Ben Granfelt – It’s Personal
A1 Records / Broken Silence (2025)

(15 Stücke, 81:17 Minuten Spielzeit)

Der ehemalige Wishbone Ash-Gitarrist und Leningrad Cowboy hat sich schon lange einen eigenen Namen gemacht und kann auf zahlreiche Soloveröffentlichungen zurückblicken. Am 30.05.2025 erscheint sein mittlerweile 21. Soloalbum unter dem Titel „It’s Personal“. Und es ist gleich ein Doppelalbum geworden, auf dem er auf dem ersten Tonträger neun Instrumentalstücke und auf dem zweiten sechs Livesongs versammelt hat. Mir lag die CD-Version vor, die in einem sechsseitigen Papersleeve erscheint. Darüber hinaus wird das Album auch noch auf Vinyl veröffentlicht.


Obwohl vor allem die erste CD mit den im Studio eingespielten Instrumentalstücken wie ein sehr persönliches Album ausschaut, hat Ben es nicht ganz allein eingespielt sondern seine langjährigen Weggefährten Masa Maijanen (Bass) und Jari Salminen (Schlagzeug) mit ins Studio geholt. „Ich war in letzter Zeit so inspiriert zu spielen, und viele Fans haben sich schon lange Instrumentalstücke gewünscht“, erklärt Granfelt.

Die erste CD mit knapp 39 Minuten Spielzeit beginnt mit dem Track „Crash Test Dummy“, das auch digital als erste Single ausgekoppelt wurde. Hier zeigt sich bereits, dass Ben Granfelt melodische Stücke komponiert hat, bei denen zwar sein Gitarrenspiel im Vordergrund steht, es aber nicht zu einer technischen Werkschau ausartet. Er sagt dazu: „In den Riffs kommt mein innerer Jeff Beck zum Vorschein. Ich versuche nicht, es zu verbergen. Die Wiederholung des ersten Riffs brachte mich auf die Idee für den Titel. Diese Stopps sind wie eine Art Crash. Anstatt eines normalen, rasanten Solos habe ich beschlossen, etwas Sanftes und Melodisches zu kreieren, bevor ich wieder zum Riff zurückkehre.“ Und genau das beschreibt es auch. Während Granfelt über weite Strecken rhythmische Gitarrenriffs einsetzt bietet er im Mittelteil eine sehr atmosphärische Passage.

„Cadillac Cruise“ enthält bluesigen Instrumentalrock mit einem sehr eingängigen Gitarrenrefrain. Seine beiden Mitstreiter unterstützen ihn dabei - sowie bei den anderen Stücken - bestens. „Ben’s Blues“ hat ein wenig etwas vom Rhythmus und dem Gitarrenklang von „Albatross“ von Fleetwood Mac und klingt doch ganz anders. Herausstechend auch das Solo mit Wah Wah-Effekt.

In „The Waltz“ geht es dann Granfelt etwas gemächlicher an. Das klingt wie eine Ballade. In diesem Song spielt er dann zwei Gitarrenstimmen übereinander. Ein sehr entspanntes und verträumtes Stück. Im Titelstück öffnet Granfelt dann mit seiner Gitarre weite Räume. Und im „Outro Jam“ hat man das Gefühl, das die Drei nun die Zügel loslassen und drauflos jammen, was richtig Spaß macht.

Die Liveaufnahmen auf dem zweiten Silberling entstanden bei der 2024’er „Gratitude“-Tour in Finnland und Deutschland. Insgesamt sind es gut 41 Minuten an Livematerial, die sich auf dem zweiten Datenträger befinden. Drei Eigenkompositionen sowie drei Coverversionen hat er für das Album zusammengestellt.

Allerdings ist die Titelangabe auf dem Cover nicht korrekt, denn es beginnt nicht mit dem Stück „JB Reggae“ (dies folgt an zweiter Position), bei dem Granfelt in der Tat recht Reggaemäßig zu Werke geht. Vielmehr beginnt die CD mit „Hey Stranger“, dass das Trio druckvoller als in der Studioversion spielt.

Das wunderbare „My Soul To You“ folgt dann an Position drei (und nicht an zweiter Stelle). Der Song geht sofort ins Ohr und verströmt auch in der Liveversion eine ungeheuere Atmosphäre. Ein Song der sich perfekt zum Mitsingen eignet und in einem ausufernden Instrumentalpart endet.

Mit drei Coverversionen beschließt Granfelt dann den Liveteil. Es beginnt mit wie Robin Trowers „Bridge Of Sighs“, das von einem schweren Sound bestimmt ist. Darauf folgt dann eine neunminütige Version von Pink Floyds „Breath“, das sich Granfelt zu Eigen macht. Er würzt das Stück mit ausufernden Soli und spielt mit der Dynamik. Zum Schluss dann noch eine hinreißende und dynamische neuneinhalbminütige Version von J.J. Cales „Cocain“. Da wird das Tempo noch mal gehörig angezogen und Granfelt präsentiert das Stück in einem Hochgeschwindigkeitstempo. Eine Hammerversion.

„It’s Personal“ zeigt erneut die Klasse des finnischen Gitarristen und Sängers Ben Granfelt. Dazu eine eingeschworene Band, die mit ihm in Triostärke perfekt funktioniert. Sowohl die Instrumentalstücke wie auch die Liveversionen bieten besten Bluesrock, die zum Teil mit weiteren Elementen verfeinert wurden.

Stephan Schelle, Mai 2025

   

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