Bernd-Michael Land - Einskommafünf Der deutsche Elektronikmusiker Bernd-Michael Land hat sich mal wieder einem ernsten Thema angenommen. Auf „Einskommafünf“, das den Untertitel „Die Endlichkeit des Seins“ trägt und im Juli 2024 erschienen ist, befasst er sich mit den Umweltkatastrophen, die von Menschenhand gemacht sind. Berits vor neun Jahren, im Jahr 2015, haben 195 Staaten auf der 21. UN-Klimakonferenz das „Übereinkommen von Paris“ beschlossen. Sie hatten sich darin geeinigt, den maximalen Anstieg der Temperatur um 1,5 Grad Celsius, gerechnet vom Anbeginn der Industrialisierung im Jahr 1850 bis hin zum Jahr 2100, einzuhalten. |
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„Einskommafünf“
ist ein Konzeptalbum, das auf dem gleichnamigen 33-minütigen audiovisuellen
Klangkunstwerk basiert, das im Oktober 2023 auf der Kunstausstellung
„Rodgau Art“ im Bürgerhaus in Nieder-Roden seine Premiere fand.
Bernd-Michael hat in seinem 28seitigen Booklet zahlreiche Fotos (von ihm
selbst und auch per KI erstellt) abgedruckt, die dieses Konzept unterstützen. Bernd-Michael
kombiniert Geräusche die direkt mit den Titeln in Verbindung stehen, wie
zum Beispiel knisterndes Feuer oder rauschende Flut, mit sanften Klängen
und Harmonien sowie bedrohlichen Sounds. Das macht die Musik zum Einen hörbar,
zum Anderen wirken die Geräusche zusammen mit den Titeln eindringlich und
lassen Bilder vor dem geistigen Auge entstehen. Das
Album startet mit dem 7:11minütigen „Evolution“. Perlende, helle Klänge
sind zunächst zu hören. Dann kommt ein basslastiger, rhythmischer Sound
hinzu und Bernd-Michael schiebt einige Harmonien nach, die gut ins Ohr
gehen. Das
folgenden „Eisberg A23a Drift“ ist dem Eisberg A-23 A gewidmet. Hier ein
Auszug aus Wikipedia: A23a ist mit
mehr als 4000 km² der aktuell größte Eisberg der Welt (Stand: Dezember
2023). Seit dem Kalben vom Filchner-Ronne-Schelfeis im Jahr 1986 hatte sich
der Eisberg bis 2020 im Weddellmeer kaum bewegt. Seither driftet A23a nordwärts
durch das Weddellmeer in Richtung Südatlantik. Innerhalb eines Monats hat
er im November 2023 mit seinen der Insel Mallorca entsprechenden Dimensionen
Joinville Island an der nordöstlichen Spitze der Antarktischen Halbinsel
passiert. Bernd-Michael hat in diesen 5:38minütigen Track dröhnende
Dronesounds und Klänge eingebaut, die sich nach brechendem Eis anhören.
Das wirkt recht bedrückend und ist klanglich hervorragend umgesetzt. Auch
metallische Sounds hat er am Ende eingebunden. „Die
Flut“ kommt in der ersten Minute recht harmonisch und beschaulich rüber.
Dann setzen aber plötzlich Sounds ein, die die Bedrohung einer Flut und
ihre Folgen gut darstellen. Recht dramatische Klangskulpturen werden da
hineingemischt. Eine
Melodielinie eröffnet dann „Verbrannte Erde“ und wechselt dann in einen
flirrenden Sound mit metallischen Klängen – wie bei einem überdimensionalen
Windspiel -, der die ganze Hitze und Öde verbrannter Landschaften
widerspiegelt. Ab der Hälfte des Tracks kommt dann ein Sequenzerrhythmus
auf, der sich mit flächigen Sounds verbindet. In
„Lost Places“ verbindet Land dann Harmonien mit mysteriösen
Klangskulpturen. Das passt gut zu verlassenen Gebäuden. „Garde Sugdub“
zeigt sich dann als perkussives Stück, dessen Hauptteil aus rhythmischen
Elementen besteht, die afrikanisch klingen. „Gletscherfels“ wirkt
dagegen recht atmosphärisch, mysteriös und bedrohlich. „Feuerwalze“
startet mit außergewöhnlichen und experimentellen Klängen, die sich in
eine Art tonalen Feuersturm transformieren und sich aber nach zwei Minuten
wiederum in einen harmonischen und melodiösen Track verwandeln. Recht
fröhlich und beschwingt klingt „Hüpfender Polarbär“, bei dem der
Sequenzer stur einen Rhythmus vorgibt. Das sind einige Beispiele für das
neue Werk des Elektronikmusikers und Sounddesigners Bernd-Michael Land. Bernd-Michael
Land präsentiert auf seinem Album „Einskommafünf“ sowohl sehr
harmonische Stück, wie auch tonale Stimmungsbilder, die das Thema der
Erderwärmung und ihre Folgen sehr gut musikalisch darstellen. Ein außergewöhnliches
Werk, das nachdenklich macht. Stephan Schelle, Juli 2024 |
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