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Abergläubisch
sind sie eigentlich nicht, aber daß die 13 ihre Glückszahl ist, davon sind sie
überzeugt. Denn am 13. März fiel der Startschuß zur Grobschnitt-Deutschlandtournee 87,
auf der sie ihre 13. LP, «Fantasten» betitelt, live präsentieren. Im siebzehnten Jahr
ihres Bestehens zählen Grobschnitt zu den dienstältesten Bands unserer Republik. Sie
sind heute die letzten Mohikaner aus den glorreichen Krautrock-Zeiten der frühen
Siebziger.
GROBSCHNITT
Die Realität der Fantasten
«Weg von der Szene waren wir nie, obwohl es in den letzten Jahren verhältnismäßig
ruhig bei uns war. Das lag daran, daß wir in den Medien nicht mehr so angesagt waren»
erzählt Grobschnitt-Bassist Milla Kapolke. Da ist was dran, denn die über 80 Konzerte,
die die Gruppe im letzten Jahr gegeben hat, blieben in der Musik-Presse mehrheitlich
unerwähnt - trotz beachtlichem Zuschaueraufmarsch, und obwohl Grobschnitt überhaupt
keine neue Platte auf dem Markt hatte. Erstaunlich, wenn man bedenkt, daß andere Bands
trotz neuen, zum Teil gut verkauften Produkten, zu ihren Konzerten keinen müden Hund
hinter dem Ofen hervorlocken. «Wir haben eben immer noch den Ruf eine herausragende
Live-Band zu sein. Das hat sich auch bei den jüngeren Konzertgängern herumgesprochen»,
ist sich Kapolke sicher. Grobschnitt-Konzerte waren schon immer genauso sehens- wie
hörenswert, und nach wie vor fahren Sie einen enormen Aufwand mit einem über
dreistündigen Programm: Eine einzigartige Mischung aus Musik und Optik, aus Theater und
Rock n' Roll. Dieses bewährte Rezept soll beibehalten werden, auch wenn sich
Grobschnitt musikalisch heute songorientierter und griffiger zeigt. Die Zeiten der
Rockopern sind erst einmal vorbei. Dazu Kapolke: «Wir haben uns gewandelt, unseren
Musikgeschmack geändert. Auf Fantasten sind mindestens fünf Titel enthalten,
die sich zur Single-Auskopplung anbieten. Musikalisch stehen wir gut im Jahr 1987.»
Jetzt hoffen die Hagener Rockveteranen, «daß Fantasten bei den Medien den
Einsatz bekommt, den sie verdient» (Kapolke). Denn sie haben es zwar verstanden, 17 Jahre
lang zu überleben, aber eben, gerade mal zu überleben. Reichtümer haben sich wahrlich
nicht angehäuft. Jeder Pfennig wurde jahrelang in die eigene Anlage gesteckt, denn sonst
wären die finanziell aufwendigen Konzerte überhaupt nicht durchzuführen. Sie gehören
halt zum harten Kern, die 5 aus Hagen. Musik ist ihr leben, und daran konnte auch der
Frust des Nichterfolgs nichts ändern. Grobschnitt ist eine Legende deutscher Rockmusik,
und es wäre mehr als gerecht, wenn sie nun die Früchte ihrer jahrelangen Arbeit ernten
könnten. In diesem Sinne ist zu hoffen, daß die «13» als Glückszahl Realität für
die Fantasten wird.
Hanns Hanneken |
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