Bridge Ro Imla feat. Volker Lankow – Siren Songs – Live At KunstRaum 2022
 

Bridge To Imla feat. Volker Lankow – Siren Songs – Live At KunstRaum 2022
Eigenvertrieb (2025)

(
8 Stücke, 77:03 Minuten Spielzeit)

Bridge To Imla, das sind die beiden Elektronikmusiker Hans Dieter Schmidt und Michael Brückner. Die Beiden holen sich aber immer wieder den Perkussionisten Volker Lankow mit hinzu (der auch Samples und Soundscapes mit einbringt), vor allem wenn es live auf die Bühne geht. Im April 2022 trat diese Trioformation in der Galerie KunstRaum in Erlensee auf. Von diesem Konzert wurde ein Mitschnitt erstellt, der im Frühjahr 2025 unter dem Titel „Siren Songs – Live At KunstRaum 2022“ erschienen ist. Man kann den Mitschnitt als CDR sowie digital bei Bandcamp ordern.

 

 


Zwei Stücke mit den Titeln „Sirens“ und „Travels“, die jeweils in vier Parts unterteilt sind und die jeweils nahtlos ineinander übergehen, finden sich auf dem Silberling.

„Siren Songs“ ist beim zweiten Konzert in der kleinen Kunstgalerie KunstRaum aufgenommen worden. Mittlerweile ist diese aber in eine andere Lokalität gewechselt. Es war für das Trio auch das erste Konzert nach der Corona-Pandemie, weshalb auf einigen Fotos die Musiker Masken tragen. Auch hatte gerade Russland die Ukraine überfallen, was die Musiker doch sehr bewegte und veranlasste, diese Stimmung auch in die Musik einfließen zu lassen. Vor allem die Luftalarm-Sirenen, die zu Beginn des ersten Parts von „Sirens“ zu hören sind, sollten auf dieses schreckliche Ereignis hindeuten.

„Sirens“ startet mit Part 1 und den Sirenen, was ein recht bedrückender Einstieg in das Konzert ist. Dann setzen nach wenigen Momenten Synthesizerklänge ein die von den Sirenen in flächige Parts überleiten. Wasserrauschen mischt sich nun mit ein, während die Synthesizer sanft dahinschweben und ihre Bahnen ziehen. Das ist recht harmonisch. Es mischen sich aber auch immer wieder recht surreale Klänge mit ein, die die Harmonien unterbrechen und Bilder vor dem geistigen Auge entstehen lassen. Dann schält sich plötzlich eine sanfte Pianomelodie heraus.

In „Sirens Part 2“ kommen dann Sequenzerrhythmen auf und auch sanfte Percussion mischen sich in den Sound. Das hat was von Tangerine Dream, ohne aber den Stil zu kopieren. Vor allem die Percussion bringt hier ein organisches Element mit ein. Freunde von Tangerine Dream & Co. kommen hier voll auf ihre Kosten. „Sirens Part 3“ beginnt dann mit perlenden Klängen. Die Drei entwickeln eine entspannte Stimmung aus vorwiegend flächigen Klanggebilden. Aber es kommen auch ein ums andere Mal bedrohlich Sounds auf.

„Sirens Part 4“ zeigt sich dann wieder etwas rhythmischer, was vor allem durch die Percussion hervorgerufen wird. Im letzten Teil flirren die Synthesizerklänge und eine eingängige Melodielinie setzt sich durch.

Perlend beginnt dann „Travels Part 1“. Da legt der Sequenzer sofort mal los. Darauf setzten sie dann Klanggebilde die etwas surreal und unwirklich wirken. Trotzdem bleibt der Track doch recht harmonisch. „Travels Part 2“ bietet sich nur langsam verändernde Klänge bis sich dann sanfte Harmonien herauskristallisieren. Insgesamt schwebt dieser Track dahin bis dann im letzten Viertel asiatisch wirkende Sounds und Harmonien die Oberhand gewinnen. Diese leiten dann auch in „Travels Part 3“ über. Nach gut drei Minuten kommt ein Sequenzer auf und leicht düstere aber immer noch harmonische Klänge übernehmen nun. Auch wird es wieder rhythmischer mit herrlichen Percussions.

Mit „Travels Part 4“ endet das Album dann. Hier kommen zunächst Klänge und Harmonien auf, die mich an die Musik von Klaus Schulze erinnern. Nach einigen Momenten wird es dann aber sehr eigenständig und rhythmisch, wechselt aber auch schnell in eine ruhige Passage, bei der die Dynamik zurück gefahren wird und eine Lautsprecherstimme wie aus einer S- oder U-Bahn erklingt.

„Siren Songs – Live At KunstRaum 2022“ von Bridge To Imla beinhaltet neue Musik, die das Trio Schmidt, Brückner, Lankow im April 2022 in Erlensee aufgeführt hat. Wie bei Elektronikkonzerten üblich, ist die Musik vom Mischpult aus aufgenommen worden und somit keine Liveatmosphäre zu spüren. Dafür kann man sich ganz auf die schwebende Musik konzentrieren. Und die ist wirklich sehr gut gelungen, denn man kann völlig in ihr abtauchen.

Stephan Schelle, Juni 2025

 
   

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