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Elleven
- 8030 Bis ins Jahr 2001 reicht die Geschichte der Band Elleven. Ex-Chandelier-Mitglieder Tom Jarzina (Schlagzeug) und Stephan Scholz (Bass, Gitarre) zusammen mit Julia Graff (Gesang) fanden sich zusammen um mit Elleven eine neue Band zu formieren. Wenig später komplettierten dann Armin Riemer (Keyboards) und Carsten Hütter (Gitarre) die Band. So entstand unter Mithilfe von Roger Weitz (Flying Circus, Thin Crow) am Bass und an den Reglern das Debütalbum „Insight“, das 2007 das Licht der Welt erblickte. Mit diesem Werk ernteten sie europaweit gute Kritiken. |
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Die aktuelle Besetzung
ist nun seit etwa 2 Jahren komplett, denn auch bei Album Nummer drei
musste man ein paar personelle Engpässe überbrücken. Eine zeitlang
waren Julia Graff und Armin Riemer nur noch zu zweit im Proberaum und
arbeiteten an neuen Songs. Die Kompositionen wurden schließlich mit der Rückkehr
von Carsten Hütter, dem neuen Mann am Bass René Lozynski und schließlich
Michael Hahn an den Drums zum aktuellen Longplayer geformt. „8030“ ist
ein Konzeptalbum, das sich all den Höhen und Tiefen einer Beziehung
widmet. Atmosphärisch, emotional und voller Power und Leidenschaft. Das neue Album, das mir
in der CD-Version vorliegt, erscheint in einem vierseitigen Digipak mit zwölfseitigem
Booklet. Es handelt sich um ein Album bei dem die neun
Songs die unterschiedlichen und vielfältigen Emotionen einer Beziehung
musikalisch in einem Zeitraum von 8030 Stunden, 11 Monate abbilden. Zwei
Menschen lernen sich kennen, verlieben sich, werden ein Paar, streiten,
zweifeln, stellen in Frage, finden zueinander, entfernen sich
voneinander… Es beginnt mit dem mehr
als 14minütigen Stück „Contact“, bei dem die beiden Protagonisten
aufeinander treffen. Nach einigen ersten Klängen kommen gesprochen Texte
von verschiedenen Stimmen auf. Darunter bilden sich langsam Neo-Prog
artige Klänge. Nach etwas mehr als anderthalb Minuten schält sich dann
eine herrliche Melodie heraus, die sehnsuchtsvoll durch den Raum zieht. In
dem ausufernden instrumentalen Intro sorgt ein Gitarrensolo für Gänsehaut.
Nach gut fünf Minuten setzt dann Julia Graffs Gesang ein. Danach bekommt
der Track eine rockige Note. Die Band wechselt die Strukturen, Rhythmik
und Instrumentierung. So wird Julia im Mittelteil von einer Akustikgitarre
begleitet, was eine sanftere Atmosphäre ausstrahlt. Im folgenden
„Persuasivness“ verarbeitet die Band dann das Herzrasen, das eine neue
Liebe verursacht. Die Gitarrenklänge am Anfang erinnern ein wenig an
Saga, werden aber von druckvollerem Schlagzeug in eine andere Richtung
geschoben. Ein eingängiger Song, der zwischen zartem Gesang in den
Strophen und druckvollem Refrain wechselt. Einen Kneipenbesuch mit
Jamsession bietet das Stück „Attraction“. So beginnt das Stück auch
mit Stimmgewirr wie aus einem Club, was eine gewisse Liveatmosphäre
verströmt. Daraus entwickelt sich ein sanfter Rocksong mit leichtem
US-Rock-Flair. Doch schon machen sich
Zweifel breit und die Ungewissheit wächst, ob die Gefühle, die sich in
einem regen auch vom Anderen erwidert werden. Das verarbeitet der Song
„Uncertainty“. Ein knackiger Rocksong mit Taktwechseln und rauen
Gitarrenklängen, der auch Neo-Prog-Klänge aufweist. Im Refrain wird dann
Julias Stimme gedoppelt. „Desire“ handelt
dann von einer Gewitternacht voller Sex. Er beginnt mit einem Bassmotiv,
das mich an den Rhythmus von Alan Parsons Project „A Dream Within A
Dream“ erinnert, und das von Donnergrollen und gesprochenem Text sowie
einigen Pianotupfern durchzogen ist. Dann setzt in diese Atmosphäre
Julias Gesang ein, der wie eine Erinnerung an ein schönes Ereignis wirkt.
Das Bassmotiv wird nun von druckvollem Schlagzeug und einem eindringlichen
Gitarrensolo begleitet. Doch
dann die Konfrontation, Erschütterung und Veränderung in „Venture
Clash Clarity“ mit der aufkeimenden Erkenntnis, dass ein Einstehen füreinander
auch ein Einstehen für sich selbst bedeutet. Sanfte Keyboardklänge und eine
atmosphärische Gitarre leiten in den zweiten Longtrack, der es ebenfalls
auf mehr als 14 Minuten Spielzeit bringt. Nach zwei Minuten zieht der
Rhythmus durch Gitarre und Schlagzeug an. Es entwickelt sich ein mitreißendes
Stück mit herrlichen Melodien, die zwischen Artrock und Neo-Prog wandeln.
Das Stück besteht aus drei unterschiedlichen Parts, die unterschiedlich
angelegt sind. So ist der Part „Clash“ vom Tempo wesentlich langsamer
und balladesker während die Wah Wah-Gitarrenklänge in den ersten beiden
Parts für ein einheitliches Gefühl sorgen. Im letzten Part „Clarity“
kommen dann einige Marillion artige Sounds auf. Enttäuschung und Wut,
ungeahntes Entfernen voneinander thematisiert dann der mehr als neunminütige
Song „Deception“. Zunächst geht er aber sehr atmosphärisch und sanft
los. Julia singt ihren Text zunächst sehr sehnsuchtsvoll. Progige
Elemente mit Mellotron artigen Harmonien, die an Genesis erinnern, finden
sich nach gut drei Minuten in dem Stück. Und dann geht es mehr in
Richtung Hardrock mit Progeinschlag. In „Release“ geht es
schließlich um das Loslassen. Herrliche Keyboardklänge und weite Flächen
eröffnen diesen Song. Dann setzt ein unter die Haut gehendes, atmosphärisches
Gitarrensolo ein. Ein eindringlicher Song, mit eingängiger Melodie und
sehr schönen Soli. Am Ende zeichnet das
elfminütige „Conciliation“ einen Ausblick auf eine versöhnliche
Zukunft, in welcher Form auch immer. Eine Akustikgitarre, zu der helle
Keyboardklänge eingestreut werden sind die Grundlage auf der Julia ihren
Gesang setzt, der auch hier an einigen Stellen gedoppelt wird. Auch diesen
Longtrack hat die Band sehr abwechslungsreich gestaltet. „8030“ ist das
dritte Album der deutschen Band Elleven innerhalb von 24 Jahren. Das ist
zwar nicht gerade viel, enthält aber qualitativ hochwertige Songs, die
sich in der Schnittmenge von Art-, Prog- und Neoprog-Rock bewegen. Vor
allem die teils ausufernden Instrumentalpassagen wissen zu begeistern. Stephan Schelle, Mai 2025 |
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