Lars Bech Pilgaard - Folklórica
Momeatdad Records (2024)
(11 Stücke, 58:26 Minuten Spielzeit)

Am 30. August 2024 veröffentlichte Lars Bech Pilgaard das Soloalbum „Folklórica“ auf momeatdad records. Folklórica wird auf Doppel-Vinyl mit einem Artwork von Andreas Korsgaard erscheinen. Die Platte wird auch digital veröffentlicht und wird von einem Dokumentarfilm begleitet, der von Pilgaards langjährigem visuellen Mitarbeiter Mathias Winther Kjeldsen erstellt wurde. Der Film zeigt die Arbeit an der Musik im fragilen Entstehungsprozess, wobei die Streichinstrumente als seelenvolle Seelenverwandte dargestellt werden, die die Geschichte erzählen.


Lars Bech Pilgaard hat sich seit einem Jahrzehnt mit seinem energiegeladenen und stets klanglich anspruchsvollen Gitarrenspiel einen Namen gemacht. Ob als Sideman mit Bisse, Anja Jacobsen, Marcela Lucatelli, Maria Faust, Mija Milovic oder in einigen von Pilgaards eigenen Ensembles SVIN, Klimaforandringer oder Slowburn, man hat nie Zweifel, wem die Gitarre gehört. Lars Bech Pilgaards Musik bewegt sich im Grenzbereich zwischen Lärm, sakralem Nerv und organischer Improvisation, aber Pilgaards musikalischer Ausdruck ist in seiner Grundform wandelbar und er kultiviert einen bedingungslosen Raum mit Platz für das absolut Abstrakte und das perverse Konkrete. Im Dezember 2023 erhielt Pilgaard zwei DMA Jazz Awards und wurde 2019 für einen Danish Music Critics Award als Musiker des Jahres nominiert.

Das Album gliedert sich in vier Kapitel auf den vier Seiten des Vinyls und besteht aus gestrichener Gitarre, präparierter Gitarre, Banjo und E-Gitarre. Die Musik fließt nahtlos zwischen zarten Bogenstrichen, akustischen, präparierten Gitarren in polyrhythmischen Wirbelstürmen, primitiven Blues-Drones und rituellen Banjo-Serenaden. Auch organisch anmutende Ambient-E-Gitarren und vom Dudelsack inspirierte Fuzz-Eruptionen füllen die Grooves mit Klang.

Auf „Folklórica“ inszeniert Bech Pilgaard seine Faszination und Anziehungskraft für die Volksmusik, die wie eine Ader zum Kreuzweg für das Zusammentreffen von abstraktem Ausdruck und konkretem Fluss des Albums wird und ein ehrgeiziges Meisterwerk schafft, in dem das Potenzial von Streichinstrumenten durch den Dialog mit tiefen Volksmusiktraditionen transformiert wird. Das Album wird ein Archiv der erlebten Kommunikation zwischen Mensch, Natur und Spiritualität und eine Untersuchung der Kraft der Musik als Katalysator für das Gemeinsame des Menschen sein. Es ist eine Reflexion über die poetischen Fähigkeiten von Musik und Folklore als Medium für neue Begegnungen zwischen Menschen, Traditionen und Erfahrungen.

Dieser zuvor aufgeführte Pressetext ist für mich essentiell, denn die Musik ist sehr schwierig und es fällt mir schwer sie zu beschreiben. Mir lag zur Besprechung eine PromoCD vor, auf der die Titel hintereinander platziert sind. Die ersten vier Stücke bestehen aus ambienten Klängen, die mit einer gestrichenen Gitarre, also mit einem Geigenbogen erzeugt wurden. Das klingt, wie in „Savn“ recht monoton ambient, dann wiederum rhythmisch - manchmal etwas konfus - wie in „K“. Und in „La Luz“ kommen gar Harmonien auf, die einen leicht folkloristischen Touch besitzen.

Mit einer präparierten Gitarre und einem Banjo hat er dann fünf Stücke eingespielt. „Dancers“ wirkt sehr experimentell und rhythmisch, fast als würde man auf einer Schreibmaschine tippen und dies mit afrikanischen Rhythmen verbinden. „Varia“ hat leicht arabische Klangelemente, wirkt aber recht konfus. „Ancestralism“ hat etwas Orientalisches.

Zwei Stücke wurden auf der E-Gitarre eingespielt. „Source Of Life“ besteht aus lang anhaltenden, sich nur langsam veränderten Tönen und „Land Of Fire, Winds Of Smoke“ ist ein düsterer Track mit dröhnenden, verzerrten Gitarrensounds.

Lars Bech Pilgaards Soloalbum „Folklórica“ ist recht harter Stoff. Hier werden nur experimentelle Klänge mit teilweise leicht folkloristischem Einschlag geboten. Melodien sucht man hier vergeblich. Ein schwieriges Werk, das nicht meinen Nerv trifft.

Stephan Schelle, Oktober 2024

   

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