mit Deep Purple’s „Smoke On The Water“ das Stück, auf das sich alle Musiker am meisten gefreut hatten. Und das Ding ging noch mal total ab. wer dabei ruhig blieb, den muss wahrlich schon das Zeitliche gesegnet haben.

     

Von meinem Platz direkt vor der Bühne hatte ich einen guten Blick auf die Setliste und so wusste ich, dass jetzt Schluss sein musste. Doch Green holte noch einen letzten Song raus. Mit dem absoluten Stones-Klassiker und Fetenhit schlechthin, nämlich „Satisfaction“ beendeten sie gegen 24:00 einen tollen Liveabend. Sie verlangten sich und den Besuchern alles ab. Nicht nur ihre Shirts und Hemden waren durchgeschwitzt, auch die Klamotten der Anwesenden wiesen erhebliche Schweißflecken auf, was diesen Abend zu einem Saunabesuch (mit Hagener Aufguss) der besonderen Art machte.

Ralf Dreger und ich hatten dann noch die Gelegenheit nach dem Konzert mit Milla und Rolf zu sprechen. Sie erfüllten uns auch noch den Wunsch zu einem gemeinsamen Foto mit ihnen.

Fazit:

Es war ein Konzert mit enormem Spaßfaktor. Hier wurden alte Rocksongs von Profis gespielt, die selbst einen Mordsspaß daran hatten diese zu interpretieren. Milla kündigte an, dass sie in 2003 auf dem Hagener Stadtfest zu sehen sind. Ich kann jedem empfehlen, der Lust auf Musik der 60’er und 70’er hat, sich Green einmal live anzusehen. Das die Band Cultstatus genießt, wurde durch die Besucherzahl und die Reaktionen der Anwesenden deutlich. Ich jedenfalls habe Green nicht das letzte Mal on Stage gesehen. See you next time!!!!!!!!!

Stephan Schelle, 07.12.2002

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Milla Menue

   
         
Green Live 6_12_2002