Epitaph – Don’t Let The Gray Hair Fool You!
m2 music / in-akustik (2024)

(13 Stücke, 68:42 Minuten Spielzeit)

Eine der dienstältesten deutschen Rockbands ist Epitaph, die in diesem Jahr ihr 55jähriges Bestehen feiert. Auch wenn der Brite Cliff Jackson die Band gegründet hat, so gehört sie doch fest in die deutsche Rockszene. Am 27.07.2024 bringt die Band, aktuell bestehend aus Cliff Jackson (Gitarre, Leadgesang), Bernd Kolbe (Bass, Gesang), Heinz Glass (Gitarren, Backgroundgesang) und Carsten Steinkämper (Schlagzeug, Backgroundgesang) ihr neuestes, zwölftes Studioalbum „Don’t Let The Gray Hair Fool You!“ heraus.


Der Albumtitel zeigt den Humor, den die Band besitzt. Allerdings sollte man sich vom Alter der Musiker nicht täuschen lassen. Sie haben es immer noch drauf und das zeigen sie eindrucksvoll auf dem neuen Album. Unterstützung bekamen sie noch von den Gastmusiker/innen Richard Wester (Altsaxophone, Flöte), Roger Wahlmann (Keyboards, Piano), Claudia Herzog (Backgroundgesang) und Harvey Ranwig (Backgroundgesang).

Die CD, die in einem vierseitigen Digipak erscheint, enthält ein auffaltbares, sechsseitiges Booklet. Darin sind allerdings nur drei Songtexte abgedruckt, was ich sehr schade finde. Musikalisch lässt das Album aber keine Wünsche offen. Im Gegenteil, denn die Musik wird durch Saxophon, Flöte und Keyboards noch an der ein oder anderen Stelle erweitert. Und die Twinguitars, die ein Markenzeichen der Band darstellen, fehlen natürlich auch nicht. Durchzogen sind die Songs auch alle von herrlichen Soli. „Jüngstes im Bunde“ ist Schlagzeuger Carsten Steinkämper, der mittlerweile auch schon seit 2018 Bandmitglied ist und dem Quartett ein druckvolleres Gewand verpasst hat.

Das Album beginnt mit dem 6:20minütigen Rocksong „One Heart“, das schon die ganzen Qualitäten der Band zeigt. Der Refrain ist so eingängig, das man schnell mitsingen mag. Im Mittelteil kommt dann gar ein symphonischer Part auf. Und die Keyboards und auch Rhythmus sowie Melodien bringen die Musik in Richtung AOR. Das klingt wie aus den 80’er Jahren ins Hier und Jetzt transformiert.

Hardrockig beginnt der siebenminütige Song „Don’t Be Afraid“. Es kommen aber nicht nur durch die Keyboards, sondern auch den Gitarren leicht proggige Züge in den Song. Ein wenig kommen mir da Bands wie Eloy in den Sinn. Das garniert das Quartett dann noch mit Hardrockelementen. Eine Mischung die absolut gut mundet.

Straighten Rock bietet die Band dann im fast fünfminütigen Titelsong. Hier greifen dann auch die andern zum Mikro um den Song mit Satzgesang zu würzen. Besonders gefallen hier aber die Twinguitars. Ein weiterer Ohrwurm mit herrlichen Gitarrenriffs ist das 4:48minütige „On Your Own“. Ein klasse Rocker, der sich auch gut auf großen Bühnen machen würde. Bluesig wird es dann im 4:44minütigen Song „Wild Blue Yonder“. Sobald der Gesang einsetzt, entwickelt sich der Song zu einem sanften Rocksong, bei dem aber die bluesige Gitarreneinwürfe das Salz in der Suppe sind.

Mit „The First Day“ kommt dann wieder ein knackiger, groovender Rocksong, bei dem besonders Saxophonist Richard Wester - vor allem in der zweiten Hälfte - Akzente setzt. Rhythmisch besitzt der Song auch funkige Elemente.

Wie direkt aus den 70’er Jahren ins neue Jahrtausend geholt, wirkt der Song „Black Cat Bones“. Das hätte auch gut auf einem frühen Album der Band Platz gefunden. Vor allem das Boogie-Piano lässt Gedanken an Status Quo & Co. aufkommen. Einen AOR-Sound besitzt dann das 4:53minütige „We Can Find A Way“. Schwere Riffs/Licks sorgen dann im 7:14minütigen „Look To The Future“ für einen energetischen Sound. Ab der Hälfte kommt eine ekstatische Gitarrenpassage auf, die dann in einen atmosphärischen Teil wechselt, bei dem die beiden Gitarren miteinander zu tanzen beginnen, während ein flächiger Sound den Grundstock legt. Der Song endet dann in einem eruptiven Schlussakkord.

Verspielt und mit einem leicht hippiesken Sound ist dann „Riding Round The Circles“ mehr an die 60’er Jahre angelehnt. Ein größtenteils sanfter, sehr eingängiger Song, bei dem im zweiten Teil Richard Wester mit seinem Flötenspiel noch mal eine weitere Note einbringt. Mit einem stampfenden, fetten Beat wartet dann „Highway Of Fear“ auf. Hier kommen die Twinguitars wieder besonders gut zur Geltung. Mit dem 3:58minütigen Rocker „All That You Want“ endet das Album.

Der deutschen Band Epitaph ist mit dem neuen Album „Don’t Let The Gray Hair Fool You!“ ein klasse Alterswerk gelungen das Frische und Spielfreudigkeit verströmt. Darüber hinaus kann sich der Fan auch noch zum Jubiläum ein sehr schön gemachtes, 28seitiges Fanheft im DIN A 4-Format mit Interviews, Zeitungsausschnitten und zahlreichen Fotos über die Internetseite der Band bestellen. So kann man - mit neuer CD und Fanheft -  mal richtig ein Jubiläum feiern.

Stephan Schelle, Juli 2024

   

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