Michael Brückner – The Android Tales (Volume 1)
 

Michael Brückner – The Android Tales (Volume 1)
SynGate Records (2024)

(4 Stücke, 76:32 Minuten Spielzeit)

Der Workaholic an den Tasten, Michael Brückner, veröffentlicht regelmäßig mehrere Alben pro Jahr. Sein gesamter Output ist mittlerweile recht unübersichtlich, so viele Alben hat er bereits herausgebracht. Sein neuestes Werk, das zehnte, das beim SynGate-Label herausgekommen ist, trägt den Titel „The Android Tales (Volume 1)“, was schon deutlich macht, dass es weitere Alben unter diesem Titel geben wird. 

 

 


Die Musik beruht auf drei Stücken, die Michael bereits zuvor auf seinem YouTube Kanal präsentiert hat. Es ist aber NICHT einfach die gleiche Musik auf dem Album, sondern lediglich Ausgangspunkt eines verdichteten, verfeinerten und überarbeiteten Konzeptes in Ergänzung mit völlig neuen Teilen. Dabei bleibt die Herkunft trotz des neuen Arrangements erkennbar und ist gleichzeitig deutlich anders. Darüber hinaus befindet sich ein Track auf dem Album, der bisher unveröffentlicht war. Gleichzeitig ist das Release ein Konzeptalbum, das durch die aktuelle Diskussion über die Künstliche Intelligenz (KI) angeregt wurde, während Andreas Schwietzke mal wieder ein prachtvolles und genial passendes Cover gestaltet hat.

Vier Longtracks, die gut zwölf Minuten und länger sind, befinden sich auf dem Silberling. Was zunächst auffällt ist das sehr schön gemachte Coverartwork, was die Stimmung der Musik recht gut widerspiegelt. Die Musik auf der CDR ist sehr spacig und verströmt, auch durch einige Textpassagen, die von verfremdeten Stimmen geboten werden, einige Male eine gewisse Stimmung wie der Soundtrack von Vangelis’ „Blade Runner“.

Es beginnt mit dem 19:22minütigen Longtrack „Through The Mountains Of Temp-Laa’r“. Sanfte Melodieschwaden ziehen durch den Raum, während synthetische Vogelstimmen eine gewisse landschaftliche Idylle evozieren. Das passt ganz gut zu dem Coverbild. Die flächigen Sounds wirken wie die Untermalung einer weiten Landschaft. Michael durchzieht dies mit einigen etwas leicht sägenden Synthesizerklängen, die die Stimmung in ein futuristisches Bild wandeln. Nach etwas mehr als sechs Minuten kommen etwas bedrohlichere Klänge auf, die dann in sphärische Sounds mit einem Rauschen, wie bei einem starken Wind, Glockengeläut und wieder Vogelstimmen wechseln, um daraufhin wieder die sanften Flächen, wie zu Beginn, auf die Hörerschaft loszulassen. Nach ca. zwölf Minuten ändert sich das Bild und es kommt eine Melodielinie auf, die mit eingestreuten Klängen verziert ist. Am Ende kommen dann Stimmen auf, in denen ein Mädchen mit einem Roboter kommuniziert. Das passt wieder sehr gut zum Cover.

Weiter geht es mit dem 13:16minütigen „Nightfall“. Hier kommen dann auch Sounds wie bei „Blade Runner“ auf. Auch die Stimmen, die zu Beginn zu hören sind, erinnern an den Ridley Scott Film bzw. dessen Soundtrack. Allerdings kopiert Michael Brückner nicht den Stil des Griechen. Die ersten Minuten wird der Track von mysteriösen Klängen bestimmt. Das baut eine ähnliche Atmosphäre wie bei „Blade Runner“ auf, ist klanglich aber anders angelegt. Nach gut der Hälfte wird es dann etwas melodischer. Immer wieder durchziehen aber zunächst rauschende Synthesizerklänge diesen Part. Vor allem das melodiöse Ende hat eine große Wirkung, die leicht in Richtung „Berliner Schule“ weist. Nicht nur in diesem Stück schaltet sich das Kopfkino ein.

Als nächstes kommt dann das 32minütige „The Secrets Of The Haunted Moon“. Ein heller Synthesizerklang, der eine einfache Harmoniefolge erklingen lässt, leitet in diesen Longtrack. Nach wenigen Momenten wird es futuristisch. Und ab Minute 2:30 kommen dann ein Sequenzerrhythmus und eine Mellotronlinie auf, die nun erneut in Richtung „Berliner Schule“ zeigt und Freunde dieser Spielart begeistern wird. Michael lässt dabei zwei Synthesizerklänge in einen Dialog treten. Dann gesellt sich noch ein Schlagzeugrhythmus hinzu und der Track wird dynamischer. Michael hat einige Variationen und Sound- sowie Rhythmuswechsel in diesen Longtrack eingebaut, der für mich eines der Highlights des Albums ist.

Ans Ende hat Michael dann das 11:55minütige „If We Could Go There“ gestellt. Zirpende Sounds, wie von Robotern der Marke R2D2 & Co. sowie Gitarrenähnliche Klänge starten diesen letzten Track. Nach gut zwei Minuten kommen dann auch noch Mellotronartige Harmonien und danach eine Synthsound auf, der mich spontan an „Popcorn“ von Hot Butter erinnert, auch wenn die Klänge nicht wirklich miteinander vergleichbar sind. Es wirkt jedenfalls Retro und recht fröhlich. Das Stück entwickelt aber immer mehr Energie, vor allem wenn dann das Schlagwerk einsetzt, das organisch klingt. Und nach sieben Minuten wird es in einem sehr atmosphärischen Part richtig melodisch. Dieser letzte Track stellt ein weiteres Highlight des Albums dar.

„The Android Tales (Volume 1)“ ist wieder ein klasse Werk von Michael Brückner. Hier hat er einiges im Stil der „Berliner Schule“, dann aber auch flächige Parts und an Vangelis’ „Blade Runner“-Soundtrack erinnernde Klänge eingespielt. Das macht jetzt schon neugierig auf Part 2 der Robotererzählungen.

Stephan Schelle, September 2024

 
   

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