Artikel aus April 1983

 


Ganz nach dem Geschmack der heimischen Rockfans war die Musik-Show, die die Gruppe "Grobschnitt"
Ende letzter Woche in der Schützenhalle von Bad Sassendorf bot.          Foto: Frank Suter

Mit Vision vom Atomtod erschreckt

Fans zeigten sich von der Show der Rockgruppe "Grobschnitt" begeistert

Kreis Soest/Bad Sassendorf. (su) Alte und neue Fans gleichermaßen begeisterte am Freitagabend die Rockgruppe "Grobschnitt" in Bad Sassendorf. Die Schützenhalle - sonst eher zu traditionellen Festen eingerichtet, war kaum wiederzuerkennen: Riesige Lautsprechertürme links und rechts der Bühne und darüber die gigantische Lichtanlage, vor Konzertbeginn durch einen schwarzen Bühnenvorhang verborgen.

Gleich zu Beginn des Konzerts war die ganze Aufmerksamkeit des Publikums auf die Bühne gelenkt. Zu schaurig schönen Grabgesängen beschworen maskierte Gestalten, in diffuses Licht getaucht, die erschreckende Vision des Atomtodes herauf. So manchem Zuschauer lief bei dieser Einleitung ein kalter Schauer über den Rücken. Doch witzige Einlagen wie "Schuhplattler"-tanzende Polizisten, ein tanzender Kardinal und der Auftritt des "Zauberers" Eroc ließ es alles andere als depressive Stimmung aufkommen.

Lupo, Willi Wildschwein, Eroc, Toni Moff Mollo, Milla Kapolke und Romantic Jürgen bewiesen mit ihrer aus Rockmusik, Theater und Klamauk gemixten Bühnenshow einmal mehr, daß sie nach wie vor eine der vielseitigsten deutschen Rockgruppen bilden. Die klangvollen Namen der Musiker stammen übrigens teilweise noch aus ihrer Schulzeit; drei von ihnen machen bereits seit 17 Jahren gemeinsam Musik. "Grobschnitt" stellten hauptsächlich Titel ihrer beiden letzten Alben "Illegal" und "Razzia" vor, griffen aber in einem gelungenen "Pott-Pürree" auch auf ältere Langspielplatten wie "Rockpommels Land", zurück, was vor allem von eingefleischten Fans stürmisch bejubelt wurde. Als dann nach der Pause das wohl charakteristischste Stück der Band, "Solar Music", von Funkenregen und Trockeneis-Einsätzen eindrucksvoll untermalt, gespielt wurde, gab es für das Sassendorfer Publikum kein Halten mehr. Die sechs Hagener Profimusiker kamen um Zugaben nicht herum. Immer wieder mußte die Rockband unter lautem Applaus auf die Bühne kommen. Niemand wollte glauben, daß schon drei volle Stunden Konzertprogramm vergangen waren.

"Wir wollen leben" hieß das aktuelle Abschiedsstück der Gruppe kurz vor Mitternacht am Ende des Konzertes. Wenn auch die Zuschauerzahl nicht ganz so hoch war, wie erwartet, so tat dies der guten Stimmung keinen Abbruch. Nach dem Konzert wurden von begeisterten Jugendlichen die Veranstaltungsplakate von den Fenstern gerissen und "Grobschnitt" hatten alle Hände voll zu tun, um alle Autogrammwünsche zu erfüllen.


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