The Perc – Electric Kindergarten Vol. 10 – Chapters & Suites
Tribal Stomp Records / Broken Silence (2025)

(5 Stücke, 46:26 Minuten Spielzeit)

In seiner Reihe „Electric Kindergarten“ öffnet Tom „The Perc“ Redecker seit einigen Jahren seine Tonarchive, um in loser Reihenfolge einige Schätze aus seinem Archiv an das Licht der Welt zu holen. Am 04.04.2025 erschien bereits die zehnte Ausgabe, die den Titel „Chaperts & Suites“ trägt. Wie der Titel schon verrät, hat Tom hier einige längere bzw. in mehrere Parts unterteilte Stücke auf den Silberling gepackt, der in einem sechsseitigen Papersleeve erscheint. 


Dieses Mal sind es aber Stücke von Taras Bulba, The Perc, The Electric Family und The Perc Meets The Hidden Gentleman, die bereits zwischen 1989 und 2017 auf Tonträgern herausgekommnen sind.

Tom Redecker über Vol. 10:

„Es ist einfach so, ich mag sowohl organisch gewachsene Suiten wie auch Lieder, die in verschiedene Teile unterteilt sind. Sie bieten einfach viel Raum für Kreativität wie Akkord- und Tempowechsel. Sie liegen mir neben all meiner Musik besonders am Herzen! Zu den Titeln:

Taras Bulba entstand Anfang der Neunzigerjahre als Elektronikprojekt, parallel zu meiner Tätigkeit bei The Perc Meets The Hidden Gentleman. Als Volker „Mist“ Kahrs (ehemals Keyboarder bei Grobschnitt) dazu stieß, holten wir uns einen Plattenvertrag bei Hyperium und veröffentlichten 2 Alben und diverse Singles. „The Moonblood Suite“ erschien 1995 auf dem ersten Album von Taras Bulba „Sketches Of Babel“ und präsentiert die großartige französische Sängerin Lea Saby.

Ebenfalls 1995 nahm ich für Strange Ways Records mein erstes Soloalbum „Worldlooker“ auf. „Sun Sketches“ daraus entstand zusammen mit Gitarrist Jochen Schoberth und Perkussionist Dieter Serfas (Amon Düül II) in der Nähe von Bayreuth. Ich mag diesen Titel sehr, quasi ein Hippie-Kammerspiel.

„Betancuria“ war der musikalisch Höhepunkt des Electric Family-Albums „Tender“, das 1999 bei Blue Rose Records und später mit Bonus-DVD bei Sireena Records veröffentlicht wurde. Thematisch gings um die Eroberung von Fuerteventura durch die Spanier, die weiblichen Stimmen kamen von Evelyn Gramel.

„The Dreamboat“ stammt von dem Electric Family-Album „Terra Circus“, erschienen 2019 bei Sireena Records. Es war das erste Album der Family nach 10 Jahren und wurde auch erfolgreich betourt. Mit dabei Rolf Kirschbaum, Harry Payuta, Andreas Becker und Steff Ulrich.

„Rock The Widow“ von The Perc Meets The Hiddeen Gentleman ist ein Sonderfall. Es gab erst die gleichnamige Single, damals durchaus ein veritabler kleiner Radiohit. Für unser erstes Album „Two Foozies At The Tea Party“ spielten wir zusammen mit Rolf Kirschbaum den Song noch einmal ein und fügten quasi als Mittelteil die Vertonung des Textes „The Glass Indian“ bei. Live konnte dieser Song dann durchaus 15 Minuten lang werden.“

Für Grobschnitt-Fans sind die Veröffentlichungen von Taras Bulba allein schon durch die Zusammenarbeit mit Volker Kahrs essentiell. „The Moonblood Suite“ von Taras Bulba, das in vier Parts unterteilt ist, bietet eine Ouvertüre (mit klassischen Geigenklängen), analogen Orgelklängen und klasse Schlagzeuggrooves mit der Gesangsstimme von Lea Saby, die einen französischen Text singt, einen ruhigen, von Klaviersounds bestimmten Zwischenteil sowie einen melodischen Part mit Toms Gesang. Dieser letzte Part bekommt durch entsprechende Sounds einen eher orientalischen Touch.

„Sun Sketches“ ist ein sehr melodischer Song, der auch ein wenig an die Stücke der Electric Family erinnert. Markant hier natürlich Toms Gesangsstimme. Psychedelisch und krautig wird es dann vor allem in den Instrumentalpassagen.

Von The Electric Family stammen gleich zwei Stücke. Kernstück des Albums „Ternder“ war seinerzeit das dreigeteilte „Betancuria“, dessen einzelne Songs zwölfeinhalb Minuten besten Progrock darstellen. Ein tolles Konglomerat das The Electric Family da zusammengestellt haben. Sängerin Evelyn Gramel setzt in „Part One: The Conquest“ einen wirkungsvollen Gegenpol zu Tom Redecker’s markanter Stimme. In „Part Two: Morro De La Cruz“ vermischen die Musiker tribalartige, hypnotische, fast schon ekstatische Rhythmen mit herrlichen Keyboardsounds und einer Erzählstimme. Ein Track, der einem die Sinne vernebelt. In „Part Three: Loveflow“ kehrt die Band stilistisch wieder zu „Part One“ zurück.

Das weitere Stück von The Electric Family stammt vom 2017’er Album „Terra Circus“. „The Dreamboat“ bildet den Abschluss des damaligen Albums. In dieser fast achtminütigen Improvisation tobten sich alle Musiker förmlich noch mal so richtig aus. Ein absolut treibendes Stück.

Mit der Longversion von „Rock The Widow“, die den Part „The Glass Indian“ beinhaltet, endet dann diese zehnte Ausgabe. Das Stück aus 1989 hat schon leicht poppige Züge und besitzt in dieser Longversion einen hypnotischen Charakter.

Tom hat sich mit „Chapters & Suites“ ein kleines Geschenk gemacht, da er einige Longtracks und Stücke, die in mehrere Parts unterteilt sind auf der zehnten Ausgabe seiner „Electric Kindergarten“-Reihe zusammengestellt hat. Für Fans die diese Stücke bisher nicht kannten ist das ein gelungener Einstieg in den Musikkosmos und die unterschiedlichen Projekte von Tom Redecker.

Stephan Schelle, April 2025

   

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