Axess Maxxess - Sleep
 

Axess / Maxxess - Sleep
Klangdesign (2024)

(
8 Stücke, 69:10 Minuten Spielzeit)

Axel Stupplich (Pyramid Peak) aka Axess und Max Schiefele aka Maxxess veröffentlichen nach 2004 („Contact“) und 2010 („Impact“) mit „Sleep“ im Oktober 2024 ihr drittes gemeinsames Werk. 20 Jahre nach der ersten, wie sie selber sagen, zaghaften Annäherung und experimentellen Kombination aus Rock und Elektronik ist „Sleep“ nun das Ergebnis zweier Freunde, die genau wissen, wie sie heute klingen wollen. In zahlreichen gemeinsamen Konzerten haben sie ein blindes Verständnis zueinander aufgebaut, was man der neuen Produktion auch anhört, denn die Musik ist wie aus einem Guss.

 

 


Weiter heißt es: Diese CD enthält 8 Songs, und jeder davon erzählt seine eigene Geschichte, die wir gerne mit euch teilen möchten. Schlaf verbindet uns alle – jeder schläft und weiß, wie sich das anfühlt. Es ist ein Eintauchen in eine eigene Welt, ein Hinübergleiten, eine Reise. Wir betreten diese Welt, um uns zu regenerieren, doch gleichzeitig offenbaren sich die Schattenseiten im Unterbewusstsein. Wir laden euch ein, uns auf dieser Reise zu begleiten. Schließe die Augen und atme tief durch...

Gestartet wird mit dem 9:42 „Gliding Over“. Leicht flirrende, flächige Synthesizerklänge starten in diesen Opener. Nach gut einer Minute wird es dann rhythmischer und eine leichte Melodielinie kommt auf. Ab Minute 3:47 entwickelt der Rhythmus dann einen pumpenden Beat und man wird weiter in diesen hypnotischen Sog gezogen, bis es dann nach etwas mehr als sieben Minuten rockiger wird und so langsam Max seine Gitarre auspackt. Die spielt er zunächst in einer leicht Postrock artigen Art und danach im Stile eines Manuel Göttsching. Die Gitarre ist in diesem ersten Track aber noch etwas verhalten eingesetzt.

Als nächstes folgt dann das 11:45minütige „Nightmare Lullaby“, das mit sanften Flächen beginnt. Nach gut anderthalb Minuten kommt dann eine leichte Melodielinie auf, die von Flächen unterfüttert wird. Wenige Momente später addiert sich ein noch recht sanfter Rhythmus hinzu. Nach dreieinhalb Minuten wird es dann, durch Einsatz von Schlagzeugrhythmus und Gitarre etwas rockiger. Dem schließt sich dann eine sanfte Mittelpassage an. In der zweiten Hälfte wird es dann etwas mysteriöser, was dann in einer sanft rockigen, melodiösen Passage mündet. Diese wechselt nach gut 7:40 Minuten in einen rockigen Part, wenn Max seinen Gitarrenriffs etwas mehr Härte gönnt. Dazu kommt dann auch noch eine schöne Sologitarre. Das ist die Musik, die ich von den Beiden so liebe.

Auf 8:12 Minuten bringt es dann das Titelstück „Sleep“. Wabernde Klänge sind zunächst zu hören. Dann kommt nach gut 40 Sekunden eine sehr schöne Melodielinie auf, die mich von ihrer Atmosphäre auch an Soundtracks von John Carpenter erinnert, auch wenn der Vergleich etwas hinkt. Die Beiden zaubern auf jeden Fall eine sehr einschmeichelnde Melodie, die sich nach gut zwei Minuten, sobald Max mit seiner Gitarre die Melodieführung übernimmt, in einen Gänsehaut treibenden Part entwickelt. Einfach nur schön, wie sich die beiden Freunde hier miteinander musikalisch austauschen.

Rhythmisch geht es dann zunächst im 8:24minütigen „Rapid Eye Movements“ weiter, das anfangs leicht bedrohlich wirkende Klangformationen auf die Hörer loslässt. In dieses rhythmische Geflecht werden zunächst nur Klangtupfer eingebaut. Nach etwas mehr als zwei Minuten wird das Ganze dann aber melodischer. Und diese Melodien werden immer mehr in den Vordergrund geschoben. Nach vier Minuten fügt Max wieder seine herrlichen Gitarrenparts ein, die einfach unwiderstehlich sind. Später treiben Max dann die Gitarre und Axel die Synthies noch druckvoller voran. Das ist genau nach meinem Geschmack.

Schlaflos zeigt sich das Duo dann im 6:57minütigen „Insomnia“. Stimmsamples und sphärische Klänge sind zunächst zu hören. Dann kommt ein Sanfter, harmonischer Sequenzerrhythmus auf, wie man ihn auch von den Ozric Tentacles her kennt. Das wirkt zunächst leicht psychedelisch. Nach etwas mehr als drei Minuten gesellt sich dann ein Part hinzu, der ethnische Rhythmen mit hymnischen Synthesizersounds verbindet, während der Sequenzerrhythmus im Hintergrund immer noch voranschreitet. Das ist Kopfkino pur.

Der „Circadian Rhythms“ ist 7:20 Minuten lang. Hallende Klänge leiten in diesen Track ein, der nach ca. einer Minute dynamischer wird und nach 1:35 Minuten einen pumpenden Beat sowie eine Melodielinie erhält. Ein Sound, in den man sich fallen lassen kann. Nach 2:08 Minuten ändert sich dann das Klangbild leicht, ohne diesen herrlichen Beat außer acht zu lassen. Der musikalische Part hat stimmungsmäßig auch was von einem modernerem Jean Michel Jarre. Allerdings schaffen es Axel und Max die wunderbare Melodieführung beizubehalten. Und im letzten Viertel lässt Max dann wieder seine Gitarre traumhaft singen, dass sich die Körperhaare wieder aufstellen.

Kurz vor Ende kommt dann das 8:03minütige „Hypnosis“. Herrliche synthetische Klangmuster erhellen zu Beginn diesen Track. Der sich langsam aus dem Off hinzugesellende Sequenzerrhythmus kommt nach zwei Minuten weiter nach vorn und verbindet sich mit den perlenden Klängen. Rhythmisch wird es dann nach gut drei Minuten. Und wenig später setzt dann Max wieder mit seiner unvergleichlichen Gitarrenarbeit ein, die einem wieder den Atem nimmt. Hab ich schon erwähnt, dass ich diese Kombination liebe? Kann man nicht oft genug ausdrücken. Leider ist diese Passage nur recht kurz und der Track gleitet dann atmosphärisch dem Ende entgegen.

Den Abschluss des Albums bildet dann das 8:34minütige „Awake“. Da rauscht es zunächst und eine einfache Melodiefolge kommt auf. Das ist wieder sehr atmosphärisch und auch Max’ Gitarre fügt sich in diese Stimmung perfekt ein, da er nur sehr sanft an dem Instrument agiert. Dann kommt ab Minute 3:40 ein rhythmisches Element hinzu und der Track bekommt mehr Drive, der sich ab Minute 5:46 in einen rockigen Part mit herrlichen Gitarren (sowohl melodiös als auch rhythmisch) und Schlagzeug manifestiert.

Auch „Sleep“ ist wieder ein herausragendes Elektronikalbum mit tollen Gitarrenpassagen geworden. Zwischen Axel und Max hat sich in den Jahren eine tiefe Freundschaft entwickelt, was man der gemeinsamen Musik auch deutlich anhört, denn beide agieren traumwandlerisch miteinander.

Stephan Schelle, September 2024

 
   

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