Meinschäfer
& Baader – Ring frei! Der Komponist, Sänger, Gitarrist, Produzent und Besitzer des Megaphon Tonstudios Martin Meinschäfer meldet sich nach seinem tollen Soloalbum „Wer hat, der hat!“, das 2020 erschienen ist, endlich mit einem neuen Werk zurück. Während er auf „Wer hat, der hat!“ mit zahlreichen Gastmusikern die Songs eingespielt hat, wurden die Stücke des am 26.07.2024 erscheinenden Albums „Ring frei!“ zusammen mit Stephan Baader (aka Pomez di Lorenzo) aufgenommen. Die beiden Musiker kennen sich seit den 70iger Jahren und hatten die Songs des Albums „Wer hat, der hat!“ zusammen in abgespeckten Versionen (nur mit zwei Gitarren) live aufgeführt. |
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Nun also ein gemeinsames
Werk mit dem Titel „Ring frei!“, das auf dem Cover die beiden Musiker
zeigt, die sich im Boxring befinden. Martin (Gitarre, Bass, Gesang,
Backgroundgesang, Keyboards) und Stephan (Gitarre, Backgroundgesang, Bass
auf „Boxring“) spielen aber alles andere als gegeneinander, sondern
harmonieren bei den Songs perfekt miteinander. Unterstützung bekommen sie
dabei von Martins Sohn Moritz Meinschäfer am Schlagzeug (ehemals
Schlagzeuger in der Band von Henrik Freischlader), Matthias Dörsam
Tenorsaxophon und Klarinette bei „Mehr Meer“ und Markus Setzer Bass
auf „Kreuzfahrt til I die“ und „Mehr Meer“. Im Pressetext zum Album
heißt es: Wenn Männer in ein
gewisses Alter kommen und völlig unvorbereitet damit konfrontiert werden,
dass der Tacho des Lebens erstmals die Restlaufzeit anzeigt, ist das für
Männer in diesem Alter meist eine Information, die ebenso verwirrend, wie
inakzeptabel ist. Martin und Stephan
blicken aus Sicht ihres Alters (beide über 60) teils sehr humorvoll auf
ihre Befindlichkeiten und auf das Weltgeschehen im Allgemeinen. Das Ganze
haben sie in elf neuen Stücken sowie einer eigenen neuen Version von
Rosen & Gomorrhas Song „Die Besten“ verarbeitet und in
unterschiedliche musikalische Gewänder gekleidet. Über den Jugendwahn im
Alter (der Boomer-Generation) singen die beiden im Eröffnungssong „60
ist das neue 40“. Das haben sie dann in einem bluesigen/funkigen Sound
umgesetzt. Damit schließen Meinschäfer & Baader musikalisch an
„Wer hat, der hat!“ an. Das kommt einfach gut, vor allem wenn man in
dem entsprechenden Alter ist. Bluesig mit leicht
rockigem Einschlag zeigt sich dann das Stück „Neue Helden“. Stimmlich
singt Martin Meinschäfer im Stile von Stefan Stoppok. In „Boxring“
haben die Beiden die Idee umgesetzt, die wohl schon so manchem von uns
gekommen ist. Sie stellen einen Boxring auf, wo sich die Mächtigen der
Welt (ob aus Politik oder Religion) im direkten Vergleich was aufs Haupt
geben können, statt Bauernopfer an die Front zu schicken. Dazu haben sie
einen Gute-Laune-Sound im Reggaegewand eingespielt. Kommt richtig gut. „Die Besten“ ist
dann eine neue Version des Songs, den Martin Meinschäfer mit seinem
Musikprojekt Rosen & Gomorrha 2002 veröffentlicht hatte. Der Song
kommt in der neuen Version etwas reduzierter rüber. So fehlen die
Keyboardsounds und die Trompeten und auch der Rhythmus ist etwas zurückgenommen.
Das Ganze wirkt in diesem Kontext eine Spur jazziger und intimer. Martin
singt den Song – wie im Original - im Hip Hop-Stil. Eine gelungene
Neuinterpretation. Der funkig/soulige Song
„Kleine Lichter“ beginnt mit dem humorvollen Text: „Du
hast die Weisheit gefressen, der Löffel war groß. Doch wenn es zu viel
ist, dann kommt’s wieder hoch. Du hast die Wahrheit gepachtet, kein Gott
neben dir. Und wer das nicht beachtet, kriegt keine Liebe von dir.“
So kriegen alle Besserwisser auch eins ab. Nach dem funkigen und im
Erzählstil gesungenen „Reise ins Ich“ bekommen dann alle, die
Kreuzfahrten, und damit nicht gerade umweltfreundlich Urlaub machen (Meist
fliegt man ja auch noch zusätzlich an das An- und Abfahrtsziel, was den
CO2-Abdruck doppelt belastet.) im Song „Kreuzfahrt ‘til I die“ einen
Spiegel vorgehalten. Musikalisch ist der Song recht rockig angelegt und
der Gesang geht wieder in Richtung Stoppok. Atmosphärisch und mit einer
sanften Melodie geht es dann im „Krieg der Sterne“ zu. Im Song Lengerich
besingen die Beiden dann das typisch deutsche Phänomen des Jammerns auf
hohem Niveau. Vielen von uns geht es gut und doch sucht davon eine ganze
Menge immer noch das Haar in der Suppe und heult rum, wie schlecht doch
alles ist. Und so singt Martin „... heul doch ...“ und erinnert dann
zum Ende hin „ja sind wir denn heute wieder quengelich? Dein Gezeter hört
man bis nach Lengerich.“ Lengerich war ein Ort, der in der
Flutkatastrophe im Sommer 2021 schwer getroffen wurde und wo es den
Menschen wirklich schlecht ging bzw. einige Schäden auch noch nicht
vollständig behoben wurden. Der Song „Mehr Meer“
geht musikalisch dann stark in Richtung des Paolo Conte-Klassikers
„It’s Wonderful - Via Con Me“. Ein Liebeslied mit sanftem Popappeal
kommt mit dem Song „Du regst mich auf“. Und richtig rockig wird es
dann am Schluss mit dem Song „Alles nochmal neu“. In diesem Song
bekommt dann die Musikindustrie ihr Fett weg, denn die will immer nur
flache, leicht mitsingbare Texte, statt gut durchdachte Worte. Und eine
kurze Reminiszenz an den Rolling Stones-Hit „Satisfaction“ haben sie
mit einem Riff im Stück auch noch untergebracht. Endlich hat Martin
Meinschäfer wieder ein Album herausgebracht, das qualitativ an sein
Soloalbum „Wer hat, der hat!“ anschließt. Dieses Mal hat er seine
Songs aber mit seinem musikalischen Partner Stephan Baader eingespielt,
der auch an der Produktion beteiligt war. Ein klasse Album dessen Songs im
Singer/Songwriter-, dann wieder im rockigen, bluesigen oder sogar
Reggae-Stil gehalten sind. Ein Album das von vorne bis hinten Spaß macht. Stephan Schelle, Juli 2024 |
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