Artikel NRZ Düsseldorf vom 16.11.1979 |
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3000 beim "Grobschnitt"-Konzert Leserschau im Land von Rockpommel Von EBERHARD PH. LILIENSIEK |
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In Pestilenz-Kutten kamen die Gitarristen auf die Bühne. Kurz darauf gesellten sich zwei Percussionisten hinzu, antiseptisch bis über den Kopf verhüllt. Ihr Gemurmel zur Musik wurde deutlicher, von mal zu mal, bedrohlich bald: "Du schaffst das nicht, du kannst das nicht, laß das sein." Vertraute Sätze für wohl jeden der 3000 Besucher in der Philipshalle. Mit solchen Redensarten wird die junge Generation am Gängelband gehalten. So aber, wie die Musiker der Gruppe "Grobschnitt" diese Unterdrückung von Selbstsicherheit nachäffte, so hätte ein Konzert nicht viel besser anfangen können. Wer zu "Grobschnitt" geht, erwartet Trubel auf der Bühne. Das Sextett aus Hagen, heißt es, sei die beste Live-Gruppe. Die Bühnenturbulenz freilich hat manchmal langen Atem: Da wurde erst einmal "Bayerns bekanntester Rock-Sänger" vorgestellt. Ausführlichst tanzte "Ef-Jie-Strauß" einen Plattler, bevor der grobgeschnittene Hinweis ans Publikum kam: "Ob dieser Mann Zukunft hat, müßt Ihr entscheiden." Das war ein parodistischer Anflug auf die Hecksche Hitparade mit Polit-Charakter. Ähnlich sind sie alle, die "Grobschnitt"-Einlagen. "Ernie", die Hauptfigur ihrer Rockoper "Rockpommels Land", kündigt eine Laser-Schow an, prompt spazieren Zeitungsleser über die Bühne. Ein Wortwitz, eine Gaukelei mit der englischen Aussprache, aber auch ein Fingerzeig auf pompöse Lichtspielereien großer Pop-Gruppen. Anders die Grobschnitt: Zu einer neuen, faszinierenden Version ihres "Stücks der Stücke", der "Solar Music", sprühten Funken von Schleifmaschinen, glomm der typisch fahlblaue Schein von Schweißbrennern vor den Musikern. Die bunten, quirligen Possen freilich, machten nicht das Konzert aus, sie lenkten falsche Bescheidenheit? von einer positiven Entwicklung der "Grobschnitt"-Musik ab. Die nämlich haben den oft kritisierten Mangel abgeschüttelt. |
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