Michael Brückner – Threequences
 

Michael Brückner – Threequences
Eigenvertrieb / Bandcamp (2024)

(
3 Stücke, 69:50 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Michael Brückner hat im April 2024 ein neues Album unter dem Titel „Threequences“ herausgebracht, das nur als Downloadversion z. B. über Bandcamp erhältlich ist. Der Titel ist eine Kombination aus dem Wort „Drei“ und „Sequenzen“. Das deutet schon darauf hin, dass Michael drei Longtracks mit reichlich Sequenzern eingespielt hat. Darüber hinaus verrät der Untertitel „Electronic Improvisations“ auch schon, dass er hier reichlich improvisiert hat und die Musik spontan entstanden ist.

 

 


Die Longtracks sind im Stile der „Berliner Schule“ gehalten und hier im Besonderen an den Stil des großen Klaus Schulze in seiner frühen Phase angelehnt. Sequenzerrhythmen und Arpeggios bestimmen auf diesem Album das Bild.

Das Album beginnt mit dem 28:07minütigen „Freequence“. Das Stück beginnt mit perlenden Sequenzersounds, zu denen Michael im Hintergrund einige Klangtupfer einstreut. Das wirkt besonders über Kopfhörer gut, denn so entfalten sich die verschiedenen Klangmuster und Harmonien am besten. Stoisch führt Michael die rhythmischen Sounds nach vorn. Nach gut 2:50 Minuten kommt dann ein flächiger, Bass lastiger Sound auf (der an- und abschwillt), der im Kontrast zu den hellen, rhythmischen Klängen steht und dem Stück noch mehr Volumen verleiht. Nach acht Minuten kommt dann ein anderer Synthesizerklang auf, der den Bass lastigen Part ablöst. Nun flirrt es auch schon mal und wird durch Harmonien ergänzt, die aber weiter im Hintergrund liegen. Ab Minute Elf sind leicht dumpf und bedrohlich wirkende Flächen zu hören, die einen Wechsel im Sound einleiten. Der Sequenzerrhythmus ist nun nur noch leicht im Hintergrund zu hören, während Michael mystische Harmonien spielt. Nach nicht ganz zwei weiteren Minuten kommen dann ein weiterer Sequenzerrhythmus und eine Melodielinie auf. Der Sequenzer steigert sich dann langsam wieder zu dem anfänglichen Rhythmus und tritt wieder in den Vordergrund, während die Synthesizersounds zu den Flächen leicht blubbern. Michael verändert den Track immer sehr langsam, baut immer weitere Sounds ein und wechselt die Rhythmusstruktur ein wenig. So bleibt der Track spannend.

Der zweite, 23:43minütige Track „Eloquence“ ist ein Stück, das Michael ursprünglich für seinen guten Freund Paul Seaman als persönliches Geschenk aufgenommen hat. Das Album hat er darüber hinaus auch ihm gewidmet. Nun ist der Track der breiten Öffentlichkeit auch zugänglich. Mit dröhnenden Synthesizerklängen startet Michael in den Track. Nach wenigen Momenten kommen hellere Klänge hinzu, die eine Art Melodielinie ergeben. Auch dieser Track baut sich langsam auf. Das klingt für mich anfangs wie eine Mischung der Musik von Klaus Schulze und John Carpenter, da die Klänge und Harmonien einen Soundtrack artigen Charakter besitzen. Nach gut zweieinhalb Minuten kommen weite Flächen hinzu, die sich noch mehr im Hintergrund bewegen, dem Ganzen aber eine gewisse räumliche Weite verleihen. Nach etwa vier Minuten kommen dann herrliche, flächige Harmonien auf, die nun stark im Umfeld von Klaus Schulze angesiedelt sind. Nach siebeneinhalb Minuten wechselt Michael dann den Synthesizerklang, der jetzt die Melodielinie übernimmt. Das wirkt hypnotisch und fesselnd zugleich. Auch dieser Track entwickelt und steigert sich immer weiter. Ein Fest für Freunde Sequenzer orientierter Musik.

Der Abschlusstrack „Crystaloquence“ (18 Minuten Spielzeit) ist eine direkte Hommage an Klaus Schulze und wurde von seinem Klassiker „Crystal Lake“ inspiriert. Eigentlich ist es nicht nur von Schulzes Stück inspiriert, sondern nutzt auch den Rhythmus und einige Sounds als Grundlage für diesen Track, auf dem Michael dann eigene, improvisierte Harmonien legt. Michael hatte das Stück kürzlich auf Youtube geteilt und wurde daraufhin von vielen Fans darum gebeten es doch auf einem Album zu veröffentlichen, womit er dem Wunsch hiermit nachkommt. Zu Beginn des Stückes meint man das Original von Klaus Schulze zu hören, denn Michael spielt die Klangfolgen zunächst nach und macht daraus dann sein ganz eigenes Ding. Eine tolle Hommage an den viel zu früh verstorbenen Klaus Schulze.

Wer ausufernde, sich nur langsam entwickelnde Sequenzermusik und die Musik von Klaus Schulze liebt, der liegt bei dem neuen Album von Michael Brückner goldrichtig.

Stephan Schelle, Juni 2024

 
   

CD-Kritiken-Menue