Alex
Henry Foster – Kimiyo Das Album „Kimiyo“ von Alex Henry Foster ist bereits am 26.04.2024 erschienen und wurde von Alex Henry ohne Band eingespielt. Lediglich Momoka Tobari steuerte Gesang bei. Welche Instrumente Ben Lemelin spielte ist aus dem CD-Text leider nicht zu entnehmen. Auch dieses Album ist unter dem Eindruck der schweren Operation (doppelte Herztransplantation) entstanden, der sich Alex Henry Foster unterziehen musste. Das Album ist sowohl digital wie auch als CD erschienen. Mir lag die CD-Version vor, die in einem vierseitigen Papersleeve, das neben einem vierseitigen Beiblatt auch einen Downloadcode enthält. |
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„Kimiyo“
war als eine Geschichte innerhalb einer Geschichte gedacht und entwickelte
sich zu einem vielschichtigen Gebilde. Das Album ist inspiriert von den
Aussagen der Menschen, die Foster 2010 in Japan traf. Die Haupterzählung
von „Kimiyo“ konzentriert sich auf die Reise einer jungen Person, die
Foster Jahre nach ihrer Begegnung schrieb, um Teile ihrer Reise
mitzuteilen. Sie erzählte, wie sie ein neues Selbstgefühl fand, nachdem
sie daran dachte, sich das Leben zu nehmen, als sie ungewollt schwanger
wurde, aber nicht in der Lage war, die Idee, ihr Leben oder ihre
Schwangerschaft zu beenden, zu ergründe. Sie wurde hasserfüllt gegenüber
der aufkeimenden Existenz, die langsam ihren Körper übernahm, fand aber
eine erfüllende Form der Hoffnung für ihr gegenwärtiges und zukünftiges
Selbst, die aus dem Gefühl entstand, dass sich das Baby in ihrem Körper
zu bewegen begann. Dann
stellte sie sich ein eigenes Leben vor, ein Ziel, von dem sie nie geglaubt
hatte, es irgendwo zu finden - vor allem nicht in sich selbst -, aber sie
verlor das Kind nach einer Fehlgeburt, was sie wieder leer, aber irgendwie
verändert zurückließ. Sie hatte gelernt, dass Glück ein Maß des
Herzens und der Seele ist, und akzeptiert, dass Sinn etwas ist, das von
innen heraus wächst, aber, wie Foster es darlegte, während der Baum zu
oft die schöne Dichte eines Waldes verbergen mag, gibt es Lichter, die
einfach viel zu hell sind, um versteckt zu werden. Neun Stücke mit
Laufzeiten zwischen 4:19 und 10:06 Minuten Spielzeit finden sich auf dem
Album. Gestartet wir mit dem
recht ambienten, 4:19minütigen „Of Dream And Dust“. Da sind zunächst
Donnerhall und Sirenen zu hören, dann setzten Harmonien ein und eine
weibliche japanische Stimme setzt ein (wie auch in den anderen Tracks),
die einen erzählerischen Stil aufweist. Das verbreitet eine sehr
intensive Stimmung, die einen sogartig in das Geschehen hineinzieht. Rockig beginnt dann das
8:18minütige „A Silent Stream“, so wie man es von Alex Henry Foster
her kennt. Sowohl gesprochener Text wie auch lautmalerischer Gesang von
Momoka Tobari zieht sich durch diesen Track. Auch symphonische Elemente
bauen Foster und Lemelin ein. Das ist alles sehr melodisch angelegt. Mit 10:06 Minuten
Spielzeit ist „The Edge Of Time“ der längste Track des Albums.
Atmosphärische Flächensounds durchziehen zunächst den Raum. Dann folgen
Klänge wie von einem Cello, die nun eine melancholische Note mit
einbringen. Der auf Japanisch vorgetragene Text unterstützt diese
Stimmung noch einmal. Nach 2:20 Minuten kommt dann eine sehr schöne,
sanfte Gitarrenpassage auf. Der Track entwickelt sich immer weiter und
bekommt nach 4:50 Minuten einen Schlagzeugrhythmus spendiert, der nun in
einen atmosphärischen Rockpart mündet. Das hat was von Postrock und geht
dann in einem druckvollen, ekstatischen Part mit einer Wall Of Sounds, der
von Gitarre und Schlagzeug getragen wird, auf. Sehr elektronisch zeigt
sich dann das 7:44minütige „A Vessel Astray“, das mit herrlichen Flächen
startet, auf die sich dann ein rhythmisches Gitarrenmuster legt. Mysteriöse
Sounds läuten dann nach drei Minuten einen Wechsel ein. Jetzt hat sich
das Stück in einen eingängigen, sanften Rocksong gewandelt. Nach gut
4:45 Minuten setzt dann ein Bassmotiv ein, der jetzt erneut in einen
atmosphärischen Part überleitet. Eine herrliche
Pianopassage, mit Streichersounds unterlegt, eröffnet dann das 4:42minütige
„All Of Our Past Future Lives“. Foster und Lemelin erzeugen weite
Klangräume und unterfüttern dies nach ca. 1:20 Minuten mit einem
Schlagzeugrhythmus. Das Stück steigert sich bis hin zum letzten Drittel,
dann wird es wieder atmosphärisch. Für mich eines der Highlights des
Albums, das von der Atmosphäre an Bands der Marke Anathema andockt. „Autumnal
Processions“ ist ein sehr schöner, sanfter Song in dem Foster aber auch
wieder mit der Dynamik spielt und im Mittelteil eine Wall Of Sounds
hochzieht. Das passt aber ganz hervorragend zusammen und besitzt eine
Sogwirkung. Nach zwei weiteren Songs
geleitet dann das 8:10minütige „Under A Luxuriant Sky“ sehr melodisch
mit sanftem Popappeal aus dem Album heraus. Ein toller Abschluss dieses
beeindruckenden Werkes. „Kimiyo“ ist ein
intensives, intimes Album von Alex Henry Foster, das er zusammen mit Ben
Lemelin und der Sängerin Momoka Tobari eingespielt hat. Die Musik
entwickelt im Verlauf einen ungeheueren Zauber, dem man sich nicht
entziehen kann. Auch die auf Japanisch gesprochenen und teils gesungenen
Texte können das nicht beeinträchtigen. Ein tolles Album. Stephan Schelle, September 2024 |
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