Von Haulshoven – The Ambiland Trilogy
 

Von Haulshoven – The Ambiland Trilogy
SynGate Records (2024)

(10 Stücke, 191:24 Minuten Spielzeit)

Der niederländische Gitarrist, Keyboarder und Klangforscher Eppie Egbert Hulshof veröffentlicht Elektronikmusik unter dem Namen Von Haulshoven. Zahlreiche Alben sind bisher erscheinen. Am 02.02.2024 ist sein mehr als dreistündiger Opus „The Ambiland Trilogy“ digital erscheinen. Im Sommer 2024 ist dieses Werk auch als CDR bei SynGate Records herausgekommen. Insgesamt auf drei Silberlingen finden sich zehn Stücke mit Laufzeiten 8:33 bis 27:24 Minuten Spielzeit. Während man die Stücke komplett in einem Downloaden kann, tragen die CDRs jeweils den Titelzusatz „One“ bis „Three“.

 

 


Von von Haulshoven, der sich nach jahrzehntelanger Komposition von tiefgründiger Ambient Musik und Berliner Schule vor einiger Zeit aus der Veröffentlichung seiner Werke zurückgezogen hat, erscheint bei SynGate, wo es schon lange vier seiner hervorragenden Alben gibt, zurück mit einem gewaltigen Opus, der „Ambiland Trilogy“. Mehr als drei Stunden Musik, äußerst abwechslungsreich, mit satten Sequenzen und weitläufigen Klanglandschaften verwöhnen die Hörer mit insgesamt 10 Longtracks. Die Trilogie kann als kompletter Download oder in Teilen erworben werden.

Auch auf „The Ambiland Trilogy“ sind Klänge zu hören, die in Richtung „Berliner Schule“ wandeln. CDR „One“ enthält vier Stücke und startet mit dem 17:04minütigen „Your Journey“. Zunächst rauscht es synthetisch und verströmt eine gewisse industrielle Stimmung. Dann kommt aus dem Off langsam ein Sequenzerrhythmus auf und schiebt sich in den Vordergrund, während ein Flächensound das Ganze unterfüttert. Nur langsam entwickelt sich der Sounds und variiert dann in der Klangfarbe, während der Rhythmus stoisch voranschreitet und an Dynamik gewinnt. Der Hauptteil des Tracks besteht aus sich nur langsam verändernden Rhythmusmustern, die durch flächige, teils harmonische Sounds unterlegt werden.

Dem folgt das 22:51minütige „Lonesome Road“, das mit Mellotron artigen Klängen startet und eine gewisse „Berliner Schule“-Note aufweist. Eppie spielt einige mystische Harmonien, die nach 3:40 Minuten in einen leicht düsteren Part übergehen. Dieser verändert sich dann in einen spacigen Part, bei dem ich die Assoziation von einem Raumschiff habe, das durch das All schwebt. Auch hier entwickelt sich das Stück nur langsam und wechselt in verschieden strukturierte Parts. Nach nicht ganz zehn Minuten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf, der immer deutlicher wird und nun das Stück nach vorn treibt. Das hat einen ganz eigenen Stil, auch wenn manchmal Vergleiche zu Klaus Schulzes Musik aufkommen.

„Arrivò“ nennt sich der dritte, 17minütige Track. Klänge wie aus einem fiebrigen Traum sind zu Beginn zu hören. Nach einigen Momenten wechselt es in einen Part, der aus elektronischen Geräuschen zu bestehen scheint, ohne dass Harmonien das Ganze aufhellen. Nach etwa vier Minuten kommt ein rhythmisches Element auf, das sehr außergewöhnlich klingt und dadurch recht spannend und geheimnisvoll wirkt. Dem fügt Eppie dann nach sechs Minuten ein weiteres rhythmisches Muster hinzu und kombiniert dies nun mit harmonischen, sich wiederholenden Sounds. Das hat was Magisches. Zum Ende hin klingt der Track leicht spacig aus.

Der letzte Track auf CDR „One“ ist das 22:04minütige „Ambiland Dance“, das mit sanften  Flächen und einem akzentuierten rhythmischen Synthmuster beginnt. Nach etwas mehr als einer Minute startet Eppie dann den Sequenzer und es wird rhythmischer. Ab Minute 4:15 wird es dann durch einen treibenden Sequenzerrhythmus hypnotisch. Jetzt badet man förmlich in diesem rhythmischen Ozean, der im Verlauf in einen rhythmischen Strudel mündet und sich immer weiter verändert. Ein klasse Track.

CDR „Two“ beinhaltet drei Tracks und startet mit dem 20minütigen „The Mindmodulation Trip“. Das Stück hat einen sanften Rhythmus, der zunächst an Tangerine Dream in den Endsiebzigern erinnert. Darauf legt Eppie aber eine zunächst noch monotone Fläche während der Rhythmus im Hintergrund weiter seine Arbeit verrichtet. Harmonische Flächen liegen nun darauf bzw. wandeln sich in hin- und herwabernde Klänge oder wie synthetische Kreissägen (aber harmonisch). Nach etwas mehr als elf Minuten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf und Klangwolken sowie flächige Harmonien füllen nun den Raum.

Mit 27:24 Minuten ist dann „At Ambiland“ das längste Stück dieser Trilogy. Zunächst sind hallende Synthesizerklänge zu hören, so als würden Tropfen in einer großen Höhle nachhallen. Begleitet wird dies von flächigen Sounds. Nach ca. anderthalb Minuten kommt dann wieder ein Sequenzerrhythmus auf, der sanft seine Bahnen zieht und während er dynamischer wird, durch den Raum perlt. Das klingt auch eine Spur nach Acts wie Software. In der Mitte kommen streicherartige Sounds auf, die diesem Part einen klassischen Touch vermitteln um nach mehr als 15 Minuten dann wieder in einem rhythmischen Teil aufzugehen, der sich zum Ende hin in einen rhythmischen Part entwickelt, der erneut an Klaus Schulze denken lässt.

Den Abschluss des zweiten Silberlings bildet dann das 23:15minütge „Absorbing The Green“. Spacig und etwas düster beginnt das Stück bis dann zischend/zirpende Synthesizerklänge auf einen Wechsel vorbereiten. Das wirkt zunächst wie nicht von dieser Welt, sondern so, als hätte Eppie eine außerirdische Welt vertont. Harmonien kommen dann nach ca. 2:30 Minuten auf, die dann wiederum nach wenigen Momenten in einen perlenden, von Flächen überzogen Part wechseln. Auch in diesem Stück sind verschiedene Strukturen, Harmonien und Rhythmen auszumachen, so dass der Track spannend bleibt.

Die dritte CDR („Three“) beinhaltet dann die letzten drei Tracks, beginnend mit dem flächigen, 18:12minütigen „Between The Wall And Spaceship“. Der Titel sagt hier schon alles. Die rhythmischen Elemente, die erst nach mehreren Minuten einsetzen, sind dann auch moderater und ruhiger gehalten, was den spacigen Charakter des Stücke untermauert.

„Area Aria“ nennt sich dann der 8:33minütige Track, der mit Klangspielereien beginnt, die zunächst recht surreal anmuten. Nach gut 45 Sekunden kommt aber ein hinreißender, pumpender Sequenzerbeat auf, der mit Harmonien belegt wird. Das hat schon fast was Tanzbares und man bewegt einige Körperteile automatisch beim Hören. Dieser faszinierend Rhythmus wird immer wieder von eingeschobenen Flächen am Leben gehalten.

Der letzte Track der Trilogy ist dann das 15:04minütige „Lost In Emptiness Forever“. Symphonisch startet Eppie in diesen Track und bringt durch Synthchöre Volumen in die Klanggemälde. Nach einigen Momenten kommt dann ein wenig Melancholie auf, die erst nach mehr als sieben Minuten von einem Sequenzerrhythmus kurz aufgelöst wird. Langsam lässt Eppie dann diesen Track ausklingen.

„The Ambiland Trilogy“ ist ein spannendes Werk mit zehn Longtracks, die sich - wie in der „Berliner Schule“ - nur langsam entwickeln. Dadurch baut von Haulshoven aber eine hypnotische Stimmung auf, die den Hörer aus dem Hier und Jetzt beamen.

Stephan Schelle, Oktober 2024

 
   

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