Flame Drop – Beyond Cosmic Infinty
Eigenvertrieb (2025)
(7 Stück, 60:39 Minuten Spielzeit)

Flame Drop ist ein Schweizer Musikprojekt, das aus den beiden Musikern Roland Hegi (Gitarre, Bass, Synthesizers) und Felix Waldispühl (Schlagzeug, Piano, Keyboards) besteht. Die Beiden sind in der Progszene keine Unbekannten, gehörten sie doch zu der Schweizer Band F.O.R.S., die 2019 einen bemerkenswerten Auftritt beim Night Of The Prog Festival hatten. Sie entschieden sich danach ein neues Projekt an den Start zu bringen und so begannen sie im September 2022 Ideen für einen Longtrack zu entwickeln. Das war der Startschuss für Flame Drop. 


Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit mündete dann in dem Debütalbum von Flame Drop, das den Titel „Flow“ trägt und im Jahr 2023 herausgekommen ist. In dieser Formation hatten sie beim Warm Up des Final Night Of The Prog Festivals 2024 einen mitreißenden Auftritt. Gut 18 Monate nach dem Debüt erfolgt nun der zweite Streich der den Titel „Beyond Cosmic Infinity“ trägt. Das Cover ziert eine Collage, die wie für einen alten Science Fiction Film gemacht ist. Das, sowie der Albumtitel vermitteln schon mal die Vermutung, dass es hier recht spacig zugehen könnte. Und in der Tat haben Hegi und Waldispühl ein Album geschaffen, dessen Stücke eine Verbindung von Progressive Rock und traditioneller Elektronikmusik eingehen. Und das auf recht hohem Niveau.

Vor allem die Kombination aus druckvollen Grooves, die Waldispühl am Schlagzeug generiert und die beide mit herrlichen Keyboard-, Synthesizer- und Gitarrenpassagen verweben, macht den Reiz dieses Albums aus, das in der CD-Version in einem vierseitigen Digipak mit vierseitgem Booklet herausgekommen ist. Insgesamt sieben Instrumentalstücke finden sich auf dem Album, deren Laufzeiten zwischen 3:43 und 15:17 Minuten Spielzeit variieren.

Gestartet wird mit dem Stück „The Beginning“, was für ein passender Titel. Dumpfe, hallende, synthetische Schläge eröffnen dieses Stück, das nach wenigen Momenten in einen hymnischen, Soundtrackartigen Part wechselt. Da kommen dann auch synthetische Chöre zum Einsatz. Das ergibt elektronische Musik mit voluminösem, cineastischem Charakter, den ich mir auch gut als Soundtrack für einen Monumentalfilm vorstellen kann.

Danach kommt mit „Astral Projection“ der längste Track des Albums. Er beginnt sehr elektronisch mit sehr schönen Harmonien und einer perlenden Melodielinie. Nach gut einer Minute wechselt der Track, vor allem durch das kraftvolle Schlagzeug von Waldispühl in einen rockigen Part. Und hier kommen jetzt ihre proggigen Wurzeln zum Tragen, denn der Longtrack hat alles, wie Takt- und Melodiewechsel und das Spiel mit der Dynamik, was der Progfreund daran liebt. Aber auch sphärisch/spacige Momente, in denen sie die Synthies flirren lassen, finden sich hier, unterlegt von Schlagzeugrhythmen. Und auch ein flirrender Synthesizer wie bei Pink Floyds „On The Run“ vom „Dark Side Of The Moon“-Album findet sich als Referenz in dem Stück. Danach wird es dann aber wieder sehr melodisch und Hegi verziert das Stück mit einem wunderbaren Gitarrensolo. Das erinnert auch an die Musik von Maxxess in seinen melodischen Phasen und zeigt Hegis Klasse an dem Sechssaiter.

Das sechseinhalbminütige „Wonderland“ ist ein rockiger Track bei dem in der ersten Hälfte Schlagwerk und Gitarre den Ton angeben. Die Beiden agieren hier traumwandlerisch zusammen. Im zweiten Teil wird dann von der Gitarre zum Keyboard gewechselt (nur mit gelegentlichen Gitarreneinschüben). Beides verströmt eine gewisse Magie, die von Waldispühls Rhythmus getragen wird.

Eine Minute kürzer ist dann „Ascending“, das von einer Pianomelodie getragen wird, die sich dann mit der Gitarre verbindet, während das Schlagzeug einen rhythmischen Unterboden legt. Auch in dieses Stück hat Hegi ein Gitarrensolo eingebaut, das recht rockig angelegt ist.

Mit „The Cosmic Silence“ kommt dann der nächste Longtrack, der die Zehn-Minuten-Marke knackt. Eine Mischung aus schnellem Herzschlag- und indigenem Ritualtanzrhythmus leitet in das Stück ein und begleitet ihn bis ans Ende. Darauf legen sich flächige Sounds, die eine angenehme Atmosphäre verbreiten. Dann kommt eine sanfte Melodielinie auf, die für Gänsehaut sorgt. Eine hinreißende Nummer, die von Keyboard- und Gitarrenklängen umschmeichelt wird. Einfach hypnotisch.

Mit nicht ganz fünf Minuten geht es dann im Stück „Legacy Of Dreams“ weiter. Hier wurden Sprachsamples von einer Bodenstation eingefügt. Dann kommt eine sehr melodische und verträumte Pianomelodie auf, die in der Mitte dann von der Gitarre Hegis begleitet wird, während am Schlagzeug hauptsächlich Beckenklänge das Ganze untermalen.

Und schon sind wir am Ende des Albums angekommen. Aber das wird jetzt noch mal mit einem Longtrack von mehr als 13 Minuten eingeleitet. Ein monumentales Ende mit floydigem Anstrich (ohne diese aber zu kopieren), bei dem als Gast Jessy Howe den Track mit ihrem lautmalerischen Gesang in Richtung „Great Gig In The Sky“ schiebt, ohne aber die Klasse von Clare Torry zu erreichen. Das tut der guten Gesamtstimmung aber keinen Abbruch.

„Beyond Cosmic Infinity“ von Flame Drop ist ein grandioses Instrumentalalbum, das sich in der Schnittmenge von Progressive Rock und traditioneller Elektronikmusik bewegt. Hegi und Waldispühl beweisen dabei erneut ihre Klasse an den verschiednen Instrumenten. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, Mai 2025

   

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