Titel:

 

The Return Of Onkel Boskopp

Erscheinungsjahr: 1998
Bestellnr.: CD: REP 4688-W4


1.


Old Bones

5:04


  
6.


Hattnatten

7:07
2. Grey Brother 4:38 7. The Knödler Show 6:00
3. Sari's Waltz 5:26 8. Little Waltz 2:36
4. Onkel Boskopp 10:05 9. Fancy Blue 4:25
5. Hallo Heinz 4:33

 

Aus dem Booklet:

EROC geb. 1951 in Weimar/Thüringen, aufgewachsen in Oberhausen und Hagen. Mit 11 Jahren erster Kontakt zur Aufnahmetechnik, mit 13 Jahren erster Kontakt zu Instrumenten (Schlagzeug, Gitarre, Bass). 1966 Gründung seiner Schülerband "The Crew", 1971 Gründung von GROBSCHNITT, danach 12 Jahre Tourneen und Studioproduktionen mit dieser Band.

Neben seinem Job als Schlagzeuger prägte Eroc vor allem die legendäre Bühnenshow des "Rocktheaters" GROBSCHNITT mit seinen ausgefallenen Ideen. Daneben profilierte er sich in der Studio- und Aufnahmetechnik. Bei den Plattenproduktionen der Band assistierte er stets am Mischpult und arbeitete u. a. viele Jahre mit Conny Plank zusammen. Von den 10 Alben während seiner Zeit in der Gruppe entstanden die letzten drei unter seiner Regie in seinem Studio, wo er neben den Einspielungen für die Bühnenshow 1974 auch eigene Kompositionen erarbeitet. 1975 erschien seine erste Solo-LP "Eroc", die durchweg elektronische Musik zeigte. Später entwickelte Eroc komplette Musikstücke im Playback-Verfahren, die auf diversen Alben veröffentlicht wurden.

Bekanntester Titel ist sein Instrumental "Wolkenreise". Ursprünglich 1977 als Trailer für eine Bühnenshow der Band angefertigt, gelangte das romantisch-melancholische Akkordeonstück Anfang der 80er in die Hitparaden und entwickelte sich bis heute zum millionenfach verkauften Evergreen.

1983 verließ Eroc die Gruppe GROBSCHNITT in Freundschaft und produziert seitdem namhafte Bands der Rock- und Pop-Szene in seinen Studios – in denen auch "The Return Of Onkel Boskopp" entstand.

 

Hans Reichel geb. 1949 in Hagen. Lebt in Wuppertal.

Seit etwa 25 Jahren gilt Hans Reichel international als einer der führenden Neuerer der akustischen und elektrischen Gitarre. Von Anfang an beschäftigte er sich nicht nur mit unerhörten Spieltechniken, sonder entwickelte und baute zahlreiche Instrumente mit völlig neuen Eigenschaften. Durch die wechselseitige Wirkung von Klangforschung und musikalischer Ausführung verfügt er über ein enormes Potential an eigenen Klangmöglichkeiten, das unter zeitgenössischen Gitarristen seinesgleichen sucht.

Seit etwa 10 Jahren spielt er zusätzlich das ebenfalls selbstentwickelte saitenlose Daxophon – das sind speziell geformte hölzerne Zungen, die per Bogenstrich zum Klingen gebracht werden, mit einer verblüffenden Ähnlichkeit zu Tier- und Menschenstimmen. Einige Vorläufer des Daxophons sind auf dieser CD versteckt.

Hans Reichel hat über die Jahre mit fast allen maßgebenden Musikern der internationalen Szene improvisierter und Avantgarde-Rock-Musik zusammengearbeitet. Konzert-Tourneen führten ihn in über 40 Länder in Nordamerika, Europa, Südostasien (und vor allem Japan, wo er oft für längere Zeit wohnte). Die Konstruktion und Funktionsweise seiner Instrumente wurden in amerikanischen, japanischen und europäischen Fachzeitschriften ausführlich vorgestellt, und seine Musik ist auf zahllosen Solo-LPs und CDs nachzuhören.

Darüber hinaus ist Hans Reichel gelegentlich bei anderen Aktivitäten anzutreffen, wie z. B. Musiktheater-Produktionen, Zusammenarbeit mit klassischen Ensembles sowie Schrift-Design und Computer-Grafik.

 

Kommentare zu den einzelnen Stücken:

Old Bones schmeckt trotz des Titels kräftig. Die relative Rockband spielt ein Thema, das Hans schon 1975 als Samba für ein Rabaukenorchester verkochte. 1978 wurde es dann als "Rainy Day Waltz" auf seinem Album "Erdmännchen" serviert. Jetzt klappert es mit den Knochen und verleitet Hans zu einem gewagten gitarristischen Nachtisch, treffend von mir am Schlagzeug untermauert.

Grey Brother ereignete sich, als die Spülbürste borstenseitig auf eine spanische Gitarre einklopfte. Mit dabei sind: die Donald-Duck-Wasserpistole, das elektrische Äffchen, der Riesenmoskito, der abgelaufene Dachs mit seinem Plastiklöffel und viele andere Musikinstrumente. Dieses Juwel wird allzeit in der Dämmerung funkeln.

Sari’s Waltz entstand 1983 als erstes gemeinsames Werk von Hans und mir, nach 13-jähriger Freundschaft. Die "Kapelle" leistet einen erfrischenden Beitrag zur glorreichen Geschichte des BumTata und öffnet Herz und Ohren mit folgenden Werkzeugen: Konzertgitarre, Violine, Spülbürste, Zinkeimer, gefüllte Waschschüssel, Preßlufthammer, Tabaksdosen, gestrichene Zigarrenkistchen, feuchte Finger auf Lack, Schrotflinte, Bierflasche, E-Gitarre, Schlagzeug und diverse Synthesizer.

Onkel Boskopp ist sowohl rund als auch eckig. Ein starkes Stück für Freunde des guten Tons. Hans mimt hier auf 2 Saiten einer Sperrholzgitarre ein komplettes Streichoktett. Die Mundharmonika spielt Pitter Klassen. Den schrägen Ordensbruder ersang ich auf dem PPG. Die Glocken erläutete Hans auf einer seiner seltsamen Gitarren. Weiter sind zu hören: die i-Männchen, die Baßtölpel, der Faßbroiler, die Harmonisten, die Affengitarre und eine Zuckerdose im Schnee. Die Viola wurde nach ihrem Solo für 800 Mark verkauft.

Hallo Heinz ist einem meiner größten Refrängs aus dem Jahre 1982 gewidmet. Erst 1987 schickte ich ihn jedoch mit "Happy Burstday" auf mein Album "Changing Skies". Zum Absingen des Textes fuhren wir auf Anraten von Goldbroiler & Ehrlichmann eigens nach Nieder-Schwabach (Kreis Hochelheim). Die Sologitarre spielte der Bürgermeister in der Wirtshausküche. Die ortsübliche Perkussion machten wir mittels Pappröhre, Schleifpapier, Salzstangen im Glas, Gurkendose, Hammer und Holzkiste. Auch einige Stammgäste singen mit.

Hattnatten ist das Fett der Gestalten mit den Filzhüten. Nacheinander treten alle auf. Einige sind mehrmals zu hören, mehrere sind einmal zu hören. Zwei sind zweimal zu hören. Über allem liegt ein friedlicher Hauch von Norwegen.

The Knödler Show packt eine Kiste voller Merkwürdigkeiten aus. Die PPG-Sänger erleben den Pinkelschreck, den Bauhaus-Tango, die Miniatur, ein Rock-Konzert, ein Schützenfest, das Lied von der Zuckerwatte und die Fußgängerzone. Nach einer Kurzvisite im islamischen Sektor gibt’s noch eine fulminante Abschiedsfete, auf der sich Grobschnitts "Remscheid" mit den Sonnborner Geigern kloppt.

Little Waltz spielten wir im Hof. Das Stück war als kleiner Bruder von "Sari’s Waltz" noch im Kindergarten, aber jetzt darf es endlich mit auf die CD.

Fancy Blue floß mühelos aus dem Akkordeon, das während der großen Flut im Keller stand. Nun ist das gute Stück wieder trocken und erfreut uns mit seinen restlichen Tönen. Dieses Stück mischte ich in der Hängematte liegend.

Eroc, im September 1997

 

Kommentar aus dem MailStoneRecord-Katalog Nr. 20 aus 1998

Eine seltene Kreuzung aus Hörspiel und Blues, Romantik und Slapstick, Rock und Biedermeier – vieldimensional wie das Leben, angenehm irritierend, amüsant und ergreifend, frech und sentimental, ausgefuchst und geschludert, doof und lieb, einschmeichelnd, verschmitzt, haarsträubend, verschroben, alt und völlig neu! Es begann im Oktober 1983 und endete nach zahlreichen Denk-, Schaffens- und Prügelpausen im August 1997. Digital (wo nötig) und analog (wo schöner) aufgenommen, versehen mit Kunstkopf-Effekten und unglaublichen Stereobildern, ist dies der absolute Film für alle, die noch Ohren haben. Für authentische Szenen, ausgesuchte Schauplätze und stilvolles Ambiente zeichnen die Produzenten Goldbroiler & Ehrlichmann (Repertoire)

 

Kritik aus Nautilus-Records-Katalog Winter 1999/2000

Diese Wiederveröffentlichung der Zusammenarbeit EROC’s mit dem Gitarristen Hans Reichel macht einen Heidenspaß! 1984 als LP namens "Kino" unter dem Pseudonym "Goldbroicher & Ehrlichmann" erschienen, war sie schon damals ein Unikum, ihre wahren Qualitäten offenbart sie aber so richtig erst als remasterte Version (inkl. 2 Bonus-Tracks). Die Musik spottet eigentlich jeder Beschreibung und deshalb an dieser Stelle ausnahmsweise ein Zitat, das es genau auf den Punkt bringt und doch wieder nicht ... Demnach ist diese Scheibe - und wer wollte dies abstreiten - "eine seltene Kreuzung aus Hörspiel und Blues, Romantik und Slapstick, Rock und Biedermeier,  vieldimensional wie das Leben, angenehm irritierend, amüsant und ergreifend, frech und sentimental, ausgefuchst und geschludert, doof und lieb, einschmeichelnd, verschmitzt, haarsträubend verschroben, alt und völlig neu". Kann man mehr erwarten in dieser traurigen Welt? Etwas Zeit sollte man sich für diese waghalsige Expedition aber schon nehmen. Und wenn die Ohren dann das Sehen gelernt haben bleibt nur ein Fazit: wer einen Onkel Boskopp zu Hause hat, braucht (erst mal) kein Kino mehr ...

 

 

Eroc's Discographie