Colin Rayment with Joe
Rayment – Metamorphic Phases Nach seinem grandiosen 2023’er Album „Time Dilation“ veröffentlichte der britische Elektronikmusiker Colin Rayment im Sommer 2024 ein Gemeinschaftswerk mit seinem Sohn Joe Rayment, der Jazzpiano studiert. Das Album trägt den Titel „Metamorphic Phases“ und ist bei SynGate Records herausgekommen. Darüber hinaus kann man das Album auch über Bandcamp digital beziehen, wo es dann noch den 4:19minütigen Bonustrack „Beyond Horizons (Sequenced Remix)“ obendrauf gibt. |
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Drei Stücke stammen aus
der alleinigen Feder von Colin Rayment, bei drei weiteren war auch sein Sohn
beteiligt. Wer aber jetzt jazzige Elemente in der Musik vermutet, der liegt
falsch, denn die Musik wird wieder von herrlichen Melodien und Rhythmen
bestimmt. Die Stücke des Albums
befassen sich mit den Wandlungsphasen des Lebens. Kreative
Inspiration umgibt uns überall, sie ist überall direkt wahrnehmbar. Wie
viele Fotos, Videos oder gar Illustrationen finden wir bei einem Blick aus
dem Studiofenster? Musik hingegen hat oft ihren Ursprung in der Beobachtung
der Jahreszeiten und den Assoziationen durch die visuellen Veränderungen um
uns herum - mehr noch durch zusätzliche Aspekte von Lebensereignissen und
der Gestaltung eines nahtlosen Flickwerks als musikalische Erzählung. Und
genau dies beschreiben die „Metamorphic Phases“, die Wandlungsphasen. Der erste, 7:53minütige
Track „Time Capsule“, den Colin mit Joe komponiert hat, nimmt einen auf
eine sanfte Reise mit, denn die Musik schwebt und perlt zugleich sanft durch
den Raum. Und die eingängige Melodie nimmt einen sofort gefangen und lädt
zum Relaxen und Träumen ein. Das ist hinreißend gespielt und alles andere
als belanglos. Flächige, schillernde Sounds starten dann mysteriös in den 9:21minütigen
Track „The Slow Build Of A Merging Season“. Diese wechseln dann in
eine flirrende Passage, so als würde man eine Fata Morgana vor sich sehen.
Nach 2:20 Minuten kommen dann herrlich weite und harmonische Flächen auf,
die hymnisch und majestätisch wirken. Ab Minute 3:30 wird es dann
rhythmisch, sobald der Sequenzer einsetzt und die Flächen ummantelt. Nach
weiteren Momenten kommt dann eine sehr schöne, sanfte Melodielinie auf, die
ab Minute 5:30 von einem Schlagzeugrhythmus untermauert wird. Jetzt hat der
Track richtig an Fahrt gewonnen, ohne seinen hymnischen Charakter
abzustreifen. Das Ende läuft dann verträumt aus. „Beyond Horizons“
ist dann mit 3:36 Minuten Spielzeit der kürzeste Track des Albums. Dieser
zeigt sich dann spacig und sphärisch. Nur langsam entwickeln sich hier die
flächigen Sounds und schweben förmlich durch Raum und Zeit. Weiter geht es mit dem
7:31minütigen „Mysterious Elapse In Time“, bei dem auch wieder Joe
Rayment beteiligt war. Auch dieses Stück beginnt mit sanften Klängen, bei
dem die melodischen Keyboardklänge in den ersten zwei Minuten wie
Klangtupfer wirken. Dann geht es flotter zur Sache, denn nun kommt ein
Rhythmusmuster auf und die Melodielinie tritt stärker in den Vordergrund.
Einige eingestreute Klänge erinnern ein bisschen an Tangerine Dream, ohne
dass die Beiden aber den Stil der Berliner Ikonen kopieren. Vor allem der
perkussive Rhythmus und die eingängige Melodie halten diesen Track auf
einer hohen Spannungsebene. Dann folgen zwei
Longtracks, beginnend mit dem 16:21minütigen „The Two Phases Of An
Accelerometer“. Mysteriöse Klänge eröffnen dieses Stück. Da wabert zunächst
sanft ein Ton im Hintergrund, auf den sich dann flächige Klänge legen.
Nach gut 2:30 Minuten schwillt dann ein Grundton an auf und ab Minute Vier
schiebt sich dann eine rhythmische Melodie aus dem Off in den Vordergrund.
Nach etwa sechs Minuten kommt dann ein hinreißender Sequenzerrhythmus auf,
der den Track in Richtung „Berliner Schule“ bringt. Colin und Joe vermögen
es aber diesem Track unter die Haut gehende Harmonien zu spendieren in die
man sich reinlegen kann. Da ist Gänsehaut garantiert. Den Abschluss des
physischen Albums bildet dann das 11:18minütige „Reflection Of A
Metamorphic Drift“. Der Beginn ist spacig mit einer leicht hymnischen
Note. Da sehe ich vor meinem geistigen Auge zunächst wieder Raumschiffe
durchs All fliegen. Doch nach gut 1:45 Minuten wird es dann wieder mysteriös
und es wirkt wie der Soundtrack zu sich verändernden Dingen wie zum
Beispiel das Aufgehen einer Blüte im Zeitraffer. Jetzt perlen und tropfen
auch die Klänge aus den Boxen. Erst nach gut fünf Minuten schält sich
langsam ein Rhythmus aus dieser sanften Klangwolke heraus und gewinnt
zusammen mit den jetzt eingeflochtenen Harmonien immer mehr an Dynamik. Das
verströmt eine hypnotische Wirkung. Der Brite Colin Rayment,
der schon mehrfach mit seiner Musik beim Schallwelle-Preis nominiert war,
legt ein weiteres tolles Album, dieses Mal in Kollaboration mit seinem Sohn
Joe Rayment vor. Es ist einfach grandios, was die Beiden für Klänge und
Harmonien zaubern, die Ohr und Geist umschmeicheln und komplett gefangen
nehmen. Stephan Schelle, Oktober 2024 |
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