Titel:

 

Eroc 3

Erscheinungsjahr: 1979
Bestellnr.: LP: Brain 60197
CD: Universal 060249833883
LP          


Seite 1


Wutpickel

1:41


    Seite 2


Falke Whips It Out

6:32
Tontillon 6:20 About My Town 3:48
Fito Linte 3:30 Sunny Sunday's Sunset 3:52
Wolkenreise 4:27 He's Around Here 3:25
Solar Plexus 3:13 Crew Blues Session 6:40
Euer Lied 3:34
CD          


1.    


Ride Up

1:45


    10.     


He's Around Here

3:28
2.     Tontillon 6:24 11.      Crew Blues Session 7:49
3.     Fito Linte 3:41 12.      Feuerwolken 4:20
4.     Wolkenreise 4:31 13.      Journey Of The Clouds 3:59
5.     Solar Plexus 4:14 14.      Wolkenträume 3:43
6.     Euer Lied 2:43 15.      Signs In The Sky 4:09
7.     Falke Whips It Out 6:30 16.      Chilly Clouds 4:23
8.     About My Town 3:50 17.      Bad Girl   3:12
9.     Sunny Sunday's Sunset 10:17     79:10

Meine Meinung zur CD-Version:

Eroc hat, das sei schon mal vorweg genommen, mit seiner remasterten CD des Albums „Eroc 3“ aus 1979 wieder ganze Arbeit geleistet. Neben den schon bekannten Titeln, die er wieder in hervorragender klanglicher Manier auf den Silberling gebannt hat, bieten die Boni für die Fans wieder reichlich Grund zum zugreifen. War die erste Seite der LP, den etwas irritierenden Opener „Ride Up“ (damals mit „Wutpickel“ bezeichnet), der doch ziemlich schräg klingt, mal ausgenommen, sehr melodiös, bestand sie doch aus vier recht eingänglichen Instrumentalstücken, darunter auch die sehr erfolgreiche „Wolkenreise“, so bot Seite zwei recht rockige Songs aus den Anfangstagen von Grobschnitt. Mit dem Schlagzeugsolostück „Euer Lied“ hatte die Scheibe darüber hinaus noch einen interaktiven Track, denn Erke forderte die Leute auf, ihm Songeinspielungen zu dem Schlagzeugsolo einzusenden. Es sollen ihn auch einige erreicht haben. Seite zwei ist dann dem Archivmaterial aus den Gründerzeiten bzw. noch aus der Zeit davor gewidmet (Crew Blues Session und Wutpickel).

Ein erster Bonus ist die jetzt zehnminütige Version von „Sunny Sunday’s Sunset“, die auf der LP nur knapp vier Minuten ausmachte und sich jetzt so richtig entfalten kann. Als weiteren Bonus gibt es sechs Wolkenreise-Renmixe. Damit kommt die CD-Version auf über 79 Minuten Spielzeit und ist restlos ausgereizt.

Eroc hatte ursprünglich vor eine komplette CD mit Remixen zu seiner „Wolkenreise“ herauszubringen. Aus diesem Grund hatte er einige Musiker aufgefordert Remixe zu erstellen, die dann auch kamen. U. a. wegen des laufenden Rechtsstreites bezüglich seiner alten Alben kam es dann aber nicht zur Veröffentlichung des Remix-Albums. Auf „Eroc 3“ sind allerdings sechs Remixe, darunter einer von Eroc selbst, als Bonus enthalten. Und ich kann nur sagen, die haben es wirklich in sich. Hier sind sie im Einzelnen:

Feuerwolken (4’41) - Remix von Eroc selbst, Stil: Dance

Mit Donnerschlag eröffnet Eroc diesen sehr groovigen, mit stampfendem Beat angereicherten und für die Tanzflächen geeigneten Wolkenreise-Mix. Damit gibt er auch gleich das Startzeichen für die Remixe. Außer dem Rhythmus hat Erke sich doch sehr an seinem Original orientiert.

Journey Of The Clouds (3:39) - Remix von Ginkgo Garden alias Eddy F. Müller, Stil: Ambient

Eddy F. Müller hat in seinem Mix aus der Wolkenreise einen recht lockeren und beschwingten Popsong gemacht, der richtig Spaß bereitet. Hier taucht zum ersten Mal eine Gesangsstimme auf. Dieser Titel ist auch schon auf dem Ginkgo Garden-Album „Faith, Hope & Love“ sowie dem Sampler „Cafe de Luna - Chill Out In Paradise“ erschienen.

Wolkenträume (3:42) - Remix von Yomano alias Volker „Mist“ Kahrs, ehem. Keyboarder bei Grobschnitt, Stil: Trance

Der alte Grobschnitt-Recke Volker Kahrs alias Mist hat auch einen Mix beigesteuert der in einer sehr schönen Trance-Version daher kommt. Mit spanischem Gitarrensound beginnt sein Track, dann setzt ein pochender Beat ein. Vor allem diese herrlichen verzwickten Gitarrenlinien treiben mir die Gänsehäute in mehreren Schüben über den Körper. Volker hat hier ’ne tolle Version erstellt.

Signs In The Sky (4:08) - Remix von Bubi Hönig, ehem. Gitarrist bei Extrabreit und Green, Stil: Fusion Rock

Jetzt wird es etwas rockiger, was man bei einem Gitarristen wie Bubi Hönig auch erwarten kann. Sehr gitarrenbetont wird hier das Thema der Wolkenreise interpretiert. Der Song geht gut nach vorn los, vor allem in der zweiten Hälfte wenn Bubi ein Solo spielt. Dabei wirkt die Gitarre teils bluesig / floydig.

Chilly Clouds (4:23) - Remix von Charly McLion, Elektronikspezialist aus Aachen, Stil: Chill Out

Nun kommt ein Remix von Charly McLion, der schon mit Robert Schröder das bekannte Double Fantasy-Projekt im Jahr 1987 führte. In diesem Remix geht es chill- und loungemäßig zu. Allerdings bezieht dieses Stück seine Magie aus dem etwas disharmonischen Rhythmus (man meint, dass die Melodielinie langsamer als der Rhythmus gespielt ist). Das klingt etwas vertrackt, passt aber trotz alledem. Ein richtiger Track zum abhängen.

Bad Girl (2:46) - Remix von Mario Gericke, ehem. Dun Es Tak, heute Potentia Animi, Stil: Thrash

Der Titel „Bad Girl“ passt wirklich hervorragend. Eingeleitet durch eine weibliche Stimme, die den Text von Eroc’s Track „Aktuelles Vorwort“ des Albums „Eroc Zwei“ aufnimmt, entwickelt sich ein richtig fetziger, dreckiger Rocksong, der einfach klasse ist. Da wird einem der Refrain - im wahrsten Sinne des Wortes - förmlich um die Ohren gehauen. Das ist so ein richtiger Rausschmeißer, nachdem sich der Puls erstmal wieder beruhigen muss. Mario hat in seinen Mix den typischen Eroc-Humor eingewoben. Inhaltlich erinnert der Song übrigens nur an ganz wenigen Stellen ans Original.

Erke hat hier echt tolle Remixe seines bekanntesten Stückes auf CD gebannt. Jedes einzelne Stück ist eine Bereicherung der CD und ich bin froh, dass sie noch das Licht des Lasers erblickt haben. Ich will mal hoffen, dass auch die restlichen (Erke, wie viel gibt es denn noch?) Mixe noch erscheinen werden.

Stephan Schelle, März 2006


Text aus dem Plattencover zur LP

Im Herbst 1965 begann ich, Schlagzeug zu spielen. Mit ein paar Schulkameraden übten wir im Keller eines Kirchturms. Ein Jahr später gaben wir unser erstes Konzert auf einer Klassenfete in einer Kneipe in Hagen-Boele. Wir nannten uns THE CREW und spielten Stücke von Eric Burdon, Cream, Pretty Things, Yardbirds und Kinks. Ich war gerade 15 und der beste Trommler von Hagen. Mein Vorbild war Ginger Baker. Unser Gitarrist hieß LUPO und besaß eine rote Höfner mit drei Tonabnehmern. "KASI" KLASSEN sang, spielte Mundharmonika und Gitarre und hatte immer gute Einfälle. Etwas später holten wir uns den Dicken aus Boelerheide, weil der unheimlich gut singen konnte. Heute wird er WILDSCHWEIN genannt; damals war er eins.

Vier Jahre lang schlugen wir uns mit Auftritten und "Tanzabenden" in Lokalen und Jugendheimen durch. Oft spielten wir zweimal am Wochenende und brachten es auf über 200 Konzerte in dieser Zeit. 1968 tauften wir uns in CREW BLUES SESSION um, nachdem wir ein paar Bassmänner und Organisten verschlissen hatten. Wir brachten sämtliche Beatfestivals in der Umgebung durcheinander und waren bald als die wildesten, verrücktesten und frechsten Radaubrüder verschrieen. Man ließ uns in den Jugendheimen nicht mehr auftreten. Wenn wir mal irgendwo spielten, war immer der Teufel los, unsere Lieblingsstücke waren "Summertime Blues" (Blue Cheer), "Fire" (Hendrix) und "You Keep Me Hanging On" (Vanilla Fudge).

Im Oktober1969 gaben wir in der Aula des TGH Hagen unser letztes Konzert, zwei Wochen später löste sich die CREW BLUES SESSION auf. Wir waren zu wild geworden, kein Übungsabend ging mehr ohne Prügelei ab. Leider gibt es nur wenige Aufnahmen aus dieser Zeit. Ich hatte keinen Bock, immer mein Tonband mitzuschleppen; ich spielte lieber.

Vom Winter 1969 bis Dezember ‘70 machte ich mit KASI, Carlos Bottich (Gitarre) und Michael Barth (Flöte) unter dem Namen WUTPICKEL freie Musik. Wir hatten viel Spaß und sogar einen Auftritt. Am 19.12.70 spielten wir im Wuppertaler Jazzkeller "JAM" vor 40-50 Leuten frohe Weihnachtslieder und andere böse Sachen. Aus diesen Tagen habe ich sehr viele Sessions auf Band. Ich werde sie nicht löschen.

Ende 1970 ging KASI nach Wuppertal und WUTPICKEL gab es nicht mehr. LUPO hatte inzwischen mit FELIX und BAER unter "Charing Cross" Hardrock gemacht, während WILDSCHWEIN sich von den vier anstrengenden CREW-Jahren erholte. Ein gewisser "kleiner Mann" war öfter bei den WUTPICKEL-Abenden dabei gewesen und brachte eines Tages das Foto von der alten Soldatenkapelle "Grobschnitt" mit. Unter diesem Namen gründeten im Januar 1971 LUPO, FELIX, BAER, WILDSCHWEIN und ich eine neue Gruppe. Der "kleine Mann" ist heute als TONI MOFF MOLLO bekannt. In den letzten 8 Jahren hat auch GROBSCHNITT wieder etliche Festivals durcheinandergebracht und ist ziemlich berüchtigt geworden. 1972 gingen FELIX und BAER, und der Organist MIST kam zu uns, 1975 stieg der Bassist POPO bei uns ein. In einigen Städten haben wir Auftrittsverbot, Prügeleien gibt's auch noch hin und wieder. Manchmal ist sogar der Teufel los, wenn wir auftreten.

WUTPICKEL. Übungsabend 1970, das Stück heißt "Ride Up". Der Blues ist alt, grau und dreckig. Er wird überleben.

TONTILLON (1976) entstand in CONNY'S STUDIO während der Arbeiten an der LP "Rockpommels Land", als POPO und ich irgendwann nachts eine Session zu zweit machten. Ich nahm sie auf und spielte das Band MIST vor, er improvisierte mit der Fender Rhodes dazu.

FITO LINTE (1978) habe ich allein zusammengeschustert.

Die WOLKENREISE benutzte GROBSCHNITT auf der 78er Herbsttournee, ich machte das Stück als Anfangsmusik zu unserer "Söldnershow".

SOLAR PLEXUS (1978) stammt aus einem meiner 50 Mitschnitte für die LP "Solar Music Live", von dem ich ein Stückchen bearbeitete.

Zu EUREM LIED sagt Euch meine liebe Freundin Pauline was. Das Schlagzeug nahm ich in einer Fabrikhalle auf, wegen dem Sound.

FALKE WHIPS lT OUT ist eine Collage. Sie beginnt mit LADOE, gesungen von KASI bei einer WUTPICKEL-Session. Danach die CREW BLUES SESSION mit einem Ausschnitt aus einer Improvisation über "Born To Be Wild" aus dem Konzert im Oktober 1969. Anschließend ein Blick auf einen Musikstil, der uns heute zugemutet wird und gleich dahinter "Falke's Kommentar" zu dieser Sorte zeitgenössischer Kultur. Ich nahm das Telefongespräch zufällig auf. Peter Falke ist der beste Automechaniker der Welt. Er kümmert sich um die LKW's von GROBSCHNITT und rettete einige Auftritte durch Nachtschichten. Man erreicht ihn mit "QRZ Zwerg-Falke" in Hagen auf Kanal 9. Das laute Stück danach ist ein Mitschnitt von einem Konzert der CREW BLUES SESSION in der Hagener Wartburg im Sommer ‘68. Er spricht für sich. Wir hatten damals so viel Spaß am Spielen, daß wir uns einen Dreck um Texte und Titel kümmerten. Die Musik wurde mit dem Hintern gemacht.

ABOUT MY TOWN, auch bekannt als der "Jazzmeier", ist ein frühes Stück von GROBSCHNITT. Zu hören sind BAER am Bass und FELIX am zweiten Schlagzeug. Den Ausschnitt nahm ich bei einem unserer Konzerte im Hagener Volkspark im September1971 auf. Es war ein warmer Spätsommernachmittag, das Sonnenlicht lag golden auf den Bergen über der Stadt und Hunderte hatten es sich auf den Wiesen gemütlich gemacht. Ich werde dieses Konzert nie vergessen. Schade, daß GROBSCHNITT inzwischen so "groß" werden mußte, daß solche Open-Air-Konzerte mit unserem ganzen Brimborium nicht mehr durchführbar sind.

SUNNY SUNDAYS SUNSET v(1974) ist ein Produkt der neuen Arbeitsweise, die wir uns aneigneten, nachdem MIST in die Gruppe kam. Die Stücke wurden nunmehr im Kopf konzipiert und deswegen stets, nachdem sie fertig waren, wieder verworfen. Nach vielen Änderungen erschien das Stück ein Jahr später auf der LP "Jumbo". Geblieben war nur der englische Text, ich schrieb ihn damals für ein Mädchen - da gab's nichts mehr zu ändern.

HE'S AROUND HERE war unsere erste Plattenaufnahme. Im Januar 1969 machte die CREW BLUES SESSION auf dem Recklinghauser Beatfestival in der Festlandhalle von 90 Gruppen den 5. Platz und sollte mit auf eine Sieger-LP kommen, die die Leute vom Gelsenkirchener MENGA-Tonstudio aufnahmen. Warum die LP nie erschien, weiß ich nicht.

Das letzte Stück ist ein Ausschnitt aus einer 20minütigen Improvisation vom "Abschiedskonzert" im Oktober ‘69 in der Hagener THG-Aula. Mit ihr ging mehr als nur der Auftritt zu Ende. Sie war das letzte Stück, das die CREW BLUES SESSION je spielte. Das Grundthema stammt von LUPO und WILDSCHWEIN, und diese Improvisation war die erste Version eines Stückes, welches Jahre später die Gruppe GROBSCHNITT berühmt machen sollte: SOLAR MUSIC...

BAER ist Lehrer geworden und macht keine Musik mehr, FELIX ist verheiratet und verdient seine Brötchen als Polizist; beide haben keinen Kontakt mehr zu GROBSCHNITT. Nach langer Zeit habe ich KASI wieder besucht. Er ist verheiratet, hat eine Tochter und arbeitet als Grafiker. Er lebt noch und hat auch noch seine alte Mundharmonika. Er machte mir ein unheimlich gutes Abendessen. Hinterher haben wir Blues gespielt und danach beschlossen, demnächst was zu machen.

ERKE EROC, 3/79

 

Eroc's Discographie