Anubis – The Unforgivable
Bird’s Robe Records / MGM (2024)

(10 Stücke, 46:30 Minuten Spielzeit)

Am 20.09.2024 erscheint offiziell das neue Studioalbum der australischen Band Anubis. Die Band, die in diesem Jahr ihr 20jähriges Bestehen feiert, hat mit „The Unforgivable“ ein weiteres Konzeptalbum erstellt, ganz in der Tradition ihrer Frühwerke „20503“ (2009) und „A Tower Of Silence“ (2011). Das Album erscheint in der CD-Version in einem vierseitigen Papersleeve mit achtseitigem Biooklet.


Das Album erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der einer religiösen Sekte im Mittleren Westen der USA, der Legion of Angels, verfällt - und ihr entkommt. Eine düstere, stimmungsvolle Geschichte, die auf zwei Vinylseiten erzählt wird - mit einem epischen Stück, das in zehn Teile aufgeteilt ist. „Es erinnert mich vor allem an das Album 230503. Viel Atmosphäre und eine sehr klare, lineare Geschichte. Aber es schafft es, diese Geschichte in fast der Hälfte der Zeit zu erzählen! Wie jedes Album, das wir gemacht haben, stellt es einen Fortschritt in unserer Fähigkeit dar, Platten zu machen und ist eher eine Reaktion auf unser letztes Album, das viel zugänglicher war. Dieses braucht wirklich Zeit, um sich zu entfalten - aber dafür ist es umso lohnender.“, sagt Keyboarder David Eaton.

Zur Entstehung erklärt er: „Während des Covid-Lockdowns waren Rob und ich mit etwa zwei Stunden multitracked Jams auf uns allein gestellt. In dieser Zeit waren wir damit beschäftigt, die ersten beiden Anubis-Platten für Remixe zu überarbeiten, schauten viel zu viele Netflix-Dokumentationen über seltsame religiöse Kulte und hatten all diese großartigen Musikfragmente, die wir versuchsweise zu diesem langen 45-minütigen Stück zusammenfügten. Es schien einfach logisch, dass all diese Dinge zusammenpassen würden - und als wir nach dem Lockdown zusammenkamen, zeigten wir der Band, was wir gemacht hatten, und alle standen sofort hinter der Idee.“

Anubis, das sind Robert James Moulding (Lead- und Backgroundgesang, Gitarre, Percussion, Kalimba, add. Synthesizers), David Eaton (Tasteninstrumente, Gitarre, Gesang), Douglas Skene (Gitarren, Soundscapes, Gesang), Dean Bennison (Gitarren, add. Synthesizers, Gesang), Anthony Stewart (Bass, Gesang) und Steven Eaton (Schlagzeug, Percussion, Glockenspiel, Gesang).

Die zehn Teile des Albums gehen nahtlos ineinander über und haben Laufzeiten von 1:08 bis 6:41 Minuten Spielzeit. Allerdings wirken sie im Verbund, so dass man das Album am Stück hören sollte. Der achte Teil „Black“ wurde allerdings als Single herausgebracht, da er auch als eigenständiger Song funktioniert.

Den Einstig in dieses Konzeptwerk bekommt man mit dem 1:08minütigen „A Legion Of Angels“, das mit einem gesprochenen Text beginnt und nach wenigen Momenten mit Keyboards und Piano atmosphärisch weitergeführt wird, während die Stimme und vorbeifahrende Autos im Hintergrund bleiben. Dann setzt eine atmosphärische, wunderbare Gitarre ein und zeigt schon mal in welche Richtung das Album musikalisch weitergeführt wird.

Das geht dann nahtlos in den ersten Song „The Mark Of Cain“ über, der den typischen, atmosphärischen Anubis-Sound enthält. Wer auf melodischen Progressive-/Artrock mit viel Atmosphäre steht, der kommt hier voll auf seine Kosten. Ein weiteres Markenzeichen ist der mehrstimmige Satzgesang, der hier auch schon zur Geltung kommt.

Der nächste Song, „Alone“, startet dann in einer etwas härteren Gangart, denn nun hat die Band kraftvolle Gitarren- und Schlagzeugkaskaden an den Anfang gestellt. Dies steht im Kontrast zum Rest des Stückes, das nun atmosphärisch und mysteriös fortgeführt und zwischendurch von diesen kraftvollen Parts unterbrochen wird.

In „The Chains“ geht es dann auch kraftvoll und rhythmisch weiter. „One Last Thing“ ist dagegen ein Ruhepol und ein sehr besonnener Track, bei dem erst zum Ende hin der Rockcharakter wieder auflebt. Zuggeräusche eröffnen dann das Stück „All Because Of You“. Nach wenigen Momenten kommt eine melancholische Pianomelodie auf, die sich aber schnell in einen sanften Artrocksong wandelt.

Herausragend ist unter anderem das Stück „Shadows Cloak The Gospel“ mit seinem weit ausuferndem Klangbild und den herrlichen Gitarrensoli. Das Titelstück beendet dann dieses eindrucksvolle Album.

Die Stücke sind von herrlichen und unter die Haut gehenden Instrumentalpassagen und Soli durchzogen, das es nur so eine Freude ist. Anubis legen mit „The Unforgivable“ ein weiteres herausragendes Prog-/Artrock-Album nach. Wenn man sich dem Album hingibt, wird man schnell in die Magie der Musik hineingezogen.

Stephan Schelle, September 2024

   

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