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Lars
Fredrik Frøislie – Gamle Mester Auf seinem zweiten Soloalbum „Gamle Mester“ (Alter Meister) huldigt Lars Fredrik Frøislie den Größen der Vergangenheit. Er lässt sich nicht nur von den Pionieren des Progressive Rock, sondern auch von Kunst, Literatur und Mythologie inspirieren und reflektiert über zeitlose kreative Leistungen, die auch heute noch nachwirken. Der Titel leitet sich von der uralten Eiche „Den Gamle Mester“ ab, die auf dem Krødsherad Prestegård steht und die auch das gleichnamige Gedicht von Jørgen Moe inspirierte. Dieser symbolische Baum zieht sich wie ein roter Faden durch das Album und steht für Weisheit, Ausdauer und den Lauf der Zeit. |
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Mit „Demring“
(Morgengrauen) startet er in das Album und macht da weiter, wo er bei
seinem Solodebüt aufgehört hat. Es beginnt mit herrlichen Orgelklängen,
die sofort an den Rock der 70’er Jahre erinnern. Das Instrumentalstück
bekommt durch Schlagzeug und den treibenden Bass ordentlich Drive. Das
erinnert auch an Bands der Marke Camel und bekommt durch den Einsatz der
Querflöte eine weitere Note. Im epischen „Jakten På
Det Kalydonske Villsvin“ (Die Jagd nach dem kalydonischen Eber) geht es
um die musikalische Nacherzählung einer berühmten Darstellung Rubens’.
Das Stück erzählt die Geschichte von König Oeneus, der, nachdem er die
Göttin Artemis nicht geehrt hat, ihren Zorn in Form eines monströsen
Ebers auf sich zieht, der sein Land verwüsten soll. In diesem zehnminütigen
Stück gibt es zahlreiche Wendungen und Strukturwechsel. Mal zart, dann
wieder recht druckvoll und rockig hat er das Stück angelegt. Mehrfach
kommen einem Hinweise auf Bands wie King Crimson, BJH oder Genesis in den
Sinn. Sehr schön ist in diesem Stück auch die Instrumentierung, bei der
kraftvolle Orgelklänge und Bassmotive auf Cembalo, Flöten oder
Glockenspiel treffen. Gesungen wird hier in auf Norwegisch, was aber nicht
weiter ins Gewicht fällt. „Gamle Mester“ ist
ein Instrumentalstück, bei dem ein Keyboardmotiv im Vordergrund steht.
Auch dieses ist im 70’er-Jahre Rock verortet, hat aber auch einige
Klangfarben, die an die Solowerke des Keyboarders Bo Hansson erinnern, sie
sind aber wesentlich eingängiger und rockiger angelegt. Ein klasse
Instrumental. „Medusas Flåte“
(Das Floß der Medusa) beginnt mit
einem Thema, das die gewaltige Majestät und die Gefahr des Meeres einfängt
und das erschütternde Schicksal der 150 Seelen schildert, die nach dem
Untergang der französischen Fregatte Medusa im Meer trieben. Nach 13
Tagen überlebten nur 15 von ihnen, die hungernden und dehydrierten
praktizierten schließlich Kannibalismus - eine düstere Geschichte, die
in Géricaults ikonischem Gemälde verewigt wurde. Auch aus diesem
Thema hat Froislie ein episches, neunminütiges Musikstück geschaffen. Während
der erste Teil rockig rüberkommt, ist der zweite Teil recht hymnisch mit
Orgelklängen ausgestattet, was die Dramatik des Themas unterstreicht. „De Tre Gratier“
(Die drei Grazien) benannt nach den Töchtern des Zeus. Dieses 12-minütige
Longtrack fasst noch mal alles zusammen, was „Gamle Mester“ zu bieten
hat und ist ein Füllhorn an Ideen. Knackige Rhythmen vom Schlagzeug und
ein markantes Bassspiel treffen auf wunderbare Keyboard-Passagen und
schwebende Flötenmelodien. Froislie spielt hier auch mit der Dynamik und
wechselt zwischen rockigen und leisen Tönen. Ein hervorragender, zwölfeinhalbminütiger
Longtrack. Den Abschluss bildet
dann das etwas mehr als dreiminütige „Skumring“ (Abenddämmerung).
Ein sanfter, instrumentaler Ausklang, der hauptsächlich von Piano- und
Keyboardklängen bestimmt wird. Mit „Gamle Mester“
macht der norwegische Multiinstrumentlist da weiter, wo er mit seinem
grandiosen Debüt „Fire Forteller“ aufgehört hat. Das Album enthält
ein Füllhorn an tollen Sounds und Melodien, die zwar im 70’er Jahre
Rock verortet sind, aber keineswegs verstaubt klingen. Erneut eine
absolute Empfehlung. Stephan Schelle, Mai 2025 |
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