Aus dem Programmheft des Konzertes in Zürich 1981

 

Kalauer-Rock'n'Roll

"Grobschnitt" ist die ungewöhnlichste Band Deutschlands - eine Un-band, die sich keiner der gängigen Business-Sparten zuordnen lässt. Die Musik des Quintett aus Hagen (Westfalen) trägt wohl noch das Etikett Rock'n'Roll, hat aber mit den aktuellen Musiktrends aus den USA und Grossbritannien nicht mehr viel gemein. "Grobschnitt" macht keine marktorientierten Sounds, sondern steht mit ihrer Kreation aus Klamauk, Rock-Musik und Show so ziemlich im Abseits. Ihre langatmigen, komplexen Stücke passen kaum in die Zeit der kurzen, aggressiven Drei-Minuten-Nummern, und die Karnevalsstimmung, die die Band unverfroren an ihren Konzerten verbreitet, hat im depressiven Heute ebenfalls wenig zu suchen.

Konventionen sind den sechs Musiker-Freaks schnuppe. Wenn alle Reggae- Pop- und New Wave-Welt in Monotonie macht, dann bringt "Grobschnitts"-Musik Abwechslung in die gute alte Stube. Abwechslung, Theater, Spektakel, Pomp und Pep. Immer gegen den Strom schwimmen, heisst die Devise der aufgestellten Hagener Rock-Truppe, die ihre dreistündigen Kalauer-Musikabende mit allerlei Rauch- und Sprengzeug pyrotechnisch auflockert und von einer irren Light-Show ins rechte Licht rücken lässt. Fürs rechte Verständnis nehme man sich ein "Grobschnitt"-Zitat zu Herzen: "Nur ein toter Village People, ist ein guter Village People".

Hans Dampf

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