Pyramid Peak - Kontinuum
 

Pyramid Peak - Kontinuum
Eigenvertrieb / pyramid-peak.bandcamp.com (2024)

(6 Stücke, 68:28 Minuten Spielzeit)

Pyramid Peak gehören seit Jahren zu den führenden Elektronik-Acts Deutschlands. Als Digital Dream von Axel Stupplich und Andreas Morsch gegründet und zehn Jahre später in Pyramid Peak umbenannt, stieß dann auch Uwe Denzer zu dem Duo, das bis 2015 als Trio unterwegs war. Danach machten Axel und Andreas allein weiter. Seit Ende 2023 ist auch Andreas Morsch nicht mehr dabei, der erst einmal eine Pause von der erfolgreichen Zusammenarbeit einlegen will.

 

 


Ist also Pyramid Peak damit Geschichte? Erstmal nicht, denn Axel Stupplich hat sich entschieden Pyramid Peak aufrecht zu halten und die Geschichte zunächst allein weiterzuführen. Das Ergebnis ist das Album „Kontinuum“, das Anfang August erschienen ist. Soweit die gute Nachricht. Das Albumrelease wird aber von einem traurigen Ereignis überschattet, denn zeitgleich hat Axel seine geliebte Frau nach langem Kampf gegen den Krebs verloren. Aber bleiben wir bei der Musik.

Das Album, das über die Bandcampseite von Pyramid Peak erhältlich ist erscheint als Download sowie als physische CD, die mir vorlag. Sie ist in einem Jewelcase mit vierseitigem Booklet herausgekommen. Erstmals sind alle Stücke von Pyramid Peak allein von Axel komponiert und produziert worden. Er hätte das Album auch als Solowerk unter dem Namen Axess herausbringen können, doch stilistisch ist die Musik näher an Pyramid Peak als an seinen Solowerken.

Sechs Stücke mit Laufzeiten von 7:46 bis 16:22 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Album.

Mit dem längsten Stück, dem 16:22minütigen „Blizzard Part 1 & 2“ startet das Album. Es geht zunächst recht ruhig und mystisch los. Dann kommen perlende aber auch dumpf klingende Klangtupfer auf, die eine gewisse Spannung erzeugen. Nach knapp einer Minute wird das Ganze mit Synthesizerchören und Sounds, die man von Vangels’ „Blade Runner“ kennt, ergänzt. Das hat was Soundtrackartiges. Ab Minute Zwei setzt dann der Sequenzer ein und es wird rhythmischer und wird durch einen zweiten Sequenzer ergänzt. Ab jetzt wird es magisch und bekommt das typische Pyramid Peak Flair. Ergänzt wird das Ganze durch eine herrliche Harmoniefolge und steigert sich zum Mittelteil weiter. Dann kommt ein sehr ruhiger, leiser Mittelteil, der nach neun Minuten sanfte flächige Sounds und eine Melodie, unterlegt mit einem leicht dröhnenden Klang, bekommt. Nach fast zwölf Minuten kommt ein hinreißender Rhythmus, der dem Stück nun einen tollen Groove verleiht. Das Ende mutet dann schon hymnisch an, so wie wir es von Pyramid Peak her kennen.

Sanft zieht eine flächige Harmonie zunächst im zweiten Track, dem 9:42minütigen „Dancing Galaxies“ die Bahnen. Das wirkt sehr spacig und beruhigend, fast schon ambient. Nach drei Minuten sorgt ein Sequenzer für mehr Drive. Und nach etwas mehr als vier Minuten kommt ein weiteres rhythmisches Element auf, das dem Stück jetzt richtig Schub verleiht. Am Ende wird das Stück dann sanft beendet.

Ebenfalls mit recht spacigen Flächen beginnt zunächst „Echoes“ (10:43 Minuten). Schnell kommt aber wieder ein rhythmisches Element auf, das diese Flächen sanft begleitet. Ein recht ruhiger entspannter Track, der dezent mit weiteren Klängen ergänzt wird.

„Harmonic Oscillation“ nennt sich ein weiterer, 13:18minütiger Longtrack. Auch hier wird es recht spacig. Flächige Sounds werden mit im Hintergrund liegenden Harmonien ergänzt. Diese Stimmung hält bis zur Mitte an, um dann durch einen Sequenzer und im Hintergrund liegende, Paukenähnliche Einschübe aufgewertet zu werden. Dann kommt nach gut sechs Minuten eine Melodielinie auf, die mit einem perkussiven Rhythmus unterlegt wird. Weitere Sounds und Rhythmuselemente ergänzen diesen Sound, der in einem hypnotischen Strudel mündet.

Der „Berliner Schule“ und hier im Speziellen dem Stil von Klaus Schulze ist der 7:46minütige Track „Aquamarine“ angelehnt. Ein schöner Sequenzerrhythmus, auf den sich Gänsehaut treibende Harmonien legen, ist zunächst zu hören. Dann kommt ein Percussionartiger Rhythmus auf, der von einer sehr schönen, sanften Melodie begleitet wird. Ein traumhaftes Stück. Die Melodie setzt sich dabei im Ohr fest.

Den 10:37minütigen Titeltrack hat Axel dann ans Ende der CD gestellt. Er beginnt etwas düster und monumental, so wie bei einem Science Fiction-Soundtrack. Doch schnell kommen hellere Klänge und rhythmische Elemente auf und mutieren in einen sehr harmonisch/melodischen Part, der immer mehr Fahrt aufnimmt. Dann kommt nach einigen Minuten gar ein Schlagzeugrhythmus auf. Darüber hinaus spendiert Axel danach dem Stück eine sehr schöne Melodie. Ein tolles rhythmisches Stück, das die DNA von Pyramid Peak besitzt.

Axel Stupplich ist es gelungen mit „Kontinuum“ die Geschichte von Pyramid Peak musikalisch weiterzuschreiben. Auch wenn er jetzt allein agiert, so hat er doch den Spirit seiner Band aufgefangen und in das Album „Kontinuum“ projiziert. Ich wünsche ihm in dieser Zeit und für die Zukunft - Solo, wie auch für das Projekt Pyramid Peak - alles Gute. Der Grundstein ist gelegt.

Stephan Schelle, August 2024

 
   

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