Grobschnitt: Straffer Stil auf rockigem Kurs
Blitze blinkern durch die Dunkelheit. Pappkopfmonster mit
Taschenlampenaugen zuppeln den Vorhang beiseite. Mystisch vermummte Gestalten entsteigen
einer klapprigen Holzbude, in deren Tür ein großes Herz gesägt ist. Wer besteigt die
Bühne schon durch ne Lokustür? Sowas gibt's halt nur bei Grobschnitt. Und wenn sie
dann singen "laß das sein, du schaffst das nicht", bezieht sich das keineswegs
auf sie selbst.
Denn wovon internationale Superstars oftmals träumen, schaffen die
heimischen Grobschnittler spielend: volle Hütten. 3000 Fans waren es wieder in der
Philipshalle. Für die Horde aus Hagen kein ungewöhnliches Ergebnis, weil Grobschnitt
weiß, was Freakies wünschne: Rock und Klamauk.
Sie haben sich viel einfallen lassen, um den Getreuen Neues gönnen zu
können. Deftige Späße über einen gewichtigen Bayern, Pop-Musik-Verschaukler, eine
Laser-Show als Leser-Show (zeitungslesend spazieren alle über die Bühne) und etliche
Gags zwischen burlesk und bissig poltern ins Programm.
Nicht zu vergessen ihre Musik. Rockiger und rhythmischer denn je
präsentieren sich die Titel ihrer aktuellen LP "Merry-Go-Round". Da ist straff
am Stil gearbeitet worden. Endlich haben die Stücke zeitgemäßes Format, großzügige
Gesangsarrangements, vollen, aber luftig leichten Sound und knackige Takte. Das macht
Grobschnitt, die sonst nur live überzeugen konnte, auch auf Vinyl konkurrenzfähig. Kaum
zu glauben, aber wahr: manchmal klangs wie eine geglückte Synthese aus Lake und
Supertramp, wenn auch hie und da noch Längen die Dynamik bremsten.
Wie sehr sich das Grobschnitt-Team jetzt am Boden orientiert,
demonstrierte es mit der verrockten Neufassung von "Solar Music". Nicht
Magnesiumblitze beendeten das Spektakel, sondern Funkenfontänen zweier Schleifmaschinen.
- Verständlicher Jubel nach dieser gewitzten Show.
midu
|