Max Schiefele - Waldgeist
 

Max Schiefele - Waldgeist
Eigenvertrieb (2024)

(8 Stücke, 62:20 Minuten Spielzeit)

Freunde elektronischer Instrumentalmusik kennen den Namen Max Schiefele seit vielen Jahren, hat er doch als Maxxess herrliche Soloalben (seit 2001 sind sieben erscheinen) veröffentlicht, in denen er elektronische Instrumente mit kraftvollen Riffs auf seiner E-Gitarre verbindet. Und warum nun ein Album unter seinem bürgerlichen Namen? Ganz einfach, er hat seinen Stil abgewandelt und die E-Gitarre spielt auf dem Album „Waldgeist“ nicht mehr so eine dominante Rolle.

 

 


Max erklärt dazu: Dieses Instrumentalalbum ist anders als meine  bisherigen Werke. Im Gegensatz zu meinem maxxess-Projekt habe ich hier Gitarren nur dezent eingesetzt oder sie in einer Weise verfremdet, dass sie nicht mehr als solche erkennbar sind. Ich habe mich stattdessen einer Klangwelt bedient, wie sie nur mit elektronischen Instrumenten möglich ist. Es war mir wichtig, eine Dynamik zu schaffen, die zwischen ganz leisen und kraftvollen Momenten wechselt. Jede Komposition erzählt von den Wesen des Walds – ob Feen, Elfen, Zwergen oder Irrlichtern. Sie alle stehen in einer tiefen Symbiose mit dem Wald, und es war mir wichtig, die mystische Atmosphäre musikalisch lebendig werden zu lassen.

Max schreibt weiter zu seiner neuen Musik: Elektronische Klänge treffen auf uralte Waldgeister – das ist Waldgeist. In dieser instrumentalen Erkundung verschmelzen leise, ätherische Töne mit kraftvollen, elektronischen Klängen zu einer dynamischen Soundlandschaft, die die Magie und das Mysterium des Walds einfängt. Inspiriert von den schattenhaften Wesen wie Feen, Irrlichtern oder Elfen, lädt dieses Album dazu ein, in die Tiefen des Walds einzutauchen und ihre symbiotische Verbindung zu spüren. Es nimmt den Hörer mit auf eine Reise durch das tiefe, mystische Geflecht der Natur. Dieses Album ist ein musikalischer Aufruf, den Wald in seiner Schönheit zu bewahren und zu schützen.

Hat Max damit ein weniger druckvolles Album eingespielt? Ich denke nicht, denn er hat einige der Tracks mit druckvollen und treibenden Rhythmen ausgestattet und ihnen so einen unwiderstehlichen Groove verpasst.

Das zeigt sich beispielsweise schon im eröffnenden, 7:52minütigen „Walpurgisnacht“. Mit flirrenden Klängen, die zunächst von Flächen  untermauert werden, beginnt das Stück. Nach gut einer Minute kommt dann ein unwiderstehlicher Rhythmus auf, der einen klasse Groove besitzt und zum Mitwippen vor den Boxen animiert. Darauf setzt Max dann eine eingängige Melodielinie (teils als Piano-Part). Dahinein streut er dann Percussionelemente. Ein klasse Opener, der zu den Highlights des Albums zählt.

Weiter geht es dann mit dem 7:51minütigen „Tanz der Feen“. Mit einem flächigen Beginn startet Max in den Titel. Das wirkt zunächst recht atmosphärisch. Nach etwa einer Minute kommt dann eine sich nur leicht verändernde Harmonie auf, die sich langsam in den Vordergrund schiebt und nach nicht ganz drei Minuten eine rhythmische Grundlage bekommt, die sich langsam, zunächst noch sehr dezent entwickelt. Ab Minute 4:38 wird daraus ein pumpender Beat auf den Feen dann zu tanzen beginnen. Vor allem in dieser fetzigen Phase kommt das Stück besonders gut rüber und entwickelt eine hypnotische Wirkung.

Dem schließt sich dann das 10:54minütigfe Titelstück „Waldgeist“ an. Recht mysteriös und geheimnisvoll startet dieser Track. Nach ca. 2:23 Minuten ergänzen dann perlende Klänge und Streicher diese geheimnisvoll wirkende Musik. Aber auch hier geht es nicht ganz ohne Rhythmus. Der kommt dann nach ca. 4:30 Minuten auf und wechselt nun in einen dynamischeren Part mit leicht hymnischem Charakter. Das Ende wirkt dann wieder recht geheimnisvoll.

Hallerfüllte Pianoklänge geleiten in das 5:56minütige „Der Rabe“. Nach wenigen Momenten kommt dann ein Synthesizersound auf, der einige Flächen mit einwebt. Über weite Strecken ist dies ein sehr atmosphärischer, leicht melancholischer Track, der sich nach etwas mehr als vier Minuten dann aber in einen rockigen Part transformiert, da nun ein gemäßigter Schlagzeugrhythmus und eine Synthesizermelodie aufkommen.

Auf 7:54 Minuten bringt es dann der „Der Nachtalb“, der auch zunächst etwas mysteriös startet. Dann kommen einige sphärische Sounds auf, die durch perkussive Klänge, wie auf einem Hang gespielt, in eine andere Sphäre verändert werden. Nach 2:52 Minuten wird es dann wieder rhythmischer, was durch akzentuiert gesetzte Klänge hervorgerufen wird. Das hat einen leicht Basslastigen Groove. Insgesamt bleibt aber die atmosphärische Ausrichtung erhalten.

Mit dem 6:22minütigen „Irrlichter“ geht es dann weiter. Auch hier startet Max recht verhalten und setzt nach wenigen Momenten zu einer hallenden Pianomelodie an. Das unterlegt er dann mit herrlichen Flächensounds. Nach nicht ganz zwei Minuten kommt dann ein gemäßigter Rhythmus auf, der nun in einen traumhaften, sphärischen Part mündet. Ein herrlich verträumtes Stück Musik.

Als vorletztes kündigte Max dann die „Rückkehr der Zwerge“ an, die es auf 7:30 Minuten Spielzeit bringen. Mit Echohaften Klängen, so als würden sie aus den Tiefen Morias (Tolkien lässt grüßen) kommen, sowie hallenden Chören und einem Rhythmus, wie eine marschierende Horde, so beginnt dieser Track. Dazu spielt Max flatternde Sounds, die ab Minute 1:20 dann Harmonien bekommen. Langsam aber stetig marschiert dieser Trupp durch die Hallen und Gänge aus Stein unter der Erde voran. Nach 2:40 Minuten spendiert Max den Zwergen dann einen stampfenden Beat und setzt danach eine Melodielinie darauf.

Mit dem 7:41minütigen „Nebelelfen“ endet dann das Album. Das Stück beginnt recht sphärisch. Nach 1:20 Minuten kommt ein Rhythmusmuster auf ohne diesen sphärischen Part zu durchbrechen. Der Track schwebt so bis zum Ende dahin.

Max Schiefele, der hier nicht als Maxxess firmiert, hat ein sehr schönes atmosphärisches Album mit teils groovenden Rhythmen eingespielt. Damit unterscheidet sich diese Produktion von seinen Maxxess-Alben. Allerdings nur musikalisch, nicht qualitativ. Ein gelungenes Soloalbum. Wer ihn mit seiner E-Gitarre hören möchte, der kann dies auf dem neuen Axess / Maxxess-Album „Sleep“ tun, denn dies erscheint zeitgleich im Oktober (passend zum E-Live-Festival).

Stephan Schelle, September 2024

 
   

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