GROBSCHNITT
SUBVERSIVE MUSIK?
Wer sich entschliesst, ein Konzert mit der westdeutschen Rock-Clique
"Grobschnitt" zu besuchen, tut dies bekanntlich auf eigene Gefahr. Für
geschlagene drei Stunden liefert er nämlich sein sinnliches Wahrnehmungsvermögen einem
musikalischen Heidenspektakel aus, dessen Wirkungen er von vornherein nicht abzuschätzen
vermag; die Band jedenfalls lehnt jede Verantwortung ausdrücklich ab.
Gesundheitsschädlich ist er ja nun nicht gerade, der langatmige Sound
von "Grobschnitt", gleichwohl verlässt der geneigte Besucher den Konzertsaal
als ein anderer, irgendwie ist er nachher gewandelt, qualitativ vielleicht geläutert.
Eine ausgelassene Stimmung und ein optimistisches Lebensgefühl sind noch die
gewöhnlichsten Reaktionen, die die ausgeflippte Bühnenshow und die klamaukigen Gags am
laufenden Band und die komplexe, ausgeklügelte Gitarren/Keyboardmusik zeitigen.
Feinsinniger und von nachhaltiger Wirkung können hingegen die Veränderungen im Denken
sein. Ohne darauf weiter einzugehen, möchte ich "Grobschnitt" als eine Band
bezeichnen, die gegen den Strom schwimmt, Widerstand verkörpernd. Subversion, wenn auch
meist harmloser Natur, liefert sie allerdings nicht nur in ihren mit politischen
Forderungen befrachteten Texten (z. B. - Legalisierung von Marihuana), unkonventionell
sind auch das Geschäftsgebaren, die kollektive Arbeitsweise und nicht zuletzt die Musik,
die gegen die schnellebige Alltagsmentalität der gängigen Hits und Trends Opposition
macht. Rundum sympathisch!
Hans Dampf