Cochise – Live Open Ohr Festival 1981
Sireena Records / Broken Silence (2025)

(11 Stücke, 46:05 Minuten Spielzeit)

Neben der deutschen Band Ton Steine Scherben war die aus Dortmund stammende Band Cochise, die sich nach dem berühmten Häuptling der Apachen benannt hat, die herausragende Band in der Alternativen Szene. Die Gruppe, die zwischen 1979 und 1988 bestand, setzte sich nicht nur in ihren deutschen Texten mit sozialkritischen Themen auseinander, sondern engagierte sich auch bei diversen Veranstaltungen. Im Jahr 1981 trat die Band beim Open Ohr Festival in Mainz auf. Hiervon zeugt der am 20.06.erscheinende Mitschnitt „Live Open Ohr Festival 1981“.


Bandsprecher Pit Budde erinnert sich an das prägende Jahr: „1981 war ein Jahr der Hausbesetzungen, der Demos gegen Atomkraftwerke, der Sonntagsspaziergänge an der Startbahn-West, der wachsenden Friedensbewegung, der Massenverhaftung im Komm in Nürnberg ... Cochise war das ganze Jahr unterwegs, oft an den Brennpunkten der politischen Kämpfe, von Hamburg bis Nürnberg, vom Ruhrgebiet bis Berlin. Ca. 140 Konzerte in der ganzen Republik, dazu die Aufnahmen für die dritte Cochise LP „Unter Geiern“. In Dortmund wurden Häuser besetzt und geräumt. In Dortmund Dorstfeld trafen sich Cochise Musiker und befreundete Bands in der Rock gegen Rechts Initiative. Cochise Musiker*innen wurden gezielt vom SEK bei Demos angegangen und festgenommen. Die Stimmung war entsprechend aufgeladen, die Wut auf die Staatsmacht groß. Es war ein wildes Jahr.

Die Cochise Besetzung hatte sich geändert. Neben den Gründungsmitgliedern der Band: Klara Brandi (Bass, Flöte), Pit Budde (Gitarre) und Günther Holtmann (Gitarre und Bass) spielte jetzt Martin Buschmann Keyboard, Steeldrums und Saxophon und Tom Kühn bediente das Schlagzeug. Das Cochise Repertoire auf den vielen Konzerten und auch bei dem Festival-Auftritt beim „Open Ohr“ in Mainz bestand meist aus Songs der ersten beiden LPs der Band, von denen sich bereits einige zu Szene-Hits entwickelt hatten.“

Elf Stücke finden sich auf dem Livealbum, das als CD in einem sechsseitigen Papersleeve verpackt ist. Cochise standen 1981 in der Besetzung Klara Brandi (Flöte, Bass, Effekte, Gesang), Pit Budde (Gitarre, Gesang), Günther Holtmann (Gitarre, Bass, Gesang), Martin Buschmann (Keyboards, Saxophon, Steeldrum, Gesang), Tom Kühn (Schlagzeug) und Philipp Nadolny (Technik) auf der Bühne.

Gestartet wird der Konzertmitschnitt mit dem Instrumentalstück „Rolltreppe abwärts“. In diesem treibenden, melodischen Stück zeigt sich bereits die musikalische Qualität der Band. Das hat was von Kraut- und Progrock.

Musikalisch ist „Kannst du das mit ansehn“ hervorragend. Der Rocksong bekommt vom Saxophonspiel eine ganz besondere Note. Cochise beschreiben darin wie die Staatsgewalt in das von ihnen bewohnte Haus eindringt.

Und auch Klara Brandis Flötenspiel sorgt in Songs wie „Jeder Traum“ oder „Das Haus“ für eine besondere Note mit leichtem Folkeinschlag. Akustikgitarre und ein fast schon Reggae artiger Rhythmus bestimmen das Bild von „Das Haus“. Acapella zeigt sich das Stück „Platanen statt Autobahnen“, was einen Liedermachercharme besitzt. Reggae bietet dann der Protestsong „Resolution“. Und im Ska-Stil ist dann „Jetzt oder nie, Anarchie“ gehalten.

Cochise lieferten ein klasse Konzert, das eine hohe Musikalität mit politischen Texten verschmolz. Klanglich ist der Livemitschnitt des Cochise-Auftritts aus Mai 1981 vom Open Ohr Festival in Mainz sehr gut und transparent. Sireena Records hat damit mal wieder ein beeindruckendes Zeitdokument veröffentlicht.

Stephan Schelle, Juni 2025

   

CD-Kritiken-Menue