Pymlico - Core
Apollon Records (2025)

(8 Stücke, 48:39 Minuten Spielzeit)

Nach dem grandiosen Album „Supermassive“ hat sich die norwegische Instrumentalband Pymlico etwas Zeit gelassen. Am 09.05.2025 erschien ihr achtes Album, das den Titel „Core“ trägt. Die Band hatte über die Jahre einige Wechsel im LineUp zu verzeichnen. Als sie von einem erfolgreichen Konzert beim „Festival Crescendo“ in Südfrankreich im August 2022 zurückkehrte, meinte Keyboarder Øyvind Brøter: „Lasst uns ausnahmsweise wirklich versuchen, bei der nächsten Platte die gleiche Besetzung zu haben!“ Und das klappte dann auch für das neue Werk.


Øyvinds Idee gewann schnell an Zugkraft und entwickelte sich zu dem Wunsch, herauszufinden, was diese spezielle Besetzung ohne zu viel Einfluss von außen schaffen könnte. Traditionell hat Pymlico die Crew während der Aufnahmen immer erweitert, indem sie Bläser, Streicher und andere Instrumente zur Ergänzung des Sounds einbrachten. Dieses Mal entschied sich die Band, die zusätzlichen Schichten zu entfernen und sich auf den Kern zu konzentrieren - die sieben Mitglieder. Das Ziel war es, das Potenzial der Gruppe zu maximieren, und das Ergebnis ist ein Album, das rauer und heftiger ist als alles, was sie bisher gemacht haben - und dennoch mit all den Qualitäten gefüllt ist, für die Pymlico bekannt geworden ist: melodische, groovige Melodien und kraftvolle Soli, alles verpackt in eine moderne Produktion.

Eingespielt wurde das Album von Keyboarder Øyvind Brøter, Andreas Sjo Engen (Gitarren), Stephan Hvinden (Gitarren), Are Nerland (Bass, 12saitige E-Gitarre, zusätzliche Keyboards), Robin Haven Løvøy (Saxophone), Arlid Brøter (Schlagzeug, Keyboards, Synthbass) und Oda Rydning (Percussion, akustische und elektrische Mallets). Darüber hinaus hat Mattias Krohn Nielsen noch einigen Gitarrenparts eingespielt.

„Core“ enthalt acht wunderbar melodische Stücke, die einen jazzigen Touch besitzen und doch im Prog verortet sind. Dazu kommen herrliche Grooves.

Los geht es mit dem Stück „Welcome Back“, das sehr perkussiv loslegt und damit einen ordentlichen Drive besitzt. Die Band versteht es aber auch wunderbar sanfte Melodielinien einzubauen und diese mit teils perlenden Klängen zu verzieren. Das Saxophon, das an einigen Stellen die Hauptmelodie übernimmt, sorgt darüber hinaus für eine leicht jazzige Note. Aber vor allem dann, wenn die Band das Volumen erhöht und den Rhythmus anzieht, dann beginnt das Stück zu strahlen. Man möchte ausrufen: Schön, das ihr zurück seid.

Recht rockig beginnt dann „Ellipsis“ und erinnert zu Beginn ein wenig an Bands der Marke Toto. Vor allem die atmosphärisch gespielten Keyboards verströmen dieses Feeling. Dann setzt aber das Saxophon ein und es wird smoothie. Xylophonklänge würzen den Track dann mit einem weiteren Element und das E-Gitarrensolo in der zweiten Hälfte sorgt darüber hinaus für Gänsehaut.

In „Captain Teebs“ baut die Band dann auch härtere, Hardrock artige Passagen und Rhythmen ein, bleibt aber dem melodischen Jazzrock mit Progeinschlag treu. Pymlico verstehen es immer wieder eingängige, herrliche Melodien in die Stücke zu integrieren und so bleibt auch dieser teils fetzige Track immer spannend und eingängig.

Etwas mehr Jazzrock bietet „Fair Play“. Da flirren dann auch schon mal die Saxophonklänge. Die Band wechselt in dem Sechsminüter mehrfach die Struktur und die Rhythmik. Elektronisch zeigt sich dann „Don’t Do That“, das mit Keyboardklängen beginnt und danach in einen Part wechselt, der auch wieder an Toto denken lässt, dann aber, wenn das Saxophon einsetzt wieder in melodischen Jazzrock übergeht. Diese Parts wechseln sich gelungen ab. Das fesselt vom ersten Moment an. Und auch die restlichen Stücke halten diesen hohen qualitativen Standard aufrecht.

Nach dem wunderbaren 2022’er Album „Supermassive“ hat die norwegische Band Pymlico mit dem neuen Album noch einmal eine qualitative Steigerung vollzogen. Mit „Core“ das wunderbaren Jazzrock mit weiteren Elementen vereint und auch eine Spur druckvoler ausfällt, haben sie ihr bisher bestes Album herausgebracht. Da hat sich in der Tat das Festhalten an der Besetzung gelohnt.

Stephan Schelle, Juni 2025

   

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