Artikel aus aus einer Musikerzeitschrift

Genauso voll wie die Bühne war die Schwemme zu der frühen Stunde am Freitagmorgen. Auf der Bühne konnte man vor lauter Tasteninstrumenten den Boden kaum sehen, und das, obwohl nur eine kleine Auswahl an Keyboards vorgestellt werden konnte.

Es begann mit den Keyboards, die über eine natürliche Tonerzeugung verfügen, erläutert wurde zunächst an einem Modell das Funktionsprinzip eines E-Pianos mit einer Hammermechanik. Hier werden genau wie beim akustischen Klavier über Taste und Hammer, der nach erfolgtem Anschlag wieder herunterfällt und ein Ausklingen des Tones bis zum Loslassen der Taste ermöglicht, die Töne erzeugt. Der Unterschied zum Klavier besteht darin, daß beim E-Piano statt Saiten sogenannte Klangstäbe angeschlagen werden, die an einem Ende direkt vor einem Tonabnehmer schwingen, der diese Schwingung aufnimmt und verstärkt.

Durch das Funktionsprinzip dieses Instrumentes hat der Pianist das Klaviergefühl und vor allem einen dynamischen Anschlag, d. h. er kann durch seine Anschlagtechnik laut und leise spielen.

Zu den beliebten Instrumenten mit dynamischem Anschlag und natürlicher Tonerzeugung zählt das Clavinet. Hier werden Saiten durch einen kleinen Kunststoffhammer angeschlagen und auf einen Amboß gedrückt. Solange die Taste gedrückt bleibt, kann die Saite ausschwingen. Entsprechend diesem Prinzip ist der Klang völlig anders, sehr hart und aggressiv, ein Sound der besonders bei Funk geschätzt wird.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Tasteninstrumenten mit natürlicher Tonerzeugung, z. B. auch mit Metallzungen (s. Spotlight Januar ‘Pianet T'.), aber auch hier ist die Elektronik auf dem Vormarsch, es gibt bereits seit einiger Zeit vollelektronische Instrumente, die ebenfalls einen dynamischen Anschlag besitzen. Waren die ersten Geräte nur sehr kümmerlich im Sound, gibt es inzwischen schon sehr gute Instrumente, die zwar nie die natürliche Tonerzeugung ersetzen werden können, die aber dennoch sehr interessante Soundvarianten bieten können. Die verschiedenen Instrumente wurden vom Grobschnitt-Keyboarder ‘Mist‘ angespielt um den "trocken" vorgetragenen Erläuterungen den musikalischen Hintergrund zu geben. Deutlich wurde vor allem die Möglichkeit der Anschlagdynamik.

Zu den Grundinstrumenten eines jeden Tastenspielers sollte auch eine Orgel zählen; sowohl die Funktionsweise als auch die Spieltechnik von Orgeln unterscheidet sich wesentlich von anderen Tasteninstrumenten. Sofort beim Anschlagen, man sollte bei der Orgel besser von Drücken sprechen, erklingt der Ton, dynamische Spielweise kann bei der Orgel also nicht durch den Anschlag erreicht werden, hier muß der Musiker mit anderen Mitteln arbeiten. Er kann nicht mit der linken Hand eine Begleitung spielen und mit der rechten dazu eine Melodie, da die mit gleicher Lautstärke erklingende Begleitung in den meisten Fällen die Melodie überdeckt. Um diesem aus dem Weg zu gehen, sollte eine Orgel über zwei Manuale verfügen, die getrennt geregelt werden können. (Einmanualige Orgeln verfügen manchmal über eine Einrichtung, die ein Abtrennen eines Teils der Tasten für Begleitzwecke gestattet) Dynamisches Spiel von der Lautstärke her ist bei der Orgel allerdings nur mittels des Fußschwellers möglich.

Zur Erzielung einer größeren Dynamik kann der Organist noch ein Leslie benutzen. Ein Leslie ist ein System aus einem Verstärker und rotierenden Lautsprechern, durch ein Ändern der Rotationsgeschwindigkeit kann bei geschicktem Einsatz eine gute Dynamikbereicherung erzielt werden.

Ein Problem haben, allerdings die meisten Organisten, die ein Leslie benutzen, selbst bei hoher Leistung sind die Leslies wegen der rotierenden Lautsprecher ziemlich leise. Als Lösung bleibt hier nur die Mikrofonabnahme und -verstärkung.

Außer der Vorführung einer Dynamik mit Hilfe von Fußschweller und Leslie, wurde die Klangfarbenvielfalt durch die Fußlagenum- und Zuschaltung vorgeführt, die deutlich machte, daß ein Instrument im Wesentlichen von der Güte dieser Flötenregister lebt.

Den bisher erwähnten Keyboards ist gemeinsam, daß sie polyphon spielbar sind, d. h. es können mehrere Töne gleichzeitig gespielt werden. Gegensätzlich dazu sind die monophonen Synthesizer, Instrumente, die kaum noch etwas mit herkömmlichen Instrumenten gemeinsam haben, war bisher stets eine Klangfarbenauswahl vorgegeben, muß bei Synthesizern der gesamte Klang durch Modulation und Filter vom Musiker selbst geformt werden.

Das erfordert eine wesentlich genauere Kenntnis der Funktionsprinzipien des Instruments, als es bei jedem anderen, sei es eine Orgel, eine Gitarre oder ein Blasinstrument notwendig ist.

Dementsprechend beschränken sich die Aus- und Vorführungen auch in erster Linie grundsätzlichen Dingen zum Synthesizer.

Klangfarben der einzelnen Töne, Rechte, Sägezahn und Dreieck wurden ohne Modulation in verschiedenen Fußlagen gespielt, so daß klar wurde, daß durch den unterschiedlichen Oberwellengehalt dieser Kurvenformen unterschiedliche Klänge entstehen. Im Anschluß wurde der Einsatz der unterschiedlichen Filter, Tiefpaß, Bandpaß und Hochpaß sowie der Hallkurvenformung akustisch dargestellt.

Sodann wurde die Modulation näher erläutert, moduliert wird das Tonsignal mit Hilfe eines LFO, eines Niederfrequenzoszillators, der meist verschiedene Modulationen vornehmen kann. Anstelle eines speziellen LFO kann bei einigen Synthis auch ein Tonoszillator zur Modulation eingesetzt werden. Fast alle Funktionselemente eines Synthesizers können moduliert werden, der Ausgangsverstärker, hier erzielt man eine Lautstärkemodulation oder die Tonoszillatoren, hier läßt sich eine Frequenzmodulation erzielen. Natürlich lassen sich auch Modulationen an den Filtern und anderen klangbestimmten Teilen vornehmen, die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.

Doch auch bei Synthesizern hat die Technik einen Fortschritt gemacht, inzwischen gibt es bereits polyphon spielbare Instrumente, die Synthesizerklänge mit herkömmlicher Soundweise erlauben; auch diese Instrumente wurden kurz angespielt.

In der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit konnte nur ein kurzer Einblick in die Synthesizertechnik gegeben werden, es wurde aber sicherlich jedem klar, daß die Möglichkeiten kreativ zu arbeiten, am Klang zu arbeiten mit einem Synthesizer auch für einen Anfänger sehr groß sind.

Zum Abschluß des Keyboardseminars wurden noch verschiedene Instrumente vorgestellt, die mit dem Oberbegriff Effektkeyboards bezeichnet wurden, unter anderem die inzwischen sehr beliebten Stringensembles, festprogrammierte Synthesizer und auch die immer stark benutzten Vocoder.

Hier war für die Klassikfreunde noch ein kleines Bonbon zu hören, ein japanischer Synthesizerspezialist erklärte sich spontan bereit, einen Ausschnitt aus der neunten Symphonie von Beethoven auf dem Vocoder zu spielen, eine Einlage, die vom Publikum mit großen Befall bedacht wurde.

Leider ziemlich dünn besucht war dieses Seminar, diejenigen aber, die sich zu der frühen Stunde in der Schwemme eingefunden hatten, waren sehr interessiert. Lupo und Wildschwein von der Gruppe "Grobschnitt" spielten auf verschiedenen Gitarren, um die Ausführungen des Moderators zu unterstützen.

War beim Seminar über Elektrogitarren bereits die Rede davon gewesen, wie wesentlich die Materialien und das Konstruktionsprinzip des Halses und des Korpus in Klang und Spielbarkeit eingehen, so kommt es bei der Akustikgitarre ausschließlich darauf an. Zwei Gitarrentypen sind zu unterscheiden, die Konzertgitarre und die Westerngitarre.

Die Konzertgitarre ist die klassische Gitarre überhaupt, mit Darm- oder Nylonsaiten bespannt, von leichter Bauweise, so daß meist ein Bespannen der Gitarre mit Stahlsaiten wenig empfehlenswert ist, da die Decken und Stegkonstruktionen dem stärkeren Saitenzug nicht gewachsen sein könnte. Der Hals ist relativ breit, so daß klassische oder spanische Stücke, die viel Zupftechnik erfordern, gut spielbar sind. Durch die Darmsaiten kommt ein typischer, vor allem auf den hohen Saiten relativ obertonarmer Klang zustande. Wesentlich mehr Obertöne besitzen dagegen die mit Metallsaiten bespannten Westerngitarren, die auch vielfach mit einstellbarem Hals oder sogar mit einstellbarem Steg gebaut werden, so daß bei Verwendung dickerer Saiten der Hals nachgestellt werden kann, auch die Bundreinheit des Instrumentes kann korrigiert werden. Diese Gitarren sind in den meisten Fällen sowohl in der Decken- und Korpuskonstruktion als auch in der Halskonstruktion wesentlich stabiler, so daß zur Erzielung eines vollen, runden Klanges der Korpus ein wesentlich größeres Volumen besitzen muß. Auch die Spieltechnik einer Westerngitarre unterscheidet sich von der der Konzertgitarre. Diese Instrumente werden im Studio und auf der Bühne gerne als Rhythmusgitarre eingesetzt, Rhythmusspiel ist aufgrund des vielfach schmaleren Halses sehr gut möglich.

Die Halskonstruktionen sind jedoch so vielfältig, daß man dies kaum über einen Kamm scheren kann; Westerngitarren werden natürlich auch gezupft, dann aber meist mit speziellen Fingerpicks, die auf die Finger der rechten Hand aufgesteckt werden, die meisten Gitarristen bevorzugen auch solche Gitarren, die einen breiteren Hals besitzen und von der Spielstechnik her mehr zu Konzertgitarre tendieren.

Bei den im Abschluß an das Seminar gestellten Fragen dominierte das Abnahme- und Verstärkungsproblem, die Schwierigkeiten in einer Band lautstärkemäßig gegen E-Gitarre oder Schlagzeug anzukommen ohne den natürlichen obertonreichen Klang der akustischen Gitarre zu verlieren.

Demonstriert wurde, wie man es nicht machen soll; eine Konzertgitarre mit eingebautem Keramiktonabnehmer wurde an einen normalen Gitarrenverstärker angeschlossen und gespielt, der schöne Klang der Akustikgitarre war einem harten E-Gitarren-ähnlichen Sound gewichen. Daraufhin wurde die gleiche Gitarre über die PA-Anlage verstärkt und am Mischpult so eingestellt, daß die für den Akustikklang wichtigen Frequenzen in vollem Umfang übertragen wurden. Der Sound kam dem erwünschten Klangbild bereits sehr nahe, jedoch erst mit einer Abnahme über ein hochwertiges Mikrofon konnte der Akustikklang in voller Schönheit zur Geltung kommen. Vorgeführt wurden verschiedene Gitarren, unter anderem auch eine zwölfsaitige, die durch die Oktavsaiten ihren speziellen, schwebenden, bassarmen Klang erhält, in den verschiedenen Abnahmetechniken, für jede Saite ein von der Decke mechanisch isolierter piezoelektrischer Tonabnehmer, ein an der Decke angebrachter piezo-Pick-up der in der Lage ist, neben den Schwingungen der Decke auch den Klang der Saiten direkt aufzunehmen, magnetische Tonabnehmer, die nur mit Metallsaiten funktionieren wurden ebenfalls erwähnt mit dem Hinweis, daß mit ihnen auch nur ein sehr E-Gitarren-ähnlicher Sound erzielt werden kann.

Zu den akustischen Instrumenten zählt selbstverständlich auch das Schlagzeug. War beim Drumseminar von der Spieltechnik die Rede, sowie von der Zusammenstellung eines Drumkits, sollte beim Akustikseminar die Verstärkung eines Sets vorgeführt werden.

Vorgeführt wurde die Abnahme von der Drei-Mikrofon-Technik, wie sie unter anderem von Jon Hiseman angewendet wird, bis hin zur gezielten Abnahme der einzelnen Trommeln und Becken.

Die unterschiedlichsten Charakteristiken der verschiedenen Mikrofontypen wurden am praktischen Beispiel vorgestellt, die Abnahme der Trommeln von unten oder von oben und die bei den unterschiedlichen Mikroabständen auftretenden Klangunterschiede wurden demonstriert. Eine Vorführung, die vom Klangbeispiel lebte und die bei den Anwesenden großes Interesse fand.

Wolfgang Bongertz

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