Artikel zum Motorrad-Rock-Festival auf der Loreley

 

Der Rock hält auch der Mode stand

Motorrad-Rock-Festival auf der Loreley mit Eric Burdon, Grobschnitt und Roger Chapman

 

Motorräder und harte Rockmusik sind nicht erst seit Steppenwolfs Rocker-Hymne "Born to be wild" für viele ein Stück Freiheit und Abenteuer. Die Fans packender Zweiradartistik haben auch viel übrig für bodenständige Rock-Rhythmen - beim ersten Motorrad-Festival mit anschließendem Open-Air-Konzert kamen die Zuschauer in Scharen zum Loreley-Felsen.

Als erste Gruppe stieg die kanadische "Lee Aron Band" auf die Bühne des Freilichttheaters. Die Hardrock-Formation aus Übersee hatte neben ihrer attraktiven Front-Frau und Sängerin Lee Aron aber nichts zu bieten. Da gab es nur plumpe und laute Hardrock-Musik mit einem alles überdröhnenden Schlagzeug - ohne System und Substanz.

Mit schöner Regelmäßigkeit wird Eric Burdon in jedem Jahr totgesagt. Auf der Loreley liefert Eric freilich wieder einmal den Beweis seiner Vitalität: Ein 90-Minuten-Auftritt der Spitzenklasse. Mitte der achtziger Jahre, wo die Computerfreaks mit ihren Synthesizer-Türmen die Szenerie immer mehr bestimmen, liefern Musiker wie Eric Burdon den Beweis, daß der Rock immer noch lebt und auch alle Modeströmungen überdauern wird.

Mister Burdon - mittlerweile schon 44 Lenze zählend - spielt trotz eines Gipsfußes das gesamte Konzertprogramm durch. Mit Krücken (!) fegt er wie ein Derwisch über die Bühne und bringt seine bahnbrechenden Rock'n'Roll-Klassiker wie "Don't let me be misunderstood" oder "We gotta get out of this place". Zum ersten Mal kommt Festival-Stimmung auf der Loreley auf. Burdon, von vielen Fachleuten als bester weißer Blues-Sänger apostrophiert, singt sich die Seele aus dem Leib, sprudelt wie ein Vokal-Orkan. Dazu eine kompakte Drei-Mann-Begleitband, die einen satten Sound-Teppich schafft, auf den Burdon seine unnachahmliche Phrasierung setzt.

Die Hagener Band "Grobschnitt", eine sechsköpfige westfälische Formation, ist unbestritten eine der unterbewertetsten Gruppen in der deutschen Rock-Szenerie. Ihr Monumental-Sound - der auch wieder auf der Loreley zu bestaunen war - hält sicherlich internationalen Ansprüchen stand. "Grobschnitt" liefert beim ersten Motorrad-Rock-Festival einen Sound ab, der in der Perfektion seinesgleichen in unseren Breitengraden sucht. Da stimmt alles. Die Melodieläufe der einzelnen Songs brauchen sich nicht vor internationalen Superbands á la "Saga" oder "Genesis" zu verstecken. Das Programm der Hagener ist gespickt mit Klassikern wie etwa "Solar music".

Sich über Roger Chapman auszulassen, heißt in Superlativen zu reden. Der Mann mit der Reibeisen-Stimme, der den Top-Act des Festivals bildet, ist ein Rockmusiker, wie er im Buche steht. Einer der immer das Letzte gibt, für den der Rock'n'Roll eine Lebensphilosophie ist. Das überträgt sich auch bei seinen Live-Konzerten auf die Ränge. Chapmans Auftritte bringen eine ganz besondere Atmosphäre, lassen den Mythos des Rock'n'Roll für 90 Minuten aufleben. Die Musik tut ein übriges. Songs wie "Prisoner" - von Chapmans guter Begleitband "The Shortlists" perfekt gespielt - setzen das Tüpfelchen auf das "i".

Matthias Immel

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