Sampler - Heavy Kraut! Teil 2
Bear Family Records (2024)

(28 Stücke, 122:21 Minuten Spielzeit)

Nachdem sich Bear Family Records dem Krautrock mit der vierteiligen Serie „Kraut!“, der progressiven Rockmusik in der damaligen DDR in der zweiteiligen Reihe „Ost-Kraut!“ sowie der Neuen Deutschen Welle in der vierteiligen Serie „NDW“ widmete, befasste sich das Label mit der Geschichte des deutschen Hard-Rock und Heavy Metal in der zweiteiligen Reihe „Heavy Kraut!“. Gestartet wurde diese mit dem ersten Teil in 2023, der zweite und letzte Teil erscheint nun am 04.10.2024.


Während „Heavy Kraut! Teil 1“ den Zeitraum 1970 bis 1976 behandelte, befasst sich der zweite Teil mit der Phase von 1977 bis 1983. So zeichnet sich ein Bild über die Transfusion von Beat und Rock in Deutschland der Sechziger hin zu Hard Rock und Heavy Metal bis in die frühen 80’er Jahre.

Wie gewohnt hat das Label wieder sehr gut recherchiert und auf zwei CDs insgesamt 28 Stücke von unterschiedlichen Acts zusammengestellt, die sowohl die Musik der BRD wie auch der damaligen DDR abdeckt. Besonders lobenswert ist wieder das 96seitige Booklet, das zahlreiche Informationen zu den einzelnen Bands liefert. Verantwortlich für die Inhalte des Booklets ist wieder der ausgewiesenen Heavy-Metal-Experte Frank Schäfer, der den steinigen Weg zur Entwicklung einer eigenständigen harten Rockvariante in unserem Land aufzeigt.

Wenn man von German Metal spricht, meint man in der Regel die frühen Achtziger, aber die Vorgeschichte beginnt schon eine Dekade früher. Auch die Siebzigerjahre waren eine Goldgräberzeit für harte Gitarren aus Deutschland. Nachdem „Heavy Kraut! Teil 1“ die wilden Anfänge dokumentiert hat, spielt der zweite Teil um die Dekadenwende und beschreibt unter dem Einfluss von AC/DC und Judas Priest die allmähliche  Transformation von Hardrock zu Heavy Metal.

Die oft vergessnen Bands, die hier Pionierarbeit geleistet haben heißen u. a. Straight Shooter, Faithful Breath, Bastard, Beast, Rampage, Bullet, Breslau, Viva und nicht zuletzt Accept. Sie formen einen Sound, der bald international in allen Belangen konkurrenzfähig ist.

Die Mehrheit der Songs bewegt sich im Hardrock. Der Fokus dieser Ausgaben liegt daher darin aufzuzeigen, wie sich in Deutschland die Musik in Richtung Hardrock und Heavy Metal entwickelt hat. Und das machen die Verantwortlichen wieder sehr gut. Und heavy sind die Stück dann auch allemal.

Es beginnt mit straightem Rock von Fargo, die in ihrem Song „Comin’ Together“ auch einen leicht funkigen Stil implementierten. Einige Passagen erinnern hier auch an Nektar. Und es endet mit auf der zweiten CD mit dem Stück „Chains And Leather“ von der Band Running Wild, das im Metal verortet und in der Tradition von Bands wie Judas Priest gehalten ist.

Es finden sich in der Sammlung bekannte Namen wie Bullfrog, Epitaph, Accept und Straight Shooter. Interessant sind aber gerade die eher unbekannten Bands, die mehr unter dem Radar flogen und zu einer Neuentdeckung einladen. Auch dass man einige - wenn auch nur wenige - Ostdeutsche Bands wie zum Beispiel Prinzip, Set oder Berluc mit aufgenommen hat, ist sehr lobenswert.

Die Stücke wurden neu gemastert und liegen in klanglich einwandfreien Versionen vor.

Dank Bear Family Records liegt eine weitere Dokumentation der Entwicklung der deutschen Rockmusik vor, die in keinem Plattenregal fehlen sollte. Vor allem die liebvolle Zusammenstellung und informative Aufmachung des umfangreichen Booklets sucht seinesgleichen.

Stephan Schelle, Oktober 2024

   

CD-Kritiken-Menue