Artikel der Rundschau vom 16.03.1985

 

Geburtstags-Feier in 60 deutschen Städten

Von Klaus Bröking

15 Jahre auf dem Buckel - das ist für eine Rockgruppe, vor allem wenn es eine deutsche ist, eine ganze Menge. 15. Geburtstag feiern in diesem Jahr die Mannen von "Grobschnitt" aus Hagen. Über eine Million Langspielplatten haben sie von ihren elf Alben verkauft. Allein im vergangenen Jahr erlebten 100.000 Menschen "Grobschnitt" live. Und auch in diesem Jahr ziehen die Musiker wieder durch die Lande. Zwischen 60 und 80 Konzerte wollen sie geben, mit den Höhepunkten aus den vergangenen anderthalb Jahrzehnten im Gepäck.

Man schrieb das Jahr 1970, als die Hagener Band "The Crew" beschloß, nicht mehr die Titel aus den Hitparaden nachzuspielen, sondern eigene Songs zu schreiben. Dafür brauchten die Jungs einen eigenen Namen: "Grobschnitt". Und bald waren sie bekannt wie ein bunter Hund. "Die Wilden kommen", hieß es. Bei Konzerten fegten Mehlsäcke durchs Publikum, Wassereimer wurden über die Köpfe des erhitzten Publikums ausgeschüttet - und wenn das nicht half, kam man noch mit einem Schlauch auf die Bühne. Als Höhepunkt schließlich ein Feuerwerk in der Halle, dann rückte meist die Feuerwehr an.

Aus den "wilden Zeiten" entwickelte die Gruppe "Grobschnitt" eine Bühnenshow, die ihr in den Rocklexika den Titel "beste deutsche Live-Band" einbrachte. Diese Umsetzung von Musik in ein Bühnenbild war es, die die Sauerländer zu einem unverwechselbaren Element in der Szene machte. Viele folgten dem Beispiel.

Bereits 1972 kam ihre erste Langspielplatte auf den Markt, zwei Jahre später mit dem Album "Ballermann" der Durchbruch. Darauf befand sich das schon legendäre Stück "Solar Music". In der folgenden Zeit wechselte "Grobschnitt" von den kleinen in die großen Hallen, gewann einen "Rockpalast"-Wettbewerb vor "Deep Purple", Meat Loaf und Nina Hagen.

Dabei konnten sich die Hagener nie in den Hitparaden plazieren. Ihre Singles, wie "Silent Movie" oder "Wir wollen leben" wurden zwar Dauerbrenner im Rundfunk, aber in Verkaufszahlen drückte sich das nie aus. Die "Grobschnitts" war immer dann in ihrem Element, wenn die Musiker Zuschauer vor sich hatten. Das ist bei Toni Moof Mollo, Lupo, Thomas Waßkönig, Willi Wildschwein, Milla Kapolke und Peter Jureit heute noch so. Deshalb setzen sie sich auch den Strapazen von Mammut-Tourneen aus.

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