Ines – Huntung The Fox / Eastern Dawning
Tempus Fugit (1994/1996/2025)

(27 Stücke, 136:08 Minuten Spielzeit)

Ines Fuchs, Ehefrau von Hansi Fuchs, sollten die Progfans durch das Projekt Fuchs kennen, in dem beide seit 2014 Progressive Rock-Alben veröffentlichen. Vor allem ihr Aufritt beim Night Of The Prog Festival im Jahr 2023 begeisterte die Fans. Doch was vielleicht viele nicht wissen, schon vor dem Projekt Fuchs hatte Ines unter Mitwirkung ihres Mannes sowie zahlreichen weiteren Musikern von 1994 bis 2002 vier eindrucksvolle Alben herausgebracht. Diese sind mittlerweile längst vergriffen.


Am 15.11.2025 hat das deutsche Label Tempus Fugit nun die ersten beiden Alben („Hunting The Fox“ und „Eastern Dawning“) als DoppelCD in remasterten Versionen in der 30th Anniversary Edition wiederveröffentlicht. Auf den beiden Silberlingen, die in einem Jewelcase mit 20seitigem Booklet herauskommen, finden sich alle 27 Stücke der Originalalben. Bonusstücke sind allerdings nicht auf den gut gefüllten Scheiben zu finden.

Bemerkenswert ist, dass Harald Bareth, der charismatische Sänger der deutschen Rockband Anyone’s Daughter (von 1979 bis 1984 – danach wechselt er seinen Beruf und ist als Arzt tätig), die von Ende der 70‘er bis Mitte der 80’er Jahre erfolgreich waren, an beiden Alben beteiligt war und sieben der Stücke seine Stimme geliehen hat. Es sind neben den Anyone’s Daughter Songs, die einzigen, die er eingesungen hat. Aus diesem Grund sind die Alben von Ines auch für Fans von Anyone‘s Daughter höchst interessant.

Hansi Fuchs hat die Stücke von den Originalaufnahmen neu remastered, so dass sie noch besser klingen als im Original. So konnte er Details hervorheben, die damals nicht bzw. nur ansatzweise zu hören waren. Ines sagt dazu: „Es ist toll, sich diese Musik nach so langer Zeit wieder anzuhören. Jetzt erst ist mir klar geworden, wie mich damals die Sounds meiner Synthesizer und anderen Keyboards beim Komponieren und Spielen beeinflusst haben. Und das hat sich seitdem eigentlich auch nicht geändert!“

Die Kompositionen stammen von Ines, während Hansi die Texte geschrieben hat. Ines und Hansi besuchten 1993 ein Konzert von IQ während der „Ever“-Tour in Ludwigsburg. Hier entstand der Gedanke bei ihnen, Musik in diesem Stil zu machen. Das Resultat war dann „Hunting The Fox“.

Ines hat sich bei ihrem Keyboardspiel deutlich vom Genesis-Keyboarder Tony Banks inspirieren lassen. Aber auch Neo-Prog-Keyboarder wie Martin Orford (Jadis, ex-IQ) und Matthias Ulmer (Anyone’s Daughter) haben ihre Spuren bei ihr hinterlassen. Und so hat sie einige herrliche Progressive- bzw. Neo-Prog-Songs geschrieben, die in Vergessenheit geraten sind, jetzt aber endlich wieder (neu)entdeckt werden können. Als Musiker konnten Ines Fuchs (Keyboards) und Hansi Fuchs (Gesang, Gitarren) Harald Bareth (Gesang), Chicco (Kikko) Grosso (Gesang), Baggi Buchmann (Gesang) – er war auch einige Zeit Sänger bei Fuchs -, Davide Piai (Gesang), Massimo Michieletto (Gitarren) und Chris Bianchi d’Espnosa (Bass) von der italienischen Progband Asgard, Klaus Mayer (Gitarre), Ulbi Ulbricht (Bass), und Thomas Schaufler (Schlagzeug) gewinnen.

Hansi machte sich dieses Jahr noch mal Gedanken über seine Texte von damals und meint dazu: „Die Texte der ersten beiden „Ines“CDs waren von unserer damaligen Lebenssituation als Familie geprägt. Unsere jüngere Tochter Nina war während der Produktion von „Hunting The Fox“ gerade 3 Jahre alt geworden und so wurden grundsätzlich Dinge in unserem Leben zunehmend wichtiger. Fragen wie „Welche Welt hinterlassen wir unseren Kindern?“ und „Welche Wege führen zu Glück und Zufriedenheit und wie gibt man diese weiter?“ standen im Mittelpunkt. Und so dreht sich das 1. Album „Hunting The Fox“ um das Thema Natur und wie wir als Menschen damit umgehen während das 2. Album „Eastern Dawning“ die Sinnhaftigkeit des damaligen wesentlichen Lebens und die fernöstlichen Gegenentwürfe hinterfragt.“

Die erste CD gehört dem Debütalbum von Ines mit dem Titel „Hunting The Fox“. 14 Stücke, beginnend mit der „Overture“ bietet das Album. Nach einigen elektronischen Klängen und Satzgesang kommen rockige Neo-Prog-Klänge in dem mehrminütigen Instrumental auf, die an Bands wie IQ, Marillion oder Pendragon erinnern und darüber hinaus auch einen leichten Genesis-Touch aufweisen. Das ist ein toller Einstieg in dieses wunderbare Debütalbum.

Das Album besticht durch herrliche Melodien mit proggigem Flair wie etwa in „In The Distance“. Das Stück hat einen guten Groove und auch leichtes Popappeal. Es bietet darüber hinaus aber auch schöne Instrumentalpassagen. Noch mehr Popappeal besitzt das nächste Stück „Water“, das auch eine Spur Wave implementiert.

„Union Part I“ glänzt dagegen mit wunderbaren Akustikgitarrenklängen, während „Union Part II“ mehr von den Keyboards bestimmt wird. Die restlichen Stücke des Albums bewegen sich dann vorwiegend im Neo-Prog-Bereich. Melodien, Rhythmen und Instrumentalparts sind dabei so hochklassig wie man es von den oben schon erwähnten Neo-Progbands kennt.

Auf der zweiten CD befindet sich das komplette zweite Album „Eastern Dawning“ mit insgesamt 13 Stücken. Ines machte im Jahr 1996 auf „Eastern Dawning“ da weiter, wo sie zwei Jahre zuvor auf ihrem Debüt aufgehört hatte. Auch das zweite Album durchziehen Stücke mit herrlichen Melodien und Neo-Prog-Flair. Das zeigt sich beispielsweise im herrlichen „Tramonti“. Rockiger mit leichtem AOR-Einschlag präsentierte sich dann „Healing Water“.

Einen leichten mittelalterlichen Touch bekam dagegen „Winter“ durch die trompenartigen Klänge. Für Singer/Songwriter-Flair sorgten die Akustikgitarren und Harald Bareths sanfter Gesang, dessen Melancholie auch an seine Band Anyone’s Daughter erinnert. Das Stück entwickelt sich aber im Verlauf und wechselt in ein rockigeres Gewand. Eine Kombination aus Prog und Pop bietet das eingängige „Castles On The Sand“. Die weiteren Stücke auf dem zweiten Album klingen etwas leichter wie auf dem Debüt und besitzen auch schon eine Prise Singer/Songwriter-Feeling, AOR sowie symphonische Einschübe.

Mit dem Doppeldecker „Hunting The Fox“ und „Ester Dawning“ von Ines sind zwei Perlen des Neo-Progs endlich wieder erhältlich. Darüber hinaus hat Hansi Fuchs den Stücken durch ein transparentes Remastering neuen Glanz verliehen. Die Stücke der beiden Alben sind absolut zeitlos und machen immer noch eine Meng Spaß. An diejenige, an denen die Alben vorbeigegangen sind kann ich nur appellieren sich diesen Doppeldecker zuzulegen. Aber auch für Besitzer der 90’er Versionen sind diese Scheiben aufgrund des verbesserten Sounds lohnenswert.

Stephan Schelle, Dezember 2025

   

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