Ansage:
... Und, was ich ganz bewundernswert finde, sie stehen auch heute noch zu dem
musikalischen Material, was sie vor Jahren geschrieben und gemacht haben. Sie haben sich
davon nicht völlig distanziert, sondern sie sehen das wie eine gewachsene Tradition.
Grobschnitt ist also jetzt eine Band, die gerade aktiv auch wieder auf Tournee geht.
Gerade heute beginnt ihre ausführliche Tournee. Genauere Daten gibt es nachher noch bei
den Konzerttipps. Aber, na wenn ich das überschaue, wie sieht das mit dem Publikum aus.
Es gibt da eine größere Anzahl, eine gute Hälfte die meinen "Grobschnitt kein
Interesse, interessiert mich gar nicht, will mit diesen Krautrocksachen gar nichts zu tun
haben und diese theatralischen Sachen gefallen mir nicht". Aber es gibt auf der
anderen Seite auch eine Hälfte, die findet Grobschnitt wirklich toll, hält der Band sehr
die Treue und ist eigentlich richtig fanatisch, nach wie vor hinter dieser Band her. Für
mich immer wieder ganz bemerkenswert. Wolf Reuter gehört zu dieser zweiten Hälfte, er
findet Grobschnitt nämlich ganz toll. Er hat sie jetzt gerade auch live gesehen und ließ
es sich nicht nehmen, dieses Interview mit ihnen zu machen.
Aus dem Hintergrund hört man Rolf Möller während der Proben:
Warte lieber einen Moment bevor ich meine ersten Rimshot mache, das du richtig .....
eins, zwo ...
Reuter:
Eine der dienstältesten deutschen Rockbands bei der Probe. Grobschnitt. Ab heute geht
die Truppe auf Tour. Auf dem Plan, Auftritte in über 50 Städten von Bremerhafen bis
Nürnberg. Seit 1970 gibt es Grobschnitt. In den vergangenen 15 Jahren produzierte die
Band zwölf Langspielplatten, darunter die Alben "Ballermann",
"Rockpommels Land" oder "Kinder und Narren". Die aus dem Album
"Razzia" ausgekoppelte Single "Wir wollen leben" entwickelte sich 1983
zum Publikumsrenner. Trotz erfolgreicher Plattenverkäufe, Grobschnitt ist eine Band, die
man gesehen haben muss. Nicht ohne Grund ist sie eine der populärsten deutschen Liveacts.
Das Grobschnitt-Konzert dauert ganze 3 ½ Stunden und ist ein echter Sinnenschmaus, ein
Bühnenspektakel. Da tanzen im bunten Scheinwerferlicht Phantasiefiguren über die Bühne,
es gibt Politsatiren und jede Menge lustige Kostüme. Entworfen hat sie Schlagzeuger Rolf
Möller.
Rolf:
Ich hab die alle gemacht, die ganzen Kostüme. Die sind an sich für die einzelnen
Showteile in den Stücken gedacht. Fangen wir am besten mal hier bei dem Maraboo an. Der
komische Vogel wird bei "Rockpommels Land" auftauchen und begleitet den
kleinen Ernie auf seiner Reise durchs Wunderland. Dann kommen wir als nächstes zur
"Sonnentanz"-LP, da haben wir diese beiden Monster, die dann hinterher einen
Schwertkampf vollziehen. Diese, ich würde mal sagen, Mischung aus Medusa und Tintenfisch
ist für eine Einspielung bei "Fantasten" gedacht. Und den Kollegen Strauß
brauchen wir ja nicht weiter erklären, den kennt ja nun jeder. Dann haben wir im Moment
noch so einen Sketch auf die Schwarzwaldklinik. Da machen wir so etwas mit Chirurgen und
Operationstischen ...
Milla:
... und das sind unsere OP-Instrumente. Eine Kreissäge, eine große Säge, eine
Sichel und so. Hier siehst du schon die große Spritze.
Rolf:
Das ist die Sauerländer Antwort auf die Schwarzwaldklinik, würde ich sagen.
Milla:
Sauerlandklinik, genau.
(Anmerkung: Die Sauerlandklinik gibt es wirklich - in Hachen -
!!!!!)
Reuter:
"Hallo Mama, was lern ich da." Wenn man seit 15 Jahren mit der Rockwelle
schwimmt, lernt man eine ganze Menge. Und das kommt der Musik zugute. Bassgitarrist Milla
Kapolke:
Milla:
Wir machen musikalisch erst mal sehr viele unterschiedliche Sachen. Wir machen auch
sehr harte Rockmusik, aber auch sehr weiche Sachen, verträumte Sachen mit akustischen
Gitarren. Wir haben da natürlich ein großes Spektrum, mit zwölf LPs aus der
ganzen Zeit, wo wir auch sehr unterschiedliche Sachen machen können. Wir versuchen das
Programm halt mit diesen Showeinlagen immer aufzulockern. Das ist natürlich schon ein
irre langes Programm. Es ist auch sehr anstrengend.
Ja, man verändert sich natürlich mit der Zeit. Dieses gewisse
Verhältnis, was man so als Band hat, wenn nur Jungs zusammen sind, das entsteht ja meist
so im Alter von 15 bis 20 Jahren, vielleicht auch schon ein bisschen früher. Wenn diese
jungen Cliquen zusammen sind, daraus entstehen meistens Rockbands. Aber ich glaube, dass
sich das dann hinterher irgendwie weiterentwickelt. Und die Beziehungen, die die Leute
untereinander haben, entwickeln sich auch weiter, es kommt also alles auf eine andere
Ebene. Wir sind natürlich inzwischen ....
Rolf im Hintergrund:
Jaa?
Milla:
(lacht) Wir sind natürlich inzwischen alle verheiratet, haben zum Teil auch Kinder.
Wir haben also alle Familien. Wir versuchen das natürlich mehr oder weniger gut zusammen
zu bringen.
Reuter:
Wenn man so wie ihr in den 70er Jahren angefangen hat, da hat man doch vielmehr
drauf geachtet, wie man bei den jungen Mädchen auf der Bühne ankommt. Ist das heute auch
noch so?
Willi?:
Da achtet man heute sehr drauf, ja sicher.
Rolf:
Wenn ich die meisten so vor Beginn des Gigs sehe, also da guckt doch jeder gerne noch
dreimal in den Spiegel, ob auch das Satinhöschen sitzt. Ob auch die Augenbrauen den
Aufschlag haben, den sie auch haben sollten.
Milla:
Ich glaub das brauchtest du gar nicht mehr üben.
Rolf:
Ja du, ich spreche doch nicht von mir. Ich versuche das nur mal so in den Rahmen zu
fassen.
Milla:
Ich glaub nicht, das wir je überhaupt eine Band gewesen sind, die so dieses
Teenie-Image hat, das heißt, das sie darauf aus sind, irgendwie optisch in der Richtung
etwas darzustellen. Wir sind auf einer anderen Schiene, wo so etwas gar keine große Rolle
spielt.
Reuter:
Herzstück eines jeden Grobschnitt-Liveauftritts, und das seit nunmehr 15 Jahren, ist
der Rockzyklus "Solar Music". Unlängst auch als LP unter dem Titel
"Sonnentanz" erschienen. Zum Abschluss hieraus eine kleine Kostprobe. Exklusiv
für das Rockstudio: Grobschnitt á Capella.
Grobschnitt:
Wobedidada .....