Bjørn Riis - Fimbulvinter
Karisma Records (2025)

(6 Stücke, 44:14 Minuten Spielzeit)

Benannt nach dem legendären langen Winter, der Ragnarök einläutet - eine Zeit der Zerstörung und der Wiedergeburt - ist Bjørn Riis’ neues Album „Fimbulvinter“ ein tiefgründiges und sehr persönliches Werk. Ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen mit Angstzuständen erforscht Bjørn Themen wie Hoffnungslosigkeit, Paranoia und Verzweiflung und findet schließlich einen Funken Hoffnung und Dankbarkeit in der Dunkelheit. „Dies ist kein autobiografisches Album“, erklärt Bjørn, „aber ich wollte Teile meines eigenen Weges mit anderen teilen und ein Thema ansprechen, das meiner Meinung nach sowohl sehr wichtig als auch immer noch etwas tabu ist.“

 

Das Album erschien am 11.04.2025 in der CD-Version in einem vierseitigen Papersleeve mit achtseitigem Booklet. Bjørn hat darauf wieder die meisten Instrumente eingespielt und die Stücke eingesungen. Keyboards hat darüber hinaus auch Vegard Kleftås Sleipnes beigesteuert. Als Gastmusiker fungierten bei einigen Stücken Henrik Bergan Fossum (Airbag), Arild Brøter (Pymlico) und Kai Christoffersen am Schlagzeug.

Das Bjørn von David Gilmours Gitarrenspiel inspiriert ist, das hört man an mehreren Stellen des Albums heraus. Aber auch Sounds, die an die frühen Porcupine Tree erinnern sind deutlich auszumachen. Es beginnt aber zunächst mit einem anderthalbminütigen Intro mit dem Titel „Illhug“, in dem die Gitarrenklänge vorherrschen. Das klingt zugleich etwas besinnlich und ruhig.

Da zeigt sich dann der erste Song, das achteinhalbminütige „Gone“ gleich von einer ganz anderen Seite. Dunkle Synthesizerklänge und ein knackiger Rhythmus, der auch vom Bass markant unterlegt ist, sorgen schon hier für eine leicht Porcupine Tree-mäßige Stimmung. Das geht aber recht gut ins Ohr und besitzt einen guten Groove, der einige Male von kraftvollen Parts unterbrochen wird, bei dem Bjørn ordentlich losrockt. Eine gute Mischung aus sanfteren und druckvollen Passagen.

Weiter geht es mit dem gut elfminütigen „Panic Attack“, das zunächst mit grollendem Donner in der Ferne beginnt. Dann setzt eine E-Gitarre ein, die zunächst recht atmosphärisch zu einem gemächlichen Rhythmus dahin treibt. Dann wechselt Bjørn aber wieder in einen druckvollen Part. Und diese Momente wechseln sich mehrfach ab. Durchzogen ist das Stück auch von längeren Instrumentalpassagen.

„She“ ist dann ein wunderbarer, verträumter Song, der an die sanften Songs eines Steven Willson (Porcupine Tree) erinnert. Da schweben im Hintergrund die Synthesizerklänge auf die sich eine sanfte Akustikgitarre und ein zarter Gesang legen. In der zweiten Hälfte wird es dann etwas rhythmischer und dynamischer, ohne aber diesen verträumten Charakter zu überdecken.

Beim neunminütigen, instrumentalen Titelstück kommen dann Sounds auf, die an Pink Floyd, Genesis und auch an Porcupine Tree erinnern. Hier ist das Besondere, dass Arild Brøter und Kai Christoffersen am Schlagzeug zu hören sind. Das, sowie die riffige Gitarre, die streckenweise einsetzt, sorgen für einen druckvollen, leicht Metallastigen Sound, der sich mit den atmosphärischen Passagen abwechselt. Ein klasse Track, bei dem alles vorhanden ist, was man sich als Art- und Progrock-Fan wünscht.

Mit dem siebeneinhalbminütigen „Fear Of Abandoned“ beendet Bjørn Riis dann sein neues Album balladesk. Piano und Akustikgitarre begleiten seine Stimme zunächst und erinnern wiederum an Porcupine Tree zu „Stars Die“-Zeiten. So leitet Bjørn sanft aus dem Album.

Bjørn Riis hat mit „Fimbulvinter“ ein Album eingespielt, bei dem sich sanfte, melancholische Passagen mit druckvollen Rhythmen und Riffs paaren. Ein Album, das herrliche Melodien aufweist und in das man sich fallen lassen kann.

Stephan Schelle, Mai 2025

   

CD-Kritiken-Menue