Axess / Maxxess - Sleep Axel Stupplich (Pyramid Peak) aka Axess und Max Schiefele aka Maxxess veröffentlichen nach 2004 („Contact“) und 2010 („Impact“) mit „Sleep“ im Oktober 2024 ihr drittes gemeinsames Werk. 20 Jahre nach der ersten, wie sie selber sagen, zaghaften Annäherung und experimentellen Kombination aus Rock und Elektronik ist „Sleep“ nun das Ergebnis zweier Freunde, die genau wissen, wie sie heute klingen wollen. In zahlreichen gemeinsamen Konzerten haben sie ein blindes Verständnis zueinander aufgebaut, was man der neuen Produktion auch anhört, denn die Musik ist wie aus einem Guss. |
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Gestartet wird mit dem
9:42 „Gliding Over“. Leicht flirrende, flächige Synthesizerklänge
starten in diesen Opener. Nach gut einer Minute wird es dann rhythmischer
und eine leichte Melodielinie kommt auf. Ab Minute 3:47 entwickelt der
Rhythmus dann einen pumpenden Beat und man wird weiter in diesen
hypnotischen Sog gezogen, bis es dann nach etwas mehr als sieben Minuten
rockiger wird und so langsam Max seine Gitarre auspackt. Die spielt er zunächst
in einer leicht Postrock artigen Art und danach im Stile eines Manuel Göttsching.
Die Gitarre ist in diesem ersten Track aber noch etwas verhalten eingesetzt. Als nächstes folgt dann
das 11:45minütige „Nightmare Lullaby“, das mit sanften Flächen
beginnt. Nach gut anderthalb Minuten kommt dann eine leichte Melodielinie
auf, die von Flächen unterfüttert wird. Wenige Momente später addiert
sich ein noch recht sanfter Rhythmus hinzu. Nach dreieinhalb Minuten wird es
dann, durch Einsatz von Schlagzeugrhythmus und Gitarre etwas rockiger. Dem
schließt sich dann eine sanfte Mittelpassage an. In der zweiten Hälfte
wird es dann etwas mysteriöser, was dann in einer sanft rockigen, melodiösen
Passage mündet. Diese wechselt nach gut 7:40 Minuten in einen rockigen
Part, wenn Max seinen Gitarrenriffs etwas mehr Härte gönnt. Dazu kommt
dann auch noch eine schöne Sologitarre. Das ist die Musik, die ich von den
Beiden so liebe. Auf 8:12 Minuten bringt
es dann das Titelstück „Sleep“. Wabernde Klänge sind zunächst zu hören.
Dann kommt nach gut 40 Sekunden eine sehr schöne Melodielinie auf, die mich
von ihrer Atmosphäre auch an Soundtracks von John Carpenter erinnert, auch
wenn der Vergleich etwas hinkt. Die Beiden zaubern auf jeden Fall eine sehr
einschmeichelnde Melodie, die sich nach gut zwei Minuten, sobald Max mit
seiner Gitarre die Melodieführung übernimmt, in einen Gänsehaut
treibenden Part entwickelt. Einfach nur schön, wie sich die beiden Freunde
hier miteinander musikalisch austauschen. Rhythmisch geht es dann
zunächst im 8:24minütigen „Rapid Eye Movements“ weiter, das anfangs
leicht bedrohlich wirkende Klangformationen auf die Hörer loslässt. In
dieses rhythmische Geflecht werden zunächst nur Klangtupfer eingebaut. Nach
etwas mehr als zwei Minuten wird das Ganze dann aber melodischer. Und diese
Melodien werden immer mehr in den Vordergrund geschoben. Nach vier Minuten fügt
Max wieder seine herrlichen Gitarrenparts ein, die einfach unwiderstehlich
sind. Später treiben Max dann die Gitarre und Axel die Synthies noch
druckvoller voran. Das ist genau nach meinem Geschmack. Schlaflos zeigt sich das
Duo dann im 6:57minütigen „Insomnia“. Stimmsamples und sphärische Klänge
sind zunächst zu hören. Dann kommt ein Sanfter, harmonischer
Sequenzerrhythmus auf, wie man ihn auch von den Ozric Tentacles her kennt.
Das wirkt zunächst leicht psychedelisch. Nach etwas mehr als drei Minuten
gesellt sich dann ein Part hinzu, der ethnische Rhythmen mit hymnischen
Synthesizersounds verbindet, während der Sequenzerrhythmus im Hintergrund
immer noch voranschreitet. Das ist Kopfkino pur. Der „Circadian
Rhythms“ ist 7:20 Minuten lang. Hallende Klänge leiten in diesen Track
ein, der nach ca. einer Minute dynamischer wird und nach 1:35 Minuten einen
pumpenden Beat sowie eine Melodielinie erhält. Ein Sound, in den man sich
fallen lassen kann. Nach 2:08 Minuten ändert sich dann das Klangbild
leicht, ohne diesen herrlichen Beat außer acht zu lassen. Der musikalische
Part hat stimmungsmäßig auch was von einem modernerem Jean Michel Jarre.
Allerdings schaffen es Axel und Max die wunderbare Melodieführung
beizubehalten. Und im letzten Viertel lässt Max dann wieder seine Gitarre
traumhaft singen, dass sich die Körperhaare wieder aufstellen. Kurz vor Ende kommt dann
das 8:03minütige „Hypnosis“. Herrliche synthetische Klangmuster
erhellen zu Beginn diesen Track. Der sich langsam aus dem Off
hinzugesellende Sequenzerrhythmus kommt nach zwei Minuten weiter nach vorn
und verbindet sich mit den perlenden Klängen. Rhythmisch wird es dann nach
gut drei Minuten. Und wenig später setzt dann Max wieder mit seiner
unvergleichlichen Gitarrenarbeit ein, die einem wieder den Atem nimmt. Hab
ich schon erwähnt, dass ich diese Kombination liebe? Kann man nicht oft
genug ausdrücken. Leider ist diese Passage nur recht kurz und der Track
gleitet dann atmosphärisch dem Ende entgegen. Den Abschluss des Albums
bildet dann das 8:34minütige „Awake“. Da rauscht es zunächst und eine
einfache Melodiefolge kommt auf. Das ist wieder sehr atmosphärisch und auch
Max’ Gitarre fügt sich in diese Stimmung perfekt ein, da er nur sehr
sanft an dem Instrument agiert. Dann kommt ab Minute 3:40 ein rhythmisches
Element hinzu und der Track bekommt mehr Drive, der sich ab Minute 5:46 in
einen rockigen Part mit herrlichen Gitarren (sowohl melodiös als auch
rhythmisch) und Schlagzeug manifestiert. Auch „Sleep“ ist
wieder ein herausragendes Elektronikalbum mit tollen Gitarrenpassagen
geworden. Zwischen Axel und Max hat sich in den Jahren eine tiefe
Freundschaft entwickelt, was man der gemeinsamen Musik auch deutlich anhört,
denn beide agieren traumwandlerisch miteinander. Stephan Schelle, September 2024 |
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