Zeitungsartikel aus der Westfalenpost vom 02.12.1983

 

Küß mich, ich bin die Feuerwehr

Von seiner Wolkenreise zurück: Ein WP-Interview mit Eroc

Eroc ist von seiner "Wolkenreise" langsam aber sicher zurückgekehrt auf festen Boden. Auf den letzten Metern seines Höhenflugs hat er ein paar Haare verloren, aber kein bißchen seines wachen Verstandes. Eroc ist sehr fleißig gewesen, wie die dieser Tage veröffentlichte Single: "Küß mich, ich bin die Feuerwehr" zeigt. Der WP-Mitarbeiter Thomas Hermann interviewte ihn:

WP: Wie ist es eigentlich zu der "Feuerwehr" gekommen?

Eroc: Eigentlich habe ich ja eine ganze LP aufgenommen, schon im letzten Sommer. Die "Feuerwehr" an sich ist eine Parodie, eine Ausflipperei, na eben ein total verrücktes Pendant, ein Gegenstück zu einem anderen Titel der LP, nämlich "Danger, keep out". Dieses Stück hat einen harten politischen Text, einen bösen Text, aber aktuell und bissig; als Gleichgewicht ist dann ein intelligenter Text nachgeschoben worden, der intelligenteste Text, den ich je geschrieben habe: "Küß mich, ich bin die Feuerwehr".

WP: Wieso wird denn nicht die ganze LP veröffentlicht?

Eroc: Ich fand die Reaktion der Plattenfirmen auf mein Konzept der LP recht interessant, weil man nach einem Riesenhit wie "Wolkenreise" dieses Konzept, also Eroc, plötzlich nicht mehr haben wollte. Es ist den Leuten einfach nicht gelungen, dieses Konzept in die Schublade der Ziehharmonika-Stücke einzuordnen.

WP: Wird denn bei den Plattenfirmen nur nach Hits geschielt?

Eroc: Die Plattenfirmen sind total am Ende! Die haben gekauft, was sie kriegen konnten, nur um Kohle zu machen, und jetzt sitzen sie auf heißen Kohlen, weil sie keine Kohlen mehr machen. Es wird nur eine ganz oberflächliche Auswahl aus dem Riesenberg an Angeboten vorgenommen, und so ist es auch der "Feuerwehr" ergangen.

 


Stellt das Bitterböse dem Harmonischen gegenüber, weil Menschen auch gute Dinge hören wollen: Eroc. Die auffällig kurzen Haare sind das Ergebnis eines langen heißen Sommers.

Foto: Thomas Hermann

WP: Nach diesem kleinen Ausflug ins Allgemeine ganz konkret zu Eroc - was machst Du momentan?

Eroc: Ich spiele nicht mehr bei Grobschnitt mit.

WP: Das hat sich ja schon herumgesprochen; geht das überhaupt: Grobschnitt ohne Eroc?

Eroc: Grobschnitt ist eine völlig eigenständige Gruppe, von der Eroc nur der 6. Teil war.

WP: Vorhin fiel häufiger der Begriff "Konzept". Welches hast Du bei den Sachen, die Du momentan machst?

Eroc: Ja, das ist schwierig, es ist ein gewisser Dualismus da. Es gibt in der Welt ja reichlich Probleme, die jeder kennt. Aber gerade deswegen gibt es bei den Menschen das Bedürfnis, auch gute Dinge erleben zu wollen. Und als sogenannter Künstler, der Texte schreibt, habe ich immer das Bedürfnis, das, was in mir ist, herauszubringen; und in mir sind beide Sachen: das Schöne, das ich erleben will und das, wie bei "Danger, keep out" geschilderte, scharf bewachte Pillendepot, das kann ich nicht einfach beiseite stecken. Mein Konzept bei meiner LP "Eroc V" besteht eben in der Gegenüberstellung des Bitterbösen mit dem Harmonischen.

WP: Warum sind Deine Haare jetzt so kurz?

Eroc: Ganz einfach: im vergangenen Sommer war es mir zu heiß.

 

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