Flame Dream – Silent Transition
3VE Records (2024)

(6 Stücke, 62:46 Minuten Spielzeit)

Flame Dream ist eine Band aus der Schweiz, die ihre Wurzeln in den späten 70’er Jahren hat. Im Zeitraum 1979 bis 1986 veröffentlichten Flame Dream sechs Alben. Danach war Pause bis im Mai 2024 mit dem siebten Album „Silent Transition“ ein beeindruckendes Lebenszeichen der Schweizer erfolgte. Auf dem Album, das sechs Stücke beinhaltet, gibt es gut 63 Minuten neue Musik.


Vom 80’er Jahre-LineUp sind noch Pit Furrer (Schlagzeug, Percussion), Roland Ruckstuhl (Piano, Orgel, Keyboards, Percussion), Peter Wolf (Gesang, Flöte, Saxophone) und Urs Hochuli (Bass) dabei. Lediglich an der Gitarre gibt es mit dem Briten Alex Hutchings (6seitige Nylon-, 12seitige Gitarre, E-Gitarren) einen neuen Musiker in der Band.

Bereits im Jahr 2022, als sich Bandmitglieder wegen einer möglichen Wiederveröffentlichung der Alben auf CD trafen, begannen sie an neuen Stücken zu komponieren, was in 2023 zu intensiven Arbeiten an dem Album „Silent Transition“ führte. Die Band beschreibt dazu den Entstehungsprozess auf ihrer Homepage wie folgt:

Unsere neuen Kompositionen, Texte und Instrumentalarrangements sind eine Reflexion über den Stand der Dinge. Da wir als unabhängige Produzenten arbeiten, gibt es keine Kompromisse. Wir integrieren unsere vielen musikalischen Erfahrungen sowie unsere gewonnenen Erkenntnisse aus unserem Leben in Kultur- und Theaterprojekten, an denen wir beteiligt waren, in erweiterter Form in dieses neue Album „Silent Transition“.

Wir kennen den brillanten Gitarristen Alex Hutchings schon seit einiger Zeit. Die Gitarrenparts bildeten einen integralen Bestandteil während des kreativen Prozesses der Komposition der neuen Stücke sowie der komplexen Arrangements und der Einpassung in die Klanglandschaft. Die Proben fanden im Sommer 2023 in Bristol/U.K. statt.

Zum Thema der neuen Stücke ist von der Band zu erfahren: Die poetischen Texte von „Silent Transition“ handeln vom Vergehen der Zeit, der Einsamkeit im digitalen Zeitalter und als Folge von COVID-19, der globalen Polarisierung, dem Verlust der Artenvielfalt und der Tatsache, dass wir gerade in einer sehr angespannten und fragilen Welt leben. Die Texte stellen auch eine Verbindung zu unserem vierten Album „Supervision“ her. Doch die Perspektive hat sich in einen Gegenwartsstrang gewandelt: NOW.

Die CD, es ist das erste Album der Band, das auf CD veröffentlicht wurde, erscheint in einem vierseitigen Digipak mit 20seitigem Booklet. Auch bekommen die Besteller eine von der Band unterschriebene Karte mit dem Coverartwork dazu. Es ist darüber hinaus geplant, den Backkatalog auf CD neu zu veröffentlichen.

Los geht es mit dem 11:22minütigen „No Comfort Zone“. Zu Beginn kommt der Sound langsam aus dem Off nach vorn. Hier sind es vor allem flächige Sounds und ein markanter Bass, die den Anfang machen. Dann setzt die Band nach gut einer Minute mit druckvollem Schlagzeug ein und es entwickelt sich ein proggiger Rocktrack. Nach etwas mehr als zwei Minuten, wenn ein herrliches Orgelmotiv im 70er Jahre Stil auftaucht, setzt der Gesang von Peter Wolf ein, der etwas zaghaft und teils zerbrechlich rüberkommt, was aber gut zur Musik passt. Jetzt ist man im Rock der 70’/80’er Jahre und im Sound der 2000’er angekommen. Durchzogen ist das Stück von herrlichen Soli/Instrumentalpassagen, die mal atmosphärisch, dann wieder rockig ausufern.

Mit dem 12:24minütigen „Silent Transition“ geht es dann auch gleich mit einem weiteren Longtrack weiter. Rockige Gitarrenriffs eröffnen dieses Stück und führen es mit Keyboardsounds weiter, die ein wenig an Supertramp erinnern. Die Band kopiert dies aber nicht sondern nutzt Nuancen als Stilmittel. Verträumt kommt dann Peter Wolfs Stimme in den Gesangspassagen zum Ausdruck. Keyboard und ein perkussiver Sambarhythmus bringen eine weitere Nuance mit ins Spiel. Und Alex Hutchings verziert das Ganze mit einem an Santana erinnernden Gitarrensolo. Aber auch ein jazziges Pianosolo findet sich in dem abwechslungsreichen Stück.

Und noch ein weiterer Longtrack folgt mit dem 10:25minütigen „Velvet Clouds“, das mit Glockenschlägen und Flächen startet. Nach gut einer Minute setzen dann Schlagzeug und E-Gitarre ein, die recht proggig rüberkommen. Sobald dann der Gesang einsetzt wird es sehr melodisch. Ein Song, der sich schnell im Ohr festsetzt und einen Neo-Prog-Einschlag besitzt. Im instrumentalen Mittelteil geht die Band dann sehr atmosphärisch und teils filigran vor. Piano und Bass bieten zusammen mit dem Schlagzeug einen grandiosen Instrumentalpart, in den sich dann die Akustikgitarre mit teils mediterranem Feeling einbringt, während der Rest der Band losproggt.

Das 6:21minütige „Out From The Sky“ ist dann der erste von zwei kürzeren Stücken. Der Song ist eine vom Piano bestimmte Ballade mit einer sehr schönen Melodie. Dem folgt dann das 6:55minütige Instrumental „Signal On The Shores“. Hier bietet die Band einen sanften Track mit sakralen Zügen, die sich vor allem durch Mönchsartige Gesänge ausdrücken. Das Ganze wirkt in den ersten drei Minuten sehr symphonisch und Soundtrack artig. Dann setzen Schlagzeug und Gitarre ein und bieten einen unwiderstehlichen Rockpart mit symphonischem Einschlag.

Den Abschluss des Albums bildet dann der vierte, 14:40minütige Longtrack „Winding Paths“. Hier sind auch wieder Neo-Prog-Elemente zu finden. Ein sehr proggiger Track der symphonische Elemente und ausufernde Instrumentalpassagen mit Soli aufweist.

Es war eine Überraschung dass sie Schweizer Band Flame Dream, die vor 38 Jahren ihr letztes Album veröffentlichte, noch einmal mit neuem Material in Erscheinung treten würde. Zum Glück haben sich vier der alten Recken wieder gefunden und neues Material eingespielt, denn „Silent Transition“ ist ein gutes Progwerk geworden und macht hungrig auf die Wiederveröffentlichungen der frühen Werke.

Stephan Schelle, Oktober 2024

   

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