Aus dem Programmheft des Konzertes in Zürich 1982

 

GROBSCHNITT

SUBVERSIVE MUSIK?

 

Wer sich entschliesst, ein Konzert mit der westdeutschen Rock-Clique "Grobschnitt" zu besuchen, tut dies bekanntlich auf eigene Gefahr. Für geschlagene drei Stunden liefert er nämlich sein sinnliches Wahrnehmungsvermögen einem musikalischen Heidenspektakel aus, dessen Wirkungen er von vornherein nicht abzuschätzen vermag; die Band jedenfalls lehnt jede Verantwortung ausdrücklich ab.

Gesundheitsschädlich ist er ja nun nicht gerade, der langatmige Sound von "Grobschnitt", gleichwohl verlässt der geneigte Besucher den Konzertsaal als ein anderer, irgendwie ist er nachher gewandelt, qualitativ vielleicht geläutert. Eine ausgelassene Stimmung und ein optimistisches Lebensgefühl sind noch die gewöhnlichsten Reaktionen, die die ausgeflippte Bühnenshow und die klamaukigen Gags am laufenden Band und die komplexe, ausgeklügelte Gitarren/Keyboardmusik zeitigen. Feinsinniger und von nachhaltiger Wirkung können hingegen die Veränderungen im Denken sein. Ohne darauf weiter einzugehen, möchte ich "Grobschnitt" als eine Band bezeichnen, die gegen den Strom schwimmt, Widerstand verkörpernd. Subversion, wenn auch meist harmloser Natur, liefert sie allerdings nicht nur in ihren mit politischen Forderungen befrachteten Texten (z. B. - Legalisierung von Marihuana), unkonventionell sind auch das Geschäftsgebaren, die kollektive Arbeitsweise und nicht zuletzt die Musik, die gegen die schnellebige Alltagsmentalität der gängigen Hits und Trends Opposition macht. Rundum sympathisch!

Hans Dampf

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