Artikel der Westfalenpost vom 06.11.1982

 

"Heimspiel" für Grobschnitt

Rock-Konzert-Premiere in der Stadthalle

(ef) Vorweg gesagt: Die Stadthalle steht noch. Im Vorfeld des ersten Rock-Konzerts in dem Renommierbau hatte es arge Befürchtungen gegeben, das Rock-Volk könne dort ein Schlachtfeld zurücklassen. Weit gefehlt - nach mancher Karnevals-Großveranstaltung sehen Hallen schlimmer aus als nach dem "Grobschnitt"-Konzert am Donnerstagabend.

Ein ausverkauftes Haus, das erste "Heimspiel" der Hagener Gruppe nach sieben Jahren - die "Einweihungsfete" der Halle, wie Gitarrist und Sänger "Lupo" es nannte. Unverändert im Konzept beschränkt sich die Gruppe nicht auf simples Abspielen ihrer LP-Titel sondern mixt Szenen und Sketche, Komik und Klamauk in ihre Auftritte, wenngleich dieser Anteil gegenüber früheren Konzerten reduziert erscheint. "Grobschnitt" live, das ist immer noch gutes Rock-Theater, eine drei Stunden lange, aufwendige Show mit Märchen- und Comic-Gestalten, mit Licht, Nebel und Pyrotechnik in einer faszinierend bunten Klang-Optik-Collage.

Musikalisch spannt sich der Bogen vom harten, vorwärts-treibenden Rock über lyrisch-sanfte Balladen bis zu elektronik-dominierten Klanggebirgen. Vielen eingefleischten "Grobschnitt"-Fans ist die Band inzwischen allerdings zu rockig geworden.

Höhepunkt war auch diesmal wieder eine überarbeitete Version des "Grobschnitt"-Klassikers "Solar Music" - in deutsch. Auf der nächsten LP soll diese Version erscheinen.

Stimmlich haperte es beim Hagener Auftritt: Auswirkung von grippaler Erkältung, die sich die Band nach einem Konzert zu Beginn dieser Woche geholt hatte. Fast wäre der Stadthallen-Termin gekippt worden.

Eine besondere Überraschung gab es zum Ende des Konzerts, als der Kinderchor "Rauch- und Feuerschwalben" aus Boelerheide zum "Grobschnitt"-Hit "Wir wollen leben" mit auf der Bühne stand. Die Kleinen, die den Titel auch auf der letzten LP "Razzia" mitsingen, hatten bis dahin das Konzert voller Spannung verfolgt. Waren sie die jüngsten Besucher, so waren Eltern, Verwandte und Bekannte aus dem Umfeld der Musiker die ältesten. Hier hatte sich tatsächlich eine große Musikfamilie versammelt - in einem Rock-Konzert.

Hallenchef Karl-Heinz Bardohl war zufrieden. Nur die bei Rock-Konzerten üblichen Wunderkerzen hatten ihm Bauchschmerzen bereitet.


Erstes "Heimspiel" und gleichzeitig Rock-Premiere für die Stadthalle:
"Grobschnitt" hatten ein volles Haus          Foto: Horst Stamm

 

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