Haven Of Echoes – Mementi Vivere
Construction Records (2024)

(4 Stücke, 48:03 Minuten Spielzeit)

Am 20.09.2024 erscheint das zweite Album der Kollaboration von Paul Sadler (Spires/Solo) und Andreas Hack (Frequency Drift), die in 2022 ihre Gründung fand, unter dem Titel „Mementi Vivere“, was soviel wie lebendige Erinnerungen bedeutet. Auch dieses Mal sind mit Nerissa Schwarz (Elektrische Harfe, Keyboards) und Wolfgang Ostermann (Schlagzeug) wieder Gastmusiker an Bord. Paul Sadler hat alles eingesungen und Gitarre gespielt, Andreas Hack alle anderen Instrumente eingespielt.


Paul Sadler, der als Sänger, Gitarrist und Songschreiber der gefeierten britischen Progressive-Metal-Band Spires sowie als gefeierter Solokünstler bekannt ist, verfügt über eine eindringliche Stimme, die von seidig weich bis rau und gequält reicht. Sein Talent für einfallsreiche Melodien und vielschichtige Gesangskompositionen steht bei diesem Projekt im Mittelpunkt.

Andreas Hack ist ein Musiker aus Deutschland, dessen frühere Band Frequency Drift sich mit Konzerten in ganz Europa eine internationale Fangemeinde erspielte und weltweit acht Alben veröffentlichte, die von Fans und Presse gleichermaßen begeistert aufgenommen wurden.

Textlich beschäftigt sich das Album vor allem mit dem Thema der Vergänglichkeit und der Art und Weise, wie wir alle von dem Wissen um unsere eigene Sterblichkeit betroffen sind. All diese Elemente sind in einem einzigartigen cineastischen, gotischen und wahrhaft progressiven Album vereint, das trotz seiner musikalischen Komplexität nachvollziehbar und ehrlich bleibt und noch lange nach dem Ende der Musik in den Köpfen der Hörer verweilt.

Das Album erscheint in einem vierseitigen Digipak mit zwölfseitigem Booklet, das grafisch sehr schön aufbereitet wurde. Auf der CD finden sich nur vier Stücke, die aber alle jenseits der Acht-Minuten-Marke liegen.

Gestartet wird mit dem 17:02minütigen „Non Sum – Non Curo”. Helle Keyboardklänge sind zunächst zu hören, denen sich dann das Schlagzeug anschließt und nach gut 40 Sekunden dann in einen Song wandelt, der elektronische Klänge mit herrlichem Gesang verbindet, der ein wenig an Wave und Electropop erinnert, dann aber mit proggigen Elementen versehen wird. Auch kräftigere Gitarrenlicks und Schlagwerk finden Einzug in den Song. Eine Spur Metal zieht dann nach etwas mehr als vier Minuten ein, der sich in schnellem Riffing und Metalgesang manifestiert. Das ist aber nur ein Zwischenspiel, denn nach wenigen Momenten finden Haven Of Echoes wieder in den melodischen Part zurück. Im Mittelteil wird es dann gar sanft und atmosphärisch. Das geht sehr gut ins Ohr.

Als nächstes steht dann das 8:44minütige „Ad Infinitum” an, der aus der Feder von Nerissa Schwarz stammt. Der Song zeigt sich von einer melancholischen Seite, die aber direkt unter die Haut geht, was auch an Pauls Gesang und den herrlichen Keyboard- und Harfenklängen von Nerissa Schwarz liegt. Auch kommen im Verlauf einige etwas düsterer Klänge und ein fetter Bass auf, die aber perfekt ins musikalische Bild passen.

Mit „It Walks Among Us” ist dann ein weiterer Longtrack auf dem Album der mit 14:01 Minuten die Zehn-Minuten-Marke sprengt. Mystisch und leicht bedrohlich startet dieser Song. Dann kommen nach 40 Sekunden schwere Gitarren auf, die von Schlagzeug und Keyboardsounds nur gemächlich angeschoben werden. Nach gut 1:10 Minuten setzten dann hellere Keyboardklänge ein, die dann nach gut einer weiteren halben Minute in einen Pianoteil münden, auf den sich nun Pauls sanfter Gesang ausbreitet. Daraus bildet sich eine wieder unter die Haut gehende Melodie. Symphonisch mit einem leichten Bombast haben sie dann im Mittelteil eine kurze Passage aus Keyboardsounds eingebaut. Im letzten Drittel wird es dann proggig mit einem ausufernden Gitarrensolo und druckvoller Rhythmik.

Ans Ende haben Andreas und Paul dann das 8:14minütige „Assimilation” gestellt. Perlende Piano- und Vibraphonklänge leiten in diesen sanften Song ein. Das wandelt sich dann nach nicht ganz zwei Minuten in einen sanften Progsong, der mit einigen Metalartigen Riffs gewürzt wird. Im letzten Drittel kommt nach einem Gitarrensolo eine sehr schöne Harfenpassage auf, die dem Sound eine weitere, zarte aber eindringliche Nuance verleiht. Zum Ende hin wird es dann etwas düster.

Boten Haven Of Echoes mit „The Indifferent Stars“ in 2022 schon ein beeindruckendes Debüt, so führen sie dies qualitativ gleichwertig auf ihrem zweiten Werk „Memento Vivere“ fort. Ein Album voller wunderbarer Melodien. Zwar bietet es auch wieder melancholische Momente, die gehen aber so richtig unter die Haut.

Stephan Schelle, September 2024

   

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