Verstärker - V
Finaltune Records (2024)

(5 Stücke, 37:55 Minuten Spielzeit)

Die aus München stammende Band Verstärker (nicht zu verwechseln mit einer gleichnamigen amerikanischen Band) veröffentlicht am 11.10.2024 ihr fünftes Album, das bezeichnenderweise den Titel „V“ trägt. Die Band, die schon mehr als 20 Jahre besteht, setzt sich anno 2024 aus Bassist Alexander Gilli, Gitarrist Roberto Cruccolini und Schlagzeuger Wolfgang Walter zusammen. Das Album erscheint auf Vinyl sowie digital. Mir lag zur Besprechung eine PromoCD vor.


„V“ ist Post-Rock: massiv euphorische, zu unendlichen Sphären aufgetürmte Klangwände mit einem intensiven, facettenreichen Instrumentalfluss. Hier treffen die Intensität von Mogwai und die Verspieltheit von Motorpsycho auf die Hymnen von Russian Circles und die musikalische Verspieltheit von Maserati. So beschreibt es der Pressetext.

Im Vergleich zum vorhergehenden Album „Themes & Variations“ aus dem Jahr 2020, das wahre instrumentale Monolithen zwischen Post- und Krautrock bot, sind die neuen Songs kompaktere und eingängigere, aber immer noch instrumentale Post-Rock-Skulpturen, die überschwängliche, lang anhaltende Glücksgefühle auslösen: Dynamik und Melancholie, mal energiegeladen und euphorisch, dann wieder weite Flächen und üppige Klangskulpturen.

Fünf Stücke finden sich auf dem Album, das mit „Gadd“ beginnt. Rockig geht es los mit schönen Harmonien auf der Gitarre, die vom Schlagwerk unterfüttert werden. Dazu ein fetter Basssound, der die Töne lang hält, was ein gewisses dröhnendes Klangbild ergibt. Dann wird eine massive Wand aus Gitarren hochgezogen, die aber immer noch melodisch/harmonisch bleibt. Das ist gut gemachter Postrock.

Das zweite Stück nennt sich „Fliegender Fluss“. Hier startet das Trio mit einer angenehmen Gitarren-Harmonie. Nach gut 40 Sekunden setzen dann Bass und Schlagzeug ein während die Gitarre zwischen Harmonien (wirkt leicht krautig – wie Neu! oder Michael Rothers Stil) und rhythmischen Motiven wechselt. Es entwickelt sich eine hypnotische Stimmung. Ein sehr schöner Track, der im Verlauf an Dynamik gewinnt.

„Echoes in Motion“ startet mit einem pulsierenden Gitarrenmotiv, das sich langsam aus dem Off nach vorne schiebt. Nach 45 Sekunden fetzen aber Bass und Schlagzeug los um das Stück weiter voranzuschieben. Das ist jetzt Postrock, der Elemente des Krautrocks beinhaltet. Ein treibendes, mitreißendes Stück.

„Elephants“ ist das erste Stück der zweiten LP-Seite. Das beginnt mit einem atmosphärischen Schlagzeugintro. Nach einer halben Minute gesellen sich auch die beiden anderen Musiker hinzu und führen das Stück wieder in Richtung melodischem Postrock. Das Stück wechselt zwischen ruhigen und druckvollen Passagen. Hier hat vor allem Schlagzeuger Wolfgang Walter einige Male die Möglichkeit sich zu entfalten.

Das Album endet dann mit dem Stück „Hazarai“. Sehr schöne Gitarrenmotive, die sanft in das Stück geleiten, bestimmen in den ersten Minuten das Bild. Nach mehr als drei Minuten kommt ein wenig Dynamik auf, die aber zunächst noch zurückhaltend ist. Langsam aber stetig steigert sich das Stück, das stoisch voranschreitet.

Das fünfte Album der Münchner Band Verstärker bietet atmosphärischen bis druckvollen Postrock, der mit Krautrock vermischt wird. Das ist eine sehr gelungene Kombination.

Stephan Schelle, Oktober 2024

   

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