Artikel und Interview aus Spotlight 3/1984

 

Kinder & Narren

Interview mit Lupo und Milla Kapolke von GROBSCHNITT

"Es gab aber auch einige wenige im Lande, die anders waren. Zu diesen wenigen gehörten die Narren. Sie spielten bei den Menschen keine große Rolle, denn sie hatten keine Macht und wollten auch keine. Sie liebten die Logik nicht besonders, sondern hatten, ähnlich wie auch die Kinder der Menschen, Phantasien und paradoxe, unlogische Dinge im Kopf, die bei den anderen nichts galten."

So lautet ein Auszug aus dem Text des Covers der neuen Grobschnitt-LP, die einmal mehr beweist, daß Grobschnitt nicht nur musikalisch gesehen zum Besten gehört, was seit uralten Krautrocktagen die Bundesrepublik musikalisch zu bieten hat. Grobschnitt, das ist der Inbegriff für ein riesiges Musikspektrum, das ist Garantie für ein Bühnenspektakel, von dem noch angloamerikanische Acts lernen könnten; wer einmal die Band live gesehen hat, der vergißt sie nie wieder. Was da an Lightshow, an Verkleidungen und bunten Masken, an Gags und skurrilem Theater geboten wird, eben diese gut gelungene und doch sonderbare Mischung aus Musik, Kabarett und Show prägt sich dem beobachtenden Konzertbesucher stark ein. Die Show ist ihr besonderes Rezept, Show muß sein, man muß was für‘s Auge bieten, "der Besucher verlangt ja schließlich was für sein Geld", sagt Lupo und recht hat er damit. Viel zu viele Langeweiler gibt es immer noch diesbezüglich, viel zu viele Rockstars meinen immer noch, allein ihre Person sei von solch göttlich-majestätischer Ausstrahlung, daß bereits ihr purer Anblick dem Zuschauer freudiges Entzücken beschere.

Grobschnitt ist da anderer Meinung, und das nicht erst seit gestern. Schon in den frühen 70er Jahren sorgten sie damit für Aufmerksamkeit, wenn auch scheinbar nur bei den Fans, blieben sie doch weiterhin ein von den Medien schlecht behandeltes Stiefkind. Als Beispiel dafür mag der Rockpalastpoll 1978 gelten, in dem die Band zur beliebtesten Gruppe des Jahres gewählt wurde; doch, es ist ein altes Übel, Peter Rüchel und seine Mannen machen schon seit alters her das Programm lieber für sich selbst, statt für die Hörer (und Seher), eine Rocknacht mit jener deutschen Combo fand jedenfalls nie statt.

Dabei haben die Jungs von Grobschnitt schwer geschuftet für ihren Erfolg. Let‘s have a look ins Buch der Rockgeschichte: bereits 1966 gründete Lupo die Band "Crew", in der bereits zwei weitere künftige Grobschnittmitglieder mitspielten, die als Eroc und Wildschwein noch bis in die 80er Jahre hinein der Combo die Stange hielten. 1970 gründen die drei "Elias Grobschnitt ein Jahr später wird erstmalig das Konzept der totalen Bühnenshow deutlich; die Leute reagieren überrascht, zeigen sich aber sehr angetan vom Wirbel on stage, auf der nicht selten die gesamte Roadcrew in wilder Kostümierung" (0-Ton Pressemappe) herumtanzt. 1972 erscheint die erste LP unter dem Titel "Grobschnitt", 1973 kommt ein neuer Keyboarder (Volker Mist) zur Band, 1974 wird das Doppelalbum, "Ballermann" veröffentlicht, eine Art Grundstein zur folgenden steilen Karriere, findet sich doch auf dieser DOLP der Supertrack, den Grobschnitt noch heute bei Live-Gigs gerne intoniert: "Solar Music" heißt das Bombastwerk, das seit jenen Tagen ständig in Neufassungen verarbeitet wird; "sonst wird‘s ja langweilig", meint Lupo. Die Livegigs der Band dauern seitdem manchmal gar vier Stunden, die Show wird immer aufwendiger. 1975 erscheint "Jumbo", auf der bereits der neue Bassist "Popo" mitspielt, ein Jahr später gibt's die Scheibe noch einmal mit deutschen Texten. 1977 gibt's dann erstmalig ein lange vorbereitetes Konzeptalbum, "Rockpommels Land"; 1978 kommt die von vielen heiß ersehnte Live-Version von "Solar Music" in die Plattenläden; zu insgesamt 60 Konzerten (!) der Band kommen über 120.000 Zuschauer. 1979 erscheint "Merry Go Round", erstmals tritt "Toni Moff Mollo" als Sänger auf. 1980 wird im inzwischen gruppeneigenen Studio mit dem neuen Baßmann Milla Kapolke die "Illegal"-LP eingespielt, im selben Jahr erscheint das zweite Live-Album "Volle Molle". 1981 findet Grobschnitts bisher erfolgreichste Deutschlandtournee statt; im Spätherbst verläßt Volker Mist die Gruppe, die LP "Razzia" wird 1982 ohne Keyboarder eingespielt; "das hat Eroc dann zum Teil eingespielt", versichert Lupo. Im Frühjahr 1983 verläßt Drummer Eroc die Band, und genau hier knüpfte unser Gespräch an:

Eroc war doch einer der "Ur-Grobschnitts"; warum ist er gegangen? Hattet ihr persönliche Differenzen?

Ne, das war ein Schritt, der vorher abgesprochen war. Da war kein Streß oder so, dafür kennen wir uns einfach zulange. Er hatte einfach andere Interessen, er wollte schon immer mal im Studio am Mischpult sitzen. Den Traum hat er sich jetzt ganz erfüllt, er hat jetzt ein Studio mit so‘m anderen Typen. Eroc war immer schon an diesen Dingen interessiert, schau dir doch seine Solo-Alben an.

Mit dem neuen Drummer und dem neuen Keyboarder, der jetzt bei euch eingestiegen ist, hat sich doch sicher auch etwas an der Musik geändert, oder nicht? Ist das noch eure Musik?

Ja klar, sonst wären wir ja auch längst raus aus der Band. Die Musik, die wir machen, kommt immer noch von Grobschnitt; natürlich haben auch wir uns mit der Zeit ein wenig geändert, das fließt ganz klar in die Musik mit ein. Auch die deutschen Texte, die wir jetzt seit zwei LP's machen, sind für uns gar nicht mehr so ungewöhnlich wie am Anfang.

War das ein schwerer Schritt, auf deutsch zu singen?

Und wie! Es ist eben etwas anderes wenn du plötzlich nicht mehr englische Texte schreiben kannst. Im Englischen gibt es immer so schön viele Umschreibungen für bestimmte Situationen, die auf deutsch schnell gefährlich kitschig klingen. Inhaltlich hat sich aber nichts geändert, da zieht sich eigentlich ein roter Faden durch alle Grobschnitt-LP's. Sagen wir's mal so: wir sind eigentlich nie eine deutsche Gruppe gewesen, die verzweifelt einen Stil verfolgt hat. Wir versuchen immer, möglichst viele Einflüsse zu verarbeiten und sind nicht ständig erpicht darauf, diesen einen Stil nun gerade beizubehalten. Aber ich glaube, man hört uns immer raus.

Als ich das erste Mal im Radio "Wir wollen leben" hörte, wäre ich nie darauf gekommen, daß ihr das seid.

Das kann wohl daran gelegen haben, daß gerade dieser Song einer von den neueren, kürzeren gewesen ist. Wahrscheinlich kanntest du nur mehr die Platten von früher, wo wir aus jedem Lied gleich ein mindestens 8-Minuten-Stück gemacht haben. Alles, was wir nach "Solar Music Live" gemacht haben, ging eigentlich mehr oder weniger auf diese neuen, etwas kürzeren Sachen hinaus. Wir haben eben immer Lust, was Neues auszuprobieren, auch wenn manchmal unsere härtesten Fans Mühe haben, dies oder das als Grobschnitt-Musik zu identifizieren.

Eine direkte Frage: verkauft ihr euch noch gut? Kommen immer noch so viele Leute in eure Konzerte? Habt ihr noch die gleichen Plattenumsätze wie in den späten 70er Jahren?

Ja. Wir haben eigentlich durch die Jahre hindurch unser Prinzip beibehalten: wir sind nun mal eine Showband mit großem Aufwand auf der Bühne, wir wollen mit der Optik nicht sparen. Wir wollen uns nicht hinstellen, "Guten Tach" sagen, ‘ne Stunde spielen und dann "Tschüß" und aus. Wir spielen immer noch gute drei Stunden, auch jetzt auf der Tour im März/April. Wir haben mit der neuen Platte zusammen ein gutes Showkonzept entwickelt, ich meine, das bietet sich an, is' ja schließlich wieder eine Fantasy-Story. Die werden wir halt entsprechend auf der Bühne umsetzen, und die Leute finden's bestimmt gut.

Gab's bei euch auch den berühmten "Deutsche-Welle-Einschnitt", bei dem viele ältere deutsche Gruppen nur noch tatenlos und stinksauer zuhause ‘rumsaßen?

Och ne, du, eigentlich nicht. Sieh mal, der ganze Kram mit den Jungs ging ja los, als unsere "Illegal"-LP erschien, eine gute Scheibe; damals kam Ideal gerade in die Charts, aber unsere Platte war gut, die Hallen auf der Tour waren echt spitzenmäßig besucht. Das war eine richtige Spitzentournee, das hat uns selbst die Schuhe ausgezogen. Tja und dann in den letzten zwei Jahren ging‘s ja mit der Musik ganz rapide in eine andere Richtung und ich glaube, die wenigsten von den "alteingesessenen" deutschen Combos haben das überlebt. Da muß ich schon sagen, daß wir für die Verhältnisse in den letzten zwei Jahren einen verhältnismäßig hohen Zuspruch hatten, nicht so gut wie ‘87, ganz eindeutig, da war eben andere Musik angesagt. Nur wir konnten und wir wollten diese andere Musik nicht machen, das ging einfach nicht.

Habt ihr euch das vielleicht einmal überlegt, so'n bißchen auf deutsche Welle zu machen und dann abzukassieren?

Also, wir sind einfach nicht in der Lage von unserem LP-Konzept ‘runterzukommen, das heißt, wir tun uns unheimlich schwer, wenn wir Singles veröffentlichen sollen, und das ist natürlich das ganze A und O bei der Geschichte; du mußt Singles haben und da ist bei uns immer so eine Sperre. Wir wollen das einfach nicht.

Aber ihr hattet doch eine Hit-Single, die man auch überall kaufen konnte.

Ja, "wir wollen leben" war ein ganz seltsames Ding. Es war uns überhaupt nicht bewußt, daß wir damit einen Hit produziert hatten. Das war eigentlich mehr die Plattenfirma, die da den richtigen Riecher hatte. Die hat die Single rausgebracht und gefeatured und daß das Ding dann so gut nach vorne losgegangen ist, das war mehr Zufall. Wir haben ja auch anschließend keine Folge-Single oder so was nachgeschoben, die Sache war eben ein reiner Glücksfall.

Aber für euch doch sehr erfolgreich?

Das stimmt allerdings. Wir hatten jede Menge TV-Auftritte, wir waren in vielen Hitparaden und so. Das war unsere erste Single, vorher gab's ja in dem Sinne eigentlich gar kein Material dafür. Das die Single zu unserer erfolgreichsten wurde, war uns selbst schleierhaft.

Kamen auf den Hit hin mehrere jüngere Hitparadenfans in die Konzerte?

Du kannst eigentlich feststellen, daß unser Publikum sich stetig ändert, wir hatten immer neue jüngere Kids im Publikum, und das ist ja auch gut so. Natürlich gehen immer noch viele von unseren alten Fans in die Shows, klar, es ist aber nicht so, daß wir nur vor 30jährigen spielen. ‘Ne gesunde Mischung finde ich, wenn‘s andersrum wäre, wenn wir also nur noch vor Oldies spielen würden, wüßten wir, Alter, jetzt is Schluß, jetzt hör' lieber auf. Daß immer noch neue Fans hinzukommen, ist für uns eine erfreuliche Tatsache, und ein Ding, das uns anspornt, weiterzumachen. Die Kids sagen sich, mensch, "wir wollen leben" ist stark, wollen wir mal sehen, was die sonst noch draufhaben. Und die meisten sind von der Show und so ziemlich beeindruckt, so was haben die oft noch nie gesehen. Die sind dann auch begeistert von den anderen Stücken, von solchen LP-Sachen, die wir anhand der Show immer ganz gut verkaufen.

Spielt ihr eigentlich immer noch "Solar Music"?

Aber volle Elle. Das Stück kommt immer noch gut an, obwohl wir es auf jeder Tour in einer anderen Fassung spielen. Wir haben einfach keine Lust, immer nur auf Oldies ‘rumzuhacken. Die Fassung, die wir jetzt machen, hat mit der von der "Solar Music Live"-LP nichts mehr zu tun; wir aktualisieren das halt immer. Trotzdem dauert's immer noch eine gute halbe Stunde. Das Stück ist immer noch ein Höhepunkt in unseren Acts, da fahren auch die jüngeren Leute gut drauf ab. Ich hab sowieso das Gefühl, die Leute wollen ganz einfach wieder persönlichere Musik haben. Die ganze Neue-Welle-Sache ist ja jetzt vorbei, seit ‘83 ist ja so ‘ne Art Schlußstrich gezogen worden. Da war's eben in Mode, eine Stunde zu spielen, zack und weg, und die Leute gingen wieder nach hause. Jetzt geht der Trend aber glaube ich, mehr in die andere Richtung, die Leute wollen eben unterhalten werden. Die Leute wollen in die Atmosphäre mit einbezogen werden. Sieh mal, das ist ja auch eigentlich BAP's Erfolgsrezept, die sprechen mit den Leuten, die reden mit denen, die bieten was für's Geld. Und was die machen, ist ja nun wirklich alles andere als Musik. Das ist wirklich 1970er Kram, mit den Riffs und dem ganzen Zeug, was die so draufhaben.

Du meinst, die Leute haben die einfachen Sachen leid?

Ja, ich glaube schon. Guck' dir Yes an, die sind im Augenblick in den Charts' guck' dir Genesis an, die schwirren auch durch die Hitlisten. Die Gruppen räumen jetzt wieder ab, die machen im Augenblick die Super-Live-Shows.

Wie steht ihr zu den Welle-Gruppen?

Och, im Grunde fand ich es sehr gut, daß überhaupt mal deutsche Gruppen solche Erfolge hatten. Ich finde, da waren auch Leute dabei, die wirklich was drauf hatten, Ideal, Spliff, wenn du das dazuzählen willst, Extrabreit. Was ich nicht so gut leiden konnte, waren die Combos, die mehr in die Schlagerrichtung tendierten, z. B. Spider Murphy Gang.

Wart ihr nicht auch ein bißchen neidisch?

Ne, überhaupt nicht. Ich meine, jeder soll seinen Erfolg haben. Über Extrabreits Erfolg haben wir uns richtig gefreut, die Jungs wohnen ja bei uns in der Nähe, zu denen haben wir auch gute Kontakte. Die Hagener Leute kennen wir eigentlich ganz gut, und als die groß ‘rauskamen, haben wir uns natürlich auch gefreut. Nena kannten wir auch schon, als sie bei den Stripes war.

Laßt uns mal ein bißchen von eurer neuen Produktion "Kinder und Narren" reden.

Ja, wir haben uns entschlossen, wieder mal ein Konzeptalbum zu machen. Und was hören wir: "mensch, damit liegt ihr ja genau im Trend!"

Stimmt ja auch . . . . .

Ja klar, bloß die Idee war schon in unseren Köpfen, als es noch eine Schande war, sowas ‘rauszubringen. Jetzt sind schon wieder ein paar Leute vor uns dagewesen und haben etwas Ähnliches gemacht. Guck' dir Maffay und seine "Tabaluga"-Scheibe an; die ist gar nicht mal so schlecht, da is nix mehr mit Freiheit auf dem Motorrad und so. Der hat ‘ne richtig gute Platte gemacht, hat mich richtig gewundert. Nur, er hat eben keine richtige Rock-LP gemacht, in dem Punkt sind wir ihm nunmal voraus.

Bei euch ist die Musik rockig . . . .

und bezüglich der Texte haben wir uns auch was einfallen lassen. Das ganze Ding ist eigentlich ein Märchen und ein Märchen muß man sich immer bildhaft vorstellen. Nun kannste die Musik ja nur h ö r e n, deshalb haben wir auf dem Cover noch mal die ganze Geschichte abgedruckt und ein paar Bilder dazugemacht. Da haben sich die Graphiker richtig was einfallen lassen und die Leute haben was zum Gucken und zum Lesen. Die Musik auf der Scheibe geht richtig gut los, der Sound ist ein bißchen zeitgemäßer geworden. Die Rhythmusgruppe hat mehr Drive gekriegt und der Keyboarder hält sich etwas mehr zurück.

Wie sieht's bei euch aus mit Equipment? Bei den üblichen Grobschnitt-Stories, wenn schon mal irgendjemand über euch was macht, fällt dies Thema immer ganz unter den Tisch. Lupo, was ist mit dir, spielst du eigentlich jede Gitarre, die gerade herumliegt, oder hast du auch deine speziellen Lieblinge?

Klar hab ich die. Bis vor kurzem habe ich beinhart auf Gibson Les Paul geschworen, alle anderen Gitarren haben mich einfach nicht angemacht. Letzten Herbst hab' ich mir dann mehr so aus Spaß ‘ne Fender Stratocaster in einem Laden so von der Stange gekauft. Und dann passierte etwas, woran ich eigentlich nie geglaubt hätte: ich habe mich total verliebt in diesen Sound. Inzwischen spiele ich nur noch sehr selten meine Les Paul. Die Strat hat mir wirklich die Schuhe ausgezogen. Ich frage mich, warum ich nicht früher darauf gekommen bin.

Und Amps?

Tja, Boogie natürlich. Im Augenblick lasse ich mir aber gerade so ein System bauen, mit dem ich auf der Tour über zwei Amps spielen kann, also Stereo. Dann werde ich Music Man und Boogie benutzen. Zusätzlich habe ich noch ein Effekte-Rack, da ist das Korg Delay drin, das Yamaha-Hallgerät, ein Ibanez Harmonizer, ein Roland Flanger/Chorus. Damit komme ich gut hin, auch wenn wir mal ‘ne akustische Gitarre brauchen.

Was benutzt du in diesem Falle?

Ibanez oder Ovation, je nachdem.

Milla, was spielst du?

Ich bin eigentlich einer der letzten Bassisten gewesen, die auch noch in den letzten Jahren eisern auf Rickenbacker gespielt haben. Jetzt hatte ich eine ähnliche Erleuchtung wie Lupo. Auf dieser LP und auf der Tour spielte ich einen ganz normalen Fender Precision Bass, weil der einfach für den neuen straighteren Sound mehr angesagt schien. Der typische Rickenbacker-Sound ist ja nun mal sehr eigenwillig, und der Fender paßt nun mal besser zu unserer jetzigen Musik. Vom Design und vom Spielen her stehe ich nach wie vor auf Rickenbacker.

Setzt du Effektgeräte ein?

Auf unserer neuen Platte kein einziges. Was du da hörst, ist Bass pur. Früher habe ich sehr viel mit solchen Dingen gearbeitet, aber ich wollte auch mal wieder was anderes probieren. Mal wieder einfach so spielen. Der Bass war früher bei uns oft ein Solo-Instrument, jetzt ordnen wir ihn lieber in die Rhythmusgruppe mit ein.

Was spielt euer Keyboarder?

Oh, tja, der hat also erstmal das ganze Oberheim-System, also OB-B, den Drumcomputer, den Sequenzer. Dann hat er den PPG Waveterm, einen Yamaha CP 80, einen Yamaha CS 80, dieses ganz teure Teil, außerdem spielt er Memorymoog, Mini Moog, dann hat er . . . . also, der wechselt seine Keyboards fast jeden Monat aus und kauft immer nur vom Besten.

Und mit der ganzen Materialschlacht geht ihr auf die Bühne?

Doch, doch, diesmal werden wir mit mehreren Keyboards spielen, das läßt sich nicht anders lösen.

Was macht der Drummer?

Der hat sich gerade ein Simmons-Kit geholt, das baut er mit seinem Yamaha-Kit auf; er hat die Simmons-Teile allerdings in sein Kit integriert, die Simmonskiste steht also nicht neben dem normalen Schlagzeug. Die Becken sind alle von Paiste oder Zildjian.

Wie sieht es nun aus mit Willi Wildschwein?

Tja, Wildschwein spielt ja jetzt auch Saxophon auf der Platte, also muß er auch auf der Bühne ‘ran. Wenn er sich mal die Gitarre umhängt, dann ist es die Ibanez Artist.

Und damit werden sie dann wieder ganz böse abziehen auf der nächsten Tour. Das sind keine wilden Rocker, das sind keine schwülstigen Softies, das sind auch keine Krautrocker. Grobschnitt ist Grobschnitt, da läßt sich nur schwer die passende Schublade finden. Wenn man von ihrem Märchen ausgeht, dann sind sie die Narren; sie machen immer das, was eigentlich gar nicht angesagt ist, sie behalten ihren Stil bei, sie haben immer "paradoxe, unlogische Dinge im Kopf, die bei den anderen nichts gelten". Und doch sind sie mir lieber als die vielen ‘normalen‘ Leute, als die "seltsamen Wesen, die sich Menschen nannten". Bleibt nur zu hoffen, daß sie noch viele schöne Platten und noch mit 60 durch Deutschland touren.

C. B.

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