Die Novalis-Story wurde von mir für den German Rock e.V. geschrieben und ist in den Rock News Nr. 19 (Dezember 2002) des Vereins erschienen. Dieser Text bzw. Teile daraus dürfen nur nach vorheriger Genehmigung durch den German Rock e.V. und mich anderweitig veröffentlicht werden (z.B. in gedruckter Form oder auf einer anderen Homepage).

Die in der Story gelb geschriebenen Passagen wurden nachträglich ergänzt. Sie sind nicht in der Story beim German Rock erschienen.

 

„Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein, ungestört von Furcht, die Nacht entdecken.“

Diese Zeilen stammen nicht - wie man vielleicht meinen könnte - von einem Dichter, sondern von einer deutschen Rockband, die in den 70‘er Jahren bewies, dass poetische Texte und Rockmusik kein Gegensatz sein muss. Ihre Musik wurde damals von der Presse mit „Rockmusik für zarte Ohren“ (Neue Westfälische), „Soft-Rock“ (Hildesheimer Allgemeine Zeitung), „Rockpoesie“ (Hamburger Abendblatt) oder „Romantik-Rock“ (B.Z. Berlin) umschrieben.

Wenn es eine Band in Deutschland gibt, die die Bezeichnung Rockpoeten verdient hat, dann ist das ohne Zweifel Novalis. Sie haben es in den Siebzigern und Achtzigern verstanden, unter anderem Texte des deutschen Dichters und Frühromantikers Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg, (1772-1801), der unter dem Pseudonym Novalis bekannt ist, in Musik umzusetzen. Aber nicht nur fremde Texte wurden für ihre Songs benutzt, sie schrieben auch eigene sehr lyrische Worte, was sie einzigartig in der damaligen Deutschrockszene machte.

Die Geschichte der Band beginnt Anfang der 70‘er mit einer Zeitungsanzeige. Der Bassist Heino Schünzel (geb. am 13.02.1950 in Hamburg) und der Gitarrist Hans-Jürgen Lüdecke, die bis 1971 zusammen in der Band Marquis spielten, waren es leid ständig zu tingeln und immer nur Songs aus den damaligen Charts nachzuspielen. Sie wollten etwas Eigenständiges auf die Beine stellen. So beschlossen die beiden eine neue Band zu gründen. Während ihrer Suche nach Gleichgesinnten lernten sie im Herbst 1971 den Sänger Jürgen Wenzel kennen. Da das Trio noch weitere Musiker suchte, bedienten sie sich des Hamburger Abendblattes und gaben in der Rubrik „Verschiedenes“ eine Anzeige mit dem Wortlaut: „Organist und Schlagzeuger für Rockband mit neuen Ideen gesucht“ auf. Bevor jedoch die Bandzusammensetzung vollständig war, verließ Lüdecke bereits das entstehende Projekt.

Der Organist Lutz Rahn (geboren am 10.11.1951 in Hamburg), der zuvor in der Jazz-Rock-Formation Capricorn spielte und der Schlagzeuger Hartwig Biereichel (geboren am 02.05.1950 in Hamburg), der bis 1970 in der Gruppe Greenlight an der „Schießbude“ saß, meldeten sich auf diese Anzeige. Es fand ein kurzes Vorspielen statt und die beiden wurden genommen. Lutz besaß zu diesem Zeitpunkt eine „riesige“ Hammond-Orgel und Hartwig nannte ein Ludwig-Schlagzeug sein eigen. Dieses Equipment stellte für damalige Verhältnisse einen beträchtlichen Wert dar und hat auf die Entscheidung, sie in die Band zu nehmen, sicherlich einen gewissen Einfluss gehabt. Und schon stand das erste Line-Up von Novalis. Lutz Rahn erinnert sich heute: „Um in einer Band zu spielen ist es immer wichtig ein Instrument zu haben und damit umgehen zu können. Außerdem ist wichtig, dass man gemeinsame Ziele und Vorstellungen hat. Speziell die Hammond war vermutlich nicht der Grund, dass ich in die Band aufgenommen wurde.“

Die vier Musiker hatten in ihren vorherigen Bands neben Jazz-Rock vor allem Coverversionen von so bekannten Acts wie John Mayall, Santana, Jimi Hendrix und vielen anderen gespielt. Doch jetzt war die Zeit gekommen, Eigenkompositionen in den Vordergrund ihrer musikalischen Tätigkeiten zu stellen.

Der Gitarrist Carlo Karges (Baujahr 1951), der bis Mitte 1971 bei der Formation Tomorrows’s Gift gespielt hatte, gesellte sich ebenfalls zur Band. Er verbrachte einige Zeit zusammen mit ihnen im Übungsraum.

Bei der Suche nach einem geeigneten Namen kam man ursprünglich auf Mosaik. Dieser Name war ihnen jedoch etwas zu altbacken und so überlegten sie weiter. Carlo brachte eines Tages den Namen Novalis ins Spiel, über den er kurz zuvor gelesen hatte. Der Name fand schließlich bei der Band anklang. Zwar kannten die einzelnen Bandmitglieder laut Hartwig Biereichel den Namen des Dichters, doch hatte bis dato keiner von ihnen etwas von ihm gelesen. Lediglich der Titel Die blaue Blume war ihnen geläufig. Zur Namensgebung sagte Lutz Rahn 1980 in einem Interview: Novalis finden wir vom Klang her sehr schön. Das ist der einzige Grund, warum wir uns so benannten.“


Novalis 1972

Nach einiger Zeit verließ Carlo im Herbst 1975 allerdings schon wieder die Band. Warum er damals ging, weiß heute keiner mehr.

Man probte im dritten Stock eines alten Gebäudes, dessen Räume feucht waren. Im Probenraum befand sich nicht einmal ein Fenster. Das waren wahrlich gute Voraussetzungen um traumhafte Musik zu machen. Bevor die Hamburger Jungs in den Clubs ihrer Heimatstadt ihre ersten Auftritte hatten, probten sie ein ganzes Jahr lang mindestens zweimal die Woche. In dieser Zeit entstand ihr erstes eigenes Material, was dann auch die Grundlage für ihr Debüt-Album Banished Bridge darstellte.

In der Vierer-Besetzung (Gesang, Orgel, Bass und Schlagzeug) trat die Band erstmals 1972 in der Hamburger Fabrik als Vorgruppe der deutschen Rockgruppe Cravinkel auf. Hartwig erinnert sich noch an den ersten großen Auftritt in der. Ein für die Band peinlicher Zwischenfall ergab sich, als Jürgen Wenzel während des Auftritts mit dem Mikro an den Bühnenrand geht. Während die anderen mit einer Ansage für den nächsten Titel rechnen, starrt Jürgen hinunter ins Publikum und sagt nach einer Weile in vollem Ernst: „Wenn ihr Probleme habt, könnt ihr ruhig zu mir kommen.“

Die Resonanz auf ihre Musik war allerdings so gut, dass weitere Auftritte folgten. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt lediglich den Status einer Amateurband hatten, konnte sich ihr Equipment doch schon sehen lassen. Sie hatten alles Geld in die Anlage gesteckt, die insgesamt 1.500 Watt leistete und einen stattlichen Wert von 60.000,-- DM hatte.


Novalis 1972

In einem Artikel von 1973 ist zu lesen, dass der Eintritt für ein Novalis-Konzert noch läppische 3,-- DM kostete. Das kann man sich bei den rapide angestiegenen Preisen heute gar nicht mehr vorstellen.

Zu dieser Zeit hatte die Band noch keine Lightshow im herkömmlichen Sinne. Bei ihren Auftritten wurde die Bühne durch eine große Anzahl von brennenden Kerzen erleuchtet. Sie warben mit ihrer eigenen Lightshow, die neben vielen großen Kirchenkerzen auch aus Räucherstäbchen und Weihrauchschwenkern bestand. Ideengeber war Jürgen Wenzel, der zum damaligen Zeitpunkt Meditationsanhänger war. Die Leute erinnerten sich dann auch an die „Band mit den Kerzen“.


Novalis 1972 mit Kerzen als Lightshow

Man kann sich vorstellen wie die Bühne nach einem Auftritt ausgesehen hat. Die Musiker mussten nach jedem Konzert das herunter geflossene Wachs vom Boden abkratzen. Dieser Umstand und dass die meisten von ihnen nicht in die religiöse, meditative Ecke hinein geschoben werden wollten, führte dazu, dass derartige Utensilien nach dem Weggang von Jürgen Wenzel nicht mehr benutzt wurden.

Nach eigenen Angaben boten sie damals Musik der Richtung Ekseption mit dem musikalischen Schwergewicht auf Orgel und Gesang. Sie wiesen darauf hin, dass sie keine laute Musik und keinen Hardrock spielten. Für einen gut 100minütigen Auftritt kassierten sie zu dieser Zeit ca. 700,00 DM.

Zahlreiche Gigs in diversen Hamburger Clubs später wurde schließlich das Label Brain, welches von der Metronome gegründet worden war, auf die Band aufmerksam und unterbreitete ihnen schließlich einen Plattenvertrag.

Mit der LP Banished Bridge brachte die Band 1973 ihr Debüt auf Vinyl heraus. Produziert wurde das Album von Jochen Petersen, der später Saxophon bei der Band Randy Pie spielte. Wörtlich übersetzt bedeutet der Plattentitel „verbannte Brücke“. 1993 meint Hartwig zu dem Titel „Was das eigentlich genau heißen soll, wissen Lutz und ich heute noch nicht“. Das Musikmagazin Sounds beurteilte die LP mit den Worten: „Wer noch auf der Penne ist und abends zu feinen Knutschparties geht, liegt mit dieser Musik richtig.“

Ihre Musik, die zu dieser Zeit mit der von Pink Floyd und King Crimson verglichen wurde, ist auf dieser LP sehr stark von Orgelklängen geprägt. Der teils psychedelische und orchestral wirkende Sound wird durch die lyrischen englischen Texte, die Jürgen Wenzel schrieb, vervollständigt. Das die LP Einflüsse damaliger Rockgrößen aufweist ist verständlich, da einige der Bandmitglieder zu dieser Zeit Musik von Pink Floyd, Yes, Emmerson, Lake & Palmer und anderen hörten.

Die LP beinhaltet insgesamt vier Titel, wobei der auf Seite 1 gepresste Titeltrack mit einer Spielzeit von 17 Minuten die Basis der Albums bildet. Das Stück beginnt mit Vogelgezwitscher und Querflöte, die von einem Studiomusiker gespielt wurde, dessen Name heute nicht mehr bekannt ist, zu der sich schnell Bass und Schlagzeug gesellen. Dieser Beginn weist unverkennbar eine musikalische Verwandtschaft zu Pink Floyd auf. Der ruhige Beginn wechselt nach knapp vier Minuten Spieldauer in einen schnellen, rhythmischen Part. Hartwig treibt mit seinem Schlagzeug Lutz förmlich zu einem Tastenmäßigen Höhenflug an. Banished Bridge bietet mit seinen bombastisch angelegten, ausufernden Orgelsounds ein beachtliches Debüt einer neuen Band.

Im Part The First Knowledge des Titelstückes der LP sind eine Frauenstimme und weibliche Chorstimmen zu hören. In den Credits der LP danken Novalis u. a. den sechs kleinen Goldkehlchen. Eine Zeit lang hielt sich das Gerücht, dass bei der Produktion unverhofft sechs Mädchen eines Hamburger Chores teilnahmen. Angeblich sollten die sechs jungen Damen im Windrose-Studio bei einer Single von Roberto Blanco mitwirken und sich dann kurzfristig für das Novalis-Werk entschieden haben.

Richtig ist jedoch, dass die Stimmen von Rale Oberpichler stammen, die später auch bei der LP Sommerabend mitwirkt. Rale ließ ihre Stimme auch bei Produktionen von King Pin Meh und Satin Whale erklingen und hatte während der Neuen Deutschen Welle mit Frank Hieber (Lake) als Duo mit dem Song Computerliebe Erfolg.

Heute, nach fast 30 Jahren ist das Stück immer noch zeitlos und es macht Spaß diesem Treiben zuzuhören. Bei Auftritten wurde Banished Bridge auch schon mal in einer Version jenseits der 20-Minuten Grenze gespielt.

Mit den deutschen Bands Emergency und Jane, die ebenfalls bei Brain unter Vertrag standen, gingen Novalis im Oktober und November des Jahres 1973 auf eine Promotionstour durch Europa, die sie neben Deutschland auch nach Belgien, Frankreich, Österreich, Schweden, und in die Schweiz führte. Während dieser Tour gaben sie über 30 Konzerte.

Bei dieser Tour gab es Probleme, weil Ende 1973 aufgrund von Ölknappheit, die der damalige Nahost-Konflikt auslöste, vom Staat autofreie Sonntage angeordnet waren. Auf den Autobahnen durfte nur mit Sondergenehmigung gefahren werden. Und in diese Tournee fiel genau einer dieser Sonntage. Die Band musste sich, um zum nächsten Konzertort zu gelangen, eine derartige Genehmigung besorgen, was sich als ziemlich schwierig herausstellte, aber schließlich doch klappte.

Doch damit nicht genug. Während der Tour löste sich dann Emergency auf und Jane hatten auch noch die Lust am weiteren Touren verloren, so dass Novalis die letzten fünf Auftritte allein bestreiten musste.

Nach dieser ausgedehnten Tournee war ursprünglich geplant die zweite LP in Angriff zu nehmen. Interne Unstimmigkeiten führten jedoch dazu, dass dieses Projekt erst einmal auf Eis gelegt wurde. Bis zum Erscheinen des zweiten Albums sollten dann fast zwei Jahre vergehen. Dazu sagt Hartwig: „Diese Tour haben wir ja noch zu viert gemacht (mit Sänger Jürgen Wenzel und ohne Gitarre). Mit Wenzel war es schon vorher schwierig, und drei Wochen lang jede Minute am Tag zusammensein war eine harte Probe. Es ging dann noch eine Weile weiter, aber eigentlich war allen klar, dass diese Formation nicht mehr lange hält.“

Neben Jürgen Wenzel‘s Betätigungen an der Akustikgitarre suchte die Band einen weiteren Gitarristen zur Unterstützung. Nachdem die Urbesetzung der Band stand, war Hartwig Biereichel neben seinem Job als Trommler dafür zuständig, Bewerbungen neuer Musiker zu sichten und sie den übrigen Bandmitgliedern vorzuschlagen. Hartwig: „Das war ein typischer Job für einen blöden Trommler, der weder komponiert noch textet.“ Zum damaligen Zeitpunkt kannten sich die Musiker in einer Großstadt untereinander und so fand Ende 1973 die Band in Detlef Job (geboren am 20.04.1954 in Hamburg), der von der Band Ashby kommt, einen adäquaten Saitenzupfer, der bis zur Auflösung im Jahr 1985 Mitglied bleibt.

Ashby war die erste Band, in der Detlef Job semiprofessionell Musik machte, allerdings befanden sie sich noch im Amateurbereich. Das Repertoire von Ashby umfasste damals 30 - 40 % nachgespielte Songs wie z. B. von Uriah Heep oder Deep Purples Child In Time. Der Rest waren eigene Lieder, die aus Elementen von Blues und Hardrock bestanden.

Ashby hatten einige Auftritte im Hamburger Raum die gut besucht waren. Die Band stand gerade davor, eine Single aufzunehmen, als Hartwig Biereichel, der Detlef bereits flüchtig kannte, bei einem Konzert auftauchte. Hartwig gefiel Detlefs Stil und so fragte er ihn nach dem Konzert, ob er nicht Lust hätte bei Novalis einzusteigen.

Detlef kannte Novalis bereits, da er sie schon live gesehen hatte. Ihm war zuerst die Bühnenshow aufgefallen. Es gefiel ihm, was Novalis auf der Bühne machten, „das war anders als bei anderen Bands“. Auch fand er ihren Musikstil á la Emerson, Lake & Palmer gut.

Er überlegte nicht lange und entschied sich zum Wechsel, auch weil er der Auffassung war, dass zu Novalis-Musik, die ihm bei den Auftritten manchmal ein bisschen zu „dick“ rüber kam, eine Gitarre gut passen würde. Die Bandmitglieder von Ashby waren allerdings über seine Entscheidung nicht erfreut, weil die Frage im Raum stand, wie es weitergehen sollte.

Detlef fügt sich sofort in den Gruppensound ein. Es entstand sofort eine geistige Bindung mit den anderen Musikern, die Chemie stimmte auf Anhieb. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich auch Detlefs Musikempfinden „weil die Musik von Novalis im Vergleich zu meiner bisherigen musikalischen Laufbahn anspruchsvoller war und die Musik auf der Bühne auch mehr Ausdruck besaß“. Man kann sagen, dass der Wechsel für ihn quasi eine musikalische Gesichtsfelderweiterung bedeutete.

Am 21.04.1974 findet in Witten ein Freikonzert statt, an dem Novalis auf Einladung der Band Franz K. teilnehmen. Da das Ganze eine kostenlose Veranstaltung ist, kommen mehrere Tausend Besucher zu dem Festival. Dieses erste große Open-Air-Festival, fand bei traumhaftem Wetter statt. Traumhaft war auch ihr Konzert, denn sie hatten einen guten Tag erwischt und trafen genau den Geschmack des Publikums. Bei diesem Auftritt mit den anderen Bands und vor so vielen Leuten spürten sie erstmals, wie groß ihr Ding werden konnte.

Aufkommende Unstimmigkeiten in der Band führen im September 1974 dazu, dass sie sich kurz vor Beginn der Aufnahmen zu ihrem zweiten Album von ihrem Sänger Jürgen Wenzel trennen. Jürgen Wenzel verstarb vor ca. 10 Jahren. Als Ersatz stößt kurze Zeit später mit Carlo Karges ein alter Bekannter wieder zur Band. Carlo trug nach Meinung von Hartwig zum großen Teil dazu bei, dass Novalis einen „erdigeren“ Sound bekam. Er spielte nicht nur mit, sondern war auch an der Komposition einiger Stücke maßgeblich beteiligt.

Eine weitere wichtige Station in der Bandgeschichte stellt der Wechsel des Produzenten dar. Für Jochen Petersen übernimmt 1974 dieses Amt kein geringerer als Achim Reichel (Rattles und langjährige Solokarriere, größter Solo-Hit Aloha Heya He). Mit ihm entstand die Idee, dem Bandnamen entsprechend, in deutscher Sprache zu singen. Die für die neue Produktion bereits fertigen englischen Texte wurden kurzerhand ins deutsche übersetzt. So entstanden die Novalis-Klassiker Es Färbte Sich Die Wiese Grün und Wer Schmetterlinge Lachen Hört (Text von Carlo Karges), die immer wieder gerne bei ihren Konzerten gespielt wurden. Vor allem mit Wer Schmetterlinge Lachen Hört schufen sie ein Lied von besonderer Qualität, es wurde zu einem Erkennungszeichen der Band. Mit den Texten, die zwar von Kritikern oft als „Pennälerlyrik“ abgetan wurden, ernteten sie gerade bei ihren Fans Begeisterung.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich Wer Schmetterlinge Lachen Hört zu einer richtigen Hymne für die Band. Kein Konzert wurde beendet, ohne dass dieser Titel gespielt wurde.

Diese zweite im Studio Maschen aufgenommene Produktion heißt schlicht Novalis und erscheint im Jahr 1975. Den Gesangspart übernahmen Heino Schünzel und Detlef Job. Neben den schon erwähnten Stücken ist auch das Instrumentalstück Impressionen zu nennen, mit dem das Album beginnt. Hierbei handelt es sich um einen von Lutz Rahn komponierten Titel, der Themen von Anton Bruckners 5. Symphonie verarbeitet und die Vorliebe der Band für klassische Komponisten offenbart. Lutz sagt zu dem Stück Impressionen: „Ich habe nun mal gewisse Vorlieben für emotionale Musik und Bruckners tiefsinnige Musik spricht da so eine Ecke bei mir an. Es war bei Novalis immer ein Ziel von mir, die Menschen mit der Musik emotional anzusprechen.“ Der Soester Anzeiger beschrieb das Album damals als „Musik für Träumer, für Leute, die sich nicht zu schade sind zu schwärmen, sich aus dem grauen Alltag in eine märchenhafte, farbenprächtige Welt entführen zu lassen“.

Carlo Karges, der auf der zweiten LP Gitarre und Tasteninstrumente spielte, beendete nach der Produktion der LP bereits sein kurzes Gastspiel in der Band und wechselte später zu den Ramblers und war während der Neuen Deutschen Welle in der Band um Nena sehr erfolgreich. Hartwig Biereichel erinnert sich an den Ausstieg: Carlo hatte halt ein echtes Zigeunerblut in den Adern. Warum er die Band verließ, weiß heute keiner so genau. Er hatte keine Ruhe im Blut, während wir doch eher ‘brav‘ waren. So schnell wie er kam, so schnell ging er auch wieder.“ Carlo spielte später noch in der Formation Release Music Orchestra  und veröffentlichte mit ihnen 1976 das Album Get The Ball. 1977/1978 ist er Mitglied der Gruppe Desperado. Das 1978 erschienene Livealbum Halten Aus! Desperado kommt ... Live stellt die einzige Veröffentlichung dieser Band dar. 1981 bringt Carlo dann mit der Formation Bleibtreu Revue die LP Ungeheuer Paranoia heraus, bei der er zwei Stücke zusteuerte. Auch auf Nena's Debüt-Album ist er 1983 vertreten. Carlo ist bereits Ende Dezember 2001 in Berlin verstorben.

1975 tourt die Band wieder quer durchs Land und absolviert ca. 80 Konzerte.

Sie waren nun wieder zu viert und besaßen darüber hinaus keinen hauptamtlichen Sänger. Die beiden Gitarristen, Detlef Job und Heino Schünzel, die zuvor auch schon gesungen hatten, sahen sich mehr als Instrumentalisten. Achim Reichel, der das Album produziert, ermutigt die Band, ohne Rücksicht auf irgendwelche Marketingkonzepte ihrem bisher eingeschlagenen Weg treu zu bleiben. Er überzeugt Heino und Detlef auch weiter die Gesangsparts zu übernehmen. Das dritte Album des Quartetts Job, Rahn, Schünzel und Biereichel, trägt den Titel Sommerabend und erscheint im Jahr 1976. Mit diesem Album erfuhren sie erstmals bundesweite Anerkennung und es verhalf ihnen zum Durchbruch, was sich auch in den guten Verkaufszahlen niederschlug.

Das Album beginnt mit dem von Lutz Rahn komponierten abwechslungsreichen Stück Aufbruch, was die Gruppe in einer ungewohnt rockigen Richtung präsentiert und einen Wegweiser für die musikalische Zukunft darstellt. Es ist ein sehr schönes Stück, das zwar durch eine Grundmelodie, die im Verlauf den roten Faden bildet zusammen gehalten wird, jedoch driften die Musiker zwischendurch oft ab und bringen sich durch ihre schönen Soli in das Stück ein. Dieser abwechslungsreiche Titel ließ bei Konzerten genug Raum für Improvisationen.

Erstmals wird für das Stück Wunderschätze ein Text des Dichters Novalis verwendet, der von Detlef Job bearbeitet wurde. Detlef hat den Text für den Song so abgeändert, dass er besser zur Musik passt. Der Instrumentalteil im zweiten Abschnitt und der, der zum Ende des Stückes den Endspurt einleitet, machte Wunderschätze aufgrund seines mitreißenden Tempos, vor allem durch Hartwigs stakkatoartiges Getrommel, bei Auftritten zu einer überaus beliebten Nummer. Hier kann man so richtig mitgehen.

Für die Vollendung des Titelstückes, welches eine komplette LP-Seite einnimmt, benötigte die Band ein halbes Jahr. Sommerabend ist in fünf Teile gegliedert. Novalis setzten es im Proberaum aus verschiedenen Teilen zusammen. Es beginnt mit elektronisch erzeugten Sounds von Grillengezirpe, leises Froschquaken und einer sanften Brandung, die von warmen Synthieflächen und Konzertgitarre begleitet werden und bildet einen stimmungsvollen Einstieg in diesen langen Titel. Der Part Ein Neuer Tag ist wieder sehr druckvoll und weckt Erinnerungen an Pinball Wizard von The Who. Unter anderem machte dieser Part aufgrund seines Tempos Sommerabend bei den Fans zu einem beliebten Livestück. Hartwig Biereichel resümiert: Sommerabend ist der Titel, der uns bundesweit bekannt machte und den wir bis zum Schluss als Höhepunkt bei jedem Konzert spielten. Es ist ein Stück, mit dem wir uns auch heute noch alle identifizieren können.“

Das Album verkaufte sich schnell mehr als 100.000 mal und mit ihm schafften sie es auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu werden. Sommerabend wurde sogar in Japan gepresst und dort veröffentlicht.

Die Hamburger Morgenpost startet eine überregionale Umfrage nach der besten deutschen Band. Als Ergebnis landen Novalis auf dem dritten Platz hinter Kraftwerk und Can. Doch auch Probleme gab es mit den Medien. Das lag laut Hartwig wohl auch daran, dass die Werke der Band schon aufgrund ihrer Länge nicht so radiotauglich waren. Der NDR machte kurzerhand - ohne Rücksprache mit den Musikern - aus dem Stück Sommerabend eine 4-Minuten-Version und spielte diese im Radio. Damals waren sie schon sehr sauer darüber, heute sieht Hartwig das aber - mit der nötigen Distanz - entspannter.

Der Soester Anzeiger schreibt 1976 über Novalis: Novalis-Musik öffnet dem Zuhörer geschickt und unaufdringlich das Tor in eine märchenhafte Welt ohne störende Hektik und den  alltäglichen Trouble. Wenn Rockmusik - die letztlich ‘nur‘ ein Unterhaltungsmedium ist - überhaupt die Wertung ‘schön‘ verdient, dann in dieser Form, die trotz aller erdgebundener Rhythmik auch dem Intellekt freien Assoziationsraum lässt.“

Mitte 1976 suchte die Band einen neuen Sänger und schaltete, da es ja schon zu Beginn ihrer Bandgeschichte gut geklappt hatte, eine entsprechende Suchanzeige. Im Fachblatt wurde diese mit dem Wortlaut: „Uns fehlt ein guter Sänger, der ruhig noch ein Instrument spielen könnte. Wir möchten jemand, der bereit ist, sich in eine feste Gruppe einzufügen und Lust hat, deutsche Texte zu singen.“ abgedruckt.

Auf diese Anzeige meldete sich der am 25.04.1953 im österreichischem Wels geborene Fred Mühlböck, der bereits in seiner Heimat Mitglied in einigen Hard-Rock-Gruppen war, bei denen es sich jedoch um reine Amateurgeschichten handelte. Er kam 1973 nach Lübeck, wo er in diversen Bands sowie als Folklore-Solist tätig war. Fred hatte zu diesem Zeitpunkt das Ziel, in bekannteren deutschsprachigen Bands zu spielen und schrieb mehrere an, darunter auch so namhafte Gruppen wie Birth Control und Guru Guru. Es meldete sich aber nur eine unbekannte Band aus Lübeck namens Waterloo. Fred zog nach Deutschland und trat dieser Band, die auch damals schon eigene Songs spielte, als Gitarrist bei. Diese Zusammenarbeit dauerte ungefähr zwei Jahre. Während der Zeit musste er sich auch schon durch Jobs über Wasser halten, da er von der Musik nicht leben konnte. Danach wechselte er zu einer anderen Lübecker Band.

Während der Spielsaison 1975/1976 war er an den Lübecker Kammerspielen engagiert worden. In dem Stück Jahrmarktfest zu Blundersweilen spielte er einen Musiker aus dem 18. Jahrhundert.

Auf die Annonce hin schickte Fred eine Musikkassette, die nur einen einzigen Titel enthielt. Dieser in Deutsch gesungene Titel ist ihm allerdings nicht mehr bekannt. Das Stück spielte Fred auf der Akustikgitarre und sang dazu. Hartwig, der damals die Bewerbungen sichtete, wusste beim ersten Hören sofort, der oder keiner. Heute erinnert er sich: „Die anderen Bewerbungen habe ich der Band glatt unterschlagen.“

Fred war nie der Frontmann, er betätigte sich bis dato mehr als Gitarrist, der lediglich im Chor mitsang. Auch Novalis suchte ursprünglich keinen Frontmann im herkömmlichen Sinn, Fred entwickelte sich dann aber während seiner Bandzugehörigkeit dazu und wurde durch seine Stimme und die Bühnenpräsenz stark mit dem Bandnamen identifiziert.

Fred kannte Novalis vom Namen aber von der Musik nicht so sehr. Am Anfang war das noch etwas komisch für ihn, da Novalis nicht die Art Band war, in der er immer schon mitspielen wollte. Sie hatte aber schon etwas, was ihn begeisterte.

Die Band lud Fred ein, nach dem Einstudieren einiger Stücke diese mit ihnen zusammen im Proberaum zu spielen. Gleich bei diesem ersten Treffen hatte es auf der menschlichen Ebene zwischen ihnen gefunkt, sie kamen sofort prima miteinander klar. Nach dieser Probe war dann auch klar, dass er der neue Sänger der Band wurde. Allerdings dauerte es noch eine Weile, bis er die musikalische Bindung zur Band fand in der er dann kreativ war und texten konnte.

Mit dem Eintritt von Fred Mühlböck begann für Novalis eine neue Ära. Mit seiner markanten Stimme, seinem Gesangsstil und der Art Gitarre zu spielen, aber vor allem durch sein Charisma auf der Bühne verlieh er der Band ein neues Profil. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Fred für die Band ein Glücksgriff war. Hartwig Biereichel ist der Meinung, dass sein Eintritt die Band nachhaltig verändert hat. „Bis dahin waren wir eigentlich eine professionell aussehende Amateurband mit eher durchschnittlicher technischer Qualität der Musiker.“

Die LP Sommerabend war schon eingespielt, als Fred zur Band stieß, er trug aber durch seine Liveinterpretationen der Songs erheblich zum Erfolg der Platte bei. Den Beweis liefert das Livealbum Konzerte.

Fred übernahm aber nicht gleich den kompletten Gesang bei den Auftritten, einige Passagen sind bei Detlef und Heino geblieben. Bei den ersten Konzerten sang Fred nur die englischen Texte. Während einiger Konzerte verließ er dann bei Instrumentalpassagen die Bühne und ließ die Band allein spielen.

Anfangs wurde Freds österreichischer Akzent geschliffen, da man keinen Akzent in den Songs haben wollte. Er musste die Lieder bzw. einzelne Passagen so oft singen, bis es hochdeutsch saß. Je länger er in Deutschland und in der Band war, desto besser wurde der akzentfreie Gesang.


Novalis 1976 / 1977

Fred hatte die Band schon vorher mal live gesehen, fand den Sound zwar klasse, hatte aber den Eindruck, dass ihre Performance eher langweilig war. “Da war kein Leben auf der Bühne.” Aufgrund der nach seinen Aussagen etwas leblosen Auftritte, lag ihm auch immer viel daran, die Liveshow visuell umzusetzen und für die Fans zu spielen. Anfangs war er einigen Verantwortlichen ein Dorn im Auge er wurde als zappelnder schellenspielender Störenfried bezeichnet.

Auch Novalis waren “Kanonenfutter” für die Presse. Vor allem die kleinen, nicht professionellen Zeitungen zerrissen die Band stark. Auch hier trifft mal wieder das Sprichwort vom “Propheten, der im eignen Land nicht zählt” zu. Teilweise gingen die Angriffe laut Fred in den persönlichen Bereich, was sich unter anderem in unqualifizierten Beschimpfungen niederschlug. So wurde beispielsweise über Konzerte berichtet, die gar nicht stattgefunden haben oder es wurden Interviews veröffentlicht, die gar nicht geführt wurden. Das war allerdings kein Problem von Novalis allein, dieses Schicksal teilten sie damals mit vielen anderen deutschen Bands.

Fred Mühlböck kam genau zum richtigen Zeitpunkt in die Band. Neben seinen Stärken, die auch der Band zugute kam, boomte es generell für deutsche Bands. Novalis machte einen ganz großen Schritt nach vorn, kamen bisher nur ca. 500 Leute zu ihren Konzerten, so erhöhte sich die Besucherzahl schlagartig auf über 2.000.

Die Medien haben das erst belächelt, aber die Begeisterung der Fans schlug dann auch auf die Medien über. Fred: “Damals haben die deutschen Bands teilweise mehr Alben wie die großen internationalen Bands verkauft.” Die Medien, die diese Tendenz erkannten, stiegen darauf ein und publizierten diese Musikrichtung, was dann auch die Label beeinflusste.

Es ging mit Krautrock los, einem Begriff, den der Gründer des Ohr-Labels Rolf-Ulrich Kaiser  zu diesem Zeitpunkt prägte und der hip war. Fred empfand den Ausdruck Krautrock allerdings nicht schlimm. Auch andere Musiker außerhalb Deutschlands wollten auf den Zug aufspringen und machten Musik dieser Art.

Die von den Labels neu entdeckte Musikrichtung führte dazu, dass auch die Konzerte immer aufwendiger wurden. Mittlerweile wurden für den Transport des Equipments und der Showelemente mehrere LKWs benötigt. Die Show wurde immer größer.

Fred: “Es war mir auch wichtig so Sachen mit einzubringen, wie Akustikgitarre, Geige, Gongs, Querflöte und Ziehharmonika. Um die Shows abwechslungsreich zu gestalten war ich für eine Visualisierung der Songs auf der Bühne.”

Am 26.02.1977 waren Novalis beim ersten Brain-Festival mit von der Partie. Die Bravo schrieb über ihr Konzert: „ ... mit deutsch gesungenen Titeln, romantisch-träumerischer Musik, die alles andere als langweilig ist, ein Lichtblick im deutschen Rockgeschehen.“


Novalis 1977

Zwischen Januar und April 1977 absolvierten Novalis, die sich laut der Zeitschrift POP zu „einer Top-Band gemausert haben“, einige Auftritte, die sie auf einer Revox A 700 mitschnitten. Aus diesen Aufnahmen entstand 1977 ihr erstes Livealbum Konzerte. Aufgenommen wurde direkt vom Mischpult sowie mit einem Mikrophon im Innenraum der Hallen, das die Raumatmosphäre aufzeichnete. „Leider waren einige der Keyboardkabel falsch gepolt, so dass man beim Mono-Abhören der Scheibe kaum Keyboards hört.“ Hartwig Biereichel befriedigt der Klang der Platte aus heutiger Sicht nicht mehr, ist aber der Meinung: „Da ich zum damaligenZeitpunkt bereits bei Metronome/Brain gearbeitet hatte, wusste ich ganz genau, das vom Marketing her der Zeitpunkt für die Veröffentlichung einer Live-LP genau richtig war und atmosphärisch war die LP optimal.“

Auf über 70 Minuten breiten Novalis auf dem Album Konzerte das Repertoire ihrer Alben Novalis und Sommerabend aus. Das Außenmikrofon fing nicht nur zwischen den Stücken die Liveatmosphäre ein, auch während einzelner Titel ist in leiseren Passagen das Publikum zu hören. Leider wird nach den Titeln der Applaus sofort ausgeblendet, was wahrscheinlich auf den begrenzten Platz auf einer LP zurückzuführen ist.

Die Platte beginnt mit einer knapp einminütigen Einspielung von Ravels Bolero. Zum damaligen Zeitpunkt wurden vor Konzertbeginn die Zuschauer durch die Einspielung des Boleros auf den bevorstehenden Auftritt eingestimmt. Gut 1/3 der Beleuchtung war ausgeschaltet und die Bandmitglieder betraten zum Ende des Stückes die dunkle Bühne und legten dann mit ihrer eigenen Musik los. Bei späteren Konzerten nutzten sie für diese Zwecke Teile aus dem 75‘er Vangelis-Album Heaven And Hell.

Es folgt der Instrumentaltitel Dronsz. Nach Es Färbte Sich Die Wiese Grün, in dem die Musiker so richtig losjammen, kommt das Instrumentalstück Impressionen. Mit Wer Schmetterlinge Lachen Hört folgt dann die Hymne der Band in einer sehr schönen Fassung. In dieser Version tritt Heinos Bass streckenweise in den Vordergrund. Im Mittelteil vollführt Fred mit seiner Stimme ein kurzes Duell mit Lutz’ Keyboards und Detlefs Gitarre, was zu Szenenapplaus führt.

Die Zweite Seite der LP besteht aus den beiden Stücken Wunderschätze und Sommerabend. Auf Wunderschätze liefern sich Fred und Detlef ein Duett, wobei die Klasse von Fred Mühlböck deutlich wird.

Mit dieser Scheibe zeigten sie einen guten Querschnitt ihrer bisherigen Veröffentlichungen. Aufgenommen wurden die einzelnen Titel bei Konzerten in Göttingen, Oldenburg, Hamburg, Essen und Lüneburg zwischen Januar und April 1977. Die Platte hat nach meiner Meinung eine sehr dichte Atmosphäre. Was den musikalischen Part anbelangt, gehört sie neben Grobschnitts Solar Music - Live zu den besten Livescheiben der damaligen Zeit. Da frage ich mich, wo bleibt eine remasterte CD-Version?

Ihren ersten Auftritt im deutschen Fernsehen absolvierte die Band am 21.10.1977 in der Sendung Szene 77. Der Auftritt steigerte ihren Bekanntheitsgrad noch mal um einiges und ließ ihre Gage auf ca. 3.000 DM plus Hotelkosten ansteigen. Einen weiteren Auftritt hatten sie in der Sendung Rock-Pop. Hartwig: „Ich glaube, dass war in der Sendung Rock-Pop live aus Friedrichshafen/Bodensee. Da die Kameras irgendwo im Saal waren und der Ton von unserem Pult abgenommen wurde, war es eine relativ unaufregende Sache, trotz des ersten Auftritts. Alle unsere Titel waren natürlich zu lang fürs TV und deshalb wurde Schmetterlinge ... extrem geschnitten. Da kein zusätzliches Licht gemacht wurde, sah man so gut wie gar nichts.....“


Hartwig 1977 (Copyright: Hayo Koch)

Ende 1977 erscheint mit Brandung das vierte Studioalbum der Band. Dem Titel entsprechend ziert das Album ein wunderschönes Ölgemälde von Walter Crane aus dem Jahr 1892, welches den Titel Die Pferde des Neptun trägt. Es zeigt ein Meeresufer, an das die Wellen schlagen. Die Wellenköpfe sind durch weiße Pferde dargestellt, die Neptun ans Ufer tragen. Das Cover schlug übrigens Achim Reichel vor.

Aufgrund der Erfolge der letzten Monate war die Stimmung während der Aufnahmen zu dem neuen Album euphorisch. Man ging an die neuen Stücke mit dem Vorsatz heran, kürzere Titel zu spielen, die auch das notwendige Zeug für Radioeinsätze haben sollten. Die LP beginnt mit dem sehr schönen Stück Irgendwo, Irgendwann. Hier hört man erstmals Fred Mühlböck auf einer Studioproduktion singen. Der Titel ist eingängiger und kommerzieller als ihre bisherigen Stücke, weist aber trotzdem den typischen Novalis-Stil auf. Das war der Grund, neben dem in den letzten Jahren gestiegenen Bekanntheitsgrad der Band, den die Metronome bewegte, das Stück als Single zu veröffentlichen. Irgendwo, Irgendwann stellt somit die erste Single der Band dar. Im Norddeutschen Raum, ihrer Heimat, wurde der Titel zu einem regelrechten Radiohit.

Zwar konnten die Verkaufszahlen ihrer Singles (auch die späteren) mit ca. 5.000 Stück nicht die großen Umsätze aufweisen, sie führten jedoch zu einem erhöhten Radioeinsatz, was auch zur Folge hatte, dass die Konzerte mit im Schnitt 1.500 Besuchern recht gut besucht waren.

Die beiden folgenden Stücke Wenn Nicht Mehr Zahlen Und Figuren und Astralis gehen wieder auf Texte ihres Namensgebers zurück. Wenn Nicht ... ist eine sehr schöne Ballade, die anmutig daher kommt. Astralis stellt für mich das Highlight des Albums dar. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Rocktitel, der auch heute noch sehr frisch klingt. Lutz liefert sehr schöne Keyboardklänge und Detlef weiß an der Gitarre zu gefallen.

Astralis erntete bei ihren Konzerten viel Zuspruch vom Publikum. Bei den Konzerten fand auf der Bühne bei diesem Stück eine für damalige Verhältnisse opulente pyrotechnische Showeinlage statt. Laut Lutz gab es einen Break in der Musik und alles Licht wurde ausgelöscht. Es folgten 5 Magnesiumblitze, die gleichzeitig gezündet wurden und danach richteten sie zwei Verfolgerscheinwerfer auf einen Spiegelball, der in 6 Metern Höhe über der vorderen Bühnenkante angebracht war und die Halle in ein Planetarium verwandelte. „Pyrotechnisch nach heutigen Maßstäben nicht unbedingt spektakulär, aber der Eindruck war bestimmt sehr intensiv.“

Wie schon bei den Vorgängeralben findet sich auch auf diesem Album ein langes Stück wieder. Die komplette zweite Seite besteht aus dem in vier Parts unterteilten Stück Sonnenwende. Die vier Parts sind von unterschiedlichen Melodien und Rhythmen geprägt, daher hätte auch jeder von ihnen als eigenständiger Song veröffentlicht werden können. Der Part Feuer Bricht In Die Zeit bringt Keyboardsounds, die streckenweise an die amerikanische Supergroup Supertramp erinnert. Der folgende Teil Sonnenfinsternis ist wieder eine besinnliche Ballade, die mit zunehmender Spielzeit an Druck gewinnt und in einem ausladenden Instrumentalteil endet. Den ruhigen balladenhaften Abschluss bildet Dämmerung, bei dem Freds Gesang in - für Novalis - unbekannte Höhen steigt. Seine Stimmlage und die Chorstimmen zum Ende des Stückes haben schon etwas opernhaftes. Freds hoher Gesang teilte die Fangemeinde. Während die einen sich vollends begeistert zeigten, empfanden andere dieses Stück als unpassend.

Man merkt an dem neuen Album – im Vergleich zu den Vorgängeralben – wie gut den Songs ein „echter“ Sänger tut. Fred versteht es die Texte, die früher etwas unbeholfen und steif klangen, den Songs rhythmischer anzupassen. Es klingt einfach flüssiger und druckvoller.

Dem Gesetz der Serie entsprechend hätte die Band das Album auch Sonnenwende nennen können (bisher waren die Alben mit Ausnahme von Novalis nach den Haupttiteln benannt). Aufgrund des sehr schönen Covers entschied man sich für Brandung, was den ersten Part des Stückes Sonnenwende darstellt.


Detlef Job - Live

Laut Record World lässt die neue Produktion „solistische und kompositorische Glanzlichter erkennen“. Die LP Brandung war neben Sommerabend die erfolgreichste LP der Band und verkaufte sich ebenfalls in kurzer Zeit mehr als 100.000 mal. Der damals bekannte Platten-Mailorder-Versand Govi aus Hamburg kürte Brandung in seinem Dezemberkatalog zur LP des Monats. Ein weiterer Hamburger Versandladen machte sich die Popularität von Novalis  zu nutze und warb Ende 1977 mit Lutz Rahn für eine Lautsprecherbox mit dem Text:

Lutz Rahn von der Gruppe Novalis (Orgel, elektr. Klavier, Mellotron, Synthesizer), Komponist der zweiten Seite der neuen Novalis-LP Brandung, meint: Die Simon-Presley-Konzert-Lautsprecher-Box ist das absolut Größte.“

Die kreativen Ströme kamen hauptsächlich von Fred, Detlef und Lutz. Jeder von ihnen entwickelte so um die10 bis 12 ja sogar bis zu 25 Songs, die schon relativ komplett waren. Diese Rohlinge wurden dann den anderen vorgestellt und es entbrannte eine Diskussion. Übrig blieben dann von jedem nur einzelne Songs, die dann von der ganzen Gruppe arrangiert wurden und ihren Weg auf die Alben fanden.

Später hat dann Fred den Hauptteil der Texte geschrieben. Fred: “Das hat ziemlich lange gedauert. Die Lyrik mit der bildhaften Sprache hat mich immer sehr interessiert. Über die Lyriker bin ich auch zu meinen Ausdrucksfähigkeiten gekommen.” Auch über die Texte wurde lang und breit diskutiert, weil der Anspruch extrem hoch war, zumindest empfand ihn Fred so. Und so entwickelte er sich auch immer mehr zum Texter der Gruppe.

Die wirklich ungewöhnlichen Geschichten schreibt nur das Leben. Diese These bewahrheitet sich für Detlef Job denn Japan, das Land der aufgehenden Sonne erwies sich nicht nur für die gesamte Band als lukrativ, nein auch für Detlef hielt es eine Überraschung bereit. Ein weiblicher Fan aus Japan meldet sich bei der Band. Die junge Frau namens Yoko rief anfangs bei Biereichels mehrfach nach Mitternacht an. Nachdem dann irgendwann einmal die Frau von Hartwig zum Telefonhörer griff, änderte sie ihr Verhalten und rief mehrmals bei Detlef an. Yoko hatte bereits deutsch gelernt und interessierte sich sehr für deutsche Dichter. Sie mochte die Musik von Novalis und suchte den Kontakt nach Deutschland zu den Musikern. Detlef: „Ich war fasziniert davon, dass sich ein Mensch über so eine Entfernung für unsere Musik interessierte“.

Trotz der großen Absatzzahlen ihrer Alben haben Novalis nie ein Konzert in Japan gegeben. Detlef: „Es wäre viel zu aufwendig gewesen das ganze Equipment dorthin zu schaffen. Heute wäre das nicht mehr so schwierig.“ So kam es, das Yoko zwei - dreimal zu Konzerten nach Deutschland kam. Während dieser Aufenthalte trafen sich die beiden dann auch. Detlef besuchte sie auch in Japan und so hat sich der Kontakt gefestigt. Aus den ersten Anrufen eines Fans entwickelte sich quasi ein Verhältnis, was schließlich dazu führte, dass Yoko und Detlef 1985 heirateten.

Am 25. und 26.02.1978 fand das zweite Brain-Festival in der Essener Gruga-Halle statt. Laut der Zeitschrift POP war Novalis „der einzige echte Höhepunkt des ersten Tages, der Jubelstürme im Auditorium auslöste“. Die Band spielt vor gut 7.000 Fans. Tausende von Feuerzeugen begleiten den unter die Haut gehenden Song Es Färbte Sich Die Wiese Grün und bei Wer Schmetterlinge Lachen Hört verwandelte sich die Menge in eine tanzende, brodelnde Masse. Ganze sieben Zugaben mussten sie spielen, bevor sie das begeisterte Publikum von der Bühne ließ.

Es folgte eine ausgiebige Deutschlandtournee mit 35 Konzertterminen wobei alle „die sich von ihrer naturlyrischen Musik anstecken lassen, voll auf ihre Kosten kamen, obwohl die Spannung, die Musik im wesentlichen aus der Reibung zwischen Melodie- und Grundrhythmus bezieht, hier nicht vorhanden ist, weil die Akzente von Gesang und Melodieinstrumenten genau mit denen des Schlagzeugs zusammenfallen“ urteilt der Weser Kurier.

In der Rocknacht des ZDF, die vom zweiten deutschen Fernsehen am 31.03.1978 veranstaltet wird, treten Novalis neben Künstlern wie den Puhdys, Jutta Weinhold, Snowball und Udo Lindenberg auf.

Der Tourstress nimmt für die in Hamburg wohnenden Musiker mit zunehmendem Bekanntheitsgrad immer mehr zu. Bis dato waren sie noch keine Profimusiker, sondern gingen einem normalen Beruf nach und machten die Musik nebenher, soweit man das überhaupt so beschreiben kann. Fred Mühlböck arbeitete beispielsweise als Plattenverkäufer, Lutz Rahn war Speditionskaufmann, Detlef Job Fernmeldetechniker, Heino Schünzel Werbekaufmann und Hartwig Biereichel Labelmanager bei Brain-Metronome. Zu dieser Zeit sah ihr Alltag folgendermaßen aus:

Zwei bis dreimal die Woche traten sie vorwiegend in Nordrhein-Westfalen und dort im Speziellen im Ruhrgebiet auf. Das bedeutete für sie tagsüber den Job zu machen und dann gut 400 Kilometer auf der Autobahn zurückzulegen um zum Auftrittsort zu gelangen. Zu dieser Zeit machten sie vieles noch selber, da sie nur zwei Roadies für Licht und Sound hatten, also hieß es erst einmal in die Hände gespuckt und die Anlage aufgebaut. Es folgte ein gut zweieinhalbstündiges Konzert. Danach alles abbauen, wieder gut 400 Kilometer zurück nach Hause und am nächsten Morgen hieß es um 8 Uhr wieder frisch ans Werk und in den Job zurück.

Dass dies nicht lange durchzuhalten war ist wohl verständlich und so entschlossen sie sich am 01.04.1978 ins Lager der Profimusiker zu wechseln.

1978 wurde von Novalis stolz gemeldet: „Seit mehr als drei Jahren hat Novalis ca. 350 Konzerte gegeben, ist nur auf einer Position umbesetzt, 12 Roadies verbraucht, einmal ein Groupie kennen gelernt, jetzt keine Schulden mehr, ..... Die Sache fängt an, sich zu lohnen.“


Novalis - Live

Ihre Popularität stellen Novalis am 03.07.1978 bei einem Open-Air-Konzert im Hamburger Stadtpark unter Beweis. Zu diesem exzellenten Konzert, welches für sie ein Heimspiel war, kommen ca. 4.500 Besucher, die sie überschwänglich feiern. Auch die Plattenverkäufe im In- und Ausland können sich sehen lassen. Mit über 40.000 verkauften Alben in Japan sind sie dort nach den Scorpions der zweitbeste Musikexport Deutschlands.

1978 kommt ihr neues Album mit dem ungewöhnlichen Titel Vielleicht Bist Du Ein Clown? heraus. Der Musik Joker ist sogar der Meinung, dass die LP „Pflicht im Musikunterricht werden sollte“. Das Album enthält laut New Musical Express: „Hammond-Töne von Keith Emerson, Gitarrenphrasen von Wishbone Ash und Sphärenklänge wie bei Yes - aber keine Neuigkeiten oder gar Überraschungen".

Das Album enthält sechs Stücke und beginnt mit dem sehr schönen Titel Der Geigenspieler, bei dem Walter Quintus, der Ende der 60'er, Anfang der 70'er Jahre Mitglied der deutschen Rockformation Parzival war, die Geige spielt und Tommy Goldschmidt sich als Perkussionist betätigt. Neben eigenen Texten dient dieses Mal das Gedicht Hoffnung von Friedrich Schiller für einen Song (Die Welt Wird Alt Und Wieder Jung). Die musikalische Bearbeitung des Textes übernahm Fred Mühlböck.

Das Cover des Albums zeigt ein Foto einer wolkenverhangenen herbstlichen Landschaft im Norden Deutschlands. Im Fordergrund sind zwei Frauen zu sehen, die sich die Hände geben und deren Haare wie durch einen Sturm nach hinten wehen. Das Cover stammt von dem Künstler Storm Thorgerson der unter seinem Pseudonym Hipgnosis bekannt ist. Den meisten werden seine Werke durch die Cover der englischen Gruppen Pink Floyd und Led Zeppelin in guter Erinnerung sein.

Aus dem Album wird die Single Vielleicht Bin Ich Ein Clown ausgekoppelt. Mit dem Stück Manchmal Fällt der Regen veröffentlichen sie eine weitere Single aus dem Album.

Auf einer Deutschlandtournee, die im Herbst 1978 stattfindet, stellt die Band das neue Album vor. Laut Hartwig gingen sie auf eine etwa 20 Konzerte umfassende Tour. „Die durchschnittliche Besucherzahl lag zum ersten Mal über 1.000 Leuten, da wurden wir schon ein bisschen euphorisch.“

Während ihrer Tournee kam es häufiger vor, dass sich Lehrer aus den Veranstaltungsorten bei ihnen meldeten und anfragten, ob sie am nächsten Tag eine Fragestunde in der Klasse abhalten könnten. Zu zweit sind sie dann in die Klasse in den Deutschunterricht gegangen und haben über den Aufbau der Texte und wie man Lyrik in diese bringen kann gesprochen. Anfangs war das für die Schüler schwer und die Fragen kamen zögerlich, doch mit der Dauer fiel die Hemmung und die Fragen wurden im netten Sinne frecher. Die Schüler trauten sich halt mehr.

Ihre Einnahmen investieren Novalis in ihre Anlage und in einen Truck, mit dem sie ihre Tourneen absolvierten. Da sie eine der wenigen deutschen Bands waren, die eine eigene Profianlage besaßen, gingen sie damals einen Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen Rock-Sound in Hannover ein, um ihre Soundanlage durch Vermietung effektiv zu nutzen. Ihre Anlage wurde unter anderem an so namhafte Acts wie die Scorpions, Udo Lindenberg und Peter Maffay ausgeliehen.

Der Keyboarder Lutz Rahn geht 1978 eigene Wege und veröffentlicht im Alleingang unter dem Titel Solo Trip ein Soloalbum, das auch von Achim Reichel produziert wird. Lutz bleibt aber Mitglied bei Novalis.

Wer glaubte, dass Lutz, der bei Novalis auch für die klassischen Momente sorgte, auf seinem Solo-Album ebenfalls klassisch angehauchte Musik bietet, der irrte. Lutz präsentiert auf Solo Trip eine Kombination aus traditioneller Elektronikmusik á la Jean Michel Jarre und songorientierten Instrumentalstücken, die sehr locker und teilweise funky daher kommen. Die acht Stücke haben eine Laufzeit zwischen 2:38 und 4:50 Minuten. Im ersten Track, der auch gleichzeitig das Titelstück darstellt, kommen Erinnerungen an die Barszenen aus der Kultserie Raumpatrouille Orion in mir hoch. Nur in einem Stück, Draculas Kuss, ertönt eine menschliche Stimme. Zur Verdichtung der Atmosphäre hört man anfangs eine Frau stöhnen und schreien.

Solo Trip stellt Lutz’ einzige Soloproduktion dar. Er spielte zu Novalis-Zeiten sonst nur als Sessionmusiker für andere Künstler. Zur Platte meint er: „Die Resonanz war nicht sehr groß. Bei dem Album mussten auch große Abstriche gemacht werden, weil das Produktionsbudget sehr sehr gering war.“

Die Brain-Metronome läutet 1978 das Jahr der Novalis-Sampler ein. Gleich drei Sampler erscheinen in diesem Jahr. Zum einen kommt das Best Of-Album Wer Schmetterlinge Lachen Hört heraus. Neben Aufnahmen der letzten vier LPs enthält dieses Album auch eine neuneinhalbminütige Liveversion von Astralis, welche 1978 aufgenommen und bisher auf keinem Novalis-Album veröffentlicht wurde. Das Stück ist allerdings auf der Doppel-LP Brain Festival II (1978) erschienen. Mit dem Titel Sonnenwende erscheint auf dem Brain-Label ein weiteres Best Of-Album. Und zu guter Letzt bringt das Label in der Reihe Rock On Brain eine Doppel-LP heraus.


Novalis 1979

Novalis wechselt das Label und veröffentlicht die nächsten Scheiben bei Ahorn. Die erste Platte auf diesem Label ist das Konzeptalbum Flossenengel. Es handelt von Atlanto, einem Wal, der in Gefangenschaft gerät und fast daran zugrunde geht. Doch der Fischer, der ihn seinerzeit gefangen hat, befreit ihn und entlässt ihn wieder in seine natürliche Meeresumgebung. Lange Jahre, bevor Hollywood dieses Thema in Streifen wie Free Willy auf Zelluloid bannte, haben sich bereits die deutschen Romantikrocker dieser bedrohten Tierart angenommen.

Die Geschichte, die in zehn Liedern erzählt wird, beginnt mit dem Instrumentaltitel Atlanto. Diesem Stück wurden Original-Unterwasseraufnahmen von Walgesängen hinzugefügt. Zum Abschluss der Platte ertönt das zweiminütige Stück Ob Tier, Ob Mensch, Ob Baum auf dem die Band den Schulterschluss zwischen dem Menschen und der Natur vollzieht. In diesem letzten Track vernimmt der Hörer dann auch wieder die schon im Eingangstitel zu findenden Walgesänge.

Lutz Rahn meint 1980 zur LP: „Mit Flossenengel haben wir eine Platte gemacht, die sich mit dem Verhältnis Natur zu Mensch auseinandersetzt. Der Mensch ist stark an seine natürliche Umwelt gekoppelt. Wenn er sie zerstört, und er ist auf dem besten Wege dazu, entzieht er sich seine Lebensgrundlage. Auf diese Problematik aufmerksam zu machen, das wollen wir mit der Aktion erreichen.“

Hartwig antwortete einem Reporter: „Probleme, denen man sich nicht entziehen kann, prasseln von allen Seiten auf uns ein. Das hat unser Lead-Sänger Fred Mühlböck in seinen Texten als Thema aufgegriffen. Unserem musikalischen Stil sind wir zwar treu geblieben, bei uns steht auch weiterhin die Melodie an erster Stelle, wir haben aber das überflüssige Beiwerk abgeschnitten und spielen auf dieser LP keine Mammutwerke mehr.“

Auf die Frage, ob die Gruppe ihre Musik als romantisch bezeichnet und warum sie deutsche Texte singen, sagt Lutz weiter: „Das sind Kategorien der Werbewirtschaft. Wir möchten uns nicht für irgendeine Richtung abstempeln lassen. Unsere Musik hat eine gewisse Eigenständigkeit. Ich empfinde sie als feinfühlig.

Wir singen deutsch, weil wir uns in unserer Muttersprache am besten ausdrücken können. Außerdem werden unsere Texte damit auch verstanden. Sprachbarrieren, wenn wir im Ausland deutsch singen? Das sehe ich nicht so verbissen. Die allgemeinen Vorbehalte gegen fremde Sprachen nehmen immer mehr ab. In Japan haben wir beispielsweise 50.000 Platten verkauft.“

Zu Promotionzwecken der LP Flossenengel ging die Band in den Duisburger Zoo. Dort waren von dem damaligen Zoodirektor erstmals Delphine nach Deutschland geholt worden. Am Delphinbecken entstanden einige Pressefotos auf denen man Novalis sieht, während Delphine aus dem Wasser springen. Als Höhepunkt dieser Aktion stiegen sie zu den Delphinen ins Becken und schwammen mit ihnen. Hartwig: „Es war ein tolles Gefühl von den Delphinen an ihren Flossen durchs Wasser gezogen zu werden.“


Novalis im Duisburger Zoo mit Delphinen

Die Idee eine Konzept-LP über eine gequälte Kreatur zu machen war kein Werbegag. Die Band ging vielmehr mit diesem Thema auch auf Tournee und präsentierte während der Liveshow einen Film, der im Hintergrund auf eine große Leinwand projiziert wurde und der Aufnahmen von Walen in freier Natur zeigte.

Auf die Flossenengel-Tour, die unter dem Motto „Das Meer muss leben“ stand, gingen sie mit sechs Technikern, einem Fahrer und dem Tourmanager. Sie lieferten eine gut zweistündige Show, in der sie auch was fürs Auge boten. So schwebte über der Bühne ein 15 Meter großer, aufblasbarer Blauwal, den sie von Greenpeace bekommen hatten. Dieser dunkle Wal wurde von Scheinwerfern angestrahlt und sah - ähnlich Pink Floyds aufblasbarem Schwein - majestätisch aus. Außerdem präsentierten sie eine perfekte Lightshow, die aus 84 Scheinwerfern, Lichterketten, Krachern und phosphorierenden Gegenständen bestand, welche auch die visuellen Sinne der Zuschauer verwöhnte.

Bei ihren Konzerten sprang schon nach kurzer Zeit der Funke auf das Publikum über, was „bei einigen der Besucher schon ekstatische Ausmaße annahm“. Einige Auszüge aus der damaligen Presse sollen hier Eindrücke der Tour wiedergeben. Der Trierische Volksfreund schrieb: „Die Stücke der LP Flossenengel zeigten die Band von ihrer besten Seite: Impressive Klangcollagen wechseln mit locker gezupften Piano-Gitarren-Zwiesprachen.“ Die Hildesheimer Allgemeine Zeitung war der Auffassung, dass „... die Reise durch ihre Musik noch nie so gut war wie in diesem Jahr. Es gelang den fünf Musikern von der Elbe endlich auch, ihre Stücke mit dem rechten Drive auf die Bühne zu bringen. Die teils einfachen Harmonien wirkten durch die verbesserte instrumentale Ausgestaltung plötzlich weitaus aufregender und interessanter als zuvor.“

Und die Saarbrücker Zeitung beschreibt Freds Bühnenpräsentation: „... in dem Mühlböck sehr schön Querflöte spielt. Nicht nur hier erinnert Mühlböck’s Auftreten stark an Angelo Branduardi, er hüpft, läuft und tanzt wie er über die Bühne.“ Die Siegener Zeitung urteilte: Mühlböck fiedelte die Geige, weinte auf seiner Harmonika, rockte seine doppelhalsige E-Gitarre, wandelte als Clown durchs begeisterte Publikum oder verkroch sich unter die Bühne. Schleppender Rhythmus des Drummers Hartwig Biereichel, leidendes Bassspiel von Heino Schünzel, tröstend wirkende Gitarrenbearbeitung von Detlef Job vermittelte die ungewisse Weite und grundlose Tiefe des Ozeans.“


Novalis 1979

Während der Flossenengel-Tour liefen in einigen Foyers Unterschriftenaktionen, mit denen die Bundesregierung aufgefordert werden sollte, keine Walfischprodukte mehr nach Deutschland einzuführen. Diese Aktionen haben zumindest dazu geführt, dass die Öffentlichkeit stärker auf diese Problematik aufmerksam wurde.

Aus dem Erlös dieser Tour spendeten die Musiker der Organisation World Wildlife Fund, kurz WWF, DM 20.000,00. Das ist wohl einmalig in der Geschichte der deutschen Rockmusik - mal abgesehen von den späteren Benefizkonzerten diverser Rock- und Popmusiker - und verdient unsere volle Anerkennung.

Mit dem Instrumentaltitel Atlanto erscheint wieder eine Single. Auf der B-Seite findet sich das Stück Walzer Für Einen Verlorenen Traum. Auf der Single prangt in großen Lettern: „Novalis spielt für World Wildlife Fund - Das Meer muss leben.“ Auch das Titelstück Flossenengel wird aus dem Album als Single ausgekoppelt.


Pressefoto aus 1980

1980 bringt die Band mit Augenblicke eine Platte heraus, auf der die einzelnen Stücke rockiger daherkommen. Gleich der Opener des Albums Danmark ist ein herrliches Instrumentalstück, das Ähnlichkeiten zu dem Instrumentalhit Indigo der deutschen Formation Blonker aus dem Jahre 1977 aufweist. Zwar sind ihre Songtexte immer noch sehr lyrisch gehalten, doch sind die einzelnen Titel druckvoller als bisher. Den Ton geben eindeutig Lutz Keyboards und Detlefs E-Gitarre an.

Aus dem Album wird das Instrumentalstück Cassandra als Single ausgekoppelt. Auf der Rückseite der Single werben sie für ihre 1981‘er Tournee mit dem Text:

„5.3.1981: Start der Novalis-Europa-Tournee 1981
Die Eintrittspreise bleiben die gleichen wie 1980

Als erste Rockgruppe, die durch Europa tourt, hat sich Novalis einer freiwilligen Selbstkontrolle unterworfen. Novalis will beweisen, dass man Rockmusik auch ohne die sonst bei Konzerten übliche, bis an die Schmerzgrenze gehende Überlautstärke darbieten kann, ohne dabei einen Qualitätsverlust im Sound hinnehmen zu müssen. Zu diesem Zweck wird ein unbestechliches Phonmessgerät an das Mischpult angeschlossen, das eine sofortige Kontrolle ermöglicht.“


Pressefoto aus 1981 (mit Phonmessgerät)

Hartwig meint heute dazu: „Es ging eigentlich um die immer gleiche Frage, die oft von älteren Konzertbesuchern gestellt wurde und die eigentlich jeder Rockmusiker hasst: ‘Ihr spielt ja wunderschöne Musik, aber muss das denn so laut sein?‘ Ja, es musste laut sein !!!!!! Das mit dem Phonmessgerät war eigentlich nur ein winziger PR-Gag und hat bestimmt einigen Leuten suggeriert, dass wir leiser wurden.....“

Heino Schünzel steigt Ende 1980 aus, da er bodenständigere Musik machen will, die verbleibenden Mitglieder allerdings den eingeschlagenen musikalischen Weg fortführen wollten. Laut Heino hat die Band dann ab Neumond die Musik gemacht, die ihm bei seinem Ausstieg aus der Band vorschwebte. Heino kehrt in sein bürgerliches Leben zurück und hat seitdem den Bass nicht wieder aus der Ecke geholt.

Nachdem Novalis erneut das Label wechseln, kommt es zu Differenzen zwischen der Band und Achim Reichel die dazu führen, dass sie sich mit Achim in einer gerichtlichen Auseinandersetzung behaupten müssen. Der Grund für diesen Streit lag darin, dass Novalis zur Phonogram wechselten und GORILLA (Achim Reichel/Frank Dostal) bzw. das Ahorn-Label (Telefunken) der Auffassung war, Novalis sei vertraglich noch verpflichtet ein Album abzuliefern. Sie verloren den Streit und mussten noch eine LP nachlegen. Das Ergebnis ist die 84‘er LP Bumerang. Hartwig: „Da wir das Konzept schnell erarbeiten mussten - zwischen zwei Phonogram-LPs - und außerdem intern irgendwie vom Weg abgekommen waren, ist die LP ziemlich schlecht geworden.“

1982 erscheint aber erst einmal das nächste Album mit dem Titel Neumond. Auf diesem Album wirkt u. a. als Gastmusiker Heinz Fröhling am Bass mit. Er spielte vorher in den Bands Schicke, Führs & Fröhling, die auch als SFF firmierten und Führs Fröhling.

Neumond haben sie nach eigenen Angaben mit „spürbarer Energie, mitreißender Spielfreude und neuen Ideen“ eingespielt. Als prominenten Gast konnten sie die amerikanische Schauspielerin und Sängerin (u.a. hat sie auch bei Musicals mitgewirkt), Gillian Scalici, verpflichten. Sie singt im Duett mit Fred zusammen im Stück Oft Sagt Man Mehr, Wenn Man Schweigt. Als weiterer Gastmusiker ist Herb Geller am Altsaxophon auf dem gleichen Stück zu hören.

Ist die Musik auf dem neuen Album auch radiotauglicher geworden, so besitzen die Texte doch immer noch eine gewisse Aussagekraft. In dem Titel Du bist schön vollziehen sie eine nachdenklich stimmende Verbeugung vor einem Behinderten, die sie durch einen einfühlsamen Text ausdrücken. Oft Sagt Man Mehr, Wenn Man Schweigt hat das unbeschreibliche Glück einer tiefen emotionalen Bindung zum Thema und in Kein Frieden formulieren sie eine aktuelle Angst, die durch die wachsende Zahl kriegerischer Handlungen, wie beispielsweise dem Falklandkrieg zwischen Argentinien und Großbritannien, hervorgerufen wurde. Im gleichen Jahr gewann Nicole mit ihrem Lied Ein Bisschen Frieden, welches ebenfalls dieses Thema aufgreift, den Grand Prix Eurovision de la Chanson in Harrogate.

Fred sagt damals zur Entstehung der Stücke: „Die Texte habe zwar ich alle geschrieben, aber sie sind durchaus als Gruppen-Arbeiten zu verstehen. Denn ich habe nicht nur meine Gedanken und Gefühle, sondern auch Ideen, Träume und Erlebnisse der anderen formuliert.“ Und Lutz meint: „Ich glaube, dass wir auch für die Entwicklung neuer Songs die ideale Form gefunden haben: Jeder, der einen Song komponiert, spielt ihn in Demo-Qualität selbst ein. Erst dann bekommt der Titel in der Gruppe den Feinschliff. Dadurch geht nichts an Kreativität verloren und das Spektrum wird breiter.“

Hartwig ist der Meinung: „Du musst auch als Rockmusiker ehrlich sein, denn die Leute durchschauen dich. Auf Dauer kann man nur durch Aufrichtigkeit und nicht durch Show überzeugen. Natürlich gehört zur Rockmusik der Spaß am Spielen. Aber es gehört auch viel Arbeit dazu: Man muss an sich und der Gruppen-Konzeption arbeiten, man muss sich musikalisch weiterentwickeln und spieltechnisch verbessern.“

Aus dem Album Neumond wurde die Single Oft Sagt Man Mehr, Wenn Man Schweigt ausgekoppelt. Das Stück Neumond wurde auf der B-Seite der Single veröffentlicht.

Es ging wieder auf Tour, doch die Erfolge ließen nach. Hartwig: „Da war die Euphorie schon völlig weg, wir mussten uns schlicht am Riemen reißen. Es kamen durchschnittlich nur noch 300 Leute, wir mussten unseren guten Freund und hervorragenden Bassisten Heinz Fröhling innerhalb einer Woche ersetzen, weil er private Probleme hatte. Für ihn kam Hinrich Schneider aus Lüneburg, der da erst 19 war, aber voller Energie und schon beim ersten Üben alle Titel spielen konnte.“

Das Album Sterntaucher kam im Jahr 1983 heraus. Die Platte bietet rockige und sehr eingängige Titel. Im Titeltrack werden sogar Reggae-Rhythmen angeschlagen. Mit Songs wie Fährmann und Ein Kleinwenig Mehr sind absolute Ohrwürmer auf der Platte enthalten.

Auch in den Texten widmen sie sich wieder ernsten Themen. So ist beispielsweise das Stück Abschied einem Freund gewidmet, der kurz zuvor gestorben ist. In Ein Kleinwenig Mehr singen sie darüber, dass es mit Nächstenliebe und Rücksicht besser geht. Und in Grenzen thematisieren sie die aktuelle Gleichgültigkeit und den Hass, den viele Menschen und Nationen anderen gegenüber zeigen. Als Zeichen für ein aufeinander Zugehen singen sie jeweils zwei Zeilen in englisch und in russisch.

Neben dem Studioalbum erschienein weiteres Best Of-Album unter dem Titel Visionen, dieses Mal auf dem Ahorn-Label.

1984 erblickte das Studioalbum Bumerang das Licht der Welt. Dieses Album, was aus dem Rechtsstreit mit Reichel/Ahorn entstanden ist, wirkt im Vergleich zu Sterntaucher etwas verkrampft. Als Gastmusiker ist Thissy Thiers, der auch bei den Rattles und Randy Pie gespielt hat, am Bass zu hören. Neben dem typischen Novalis-Sound findet man aber auch Sounds der 80‘er wieder. Mal klingt es nach Phil Collins oder nach Alan Parsons Project, dann hört man Hall & Oates heraus und es klingt - zumindest aus heutiger Sicht - sogar nach Schlager. Insgesamt überwiegt aber der positive Eindruck des Albums. Allerdings ist dieses Album von den Fans sehr schlecht angenommen worden.

Das Titelstück Bumerang erschien 1984 ebenfalls als Single. Auf der B-Seite ist der Instrumentaltitel Über Stock Und Stein zu finden.

Fred Mühlböck wollte sich anders entwickeln, von der Musik weg. Dazu kam der Einbruch in der musikalischen Karriere bei Novalis, denn auch an ihnen ist die Neue Deutsche Welle nicht spurlos vorbeigegangen. Er wollte was anderes machen und so verließ Fred 1984 die Band und ging zum Hamburger Schacht-Musikverlag. In einem kleinen Studio betreute er Produktionen anderer Bands. Die aktive Musikkarriere hatte er aber noch nicht aus den Augen verloren, vielmehr feilte er an seiner Soloarbeit, die dann aber erst drei Jahre später veröffentlicht werden sollte.

Doch bevor Fred unter seinem eigenen Namen eine LP und zwei Singles herausbringt, veröffentlichte er unter dem Pseudonym Fred Welser eine Single bei der CBS, die ebenfalls in Hamburg aufgenommen wurde. Der Titel ist ihm aber nicht mehr bekannt.

Durch Freds Weggang stand wieder ein Wechsel in der Band an und so engagierte man den Sänger Ernst Herzner, der vorher in einer lokal bekannten Hamburger Band namens Zarathustra gespielt hatte. Er fügte sich zwar gut in die Gruppe ein, doch war damit auch ein stimmlicher Bruch in der Band zu spüren. Ein weiterer Neuling in der Gruppe ist der Bassist Hinrich Schneider.

Mit der LP Nach Uns Die Flut erschien im Jahr 1985 das letzte Studioalbum. Die 12 Songs zwischen zwei und fünf Minuten sind rockiger als die bisherigen Veröffentlichungen. Vor allem durch den anderen Gesangsstil und die Stimme von Ernst Herzner klingt die Scheibe nicht nach Novalis. Der Wiedererkennungswert ist gleich Null. Auch wenn die Stimme nicht ganz so verraucht ist, klingt einiges doch nach Hans Hartz. An dieser Produktion wird deutlich, wie prägend ein Leadsänger für eine Band ist. Auch aus musikalischer Sicht bietet das Album keine Highlights. Die Songs, die irgendwo zwischen Meat Loaf und Herbert Grönemeyer angesiedelt sind, stellen nette Popsongs dar, die jedoch nicht allzu lange in Erinnerung bleiben.

Das die Band neue Wege geht und mit der Vergangenheit aufräumen wollte, scheint sich im nachhinein daraus abzuleiten, dass im Stück Die Show Ist Aus mehrfach „wir schauen nicht mehr zurück“ gesungen wird.

Hartwig sagt heute zu der Textzeile: „Ne, Frust eigentlich überhaupt nicht, da wir zumindest im Studio mit Ernst Herzner das Gefühl hatten, einen guten Sänger zu haben. Das "wir schauen nicht mehr zurück" bezieht sich auf die Situation, die jede Band kennt. Wenn man auf Tour ist und ein Konzert fürs eigene Gefühl scheiße war (die Leute konnten ja trotzdem begeistert sein), ist das beim nächsten Konzert total vergessen. Muss es auch !!! Das die Zeile im nachhinein auch eine andere Bedeutung haben sollte, war damals überhaupt nicht klar. Wir wussten nur, das Phonogram für Nach Uns Die Flut mehr Geld als normal ausgeben wollte, um es zum Erfolg zu bringen. Andererseits sollte es die letzte LP werden, obwohl laut Vertrag eigentlich noch eine gemacht werden sollte.“

Ein weiterer Grund, warum sich Novalis von ihrem bisherigen Konzept weiter entfernte, lag in der Verpflichtung des neuen Produzenten, Christoph Busse. Christoph war dann auch maßgeblich an den Kompositionen und Texten von Nach uns die Flut beteiligt. Dazu Hartwig: „Uns war klar, dass mit Fred’s Abgang eine große kreative Lücke entstanden war. Wir entschlossen uns, einen Produzenten zu verpflichten, der uns auch bei den Kompositionen und Lyrics unterstützen konnte. Mit Christoph Busse waren wir erstklassig bedient!“

Hartwig beschrieb 1985 einem Journalisten gegenüber den Kurswechsel der Band mit den Worten: „Wir mussten uns von unserem bisherigen musikalischen Konzept lösen, weil wir uns nicht mehr damit identifizieren konnten. Wir haben 12 Jahre lang einen sehr bombastischen Sound produziert und wollten die Öffnung zu einfacherer Musik, ohne die für uns charakteristische Linie zu verlassen!“

Das neue Album beschrieb die Presse u. a. wie folgt: Novalis verarbeiten in ihrer Thematik romantische Aussteigermentalität, heben ab aus dem Alltagseinerlei, ohne dabei in schrille illusionäre Sphären zu verfallen. Sie deklarieren ihre persönlichen Neigungen zu Menschen ebenso wie zu Orten ohne dabei in weinerliche und einfache Gefühlsduselei zu verfallen. Nach uns die Flut ist Musik zum Zuhören, ohne zum Miterleben, ohne eine allzu geistig-strapaziöse Gymnastik zu betreiben. Und das alles eingebettet in handwerklich solide Rock- und Popmelodien.“

Der Titel die Show Ist Aus wurde als Single herausgebracht. Der Name ist Programm, denn die Band zeigt bereits Auflösungserscheinungen und weist mit dem Titel bereits auf den Frust hin, der sich so langsam breit macht. Auf der B-Seite der Single findet sich der Song ... Und Wenn Die Gitarren Brennen. Als Zusatz trägt die Single den Hinweis „(Live-Version)“. Laut Hartwig ist allerdings nie eine Live-Version von Die Show Ist Aus aufgenommen worden. Der Applaus muss nachträglich von dem Plattenlabel hinzugemischt worden sein. Auch Nach Uns Die Flut erschien als Single.

Lutz meint heute zu dem musikalischen Wandel: „In dieser späten Phase kamen Einflüsse von Produzentenseite dazu die nicht unbedingt dem ursprünglichen Bandcharakter entsprachen. Gelegentlich passiert es Produzenten, dass sie bei der Arbeit das Produzieren einer Band mit viel Tradition mit der Verwirklichung eigener Projektideen verwechseln.“

Mit ihrem neuen Stil stießen sie nicht uneingeschränkt auf Zustimmung in der Fangemeinde. Viele der langjährigen Fans kamen mit diesem Stilwechsel nicht zurecht, was sich auch auf die Besucherzahlen - es kamen ca. 200 Besucher pro Veranstaltung - ihrer Promotion-Tour, die 20 Konzerte in der ganzen Bundesrepublik umfasste, niederschlug. Für die Tour engagierten sie den Gitarristen Günter Brackmann, der heute Boogie-Pianist ist. Er hat nur während dieser Tournee bei Novalis gespielt.

Eine norddeutsche Zeitung beschrieb ihren Auftritt im Jahr 1985 in Husum wie folgt: „Wer Novalis an diesem Abend erlebte, hat ein Superkonzert zu hören bekommen, das sich wohltuend von dem bundesdeutschen ‘Rock-Einerlei‘ abhebt. Abseits kurzlebiger Moden ist es ihnen gelungen, einen trendgerechten neuen ‘Novalis-Stil‘ zu kreieren, der im Vergleich zu früheren Jahren variabler und popiger geworden ist. Da wird schnörkelloser Rock von Profis gespielt, deren deutsche Texte keine verbalen Botschaften verkünden, sondern voll aus dem Leben gegriffen sind.“

Die meisten Musikkritiker gingen mit der Band nicht gerade zimperlich um. Wurden sie in den 70‘ern wegen ihrer Musik und ihrer Texte noch hoch gelobt, so änderte sich dies in den 80‘ern schlagartig. Der Musikexpress schrieb sogar, dass ihre Texte „Schwadenlyrik“ seien und ihre musikalischen Ideen „keine Neuigkeiten und nichts Überraschendes“ bieten.

Auch Novalis hatten an der aufkommenden Neuen Deutschen Welle zu knabbern, wollten diesen neuen musikalischen Weg aber nicht einschlagen. Als Konsequenz blieb ihnen nur noch förmlich die Segel zu streichen um wieder in bürgerlichen Berufen ihren täglichen Lebensunterhalt zu verdienen. Eine offizielle Auflösung hat es laut Hartwig Biereichel aber nicht gegeben. Lutz: „Gefühlt haben wir es schon, aber an ein gemeinsames "das war’s" erinnere ich nicht.“

Ob die Neue Deutsche Welle auch mit dem Ende von Novalis geführt hat, sieht Lutz Rahn aus heutiger Sicht wie folgt: „Für emotionale Musik ist in Zeiten eines Musikgeschmacks mit "Globalemotion" (Ich will Spaß) nicht so viel Platz. Nicht die NDW war letztlich der Grund - eher der schwindende Erfolg hat uns die Möglichkeit genommen im gewohnten Stil fortzufahren. Nebenbei: jede Ära geht mal vorbei - nur einige merken das erst sehr spät.“

Wenn man heute bedenkt, dass die Vorgängerband von Pur (Opus) seinerzeit als Vorgruppe von Novalis engagiert war, kann man sich denken, das es nicht leicht zu verkraften ist, wenn man sich die beiden Karrieren mal vor Augen hält. Während Pur heute zu den deutschen Topbands zählt und das große Geld verdient, sind Novalis nahezu in Vergessenheit geraten.

Laut Hartwig war die Band damals nah dran am großen Erfolg. Aus heutiger Sicht ist er der Meinung, dass Novalis vielleicht zehn Jahre zu früh da waren. Damals gab es noch nicht das Interesse bei den Plattenfirmen an deutschen Bands, wie es heute der Fall ist. Sie haben die ganzen Jahre hart an sich gearbeitet und standen täglich gut acht Stunden im Probenraum. Man kann sich vorstellen, dass das nicht immer ein Zuckerschlecken war. Vielleicht wollten sie damals auch zuviel allein machen, als sie die Novalis Musik-Veranstaltungs-GmbH gründeten. Hierüber fand das technische und kaufmännische Management statt. Neben einer Angestellten war hier nur Hartwig Biereichel tätig. Es war halt nicht einfach Musik und Management gleichzeitig zu machen.

Im Oktober 1985 endet die die Live-Ära von Novalis an der Stätte, wo sie begonnen hatte, nämlich in Hamburg. Hartwig: „Das letzte Konzert war im Oktober 1985 in der Fabrik in Hamburg, da war’s auch noch mal richtig voll. Es war kein richtiges Abschiedskonzert, klar war nur, dass Detlef sein Ticket nach Japan in der Tasche hatte und die LP nicht lief, es lag also in der Luft.“

Quasi kurz nachdem die Aufnahmen zur LP Nach Uns Die Flut abgeschlossen waren, verabschiedete sich Detlef Job erst einmal aus Deutschland. Der Grund hierfür war Yoko, die er in Japan ehelichte. Das Ganze war so kurzfristig, dass von den Bandmitgliedern keiner bei der Hochzeit dabei war.

Das Berufsmusikerleben beendete er damit. Er arbeitete in der Pflanzenimportfirma seines Schwiegervaters, die zu diesem Zeitpunkt recht gut ging. Es war sogar geplant, dass er die Firma einmal übernehmen sollte. Doch nach ca. 2 Jahren ging die Firma Pleite, was auch dazu führte, dass das Haus, in dem er mit seiner Frau wohnte, verkauft werden musste.

Detlef verdiente sich daraufhin als Englisch/Deutsch-Lehrer seinen Unterhalt. Daneben produzierte er mit einigen japanischen Musikern, die er kennen lernte, Werbemusiken. Die von ihnen vertonten Werbespots liefen auf Flügen in Jumbojets.


Detlef Job (vorne mit weißem Hemd) live in Yokohama

Detef spielte zu dieser Zeit auch in einer Band, die allerdings keinen Namen hatte. Außer ihm spielten japanische Musiker, die zum Teil semiprofessionell waren (einige hatten schon Platten veröffentlicht), in der Band mit. Mit ihnen absolvierte er ein Open Air Konzert in Yokohama. Ein kurzer Beitrag hierüber wurde sogar beim japanischen Fernsehsender NHK gesendet. Aufgrund der sehr kurzfristigen Zusammensetzung der Gruppe - vor dem Konzert - beschränkten sie sich bei ihrem Auftritt auf Coverversionen von bekannten Titeln, die in Richtung Bluesrock und Balladen gingen.


Detlef Job (Mitte mit weißem Hemd) live in Yokohama

Seit 1993 lebt Detlef wieder in Hamburg. Er hat zwar noch seine Instrumente, spielt aber nur noch gelegentlich für den Hausgebrauch, da ihn sein Beruf sehr in Anspruch nimmt. Für ihn war „diese musikalische kreative Pause sehr wichtig“. Wieder Musik zu machen schließt er nicht aus.

Im Jahre 1987 erreicht uns aus Österreich ein musikalischer Gruß von Fred Mühlböck. Er veröffentlicht die Singles Heißer Draht und das verträumte Warten Auf’n Sommer. Sie stellen gleichzeitig  Auskopplungen aus seinem deutschsprachigen Album Nichts Als Liebe, das im gleichen Jahr veröffentlicht wird, dar.

Fred hatte mit dieser Platte nur mäßigen Erfolg, was ich beim Hören des Albums nicht vermutet hätte. Die LP bietet sehr schöne Rock- bzw. Pop-Nummern die teilweise - auch wegen Fred’s Stimme - nach Novalis-Produktionen der 80’er Jahre klingen. Dazu lässt Fred auf der Produktion seinen österreichischen Schmäh (Charme) versprühen, was sich durch seinen Akzent, den er hier problemlos herauslassen kann, in die Ecke der Georg Danzer oder Wolfgang Ambros- Platten führt. Das soll hier aber nicht negativ gemeint sein. Auch ich habe in den 70’er/80’er Jahren meine Danzer und Ambros-Phasen gehabt und finde auch heute noch einiges gut.

Die LP bietet zehn deutschsprachige Rock-/Popsongs. Schon der Eingangstitel Geradeaus ins Glück lässt einen glauben, es würde sich um eine neue Novalis-Scheibe handeln.

Gemäß dem LP-Titel Nichts Als Liebe findet man auf ihr ausschließlich Songs, die das Thema Liebe zum Inhalt haben. Die Musik komponierte Fred im Alleingang und auch die Texte, mit Ausnahme des Songs Es Liegt Was In Der Luft, den er zusammen mit Rudolf Müssig geschrieben hat, stammen aus seiner Feder. Neben den vorwiegend rockigen Nummern bietet die Platte mit Berühren auch eine schöne Ballade, bei der Fred von der Gitarre begleitet wird und sich dazu nur noch sanfte Keyboardsounds im Hintergrund befinden. Dieser Song hätte sich auch gut auf einer Novalis-Produktion gemacht.

 Bis auf das rockige Märchenprinz, das meines Erachtens schwächste Lied der LP, findet man keinen Ausfall auf dieser Platte. Die Songs von Nichts als Liebe sind allesamt nach seiner Novalis-Zeit entstanden. Der mangelnde Erfolg ist vielleicht auch auf die Musikszene der damaligen Zeit zurückzuführen und so blieb es bei der einzigen Veröffentlichung von Fred.

Bei Cordula Brott-Mühlbeck, die im Chor bei dieser Produktion mitsingt, handelt es sich um seine damalige Ehefrau. Sie hat nach diesem Gesangsbeitrag auch in anderen – weniger bekannten – Bands mitgewirkt. Es war allerdings ihre einzige Plattenaufnahme. Für Fred war es damals naheliegend, seine Frau mit in die Produktion einzubinden.

Auf der Platte, die im Hamburger Chamäleon-Studio sowie im Reshoff-Studio in Wenzendorf aufgenommen wurde, spielten allerdings keine der “alten Recken” der Novalis-Zeit mit. Es war Fred wichtig, etwas allein zu machen. Allerdings haben ihn Musiker und alte Freunde unterstützt. Zu den bekanntesten gehören sicherlich der Schlagzeuger Peter Miklis mit dem er auch schon bei der Band Waterloo zusammengespielt hatte sowie Lake- und Heinz-Rudolf-Kunze-Bassist Joschi Kappl. Zu beiden Musikern bestand bereits eine langjährige Freundschaft.

Ein schwerer Autounfall, den er im Jahr 1988 erlitt, führte zu einem weiteren Schnitt in seinem Leben. Er wollte aus Hamburg weg und ursprünglich nach München ziehen. Da sich die wohnungs- und jobmäßige Situation in München für ihn als sehr schwierig erwies, zog es ihn in seine österreichische Heimatstadt Wels zurück.

Zunächst war er für Domasticsaiten, die chemisch hergestellte Streichersaiten auf Naturbasis herstellten und dafür das Patent besitzen, ca. zwei Jahre in ganz Europa tätig. Danach machte er sich mit seiner Frau selbständig und führte eine Dekorationsfirma.

Später begann er dann eine Ausbildung zum Lebens- und Sozialberater. Heute arbeitet Fred Mühlböck im Büro eines Unternehmensbegleiters. Das Motto - Der Weg zur Mitte (Menschen kommen dann an, wenn sie in sich angekommen sind) ist heute seine Devise bzw. das, was er verfolgt.

1993 erschien eine CD mit dem hoffnungsvollen Titel Novalis - Lebt! auf dem Label Castle Communications, die ausschließlich Liveaufnahmen aus der Zeit von 1981 bis 1984 enthält. Die Band, die Anfang der 80‘er in der Formation Fred Mühlböck, Detlef Job, Heino Schünzel, Lutz Rahn und Hartwig Biereichel spielte, befand sich spieltechnisch auf ihrem Höhepunkt.

Die Aufnahmen der Konzerte sind gut und Hartwig Biereichel bezeichnet das Album heute als „einzige richtige Live-Scheibe“, da es professionell aufgenommen und in Lutz Rahns Studio abgemischt wurde. Den Hauptteil der Scheibe bilden neben einem Titel von Flossenengel Stücke der Alben Augenblicke, Neumond und Sterntaucher. Vornehmlich neuere Stücke wurden von Hartwig und Lutz ausgesucht, da die älteren ja bereits auf dem Album Konzerte als Platte erhältlich waren. Diese CD bildet das vorläufig letzte offizielle Lebenszeichen einer wirklichen Ausnahmeband der 70‘er und 80‘er Jahre.

In 1995 erschien bei Castle Communication im Rahmen der Serie Blue Chip ein Sampler mit dem Titel Flossenengel. Die CD bietet insgesamt auf über 55 Minuten eine Auswahl von Stücken (insgesamt 14 Titel sind auf der CD zu finden) der Alben Flossenengel, Augenblicke und Bumerang.

In den Jahren 1997/1998 bringt das Label Repertoire, das auch schon für Wiederveröffentlichungen zahlreicher anderer Bands wie z. B. Eloy, Grobschnitt und Kraan verantwortlich zeichnet, die Alben Banished Bridge, Novalis, Sommerabend, Brandung und  Vielleicht Bist Du Ein Clown in remasterten Versionen auf CD heraus. Leider enthalten die CDs keine Bonustitel und sind somit recht kurz (je unter 40 Minuten Spielzeit). Entschädigt wird der Käufer allerdings durch den guten Sound und die schön gemachten Booklets, die neben den Songtexten eine Reihe von Infos bieten.

Der Keyboarder Lutz Rahn besitzt heute ein Tonstudio in Hamburg und produziert viel Bandmusik z. B. von Delicate, Vivid, Natural Born Hippies .... und Musik für TV/Kinospots sowie Trailer.

Hartwig Biereichel, der die Trommelfelle bearbeitete, war zunächst Produktmanager beim Plattenlabel Metronome und ist jetzt in der Lizenzabteilung des NDR tätig. Daneben ist er an Wochenenden auch als DJ tätig.


Hartwig Biereichel 2002

Hartwig hat der Musik aber noch nicht den Rücken gekehrt. Neben einer Oldieband mit dem Namen Midlife Special, die Stücke der 60‘er Jahre zum Besten gibt, spielt er noch in der Band Zeitlos. Die letztgenannte Gruppe, in der er der einzige Profimusiker ist, spielt vornehmlich eigene Stücke mit deutschen Texten. Die Musik weist einige geringe Ähnlichkeiten zu Novalis auf. Mit der Band Zeitlos hat er eine CDR im Jahr 2001 unter dem Titel Leben Und Tod aufgenommen. Auf ihr sind auch zwei Interpretationen der Novalis-Klassiker Wenn Nicht Zahlen Und Figuren und Wunderschätze enthalten, die hierauf in kürzeren Versionen gespielt wurden. Das Projekt ist für Hartwig reines Hobby und dient ihm dazu, nicht einzurosten. Aus diesem Grunde tritt er mit der Gruppe auch nur sehr selten im Hamburger Raum live auf.

Am 07.07.2002 haben sich die ehemaligen Bandmitglieder Biereichel, Job, Mühlböck (reiste extra aus Österreich an), Rahn und Schünzel nach über 16 Jahren wieder in Hamburg getroffen, um über die „alten Zeiten“ zu sprechen. Anlass war ein Fotoshooting für dieses Heft und die Story des German Rock e.V. Die Chemie stimmte auch nach so vielen Jahren noch.


Novalis 2002 (Fotoshooting in Hamburg)

Hier endet - hoffentlich nur vorläufig - die Geschichte einer der beeindruckendsten deutschen Rockbands. Es ist zu hoffen, dass das Interesse, was sich derzeit an den „alten“ deutschen Rockformationen bildet auch Auswirkungen auf Novalis hat.

 Vielleicht bin ich ein Clown wenn ich mir wünsche, an einem lauen Sommerabend bei Neumond die Augenblicke zu genießen, in denen Sterntaucher unter der Banished Bridge in der sanften Brandung zu Flossenengel werden. Dann möchte ich bei Konzerten von Novalis, deren Musik wie ein Bumerang auf mich zukommt, die Schmetterlinge lachen hören. In solchen Fällen denke ich, dass erst Nach uns die Flut kommt. In diesem Sinne: Novalis - lebt!

Bedanken möchte ich mich ganz herzlich bei Hartwig Biereichel, Detlef Job, Fred Mühlböck, Lutz Rahn und Heino Schünzel, ohne die diese Story nicht möglich gewesen wäre. Auch Harald Stimpel und Kurt Mitzkatis vom German Rock e. V. möchte ich für ihre Unterstützung danken.

Quellen:

Diverse Zeitungsartikel, Musikfachblätter, Presseinfos, Plattenbeilagen, Rocklexika und persönliche Gespräche mit den Musikern. Die Fotos stammen aus dem Archiv von Hartwig Biereichel und  Detlef Job.

Stephan Schelle für den German Rock e.V.

Livefotos                                           Discografie                                  Krautrock