Ally Venable – Money & Power
Ruf (2025)

(12 Stücke, 44:43 Minuten Spielzeit)

Ally Venable ist Mitte Zwanzig und veröffentlicht am 18.04.2025 bereits ihr sechstes Album mit dem Titel „Money & Power“. Das Cover des Albums der mir bisher unbekannten Musikerin Ally Venable zeigt sie mit einer dicken Zigarre in einem Salon. Im Innenteil dann noch ein Bild mit zwei jungen Männern mit schwarzen Sonnenbrillen, die hinter ihr in dem Raum stehen. Auch hat es den Anschein, als würde sie sich – wie sonst nur Männer in gehobenen Positionen – darstellen.


Diese recht dekadenten Motive assoziierten bei mir sofort (bevor ich den Pressetext gelesen hatte) dass es sich hier um Popmusik handeln müsse. Umso erstaunter war ich dann, als sich der Silberling im Player drehte, denn Allys Musik (sie ist Sängerin und Gitarristin) ist bodenständig und im Bluesrock verhaftet. Die Rückseite zeigt sie dann mit der E-Gitarre in sich versunken. Das trifft meines Erachtens ihren Musikstil besser.

Hier zeigt sich aber mal wieder, wie Vorurteile den Blick verstellen können, denn das Cover soll provozieren bzw. Aufsehen erregen. Aus diesem Grund hier erst einmal Inhalte des Pressetextes.

Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden. Erwartungen sind da, um ihnen zu trotzen. Gläserne Decken sind dazu da, um zerschmettert zu werden. Ally Venable, die das letzte Jahrzehnt damit verbracht hat, sich ihren eigenen, einzigartigen Platz in der von Männern dominierten Welt des Blues-Rock zu schaffen, fordert auf ihrem kämpferischen sechsten Album „Money & Power“ mehr von beidem – für sich selbst, für Frauen auf der ganzen Welt und für alle anderen, die denken, sie seien es nicht wert, einen Platz am Tisch zu bekommen.

„Money & Power ist ein starkes Statement, vor allem für Frauen“, sagt die preisgekrönte texanische Revolverheldin über ihr neues Album, das sie in Nashville aufgenommen hat und auf dem neben Allys Band auch Shemekia Copeland und Christone ‚Kingfish’ Ingram zu hören sind. „Alle Songs auf diesem Album handeln davon, was es wirklich bedeutet, eine Kraft zu sein, mit der man rechnen muss. Ich möchte, dass diese Platte die Leute aufweckt.“ Geld und Macht regieren die Welt. Aber in den richtigen Händen kann die Musik genauso mächtig sein! Gerade jetzt, nach dem hochgelobten Album „Real Gone“ von 2023 – einem Album, das auf Platz 1 der Billboard Blues Charts landete und ein Jahr später noch im Rennen war – zählt Ally zu den besten jungen Singer-Songwritern im amerikanischen Roots-Bereich und wurde vom Total Guitar Magazine in seiner Umfrage der Top 100 Bluesgitarristen gewürdigt. „Mit ihren Stöckelschuhen, den Pailletten und der knurrenden Les Paul an der Leine ist sie eine der aufregendsten jungen Künstlerinnen von Ruf und während ihre instrumentalen Fähigkeiten als gegeben hingenommen werden können, markiert „Real Gone“ eine wachsende Reife in der Songkunst der Texanerin“, schrieb Classic Rock.

Auf dem Album „Money & Power“ finden sich elf Eigenkompositionen von denen die meisten mit Tom Hambridge und Richard Fleming entstanden sind. Darüber hinaus hat sie noch eine Coverversion von Janet Jacksons „Black Cat“ ans Ende des Albums gestellt. Die CD-Version erscheint in einem sechsseitigen Papersleeve.

Ally Venable (Lead Gesang, Gitarre, Backgroundgesang) hat das Album mit den Musikern Tom Hambridge (Schlagzeug, Percussion, Backgroundgesang), Isaac Pulido (Schlagzeug Backgroundgesang), EJ Bedford (Bass, Keyboards, Backgroundgesang), Kenny Greenberg (Bass), Luke Mosley (Keyboards) und Tim Lauer (Keyboards) eingespielt. Daneben haben als Gäste neben Shemekia Copeland und Christone ‚Kingfish’ Ingram noch Rachel & Sarah Hambridge (Backgroundgesang bei „Do You Cry“) und Jorion Dawson (Saxophon bei „Black Cat“ und „Maybe Someday“) an der Produktion mitgewirkt.

Das Album beginnt mit dem Song „Brown Liquor“, bei dem der aus Mississippi stammende Gitarrist Christone ‚Kingfish’ Ingram ein Gitarrensolo beisteuerte. Hier zeigt sich schon Allys hervorragende Gitarrenfertigkeit und ihre ausdrucksstarke Stimme.

Im etwas getrageneren und balladesken, bluesig/souligen „Maybe Someday“ glänzt Ally mit einer klaren Gesangsstimme und auch die Bläsersounds inkl. Saxophon sowie die herrlichen Keyboardpassagen sorgen für ein besonderes Flair.

Das Titelstück „Money & Power“ ist das Einzige, das Ally allein komponiert hat. Das Stück beginnt mit einer kraftvollen, markanten Gitarre. Im weiteren Verlauf entlockt Ally ihre Gitarre dann gar Sägen artige Klänge. Ein richtiger Powersong. „Frauen dürfen in ihrer Fähigkeit, in der Welt zu bestehen, niemals infrage gestellt werden“, erklärt Ally. Der Song ist ein Manifest, eine Ansage – roh, direkt und voller Leben. Genau das transportiert er auch.

Dem folgt dann mit „Do You Cry“ ein sanfter, besinnlicher Song, der im zweiten Teil mit einem eindringlichen Gitarrensolo aufwartet. „Heal Me“ ist dagegen ein sanfter Rocker mit eingängiger Melodie. Funky wird es dann in „Stopper Back Papa“. Und das treibende „Legends“, mit seinem vorangehenden Rhythmus, hat mit seiner eingängigen Melodie Hitpotenzial.

Im rockigen „Unbreakable“ teilt sich Ally dann den Gesang mit der aus New York stammenden Shemekia Copeland. „Dieser Song verbreitet eine Botschaft von Frauen, die unterdrückt wurden“, sagt Ally, „sich der Situation zu stellen und über all das hinauszuwachsen.“ Danach sorgt Ally mit einer unter de Haut gehenden Gesangseinlage im bluesigen „Stepping Stone“ für Gänsehaut.

Ans Ende hat Ally dann eine Version von Janet Jacksons Song „Black Cat“ gestellt. Sie macht sich diesen Song zu Eigen, der ebenso viel Kraft wie das Original besitzt. Hier verziert sie das Ganze noch mit Bläsersounds, die dem Stück noch mehr Tiefe geben und gibt eine Prise Bluesrock mit hinzu.

Das sechste Album der jungen amerikanischen Bluesmusikern Ally Venable bietet elf hervorragende Bluesrocknummer sowie eine Coverversion von Janet Jacksons „Black Cat“. Ally setzt  mit ihren Songs ein Zeichen für die Rechte der Frauen, die weltweit noch immer hinter denen der Männer hinten anstehen. Ein großartiges Bluesrockalbum mit einer starken Message.

Stephan Schelle, April 2025

   

CD-Kritiken-Menue