Grobschnitt, die beste deutsche Liveband

 

1966 wurde in Hagen eine Band mit dem Namen CREW gegründet. Diese Band kann zweifellos als Vorgänger von GROBSCHNITT bezeichnet werden, da sich hier erstmals einige der späteren Bandmitglieder formierten. Die CREW setzte sich aus folgenden Musikern zusammen:

Stefan Danielak, Gerd Otto Kühn, Joachim H. Ehrig, Peter "Kasi" Klassen und H.H. Stein.

Die CREW, die sich auch später CREW BLUES SESSION nannte, coverte Musik damaliger Rockgrößen wie zum Beispiel den CREAM, STEPPENWOLF, JIMI HENDRIX und weiteren angesagten Musikern/Gruppen der damaligen Zeit. 1968 waren sie bereits als wildeste, verrückteste und frechste Radaubrüder verschrien (siehe auch Texte zur LP "EROC 3"). Die Band absolvierte im Laufe ihres Bestehens mehr als 200 Liveauftritte. Auf dem Recklinghausener Beatfestival belegte die CREW BLUES SESSION 1969 von 90 teilnehmenden Gruppen den 5. Platz. Plattenveröffentlichungen hat es nach meiner Kenntnis nicht gegeben. Im Jahr 1968 nahm die CREW das Stück "Around Here" auf. Das Stück wurde dann später von EROC auf seinem Album "3" unter dem Titel "He’s Around Here" veröffentlicht. Weiterhin sind auf der CD "Grobschnitt Story Vol. 2" die beiden Stücke "Born To Be Wild" und "My Little Girl" von der CREW enthalten.

Im Jahr 1969 löste sich die CREW auf, aus ihr bildeten sich die beiden neuen Gruppen CHARING CROSS und WUTPICKEL. CHARING CROSS machten in der Besetzung Gerd Otto Kühn (Gitarre), Bernhard Uhlemann (Baß) und Axel Harlos (Schlagzeug) eine Art Hardrock, während  Joachim H. Ehrig (Schlagzeug), Kasi Klassen, Carlos Bottich (Gitarre) und Michael Barth (Flöte) als WUTPICKEL Free-Jazz spielten. Ob Stefan Danielak ebenfalls in der Formation mitgespielt hat oder eine musikalische Pause einlegte, ist mir aufgrund widersprüchlicher Publikationen nicht bekannt.

Es dauerte jedoch kein Jahr, bis sich die Musiker im Februar 1970 entschlossen, beide Formationen zu einer Band zu verbinden. Bei der Suche nach einem geeigneten Bandnamen kam ihnen ein Foto aus dem Jahr 1916 zugute, welches Toni Moff Mollo zu einem Übungsabend mitgebracht hatte. Auf diesem Bild war eine Militärkapelle namens "Kapelle Elias Grobschnitt" abgelichtet. Man entschloß sich fortan unter dem Namen GROBSCHNITT aufzutreten. Eine Legende war geboren!!!!

In der Urbesetzung von GROBSCHNITT spielten zwei Schlagzeuger (Ehrig und Harlos), was für die damalige Zeit schon recht ungewöhnlich war. Der Grund lag darin, daß man keinen Musiker der beiden Bands ausschließen wollte.

Im Laufe der Jahre wechselte die Zusammensetzung der Band mehrfach, so daß sich entsprechend den Neigungen der unterschiedlichen Musiker wie auch durch die weitere Entwicklung der Rock- und Popmusik ihr musikalischer Stil wandelte. Allerdings sind auf all ihren Platten Stücke enthalten, die trotz aller Stilwechsel unverkennbare Elemente von GROBSCHNITT tragen.

Die Musik von GROBSCHNITT mit anderen Gruppen zu vergleichen, oder sie anhand von Stilrichtungen zu klassifizieren, fällt schwer. Am ehesten kommen die frühen Alben (vor allem "Rockpommel’s Land") an Bands wie YES oder PINK FLOYD heran. Sie selbst haben mal gesagt, daß es sich bei ihrer Musik um Klassik-Rock handelt.

Ihr größtes Plus waren allerdings die legendären Liveauftritte, an die meines Erachtens auch die "Großen" der Branche zum damaligen Zeitpunkt nicht heranreichten. Neben der Musik bot sich dem Zuschauer eine Mixtur aus Theatereinlage, Witz, pyrotechnischen Effekten und einer guten Lightshow. Die Dauer ihrer Konzerte hing zum größten Teil von der Resonanz des Publikums ab. Es war ein ständiges geben und nehmen zwischen Musikern und Konzertbesuchern. Ein Konzert konnte daher schon mal vier Stunden dauern.

Über die ganzen Jahre war GROBSCHNITT immer die Band der Fans, da sie nicht nur in großen Hallen, wie die Dortmunder Westfalenhalle, auftraten, sondern hauptsächlich in kleinen und mittleren Schützen-, Festhallen sowie in Schulaulen ihre Konzerte absolvierten. Sie kamen förmlich zu ihren Fans, und das machte sie aus. Ein jeder der sie gesehen hat, weiß was er an ihnen hatte, und jedem, der sie leider nicht sehen konnte, muß ich sagen:

"Du hast ein Stück Rockgeschichte verpaßt!"

Am 04.12.1989 wurde dann das Kapitel GROBSCHNITT offiziell beendet. Mit einem fast fünfstündigem Konzert verabschiedete sich die Band in der Besetzung Gerd Otto Kühn, Stefan Danielak, Rainer Loskand, Rolf Möller, Jürgen Lindemann und Harald Eller von ihrer jahrelang treugebliebenen Fangemeinde. Auch die Bandmitglieder der vergangenen Epochen waren an diesem Abend auf der Bühne als Gäste präsent. Der Fan, der an diesem Abend den weitesten Heimweg hatte, soll aus Neuseeland gekommen sein.

Als Trost für die Fans erscheinen seit 1994 die "Grobschnitt Story’s" auf CD und auch die alten Alben finden seit 1998 ihren Weg auf die Silberscheiben. Interessant an der Sache ist, daß auf diesen CD’s auch noch Bonustitel hinzugekommen sind.

April 1999

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